Lebensdaten
1876 – 1954
Geburtsort
Bukarest
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Bühnenbildner ; Kostümbildner ; Revueausstatter ; Maler ; Graphiker ; Karikaturist ; Autor
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118753614 | OGND | VIAF: 15565110
Namensvarianten
  • Stern, Ernst Julian
  • Stern, Ernest Julian
  • Stern, Ernst Erich
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Zitierweise

Stern, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753614.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leopold (1843–79), aus B., Dr. phil., Diss. „Einige Betrachtungen über d. Bevölkerung Rumäniens“, Univ. Leipzig 1873, Publ., Verl., Wegbereiter f. d. Emanzipation d. Juden Rumäniens, S d. Gedalia, aus B., Juwelier;
    M Bella († 1879), aus B., T d. Leon Lempart († 1913), aus Odessa, Hutmacher, Hoflieferant in B.;
    Ov Adolph(e) (1849–1931), aus B., Dr. iur., Anwalt, Publ., Abg. im rumän. Parl., Ehrenpräs. d. jüd. Gemeinden in B.;
    London-Marylebone 1905 Helene Gesine (1878–1958, ev.), aus Hamburg, Kunstweberin u. -lehrerin, emigrierte 1934 über Frankr. u. d. USA n. Großbritannien, T d. Georg Gleistein (1846–89), aus Vegesack, Kaufm. in Hamburg, u. d. Johanna Ulrichs;
    1 T Babette Johanna Gesine (1920–69, 1] Peter Brownell Cornwallis, 1921–45 ⚔, Lt. d. brit. Luftwaffe, 2] Gerard Walter Sturgis Hopkins, 1892–1961, Übers., Schriftst., Kritiker, 1920–57 f. Oxford Univ. Press tätig, 1951 Rr. d. franz. Ehrenlegion, brit. Military Cross, N d. Gerard Manley Hopkins, 1844–89, Lyriker, s. Oxford DNB), Kostüm- u. Maskenbildnerin, Inh. e. Theaterfa.; Schwägerin Elisabeth Gleistein-Goetz (1881–1947, Wolfgang Goetz, 1885–1955, Schriftst., Kritiker, Biogr., s. NDB VI; L) ,Bildhauerin, Malerin (s. ThB; Vollmer).

  • Biographie

    S., der in der Obhut seines Großvaters mütterlicherseits aufwuchs, besuchte in Bukarest die Ev. Schulanstalt und das Institut Français mit Französisch- und Deutschunterricht. Eine 1893 begonnene Ausbildung an der Wiener Handelsakademie brach er ab, um seit Okt. 1895 an der Münchner Kunstakademie bei dem Genre- und Monumentalmaler Nikolaus Gysis und seit 1897 bei Franz v. Stuck zu studieren. 1899 lieferte er erste Illustrationen und Karikaturen für „Die Jugend“, „Ulk“, „Auster“, später für den „Simplicissimus“. 1902–04 Mitglied beim Kabarett „Die Elf Scharfrichter“, trat S. unter dem Namen „Henkersknecht Tobias Loch, der Schnellzeichner“ als „Musikzeichner“ auf. Zudem arbeitete er als Maler und Privatlehrer und entwarf für Kostümverleihe und die Münchner Künstlerfeste. Nach einem lukrativen Angebot der „Lustigen Blätter“ übersiedelte er 1905 nach Berlin, wo er noch im selben Jahr mit Entwürfen für „Orpheus in der Unterwelt“ erfolgreich bei Max Reinhardt vorsprechen konnte. Erstaunlich rasch in Reinhardts Regiewerk eingebunden, firmierte S. bereits 1906 als Direktor des Ausstattungswesens der Reinhardt-Bühnen. Seine markanten Bühnenbild- und Kostümentwürfe atmen Geist und Stil der jeweiligen Stücke; gleichzeitig stellen sie das Charakteristische einer Epoche, eines Genres oder einer Figur signifikant, gern auch grotesk überzeichnet, heraus. Basis seines Erfolges war die umfassende Kenntnis historischer Vorlagen, kombiniert mit einem kunstfertigen Gespür für theatrale Effekte und Erfordernisse. Unter Einbeziehung neuester Techniken arbeitete S. dergestalt den Authentizitätsanspruch des Theaterhistorismus für die Bühnenästhetik des 20. Jh. aus. Virtuos war sein Umgang mit der Farbe, die auf die Atmosphäre der Handlung abgestimmt und nach psychologischen Kriterien eingesetzt wurde, um visuelle Beziehungen und Kontraste zwischen den Protagonisten oder dem modernen Reliefbühnenprinzip entsprechend zum Bühnenraum zu schaffen. Herausragende Beispiele seiner stilistischen Vielfalt und theaterpraktischen Raffinesse bilden die Stadionumgestaltung für ein Massenspektakel (Das Mirakel, 1911, London, Olympia Hall), die Abschaffung der keilförmigen Szenenaufbauten der Drehbühne (Penthesilea, 1911), orientalisierte Opulenz (Die grüne Flöte, 1916) sowie radikale Reduktion der Theatermittel (Dantons Tod, 1916/17). Internationales Ansehen als wegweisender Bühnenbildner erlangte S. mit „Sumurûn“ (1910), der Uraufführung der Oper „Ariadne auf Naxos“ (1912) und den Gastspielreisen des Reinhardt-Ensembles. Als Dozent an der Schauspielschule Max Reinhardts verfaßte er Berichte über dessen Arbeit und illustrierte Textausgaben der wichtigsten Erfolge des Deutschen Theaters, seit 1913 hatte er eine Professur für Kostümbild an der Kunstgewerbeschule Berlin inne. Als Reinhardt 1920 nach Österreich ging, nahm S. die dt. Staatsbürgerschaft an und war fortan freischaffend im In- und Ausland auch unter den Initialen „E. E. Stern“ tätig, v. a. für Revuen und das Boulevardtheater, sowie als künstlerischer Beirat und Graphiker. In Ausweitung der seit 1913 regelmäßigen Tätigkeit beim Film arbeitete er bis 1923 als Ausstattungschef bei Ernst Lubitsch (Die Bergkatze, 1919–22) und für andere expressionistische Filmemacher wie Friedrich Wilhelm Murnau (Satanas, 1920) und Paul Leni (Das Wachsfigurenkabinett, 1924). Bei Eric Charell, Reinhardt-Schüler ebenso wie Lubitsch und Murnau, zeichnete er seit 1924 für eine Reihe von Revuen und Operetten verantwortlich, darunter als größte Erfolge „Das Weiße Rössl“ (1930) und der erste große Musikfilm des dt. Tonfilms „Der Kongreß tanzt“ (1931). Ende 1933 kehrte S. nach einem Gastspiel in Paris nicht nach Berlin zurück. Nach halbjährigem Aufenthalt in Hollywood 1934 für den Charell-Film „Caravan“ emigrierte er Anfang 1935 über New York nach London. Hier hatte er 1936 einen wichtigen Erfolg mit der Revue „Follow the Sun“ von Sir Charles B. Cochran und den Kostümen für den Film „Pagliacci“, einen der ersten mit Farbsequenzen. Darüber hinaus stattete er Theateraufführungen des „Freien Deutschen Kulturbundes“ (24 Schwarze Schafe, 1939) aus. 1940 kurzfristig interniert, nahm S. später zeitweise Wohnsitz in Oxford und wurde nach 1945 brit. Staatsbürger. Mitte der 40er Jahre gestaltete er Shakespeare-Tourneen von Donald Wolfit; letzte Bühnenbilder entstanden 1952 für die Oper „Werther“ in der Sadler’s Wells Opera in London.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Münchner Sezession (1897), d. Münchner Dramat. Ges. (1903), d. Berliner Sezession (1906) u. d. Freien Sezession (1914);
    Civil List Pension d. engl. Kg. f. Verdienste um d. dramat. Kunst (1949).

  • Werke

    Max Reinhardt u. seine Bühne, Bilder v. d. Arb. d. Dt. Theaters, 1918/19 (Hg. mit H. Herald);
    Korr.:
    D. Walach, Man muss optimistisch sein, Briefe v. E. S. 1933–1938, J.gabe 2006 f. d. Freunde d. Theaterwiss., Inst. f. Theaterwiss. d. FU Berlin, 2006 (P);
    Autobiogr.:
    My life, my stage, 1951, dt. Auszüge u. d. T.: Bühnenbildner b. Max Reinhardt, 1955 (P), ²1983;
    Theaterentwürfe u. Gem.
    u. a. in: Fine Arts Mus., San Francisco;
    Los Angeles County Mus. of Art;
    Muzeum Sztuki, Łódź;
    Dt. Theatermus. München;
    The Raymond Mander & Joe Mitchenson Theatre Collection, Greenwich b. London;
    Kunstslg. d. Ak. d. Künste, Berlin: Lipperheidische Slg. d. Kunstbibl. Berlin: The Havard Theatre Collection (USA);
    The Theatre Collection of the Univ. of Hull (Großbritannien);
    Theaterwiss. Slg. (TWS) d. Univ. Köln, Schloß Wahn;
    Qu
    u. a. StA Ludwigsburg;
    StadtA München;
    Lit.archiv Monacensia, München;
    Nachlaß:
    Victoria and Albert Mus., London, Ernst Stern Collection.

  • Literatur

    G. E. Pazaurek, Unser Bühnenbild u. E. S., in: Die Kunstwelt 3, 1913, H. 2, S. 49–58;
    W. Goetz, in: Graphik d. Gegenwart, 1920, ²1928;
    H. Ihering,|Regisseure u. Bühnenbildner, 1921, S. 77–80;
    F. Rapp, E. S., der Bühnenbildner, in: Revue Walzertraum, Progr.h. d. Dt. Theaters München, 1930;
    C. Niessen, Max Reinhardt u. seine Bühnenbildner, Ausst.kat. Köln, 1958 (P);
    L. Georgi, Der Bühnenbildner E. S., Diss. Berlin 1971 (W-Verz., Filmo- u. Bibliogr., P);
    L. Hollweck, Altmünchner Leben, E. S., ein Schwabinger aus Bukarest, in: München-Mosaik, Jg. 1, H. 4, 1975, S. 18–21;
    ders., Karikaturen, 1980;
    Y. Gleibs, Juden im kulturellen u. wiss. Leben Münchens in d. zweiten Hälfte d. 19. Jh., 1981;
    W. Jansen, Glanzrevuen d. Zwanziger Jahre, 1987;
    K. Böser u. R. Vatková (Hg.), Max Reinhardt in Berlin, 1984;
    N. Eckert, Das Bühnenbild im 20. Jh., 1998;
    S. Pross, In London treffen wir uns wieder, 2000;
    ThB;
    Vollmer;
    Dt. Bühnenjb. 63, 1955;
    Enc. Jud. 1971, Suppl.;
    H. Rischbieter (Hg.), Theater-Lex., 1983;
    BHdE II;
    K. Flemig (Hg.), Karikaturisten-Lex., 1993;
    C. B. Sucher (Hg.), Theater-Lex., 1995;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L)

  • Porträts

    | Serie v. Porträtfotogrr. v. H. Coster, 1935 (London, Nat. Portrait Gallery);
    Selbstporträt, Ölgem., um 1950 (Schloß Wahn, TWS d. Univ. Köln).

  • Autor/in

    Martin Laiblin
  • Zitierweise

    Laiblin, Martin, "Stern, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 267-269 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753614.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA