Lebensdaten
um 1662 – 1736
Geburtsort
Herford
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
kursächsischer Oberlandbaumeister ; Architekt
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11874125X | OGND | VIAF: 62344067
Namensvarianten
  • Pöppelmann, Matthäus Daniel
  • Pöppelmann, Matthes Daniel
  • Pöppelmann, Matthaeus Daniel
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Zitierweise

Pöppelmann, Matthaeus Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11874125X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Herforder Kaufmannsfam., d. im 17. Jh. verarmte;
    V Henrich ( 1681), Kaufm. in H., S d. Henrich ( 1663) u. d. N. N. Hartmann in H.;
    M Kunigunde Sophie (?) N. N. ( nach 1684);
    1) Dresden um 1692 Catharina Magaretha Stumpf ( 1712), 2) Dresden 1713 Anna Christina Ott, verw. Müller ( 1729): 3 S aus 1) u. a. Johann Adolf (1694–1773), Hofmaler in D. (s. ThB), Carl Friedrich v. P. (um 1697-1750, Reichsadel 1742), Architekt, persönl. Referent d. Kg. f. d. Bauwesen in Polen (s. ThB; L), 4 T aus 1), u. a. Eleonore Dorothea (⚭ Johann Hieronymus Stenger, Dr., Jurist), Luise Catharina (1712–75, Johann Wilhelm Sparmann, 1764, aus Annaberg, Dr. med., sächs. Gen.stabsmedikus, Arzt in D., s. BLÄ), trat um 1750 in e. Stift ein;
    E Christine Eleonore Stenger (wohl 1719-um 1797, Johann Christoph Knöffel, 1686–1752, Architekt, s. NDB XII), Sophie Friederike Sparmann (1738–89, 1] Johann Gottlieb Hensel, 1728–87, Schausp., s. ADB XI; Kosch, Theater-Lex., 2] Abel Seyler, 1730–1801, Theaterdir., s. ADB 34; Kosch, Theater-Lex.), Schausp., Dramatikerin (s. ADB XI; Kosch, Theater-Lex.).

  • Biographie

    Über P.s Jugendjahre liegen keine Nachrichten vor. Er soll bereits 1680 im Dresdner kurfürstl. Oberbauamt beschäftigt gewesen sein. Gesichert ist seine Anstellung – ohne Besoldung – seit 1686, 1691 wurde er Baukondukteur, 1705 Landbaumeister, 1718 schließlich zweiter Oberlandbaumeister. Seine Tätigkeit|im Oberbauamt müßte demnach insgesamt 56 Jahre – freilich nur kurze Zeit als Oberlandbaumeister – umfaßt haben.

    P. erhielt wegen des wahrscheinlich sehr frühen Beginns seiner Tätigkeit wohl auch seine Ausbildung im Dresdner Oberbauamt, das für die Erhaltung der Staats- sowie kurfürstl. Gebäude zu sorgen hatte. Praktische Arbeiten wie die Erstellung von Schadensanalysen, die Aufstellung und Prüfung von Kostenvoranschlägen, die Beschaffung von Material, das Einstellen von Arbeitskräften und die örtliche Bauleitung bildeten in den ersten 25 Jahren seiner Beschäftigung in dieser Behörde wohl seine Hauptaufgabe. Seine damaligen Vorgesetzten waren als Oberinspekteure des Civil- und Militärbauwesens Wolf Caspar v. Klengel (1630–91), Johann Georg Starcke (um 1650–95), August Christoph Gf v. Wakkerbarth (1662–1734) und als Oberlandbaumeister Michael Planck(e) (1657–1703), Christoph Beyer (1653–1741) sowie Johann Friedrich Karcher (1650–1726). Später dürfte Karcher, der 1699-1726 Oberlandbaumeister war und nach Beyers Entlassung 1706 dem Oberbauamt vorstand, ihn in herausragender Weise geprägt haben. Wichtige Anregungen empfing P. wohl auch durch die am Dresdner Hof vorhandenen Kupferstiche internationaler Architektur sowie einschlägige Architekturtraktate. Zwei Studienreisen 1710 über Böhmen und Österreich nach Italien und 1715 nach Frankreich vermittelten ihm unmittelbare Kenntnis der zeitgenössischen Bauten. Dabei übte besonders die Architektursprache in der Nachfolge Guarinis und Berninis mit ihren reichen dynamisierten Formen, wie sie damals in Wien und Prag zu studieren waren, unmittelbaren Einfluß auf P.s Entwürfe bis 1720 aus.

    Charakteristisch für das sächs. Bauwesen jener Zeit ist der Umstand, daß künstlerische Leistungen – im Unterschied zu praktischen und wirtschaftlichen Tätigkeiten – archivalisch nicht nachweisbar sind. Die Urheberschaft von Bauplanungen kann für P. – ebenso wie für die übrigen obengenannten Persönlichkeiten – fast ausschließlich nur erschlossen oder aufgrund ungesicherter Überlieferungen zugeschrieben werden. Darüber hinaus bezeichneten die mutmaßlichen Entwerfer von Neubauten ihre Werke meist als entstanden „gemäß einer Invention des Bauherrn“ (sc. August d. Starke). Der Name P.s ist dennoch immer mit dem Neubau des Dresdner Zwingers (1711 ff.) verbunden worden, nicht zuletzt deshalb, weil das 1729 erschienene Kupferstichwerk über diese Anlage P. als Herausgeber nennt.

    Die Anlage des Zwingers entsprang dem Wunsch nach einem Orangeriegarten; schließlich wurde daraus nach vielen – innerhalb kürzester Zeit vorgenommenen – Veränderungen eine repräsentative höfische Festarchitektur. Ausgangspunkt war der auf omegaförmigem Grundriß errichtete Bau: Die eigentliche Orangerie füllte den bogenförmigen Teil und stand erhöht beidseitig einer Freitreppe zum Festungswall; zwei abgewinkelte Pavillons faßten diese. Mit der Errichtung einer Langgalerie (nach 1714) auf dem seitlich anschließenden Wall, vom Kronentor als zentrale Betonung geschmückt, plante man die Anbindung einer größeren Gartenanlage an den Orangeriegarten. Er sollte die Verbindung mit einem in Planung befindlichen neuen Schloß herstellen. In Vorbereitung der großen Hochzeitsfeierlichkeiten für den Thronfolger 1719 kam es zu eiligen weiteren Arbeiten, die mittels kopierender Ergänzungen eine zweiachsig symmetrische Anlage schufen, um bei den Feierlichkeiten als Festplatz zu dienen. Gestalterischer Höhepunkt der ganzen Anlage ist der bereits 1715 über der erwähnten Freitreppe errichtete Wallpavillon, der, allseitig aus schwingenden Linien entwickelt, eine wohl in damaliger Zeit unübertroffene Synthese zwischen baulichem Kern und plastischem Schmuck des Bildhauers Balthasar Permoser (1651–1732) darstellt.

    Offensichtlich seit etwa 1705 war P. an den Planungen für das nicht realisierte Projekt eines Schloßneubaus in Dresden beteiligt und entwarf zeitgleich das Taschenbergpalais. Der Zwinger, trotz seiner Wandlungen in Bauaufgabe und Form innerhalb eines Jahrzehnts ein singulär erscheinendes Werk mit überraschend einheitlicher Wirkung, erweist P. vollends als einen der bedeutendsten deutschen Barockarchitekten der ersten Generation.

    Trotz zahlreicher weiterer Zuschreibungen blieb P.s Werk aber ohne größere Wirkung: Schon in den 20er Jahren des 18. Jh. gewann der franz. beeinflußte Stil des Johann Christoph Knöffel (1686–1752), der auf Zacharias Longuelune (1669–1748) fußte, die Oberhand, und auch P.s als Architekt tätiger Sohn Carl Friedrich schloß sich bald dieser Richtung an.

    Zum Œuvre P.s zählen auch technische Bauwerke. Besonders im Brückenbau, etwa bei der Verbreiterung der berühmten mittelalterlichen Dresdner Elbbrücke, leistete er Hervorragendes, ebenso bei Flußregulierungen und im Straßenbau. Nur gelegentlich war er mit Kirchenbauten befaßt; Entwürfe für andere Auftraggeber sind selten.

  • Werke

    Weitere zugeschriebene W versch. provisor. Festarchitekturen, seit 1709;
    Entwürfe z. Erweiterung d. Jägerhofes Dresden-Neustadt, seit 1711;
    Muldenbrücken in Nossen u. Waldheim. 1715;
    Erweiterung d. Holländ. Palais in Dresden-Neustadt, 1717-19;
    Kirche in Pretzsch, 1721;
    Wasser- u. Bergpalais in Pillnitz, 1721-23;
    Hauptgebäude Gestüt Graditz, 1722;
    Erweiterung Schloß Moritzburg, 1723-33;
    Weinbergskirche Pillnitz, 1723-27;
    Bebauungsplan u. Fassaden d. Königstraße Dresden-Neustadt, 1724-32;
    Verbreiterung d. Elbbrücke Dresden, 1727-31;
    Erweiterung d. Holländ. Palais Dresden-Neustadt, 1727;
    Friedrichsburg d. Festung Königstein, 1731;
    Dreikönigskirche Dresden-Neustadt, seit 1732.

  • Literatur

    ADB 26;
    J. L. Sponsel, Der Zwinger, die Hoffeste u. d. Schloßbaupläne zu Dresden, 1924;
    B. A. Doering, M. D. P., 1930;
    H. Heckmann, M. D. P. als Zeichner, 1954;
    ders. u. J. Pape, M. D. P., 1962;
    ders., M. D. P., 1972;
    ders., M. D. P. u. d. Barockbaukunst in Dresden, 1986;
    ders., Baumeister d. Barock u. Rokoko in Sachsen, 1996, S. 98-128 (P;
    ebd., S. 293-99 zu Carl Friedrich);
    F. Löffler, Der Zwinger in Dresden, 1976;
    Staatl. Kunstslgg. Dresden (Hg.), M. D. P. 1662-1736, Ein Architekt d. Barocks in Dresden, Ausst.kat. Dresden 1987 (Bibliogr.);
    H. Marx (Hg.), M. D. P., Der Architekt d. Dresdner Zwingers, 1989;
    K. Milde (Hg.), M. D. P. 1662-1736, 1991 (P);
    Westfäl. Lb. V, 1937, S. 223-37 (L, P);
    Sächs. Lb. II. 1938, S. 324-39 (L, P);
    ThB;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Miniatur (Rückseite mit P.s Namen), Aquarell, undat. (Kriegsverlust), Abb. s. L.

  • Autor/in

    Klaus Mertens
  • Zitierweise

    Mertens, Klaus, "Pöppelmann, Matthaeus Daniel" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 570-572 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11874125X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pöppelmann: Mathäus Daniel P., geb. 1662 zu Dresden, daselbst am 17. Jan. 1736 als erster Architekt des Königs August II. von Polen, Oberlandbaumeister und Geh. Kämmerer. P. begann im J. 1696 seine Laufbahn als Conducteur am Landbauamte zu Dresden, erscheint 1708 als Landbaumeister und 1718 als Oberlandbaumeister. Im J. 1710 errichtete P. das K. Palais am Taschenberge zu Dresden und schuf sich zugleich durch bürgerliche Bauten daselbst bedeutenden Ruf. Eine große Reihe von Bauten folgt: 1711—20 der Zwingerhof zu Dresden, 1715—17 ein Palais für den Grafen Flemming, welches der Meister, nachdem es der Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg erworben, in Gemeinschaft mit J. von Bodt und Z. Longuelune durch Vergrößerung zu dem jetzigen Japanischen Palais umwandelte, 1722 war P. mit Knöffel thätig am Schloßbau und der Gartenlage zu Großsedlitz bei Dresden, 1724—31 errichtete er die Kirche zu Friedrichstadt-Dresden, zugleich erfolgte die Erweiterung des Jagdschlosses Moritzburg bei Dresden und 1727—31 die Ausschmückung der Augustusbrücke zu Dresden. P. war ferner thätig für die Errichtung der Dreikönigskirche zu Dresden, Schlösser in Polen und die Umbauten der Schlösser zu Pillnitz, Pretzsch, Elsterwerda u. a. Mit Longuelune schuf P. die baulichen Anlagen für das militärische K. Lustlager zu Zeithain und erfüllte in mannigfachster Weise die prächtigen Anforderungen des Königs, für welchen er auch neben dem gewaltigen, nicht mehr vorhandenen Weinfaß auf der Festung Königstein Pläne für Theater, Cirken u. s. w. entwarf. Eine große Anzahl von bezüglichen Plänen P/s sind erhalten, die Forschungen aber noch nicht abgeschlossen. P.'s schöpferische Kraft und künstlerische Eigenart architektonischer Durchführung offenbart sich in dem fragmentarischen Bauwerk des Zwingerhofes zu Dresden, welches als etwa der 5. Theil eines außerordentlich weiten Neubaues des Dresdner Schlosses aufzufassen ist. Verschiedenartige Entwürfe P.'s für diesen Zweck sind erhalten. In der Grundrißlegung wie dem Ausbau des Zwingers zeigt sich P. als meisterhafter Beherrscher und Anwender der italienischen Renaissance-Formen, welche er, seiner künstlerischen Eigenart gemäß, mit den Schmuckformen des Barockstiles je nach der Bestimmung der einzelnen Theile des Baues reicher oder einfacher umkleidete. P.'s künstlerisches Denken und Können kam den repräsentativen Zwecken, welchen König August im Zwinger Ausdruck geben wollte, auf das glücklichste entgegen und mit Recht wird dieser Bau als die großartigste und eigenartigste Schöpfung seiner Zeit geschätzt. Während der Bauausführung besuchte P. wesentlich Rom, Neapel und Paris, um die Garten- und Schloßanlagen dieser Städte kennen zu lernen. P.'s künstlerische Richtung zeigt nicht die majestätische Wucht der Schlüter’schen Gestaltungsweise (Schloßbau Berlin), sie neigt sich dem Lieblichen, Fröhlich-Sinnlichen zu, ohne sich der ausschweifenden Barock zu ergeben, wie diese sein Zeitgenosse Paul Decker ausbildete. Dem Einflusse, welchen P. auf gleichzeitige Künstler ausübte, konnte sich auch G. Bahr bei Ausführung|der Eckbauten der Frauenkirche zu Dresden nicht entziehen. Die oben erwähnten kirchlichen Bauten P.'s zeigen nichts von seiner eigenartigen künstlerischen Gestaltungsweise. Ein Bildniß des großen Künstlers, dessen Liebenswürdigkeit und allgemeine Bildung seine Zeitgenossen andeuten, ist wie sein Grab nicht erhalten. — P.'s Sohn Karl Friedrich widmete sich dem militärischen Ingenieurfache, wurde 1740 geadelt, Obrist des K. Ingenieurcorps, 1743 Accisbaudirector und Director über die K. Gebäude zu Warschau; starb 1750.

  • Autor/in

    R. Steche.
  • Zitierweise

    Steche, R., "Pöppelmann, Matthaeus Daniel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 420-421 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11874125X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA