Lebensdaten
1888 – 1949
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Philosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118753150 | OGND | VIAF: 807917
Namensvarianten
  • Steinbüchel, Theodor Martin Wilhelm
  • Steinbüchel, Theodor
  • Steinbüchel, Theodor Martin Wilhelm
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Zitierweise

Steinbüchel, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753150.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin Wilhelm († 1933), Kaufm. in K.;
    M Elisabeth Kierspel ( 1941);
    4 Geschw u. a. Anton, Verw. v. S.s Nachlaß, Helene Stollenwerk-S., Haushälterin v. S. in München u. T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Köln 1908 studierte S. bis 1912 Philosophie, kath. Theologie und Nationalökonomie in Bonn und Straßburg. Hier wurde er 1911 mit seiner Dissertation „Der Zweckgedanke in der Philosophie des Thomas von Aquino“ (1912) bei dem Mediävisten Clemens Baeumker (1853–1924) zum Dr. phil. promoviert. Im Anschluß an seine Priesterweihe in Köln 1913 wirkte S. bis 1920 als Kaplan in Düsseldorf und Oberkassel, wo er mit der prekären Lage der Industriearbeiterschaft in Berührung kam. In dieser Zeit studierte er die Schriften Wilhelm Hohoffs (1848–1923), der als erster kath. Theologe den Dialog mit Marx und dem Sozialismus aufgenommen hatte und darin zu S.s Lehrer wurde. Wissenschaftliche Frucht dieser Jahre war S.s theol. Dissertation „Der Sozialismus als sittliche Idee“ (1921), die der Bonner Moraltheologe Fritz Tillmann (1874–1953) betreute (Dr. theol. 1920). Unter dessen Leitung verfaßte S. auch seine (verschollene) theol. Habilitationsschrift „Die Wirtschaft in ihrem Verhältnis zum sittlichen Werte“ (1922). 1922–26 Tillmanns Assistent, blieb S. zunächst als Privatdozent für Moral und christliche Gesellschaftslehre an der Univ. Bonn. Parallel dazu nahm er 1924–26 an der Univ. Frankfurt/M. einen Lehrauftrag für Kath. Weltanschauung wahr.

    Seinen ersten Ruf erhielt S. 1926 auf eine ao. Professur für Philosophie in Gießen, wo er sich v. a. mit Hegel und – als einer der ersten – intensiv mit den Marxschen Frühschriften beschäftigte. 1935 verließ er unter dem Druck des NS-Regimes die phil. Disziplin und wechselte an die Münchner Kath.Theol. Fakultät, an der er bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1939 Moraltheologie lehrte. 1941 übernahm S. die Lehrstuhlvertretung für dieses Fach in Tübingen. Erst nach Kriegsende wurde er zum Ordinarius ernannt und nahm in Vorträgen, Lehrveranstaltungen und Veröffentlichungen seine Marx- und Sozialismus-Rezeption wieder auf (Rektor 1946–48).

    In der Auseinandersetzung mit den Werken von Thomas von Aquin, Kant und v. a. Marx gewann S. grundlegende Einsichten für seine am Reich Gottes orientierte und von tiefer Ehrfurcht vor dem Menschen und der Schöpfung geprägte Moraltheologie und Sozialethik. Mit den kath. Sozialisten Hohoff, Ernst Michel, Walter Dirks und Heinrich Mertens und wie die Religiösen Sozialisten auf ev. Seite engagierte sich S. zeitlebens für einen Brückenschlag zwischen Christentum und Sozialismus. Stets plädierte er für einen Katholizismus in weltumspannender und weltgeöffneter Weite, den er aus der bloßen Abwehrstellung gegen Reformation und Kulturkampf, aus der Selbstisolierung in einem dem kath. Denken widersprechenden „Ghetto“ hin zu einer Mitarbeit an den drängenden Fragen der Zeit führen wollte. S. trug nicht nur wesentlich zur Erneuerung der kath. Moraltheologie bei, sondern bereitete auch die im 2. Vatikan. Konzil vollzogene Öffnung der Kirche zur Welt mit vor. Darüber hinaus kann er als ein Vorläufer der neuen Politischen Theologie wie der Theologie der Befreiung betrachtet werden. Zu seinen Schülern zählen u. a. Walter Dirks (1901–91), Bernhard Häring (1912–98), Alfons Auer (1915–2005) und Marcel Reding (1915–93).

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Straßburger Kath. Dt. Studentenvereinigung Badenia (1910–38), d. Kath. Lehrerver. Hessen (1926–33), d. Dt. Republikan. Lehrerbunds (1926–33), d. Hochschullehrer-Verbands (1950?).

  • Werke

    Weitere WImmanuel Kant, 2 Bde., 1931;
    Das Grundproblem d. Hegelschen Philos., Bd. 1, 1933;
    Christl. MA, 1935;
    Der Umbruch d. Denkens, Die Frage nach d. christl. Existenz erl. an Ferdinand Ebners Menschdeutung, 1936;
    Die phil. Grundlegung d. kath. Sittenlehre, 2 Halbbde., 1938;
    Friedrich Nietzsche, 1946;
    Europa als Verbundenheit im Geist, 1946;
    F. M. Dostojewski, Sein Bild vom Menschen u. vom Christen, 1947;
    Ehrfurcht, 1947;
    Existenzialismus u. christl. Ethos, 1948;
    Vom Sinn d. Caritas, 1948;
    Christl. Lebenshaltungen in d. Krisis d. Zeit u. d. Menschen, 1949;
    Mensch u. Wirklichkeit in Philos. u. Dichtung d. 20. Jh., 1949;
    Annette v. Droste-Hülshoff nach hundert J., 1950;
    Sozialismus, 1950;
    Die Abstammung des Menschen, Theorie u. Theol., 1951;
    Gr. Gestalten d. Abendlandes, Bild u. Beispiel christl. Verwirklichung, 1951;
    Rel. u. Moral im Lichte personaler christl. Existenz, 1951;
    Vom Menschenbild d. christl. MA, 1951;
    Zerfall d. christl. Ethos im XIX. Jh., 1951;
    Mensch u. Gott in Frömmigkeit u. Ethos d. dt. Mystik, 1952;
    Europa als Idee u. geistige Verwirklichung, Das Schicksal d. Abendlandes, o. J. [1953];
    Nachlaß:
    Univ. Tübingen, Lehrstuhl f. Theol. Ethik/Moraltheol.

  • Literatur

    P. Weindel u. R. Hofmann (Hg.), Der Mensch vor Gott, FS T. S., 1948 (P);
    T. S. z. Gedächtnis, Akad. Trauerfeier v. 15. Febr. 1949 im Festsaal d. Univ. Tübingen, 1949 (P);
    W. Dirks, Der Sozialismus als sittl. Idee (T. S.), in: Die Mitarb. 5, 1956/57, Nr. 3, S. 17–20;
    M. Alcalá, La ética de situación y T. S., 1963;
    B. Langemeyer, Der dialog. Personalismus in d. ev. u. kath. Theol. d. Gegenwart, 1963;
    Th. Balle, Dialog. Existenz, Gestalt u. Ethos d. christl. Humanitas in d. Phil. T. S.s, 1967;
    G. W. Hunold, Ethik im Bannkreis d. Sozialontol., Eine theol.-moralanthropol. Kritik d. Personalismus, 1974;
    H. Meinhardt, in: H.-G. Gundel u. a. (Hg.), Gießener Gelehrte in d. ersten Hälfte d. 20. Jh., II, 1982, S. 930–38;
    A. Bonandi, Sistema ed esistenza, Il pensiero morale di T. S., 1987;
    R. Scheuchenegger, in: E. Coreth u. a. (Hg.), Christl. Phil. im kath. Denken d. 19. u. 20. Jh., II, 1988, S. 643–49;
    „Sozialismus als sittliche Idee“, Feier z. 100. Geb.tag u. 40. Todestag v. T. S., Dok. d. Akad. Feier in d. Vortragsreihe Sozial- u. Linkskatholizismus in Frankfurt, eine notwendige Erinnerung, veranstaltet v. Kath. Bildungswerk u. d. Fachbereich Kath. Theol. d. Univ. Frankfurt/M., 1989;
    B. Haunhorst, „Der Sozialismus als sittliche Idee“, T. S.s Btr. zu e. christl. Sozialethik, in: H. Ludwig u. W. Schroeder (Hg.), Sozial- u. Linkskatholizismus, 1990, S. 75–100;
    A. Lienkamp, T. S.s Sozialismusrezeption, Eine christl.sozialeth. Relecture, 2000 (W, L);
    ders., in: S. Cüppers (Hg.), Kölner Theologen, 2004, S. 388–411 (L, P);
    N. M. Borengässer u. L. Stamer, in: Unitas Hdb. V, hg. v. W. Burr, 2005, S. 209–20;
    Lex. Päd.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Theologenlex.;
    LThK2–3;
    RGG⁴;
    BBKL 15.

  • Porträts

    S. als Rektor, Ölgem. (Univ. Tübingen, Lehrstuhl f. Theol. Ethik/Moraltheol.), Abb. in: M. Reding, in: Theol. Quartalschr. 150, 1970, S. 148–51.

  • Autor/in

    Andreas Lienkamp
  • Zitierweise

    Lienkamp, Andreas, "Steinbüchel, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 170-171 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753150.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA