Lebensdaten
1892 – 1955
Geburtsort
Erlangen
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118739913 | OGND | VIAF: 34476083
Namensvarianten
  • Penzoldt, Ernst August Franz
  • Fliege, Fritz (Pseudonym)
  • Penzoldt, Ernst
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Zitierweise

Penzoldt, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739913.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (s. 1): M Valerie Beckh;
    1922 Friederike (1898–1975), T d. Adalbert Heimeran (1866–1949), KR, Fabrikbes. in Helmbrechts (Oberfranken), u. d. Hedwig Dötsch; Schwager Ernst Heimeran (1902–55), Verleger (s. NDB VIII; L);
    1 S Günther (1923–97), Dr. phil., Theaterintendant (s. Wi. 1992), 1 T Ulla Lentz-P. (* 1927), Schriftst. (s. W, L).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Erlangen 1911 studierte P. an der Kunstakademie in Weimar (1911–13) und Kassel (1913/14) mit dem Berufsziel Bildhauer. Als erste künstlerische Publikation erschien eine Mappe mit poetischen Scherenschnitten „Allerlei Humore“ (1913). Zutiefst getroffen von der Brutalität des 1. Weltkrieges, an dem er seit 1914 als Sanitäter an der Front in Flandern und Nordfrankreich teilnahm, begann P. Gedichte und Prosa zu schreiben. Seit 1919 in München, suchte er sein Auskommen zuerst als Bildhauer, Maler und Graphiker, zunehmend jedoch als Schriftsteller. Es entstanden Lyrik, Grotesken, Idyllen, Märchen. In Ernst Heimeran (1902–55) fand der homophil orientierte P. 1920 einen engen Freund (seit 1922 auch Schwager und erster Verleger), der ihm die durch Kriegserlebnisse bedingte Verstörung überwinden half und ihn verstärkt zu literarischer Produktion anregte.

    Der literarische Durchbruch gelang ihm Mitte der 20er Jahre mit dem Roman „Der Zwerg“ (1927) sowie mit „Der arme Chatterton, Geschichte eines Wunderkindes“ (1928). In „Der Zwerg“ schildert P. die Entwicklung des Knaben und Jünglings Adrian ter Mooren, der durch schreckliche Kriegserfahrungen zum Dichter reift. „Der arme Chatterton“ ist die Geschichte des Wunderknaben Thomas Chatterton, der sich dichtend, fälschend aus seinem 18. Jh. der Aufklärung in ein Spätmittelalter zurückversetzen wollte, um 18jährig mit Selbstmord zu enden. Gerichtliche Auseinandersetzungen (1929–32) um einen angeblichen Namensmißbrauch in der Novelle „Etienne und Luise“ (1929) polarisierten das Publikum, wodurch P. noch bekannter wurde. „Die Powenzbande, Zoologie einer Familie, gemeinverständlich dargestellt“ (1930) wurde sein erfolgreichstes Buch: Die Umtriebe von Baltus Powenz und seinem Familienclan halten die braven Bürger der Stadt Mössel an der Maar ständig in Aufruhr. In seinem Schelmenroman karikiert P. liebevoll-boshaft bürgerliche Moralvorstellungen und spricht sich für die Kraft der Phantasie, die Ungebundenheit und die Lebenslust aus. Seit 1930 machte er sich einen Namen als Theaterautor (u. a. „Die Portugalesische Schlacht“, 1930, die dramatisierte Form e. gleichzeitig als Erz. behandelten, durch Montaigne überlieferten Stoffs). P., der dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber stand, konnte gleichwohl seit 1939 vor allem Essays, Feuilletons und Theaterbriefe für die „Frankfurter Zeitung“ publizieren. Die Novelle „Korporal Mombour“ (1941) thematisiert Leid und Soldatentod. Die Erzählung „Zugänge“, in denen er seine bitteren Erfahrungen als Sanitäter in einem Lazarett für poln. Verwundete verarbeitete, konnte erst 1947 erscheinen. Seine Popularität als vom Nationalsozialismus nicht belasteter Schriftsteller brachte nach dem Krieg öffentliche Aufgaben und Ehrungen mit sich. Mit dem Theaterstück und der Erzählung „Squirrel“ (1952/54) gelang P. ein letzter großer Erfolg.

    Zeitlebens blieb P. auch Bildhauer, Maler und Graphiker, wofür er „Fritz Fliege“ als Pseudonym wählte. Im intensiven Briefwechsel mit Freunden vervollkommnete er seine Kunst der Bilderbriefe. Seine Literatur ist geprägt von der Liebe zum idealisierten jungen Freund oder Engel und „Beidermenschen“, welche seine Phantasie beflügelte und so poetische Figuren wie Squirrel schuf.|

  • Auszeichnungen

    Kleistpreis (1930);
    Lit.preis d. Stadt München (1948);
    Immermann-Preis d. Stadt Düsseldorf (1954);
    Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1948).

  • Werke

    Weitere W u. a. Lyrik: Der Gefährte, 1922;
    Zwölf Gedichte, 1937;
    Fünfzehn Gedichte, 1954. – Prosa: Der Schatten Amphion, Eine fränk. Idylle, 1924;
    Kl. Erdenwurm, Romant. Erz., 1934;
    Idolino, Erz., 1935;
    Der dankbare Patient, Mit Zeichnungen d. Patienten, 1937;
    Episteln, 1942;
    Die Reise ins Bücherland, 1942;
    Zugänge, 1947. – Theaterstücke: Etienne u. Luise, Kl. Trauerspiel, 1930;
    Der Knabe Karl, 1931;
    So war Herr Brummell, 1933;
    Die verlorenen Schuhe, Komödie, 1948;
    Der gläserne Storch, 1950. – Ausgg: Ges. Schrr. in Einzelbdn., 3 Bde., 1949-52;
    Dramen, 1962;
    Die schönsten Erzz., 5 Bde., 1981;
    Ges. Schrr., Jubiläumsausg. z. 100. Geb.tag v. E. P., 7 Bde., 1992. –Ill. Bücher u. a.: Daniel Defoe, 1921;
    Onkel Toms Hütte, 1923;
    G. Eberlein, Kapitän Wulff, 1924;
    H. Hesselbarth, Klaus u. Alarich, 1926;
    Die wundersame Reise ins Pferdeland, 1931;
    K. Faber, Im wildesten Patagonien, 1932;
    G. Spervogel. Graue Segel, 1938. – Scherenschnitte: Allerlei Humore, 1913;
    Spiel mit d. Schere, hg. v. Ulla Penzoldt u. J. Sandweg, 1988. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Marbach, Dt. Lit.archiv; Erlangen. Stadtarchiv u. Stadtmus. (Scherenschnitte, Graphik, Gem., Plastiken).

  • Literatur

    E. Heimeran, E. P., Lebensabriß u. Werkverz., 1942;
    E. Kästner, in: Ak. d. Wiss. u. d. Lit. Mainz. Jb. 1955 (W-Verz. seit 1942);
    H. Wernicke, E. P., Elemente u. Gestaltung seiner dichter. Wirklichkeit, 1963;
    P, Leben u. Werk in Texten u. Bildern, hg. v. Ulia Penzoldt u. V. Michels, 1988 (P);
    E. F. – Kunst u. Poesie, Ausst.kat, Erlangen, 1992 (P);
    Kunisch;
    KLL;
    Kosch, Lit.-Lex³;
    Killy.

  • Autor/in

    Gertraud Lehmann
  • Zitierweise

    Lehmann, Gertraud, "Penzoldt, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 175-176 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739913.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA