Lebensdaten
1658 – 1733
Geburtsort
Haus Niederplaick, Dürrnberg bei Hallein (Salzburg)
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
evangelischer Erbauungsschriftsteller ; Bergmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118748416 | OGND | VIAF: 57410122
Namensvarianten
  • Scheitberger, Joseph
  • Schaidberger, Joseph
  • Scheidberger, Joseph
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Zitierweise

Schaitberger, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748416.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (Hans), Bergmann;
    M Magdalena Thanner, aus Berchtesgaden;
    Geschw u. a. Hans (um 1648–1713), Bergmeister in Ollon (Kt. Waadt), seit etwa 1683 Schulmeister in D.;
    - 1) 1684 Magdalena Khämbl ( 1687), aus Au b. Berchtesgaden, 2) Nürnberg 1692 Catharina Brochenberger ( 1698), aus Berchtesgaden;
    2 T aus 1), 1 S aus 2) Philipp (1692–1759), Kaminkehrer in Ansbach u. Bayreuth.

  • Biographie

    Unter anderem von seinem Bruder Hans, dem Schulmeister auf dem Dürrnberg, im Lesen und Schreiben unterrichtet, war S. hier zeitweise als Winkelschulmeister, v. a. aber im Salzbergbau tätig. Seine religiöse Bildung läßt sich nur schwer rekonstruieren. Als einer der Führer der zweiten Konfessionalisierungswelle unter den Bergleuten in Berchtesgaden wurde er 1686 bei ersten Maßnahmen der Salzburger Regierung gegen die „Ketzer“ inhaftiert, widerstand aber Katholisierungsbemühungen. Nachdem ihm durch Aberkennung von Rechten zur Arbeit die Existenzgrundlage entzogen worden war, verkaufte S. 1685 sein 1679 geerbtes Haus (1937 abgerissen) und übersiedelte mit seiner Frau nach Nürnberg; seine beiden Töchter wurden ihm weggenommen. Nach einigen Jahren, in denen er seinen Lebensunterhalt anscheinend durch Hilfsarbeiten bestritt, fand er (wohl 1687) Arbeit im Drahtzug (Spiel- u. Posamentierwarenherstellung). 1722 wurde er in das Mendelsche Zwölfbrüderhaus aufgenommen.

    Anscheinend als erste Schrift verfaßte S. einen Rechenschaftsbericht über seine Haft und die Gründe seiner Abwanderung. Der daraus (seit 1691) hervorgegangene „Sendbrief“, stellt eine Mischung aus persönlichem Bekenntnis und Rechenschaft, antikath. Polemik und Kontroverstheologie, einfühlsamen Darlegungen des ev. Glaubens, Liedern (u. a. I bin ein armer Exulant) und Elementen für die Andacht dar. Wegen dieser Verbindung von Information (durch d. Verwendung v. Gesprächsformen), persönlicher Beteiligung (Bekenntnisse u. Lebenszeugnisse; „Glaubensprobe“) und wie aus dem Leben genommenen Ausdrucksformen der Frömmigkeit sowie wegen der schlichten und einprägsamen Sprache und der Nähe zu den aktuellen Sinn- und Glaubensfragen der heimlich Evangelischen wurde der Sendbrief zum Hausbuch, das weit über den Salzburger Raum und das 16. Jh. hinaus Verwendung fand. Ein Versuch der Salzburger Regierung, es durch den Benediktiner Maurus Liechtenheim ( 1709) widerlegen zu lassen, mißlang 1695. S.s religiöse Haltung gründet im orthodoxen Luthertum, mit dem sich durch Nürnberger Prediger vermittelte pietistische Elemente verbanden.

    Nachdem S. 1705 noch einmal seine Heimat besucht hatte, wurde es still um ihn; sein zweites Buch erreichte – weder inhaltlich, noch in der Rezeption – die Bedeutung des „Sendbriefes“. Lediglich kurz vor seinem Tod wurde ihm angesichts der Massenausweisung Salzburger Evangelischer noch einmal öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Er konnte aber selbst an dieser Bewegung, die er zu einem beträchtlichen Teil durch seine Schriften vorbereitet hatte, keinen aktiven Anteil mehr nehmen.

  • Werke

    Neu vermehrter ev. Sendbrief, in welchem vier u. zwanzig nützl. Büchlein enthalten sind, Geschrieben an d. Landsleute in Salzburg (in d. 1. Aufl. „Im Defreggental“)… aus Hl. göttl. Schr. zus.getragen… v. e. Bekenner d. Wahrheit, l. Aufl. vermutl. Nürnberg 1691, Nachdrr. seit 1732 (P), Jubelausg. 1889, Nachdr. 1904 (Biogr.);
    Gottliebs tägl. Andachten, das ist gläubiger Christen geistl. Haus- u. Gebetbuch, vermutl. Nürnberg, etwa 1710 (zahlr. Aufll.).

  • Literatur

    ADB 30;
    H. Clauß. J. S. u. sein Sendbrief, in: Btrr. z. bayr. KGesch. 15, 1909, S. 105 ff., 153 ff.;
    F. Zaisberger (Red.), Ref., Emigration, Protestanten in Salzburg, Kat. d. 2. Landesausst. auf Schloß Goldegg, 1982;
    H. Langer, J. S., Ein ev. Glaubenskämpfer d. 17. Jh., 1985;
    P. F. Barton, Die Ev. Kirche im Lande u. Erzstift Salzburg, in: H. Dopsch u. H. Spatzenegger (Hg.), Gesch. Salzburgs, Stadt u. Land, II/3, S. 1521 ff., II/5, S. 3371 ff., 1991;
    W. W. Schnabel, Österr. Exulanten in oberdt. Reichsstädten, 1992;
    G. Reingrabner, J. S.s rel. Position, in: Mitt. d. Ges. f. Salzburg. Landeskunde 138, 1998, S. 343 ff.;
    ders., J. S., Bergmann u. Exul Christi, 2000 (P);
    ders., in: BBKL 16;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Berühmte Nürnberger (P);
    Stadtlex. Nürnberg (P).

  • Porträts

    S. als Pfründner im Mendel’schen Hausbuch, Öl auf Papier (Nürnberg, Stadtbibl.);
    Schabkunstbl. v. G. Bodenehr nach J. D. Preisler, 1732 (gedr. u. a. in d. Ausgg. d. „Sendbriefes“, s. W), Abb. in: Berühmte Nürnberger u. Stadtlex. Nürnberg (s. L);
    Kupf. (Flugblatt) v. M. Engelbrecht nach P. Decker, 1732 (Salzburg, Mus. Carolino Augusteum), Abb. in: A. Marsch, Die Salzburger Emigration in Bildern, 1979.

  • Autor/in

    Gustav Reingrabner
  • Zitierweise

    Reingrabner, Gustav, "Schaitberger, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 547 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748416.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schaitberger: Joseph S. (oder Scheitberger), Salzburger Exulant und evangelischer Erbauungsschriftsteller, geboren am 19. März 1658 zu Dürnberg bei Hallein im Salzkammergut, am 2. October 1733 zu Nürnberg. — Seine Eltern waren der Bauer und Bergmann Johann S. und Magdalena geb. Danner aus Berchtesgaden, beide der evangelischen Religion zugethan, die schon im sechzehnten Jahrhundert im Salzburgischen Eingang gefunden und unter den Bergbewohnern fortwährend viele heimliche Freunde hatte. Von seinem Bruder, der Schulmeister in Nürnberg war, im Lesen und Schreiben unterrichtet, widmete er sich dem Beruf eines Bergmanns, verheirathete sich im 25. Lebensjahre mit Margarethe geb. Kämmel aus Berchtesgaden, beschäftigte sich aber neben seiner Berussarbeit fortwährend eifrig mit Lesen der hl. Schrift, der lutherischen Hauspostille und anderer evangelischen Erbauungsschriften. Als 1686 unter dem Erzbischof Maximilian Gandolf im Tefferecker Thal eine Religionsverfolgung gegen die dortigen heimlichen Protestanten ausbrach, wurde auch S. mit anderen seiner Glaubensgenossen verhaftet, in Ketten nach Hallein gebracht, von da an das Hofgericht in Salzburg ausgeliefert und in 50tägiger harter Gefangenschaft gehalten, während welcher Zeit zwei Kapuziner vergebliche Versuche machten, ihn zur römischen Kirche zurückzuführen. Darauf wurde er wieder entlassen mit der Auflage, sein Glaubensbekenntniß schriftlich abzufassen und dem Erzbischof von Salzburg vorzulegen. Er bekannte sich offen und frei zur Lehre Luther's und zur Augsburgischen Confession und richtete an den Erzbischof die Bitte, man möchte ihn und seine Glaubensgenossen bei ihrem Gottesdienst ungestört belassen und ihnen ihre geraubten Kinder zurückgeben. Statt dessen wurde er seiner Bergarbeit entlassen, seiner Güter beraubt, zu vierzehntägiger Strafarbeit bei Wasser und Brod verurtheilt und zuletzt, weil er seinen evangelischen Glauben nicht abschwören wollte, mit anderen evangelischen Teffereckern, über 1000 an der Zahl, mit Zurückbehaltung ihrer Güter und Kinder aus dem Lande gejagt. Er fand eine Zufluchtsstätte in Nürnberg, wo er freundlich aufgenommen wurde und bis an sein Lebensende verblieb, als Tagelöhner. Holzarbeiter und Dratzieher seinen Unterhalt sich verdienend. Nach dem Tode seiner ersten Frau ( 1687) trat er in eine zweite Ehe mit Katharina Prachenberger ans Berchtesgaden, die ihm vier Söhne gebar, aber schon 1698 starb. Zweimal wagte er es, heimlich und mit Lebensgefahr wieder in seine Heimath zurückzukehren, theils um seine dort zurückgebliebenen Glaubensgenossen im Glauben und Geduld zu stärken, theils um seine Kinder heraus zu holen. Nur eine seiner Töchter reiste dem Vater nach, in der Absicht, ihn für die römische Kirche zu gewinnen. Aber das Gegentheil geschah: sie überzeugte sich von der Wahrheit des evangelischen Glaubens und entschloß sich, bei ihrem Vater zu bleiben, wo sie kümmerlich mit Stricken sich nährte. S. selbst wurde zuletzt, als er alt und arbeitsunfähig geworden, vom Nürnberger Rath in das sogenannte „Mäntel’sche Stift der zwölf Brüder“, eine sonst nur für Nürnberger Bürger bestimmte Versorgungsanstalt, aufgenommen, erhielt auch Geldunterstützungen von auswärtigen Freunden, die ihn wegen seiner einfältigen Frömmigkeit und seines standhaften Bekenntnisses der evangelischen Wahrheit hoch schätzten; so von dem Augsburger Prediger und Senior Samuel Urlsperger, sowie dem Memminger Prediger J. G. Schelhorn, der im December 1732 eine milde Beisteuer für ihn sammelte und ihn damit kurz vor seinem seligen Ende erquickte. Noch kurz vor seinem Tode begrüßte er in Nürnberg die neuen Salzburger Emigranten, die 1731 durch Erzbischof Firmian aus ihrer Heimath vertrieben, wiederum in Deutschland eine Zufluchtsstätte suchten.

    Bald nach seiner Ankunft in Nürnberg hatte S., auf Veranlassung eines dortigen Predigers Ungelenk, angefangen, eine Reihe von evangelischen Tractaten zu schreiben, theils zu seiner eigenen Erbauung, theils zur Belehrung und Stärkung seiner in der Salzburgischen Heimath zurückgebliebenen Glaubensgenossen. Er ließ sie zuerst einzeln als Flugschriften drucken (Schwabach 1688 ff.) und suchte sie in vielen tausend Exemplaren besonders unter seinen Landsleuten zu verbreiten. Zuletzt gab er sie (1710 zu Schwabach und Nürnberg) in einer Gesammtausgabe heraus unter dem Titel: „Neuvermehrter evangelischer Sendbrief, darinnen 24 nützliche Bücher enthalten, geschrieben an die Landsleute in Salzburg und andere gute Freunde, darin dieselben zu christlicher Beständigkeit in der evangelischen Glaubenslehre Augsburgischer Confession in ihrem Gewissen aufgemuntert werden“. Dieser „Sendbrief“ wurde neben Luther's und Spangenberg's Postillen und Arnd's wahrem Christenthum das liebste Erbauungsbuch der evangelischen Salzburger wie der im J. 1837 aus ihrer tirolischen Heimath ausgewanderten Zillerthaler, und ist später z. B. Nürnberg 1732 u. ö., und bis in die neueste Zeit wiederholt gedruckt und als Erbauungsbuch auch in weiteren Kreisen verbreitet worden: noch 1889 erschien davon eine sog. Jubelausgabe mit einem kurzen Lebenslauf und Bildniß des Verfassers (Reutlingen, Baur, 608 S. 8). Es stehen darin: 1) Schaitberger's Sendbrief an seine hinterlassenen Landsleute mit dem früher von ihm verfaßten Glaubensbekenntniß, 2) ein Bericht von der Salzburger Reformation, 3) Religionsgespräch, 4) Tractat vom Jüngling und alten Mann, 5) Christenspiegel. 6) güldene Nährkunst der Kinder Gottes, 7) Todesgedanken, 8) Sterbekunst, 9) Sterbetrost, 10) Bußschallende Gerichtsposaune, 11) Schreiben an seine Kinder im Salzburgischen, 12) an seine Brüder, 13) evangelische Christenpflicht, 14) Gespräch vom wahren und falschen Christenthum, 15) Tractat von der Vollkommenheit, 16) Trostschrift für geängstete und angefochtene Seelen, 17) Bericht von der Religion, 18) Religionsfragen, 19) Reisegespräch, 20) Tractat von der Kindertaufe, 21) von englischen Erscheinungen, 22) Bußwerke, 23) Antwort auf den Brief eines Nikodemiten, 24) von der Gewißheit des Glaubens und wahren Erkenntniß Christi. Auch einige geistliche Lieder wurden von ihm verfaßt, von denen zwei in den Anhang des Coburgischen Gesangbuchs aufgenommen sind (1717): „Du Spiegel aller Tugend" und „Jesu meine Lieb' und Leben“. Das bekannteste seiner Lieder aber ist sein Salzburgisches Exulantenlied, welches die ganze Noth, aber auch den evangelischen Trost jener Glaubenszeugen in einfachen, ergreifenden Worten wiederspiegelt. Anfang und Schluß dieses „Salzburgischen Exulantenliedes“ lauten im ursprünglichen Text (nach einem Drucke von 1732) wie folgt: „J bin ein armer Exulant, A so thu i mi schreiba. Ma thuat mi aus dem Paterland Um Gottes Wort vertreiba. — Das waß i wol, Herr Jesu Christ. Es is Dir a so ganga. Itzt will i Dein Nachfolger sein. Herr. Machs nach dei'm Verlanga. — — Mein Gott, führ mich in ana Stadt, Wo i dein Wort|kann hoba: Darin will i Di früh und spat In meinem Herzet loba. Sol i in diesem Jammerthal Noch länger in Armuth leba: So hoff i do, Gott wird mir dort Ein bessre Wohnung geba“.

    • Literatur

      Vgl. Samuel Urlsperger, Joseph Schaitberger, 1732. — J. G. Schelhorn, comm. de religionis evangelicae in provincia Salisburgensi ortu etc., Leipzig 1732. —
      Ders., Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie I, 494 ff. —
      Will, Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon III, 481 ff. —
      Hirsching-Ernesti, Handbuch X, 2, 227 ff. —
      Zedler, Universal-Lexicon XXXIV, 815 ff. —
      Wetzel, Histor. Lebensbeschreibung der Liederdichter III, 29 ff. —
      Erdmann. Artikel „Salzburger“ in der Real-Encyclopädie für Protest. Theologie und Kirche, XIII, 329 flg. (2. Aufl.), 1884. — Panse, Geschichte der Auswanderung der evangelischen Salzburger, Leipzig 1827.

  • Autor/in

    Wagenmann.
  • Zitierweise

    Wagenmann, Julius August, "Schaitberger, Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 30 (1890), S. 553-555 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748416.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA