Lebensdaten
1660 – 1726
Geburtsort
Stanz (Tirol)
Sterbeort
Sankt Polten (Niederösterreich)
Beruf/Funktion
Baumeister ; Architekt ; Stukkator
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118741721 | OGND | VIAF: 5726237
Namensvarianten
  • Prandtauer, Jacob
  • Prandauer, Jakob
  • Prandtauer, Jakob
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Prandtauer, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118741721.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Simon, Maurermeister;
    M Maria Lentsch;
    7 Schw;
    - 21.7.1692 Elisabeth Maria Rennberger, Kammerzofe d. Gfn. Gurland zu Thalheim (b. Schildberg);
    Schwieger-S Peter Widerin, Bildhauer in St. P.; Verwandter Joseph Mung(g)enast (1680–1741), Baumeister, vollendete die Bauten P.s nach dessen Tod (s. NDB 18).

  • Biographie

    Nach einer Maurerlehre bei Hans Georg Asam in Schnan (Tirol) 1677-80 und Wanderjahren, die er möglicherweise in Süddeutschland verbrachte, ließ sich P. 1689 in St. Pölten nieder. Dort wurde er zunächst fast immer als Bildhauer genannt, ganz im Sinne der Zeit, in der Architekten, u. a. etwa Johann Bernhard Fischer v. Erlach, oft ausgesprochene Doppelbegabungen waren. 1693 suchte P. um den Maurerlehrbrief in St. Pölten an, und war im selben Jahr zusammen mit dem ebenfalls aus Tirol stammenden Christian Alexander Oedtl ( 1737) an Bauarbeiten für das Augustiner-Chorherrenstift Dürnstein beteiligt. Nach ersten Aufträgen in der Umgebung St. Pöltens (Pfarrhaus Haitzendorf, 1694–1700) und in Wien (Palais Questenberg, um 1700) schloß er 1702 den Vertrag zum Neubau des Benediktinerstifts Melk mit Abt Berthold Dietmayr (1670–1739). P. – Architekt, Ingenieur, Baumeister und Bauleiter in einer Person – war bis zu seinem Tod in Melk beschäftigt. Neben seiner Entwurfstätigkeit empfahlen ihn handwerkliche Erfahrung und penible Bauaufsicht auch dem niederösterr. Prälatenstand, der ihn zusätzlich mit den Bauleitungen in den Stiften Garsten, St. Florian (beide seit 1708), Kremsmünster (seit 1710) und Herzogenburg (seit 1714) betraute. P. ist deshalb zurecht als der bedeutendste Klosterbaumeister des österr. Barocks anzusehen, zudem als Bauunternehmer größten Stils.

    Der oberital. Tradition des 17. Jh. verpflichtet, schöpft P.s Schaffen gleichermaßen aus dem monumental-plastischen Stil eines Fischer v. Erlach und der oft mehr dekorativ-illusionistischen Haltung eines Hildebrandt, überträgt sie aber auf ländliche Verhältnisse. Bemerkenswert einfache Motive charakterisieren P.s Baukunst: Die oft langen Fassaden werden durch die große Ordnung und eine Fensterordnung, die durch die Zusammenbindung der Fenster im Piano Nobile und im Mezzanin entsteht, prägnant gegliedert; plastisch akzentuiert und gefestigt werden sie durch nur schwach vortretende Risalit- oder Pavillonbauten, an denen P. sein Motivrepertoire steigert.

    Das eigentliche Thema P.s ist aber das Verhältnis des Bauwerks zu seiner landschaftlichen Umgebung, das in der Stiftsanlage von|Melk seine hervorragendste Ausprägung erfahren hat. Auf einem mäßig hohen Bergrücken über der Donau gelegen, bildet das Kopfstück der Stiftsanlage ein Paar schräg gestellter Pavillons mit einem bastionsartig ausgerundeten Mittelteil, der sich im Scheitel durch eine Serliana zur Donau öffnet. Überragt wird diese Gruppe von der zurückgesetzten Zweiturmfassade der Stiftskirche mit der mächtigen Tambourkuppel. Das dadurch entstandene Ensemble aus sehr verschiedenen, stufenweise gesteigerten Bestandteilen ist auf Fern- und Nahsicht hin berechnet. Neben großen und einfachen, sich steigernden Silhouetten enthält die Architektur nahsichtige Elemente wie die gekurvte Pilasterordnung der Kirchenfassade oder die plastischen Fenstergruppen der Pavillons. P. strebt nach einer Dynamisierung der Baumassen, zugleich aber auch nach einer Öffnung nach außen in einer Weise, die die Kirchenfassade besonders wirksam hervortreten läßt. Die oft mehrere hundert Meter langen, zur Stadt gewandten Fronten der Konventsbauten sind dagegen durch flache Risalite oder eigenständige Pavillonbauten akzentuiert, in denen sich P.s Formenrepertoire zu aufwendigen, sogar monumentalen Lösungen wie in St. Florian steigert. Der Einfluß der Wiener Palastarchitektur, besonders Fischers v. Erlach, macht sich immer dort bemerkbar, wo P. auf ein Palastschema zurückgreift – so etwa bei der Gestaltung des Hauptzufahrtstraktes in Melk, wo Fischers Wiener Palais Trautson Pate stand.

  • Werke

    Melk. Stiftskirche, 1702-14. Haupteinfahrt. 1723/24;
    St. Florian. Haupteinfahrt, 1708–13. Marmorsaaltrakt, 1718-24;
    Lustschloß v. Hohenbrunn, 1724-29;
    Herzogenburg, Haupteinfahrt, begonnen 1714;
    Sonntagberg, Wallfahrtskirche, begonnen 1706;
    Kremsmünster, Vollendung d. Wallfahrtkirche Christkindl, 1708/09;
    Ravelsbach, Pfarrkirche, 1721-26;
    Wullersdorf, Pfarrkirche, begonnen 1725;
    Linz, Bischofshof, 1721-26.

  • Literatur

    H. Hantsch, J. P., Der Klosterarchitekt d. österr. Barock, 1926;
    G. Schikola, Btrr. zu e. P.-Monogr., Diss. Wien 1959;
    J. P. u. sein Kunstkreis, Ausst.kat. Melk 1960;
    J. P. 1660-1726, Der Baumeister d. österr. Barocks, Ausst.kat. Innsbruck 1961;
    P. Fidler. Zur Bauaufgabe in d. Barockarchitektur, Das Palais Questenberg, Ergänzende Forsch, zu e. P.-Monogr., 1985;
    ThB;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Ölgem., anonym, um 1725 (Stift Melk).

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Prandtauer, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 670-671 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118741721.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Prandauer: Jakob P., einer der größten Baukünstler des österreichischen Barockstiles, gehört noch immer zu den vielen ostgenannten Namen aus jener glänzenden Kunstperiode, über deren Träger jedoch nur wenig biographische Nachrichten vorliegen. Erst in neuerer Zeit haben die Forschungen Fahrngruber's, Ezerny's und des Verfassers dieses Artikels wenigstens einiges Licht über die Persönlichkeit verbreitet. Die Angaben über seine Heimath lauten verschieden, bald wird er ein Tiroler genannt, bald St. Pölten, bald Mölk in Niederösterreich als Geburtsort angegeben. Der Name erscheint auch Prandtauer und Brandauer geschrieben. Da wir seinen Todestag jetzt wissen und einige Porträts von dem Manne besitzen, so läßt sich annehmen, daß er um die Mitte des 17. Jahrhunderts geboren sein dürfte. Von seiner Jugend, seinem Bildungsgang ist gar Nichts überliefert; der Stil seiner Werke läßt es als möglich erscheinen, daß er in Italien gewesen, denn die Architektur seiner Erfindungen hat Beziehungen zum Typus der oberitalischen Schulen. Zeitlebens blieb der große Meister in einer bescheidenen Lebensstellung, — er starb als Bürger und „Maurermeister“ von St. Polten, wo er sich festgesetzt hatte. Von hier aus entwickelte er eine äußerst rege Thätigkeit und hat im Lande Niederösterreich zahlreiche Kirchen- und Stiftsbauten geschaffen; nach der Hauptstadt, wo gleichzeitig Fischer von Erlach, Hildebrand, d'Allio und andere vornehme Architekten beschäftigt waren, erstreckte sich sein Wirken nicht. Ob er gegen Ende des 17. Jahrhunderts nach St. Pölten gekommen, wie Fahrngruber behauptet und woher, ist nicht sicher; soweit die gegenwärtige Kunde reicht, haben wir die früheste Nachricht von ihm erst aus dem Jahre 1701, also erst 25 Jahre vor seinem Ableben. Damals begann der kunstbegeisterte Prälat von Mölk, Berthold Dietmayer, den Neubau seines Hauses, der riesigen Kirche mit dem ungeheuren Stiftsgebäude. Die Grundsteinlegung geschah am S. Peterstage 1702, wenn hie und da als Bauanfang 1701 angegeben wird, so können damit höchstens die Vorbereitungen gemeint sein. Die Bauzeit überdauerte diejenige seines Lebens, bis 1736, sein Schüler Franz, n. A. Joseph Munkenast (Munkenoß), später ebenfalls Bürger und Maurermeister zu St. Pölten ( 1741), hat den Bau vollendet. Auf dem vorderen Stiftsportal bezeichnet das Datum 1718 nur die Fertigstellung des betreffenden Theiles, Die gänzliche Vollendung war zugleich eine Wiederherstellung, denn, nachdem am 2. August 1732 der Bau fertig dastand, verwüstete ihn eine gewaltige Feuersbrunst, der energische Prälat schritt aber schon sieben Tage später zur Wiederaufnahme desselben, nach dem alten Plane. P. führte während dieser großartigen Arbeit noch mehr als Einen Bau. Sehr bedeutend ist sein Antheil an demjenigen des Stiftes von St. Florian in Oberösterreich. Nicht 1707 sondern am 11. Oct. 1708 wird er contractlich als Nachfolger des verstorbenen Carlantonio Carlone bestellt. Er setzte nach eigenen Ideen das Begonnene fort, namentlich in den Risaliten des Kirchengebäudes, am Stiftsgebäude projectirte er 1717 prächtige Portale, für deren Entwürfe er zwar honorirt wurde, die aber nicht|zustande kamen. Auch für den Hauptsaal änderte er 1718 die Risse. Das Hauptportal Carlone's hatte er schon früher umgestaltet, wieder verändert kam es erst 1712 zur jetzigen Erscheinung. Das nahe Schloß Hohenbrunn, dessen Dach 1725 aufgesetzt wurde, ist gleichfalls von P. begonnen, von Steinhueber vollendet. Seine Plane zur Ostfront des riesigen Stiftes führte Hayberger aus. Wahrscheinlich hatten die Bauten, welche der Meister in Mölk und in Kremsmünster hergestellt hatte, ihn nach St. Florian empfohlen. Mölk und dieses Kloster besitzen Porträte von ihm. Seit 1706 baute er die herrliche Wallfahrtskirche auf dem Sonntagsberg bei Waidhofen, deren Einweihung 1729 stattfand, 1708 begann er diejenige von Christkindl bei Steyer im Verein mit Gianbattista Carlone im Auftrage des Abtes Anselm von Garsten, schon im folgenden Jahr war die Kirche vollendet. Für Mölk folgte dann 1716 diejenige zu Wullersdorf nach dem Typus der Hauptkirche dieses Stiftes, erst 1730 beendet, 1718 die reizende Kirche des Augustinerklosters Dürrenstein an der Donau, deren Thurmbekrönung, wie bei P. in der Regel, von origineller Schönheit ist; im Stifte Herzogenburg begann er, vermuthlich vor 1718, die umfassenden Neubauten der Kirche und des Stiftsgebäudes, die Arbeiten wurden aber erst 1742 unfertig abgeschlossen. Auch hier hat er einen herrlichen Thurmabschluß ersonnen. Von 1720 an beabsichtigte man eine Verschönerung der Façade des Doms von St. Pölten, wozu er einen, noch vorhandenen Entwurf lieferte; 1722 leitete er die Umgestaltung des dortigen Chores, der Sacristeistiege u. A. Nach Czerny wird sein Tod in Urkunden von St. Florian zweimal 1725 angegeben, Keiblinger (Melk. I. 947 f.) gibt den 17. Sept. 1727 an, Fahrngruber aber citirt aus dem amtlichen Sterbebuch von St. Polten den 16. Sept. 1726, woselbst er als Bürger und Baumeister gestorben und mit halbem Conduct begraben angeführt steht. Einer seiner Söhne war Chorherr des Domes. P. war ein gewaltiges Genie der Barockarchitektur, in Oesterreich lediglich von dem älteren Fischer v. Erlach übertroffen, von dessen Richtung er sich jedoch unterscheidet, indem sein Stil den italischen Mustern einer malerischen Architektur treuer geblieben ist. So steht er zwischen dem freien, phantastischen Effectstil des Cartone und der classicistischen Tendenz Fischer's in der Mitte.

    • Literatur

      A. Czerny, Kunst u. Kunstgewerbe im Stifte S. Florian, Linz 1886. — Joh. Fahrngruber, Aus St. Pölten, daselbst 1885. —
      Ilg, Vergessene Künstler Oesterreichs, Wiener Zeitg. 1883. Nr. 85, 86. — Die älteren Werke, auch Wurzbach's Biogr. Lexikon, wimmeln von irrigen Angaben.

  • Autor/in

    Ilg.
  • Zitierweise

    Ilg, Albert, "Prandtauer, Jakob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 501-502 unter Prandauer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118741721.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA