Lebensdaten
1826 – 1909
Geburtsort
Kirchheimbolanden (Pfalz)
Sterbeort
Neustadt (Pfalz)
Beruf/Funktion
Geophysiker ; Meteorologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118738674 | OGND | VIAF: 39152380039801760639
Namensvarianten
  • Neumayer, Georg (bis 1903)
  • Neumayer, Georg Balthasar von
  • Neumayer, Georg von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Neumayer, Georg von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738674.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Georg Balthasar (1784–1858), kgl. Notar, S d. Johann Gottfried (1741–97), aus Straubing, u. d. Maria Anna Herrmann (1759–1831);
    M Theresia Kirchner (1797–1854), aus Wörth/Rhein.

  • Biographie

    N. besuchte das Progymnasium in Frankenthal und das Gymnasium in Speyer. 1845-49 studierte er in München an der Polytechnischen Schule, legte 1849 das Ingenieurs-Examen ab und war anschließend Assistent am Physikalischen Institut der Univ. München bei Karl Joseph Reindl (1806–53) und an der Bogenhausener Sternwarte bei Johann v. Lamont (1805–79). Noch als Student bewarb sich N. 1848 um Aufnahme in den deutschen Flottendienst, nicht zuletzt aus Begeisterung für die nationalen Einigungsbestrebungen, wurde aber abgelehnt. 1850 scheiterten auch Versuche, in die holländ. bzw. amerik. Kriegsmarine einzutreten; N. entschloß sich|daher zum Eintritt in die deutsche Handelsmarine. Nach einer Südamerikareise besuchte er die Hamburger Navigationsschule des Astronomen Charles Rümker (1788–1862) und erhielt bereits nach wenigen Wochen 1850 das Steuermannspatent. Eine ihm angebotene Position als Lehrer für Mathematik und nautische Astronomie an der österr. Seefahrtsschule in Triest lehnte er ab und kehrte statt dessen nach Hamburg zu Rümker zurück. 1852 heuerte N. auf einem Handelsschiff nach Australien an, schürfte dort einige Zeit nach Gold und unternahm eine Expedition zum Murray River, während der er erdmagnetische Messungen durchführte. Er plante nun, in Melbourne ein geophysikalisch-astronomisches Observatorium zu errichten, das auch die Erforschung der magnetischen Verhältnisse im Südpolargebiet vorantreiben sollte. Um die erforderlichen Finanzmittel zu beschaffen, reiste N. nach Europa. Seine Pläne wurden hier von namhaften Gelehrten, darunter Alexander v. Humboldt und Michael Faraday, unterstützt. Eine Empfehlung Justus v. Liebigs bewog den bayer. König Max II., ihm die erforderlichen Geldmittel bereitzustellen. N. vermaß zunächst die bayer. Rheinpfalz, Hamburg und Schleswig-Holstein erdmagnetisch. Anfang 1857 erreichte er wieder Australien, errichtete in Melbourne binnen kurzem das private „Flagstaff-Observatorium“ und begann mit geophysikalischen, insbes. erdmagnetischen Messungen. Das Obervatorium gelangte 1859 unter staatliche Aufsicht und N. wurde (mit einem Assistenten) zum Direktor bestellt. Er schuf ein Netz von über die Provinz Victoria verteilten Beobachtungsstellen, führte mehrere Expeditionen in Victoria durch, bei denen neben erdmagnetischen auch Höhenmessungen (u. a. auf Australiens höchstem Berg, dem Mount Kosciusko) durchgeführt wurden, und wertete die Ergebnisse in Melbourne aus. Ferner richtete N. mehrere Flutpegel entlang der Küste ein und gewann Kapitäne der Handelsmarine zur Führung von Wetterjournalen. Er wollte nach dem Vorbild des Amerikaners Matthew F. Maury (1806–73) einen Katalog von Segelanweisungen erstellen, der die jahreszeitlich wechselnden Wind- und Strömungsverhältnisse der Ozeane berücksichtigte und auf diese Weise den jeweils günstigsten Kurs für bestimmte Überfahrten bestimmen. 1864 verließ N. Australien und wertete in Deutschland seine Meßresulate aus.

    Auf dem ersten deutschen Geographentag 1865 in Frankfurt formulierte N. zwei Ziele: Die Gründung einer deutschen Forschungsstelle für Hydrographie und maritime Meteorologie und die Durchführung einer Antarktis-Expedition. Sein Wunsch nach einer Erforschung des Südpolarraumes fand keine Mehrheit, da der einflußreiche Geograph August Petermann (1822–78) die Erkundung der Arktis favorisierte. Auch weitere diesbezügliche Bemühungen N.s schlugen fehl; allerdings wurden N.s Anregungen bei der Durchführung des 1. internationalen Polarjahres (1882/83) teilweise berücksichtigt. An der unter Erich v. Drygalski (1865–1949) 1901-03 durchgeführten Expedition in die Antarktis, bei der das „Kaiser-Wilhelm-Land“ entdeckt wurde, war N. immerhin noch als Vorsitzender der 1895 gegründeten „Deutschen Kommission für Südpolarforschung“ beteiligt. N.s Vorschlag zur Errichtung einer Forschungsstelle wurde dagegen allgemein befürwortet. Der Geologe und Mineraloge Otto Volger (1822–97) prägte dafür den Namen „Deutsche Seewarte“; sie entstand in Hamburg, wo 1868 Wilhelm v. Freeden (1822–94) ein privates Institut unter dem Namen „Norddeutsche Seewarte“ ins Leben rief, aus der 1875 die „Deutsche Seewarte“ als Reichsinstitut hervorging. 1872 zum „Hydrographen in der Admiralität“ ernannt, gründete er das „Kaiserl. Erdmagnetische Observatorium“ in Wilhelmshaven, plante und organisierte die ozeanographische Expedition des Forschungsschiffes „Gazelle“ (1874-76) und begründete die „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“. 1876 trat N. von seinem Amt in der Admiralität zurück, um künftig die Seewarte zu leiten. Er konzentrierte die Arbeit hier auf die Herausgabe hydrographisch-meteorologischer Informationen für die Schiffahrt, die Erstellung von „Küstenhandbüchern“ mit der Beschreibung fremder Küsten und Häfen, die meteorologische Betreuung der deutschen Kolonien und die Entwicklung und Eichung hochgenauer Chronometer und anderer Meßinstrumente. N. erkannte frühzeitig die Begabung seines Mitarbeiters Wladimir Köppen (1846–1940), der 1876 die erste deutsche Wetterkarte herausgab und seinerseits zum Förderer Alfred Wegeners wurde. 1881 wurde das neue Institutsgebäude in Hamburg fertiggestellt; im 2. Weltkrieg wurde die Seewarte zerstört. Deren Aufgaben werden seither vom Deutschen Seewetteramt und dem Deutschen Hydrographischen Institut wahrgenommen. – Dr. phil. h. c. (München, 1864); Ehrenbürger v. Kirchheimbolanden (1896) u. Neustadt an d. Weinstraße (1903); Neumayer-Medaille (1900–30, erneut seit 1984); WGR; zahlr. Orden, Ehrungen u. Auszeichnungen; Benennung mehrerer geogr. Punkte, u. a. eines Mondkraters, nach N.

  • Werke

    Results of magnetical and nautical Observations at Melbourne, 1860;
    Results of magnetical and meteorological Observations in the Colony of Victoria, 1864;
    Results of a magnetical survey of Victoria 1858–64, 1869;
    Anleitung z. wiss. Beobachtungen auf Reisen, 1875, ³1905;
    Die Thätigkeit d. dt. Seewarte während d. ersten 12 J. ihres Bestehens 1875–86, 1887;
    Die Polarforschungen 1882 u. 1883;
    Die dt. Expeditionen u. ihre Ergebnisse, Bd. 1;
    Geschichtliches u. einzelne Abhh., 1891;
    zahlr. Abhh. in Fachzss. – Hg.: Ludwig Leichhardt's Briefe an seine Angehörigen, 1881 (mit O. Leichhardt);
    Ann. d. Hydrogr. u. maritimen Meteorol. (seit 1873).

  • Literatur

    S. Günther, in: FS z. Feier d. 80. Geb.-tags v. G. v. N. 1906, S. I-XXI (W, P);
    C. Stechert, in: Vj.schr. d. Astronom. Ges. 45, 1910, S. 10-42 (P);
    W. Köppen, in: Meteorolog. Zs. 26, 1909, S. 403 f.;
    Ann. d. Hydrol. 37, 1909, S. 241 f.;
    K. Schottenloher, in: Die Bayern in d. Fremde, 1950, S. 90-95;
    K. Keil, Hdwb. d. Meteorol., 1950, S. 370;
    Meteorolog. Zs. 26, 1909, S. 241;
    Ann. d. Hydrol. 32, 1904, S. 1, 34, 1906, S. 257, 37, 1909, S. 241, 54, 1926 (Sonderh.), 58, 1930, S. 300, 60, 1932, S. 506;
    J. Georgi, G. v. N. u. d. internal. Polarjahr, in: Dt. Hydrograph. Zs. 17, 1964, S. 249-72 (P);
    M. Rodewald, in: Mitt. d. Pollichia, Reihe III, Bd. 15, 1968, S. 5-12 (P);
    B. Christmann, in: Polarforsch. 46, 1976, S. 121-24 (P);
    W. Kertz, ebd. 53, 1983, S. 91-98 (P);
    A. Cappel, in: Pfälzer Heimat 28, 1977, S. 1-7 (P);
    H. J. Kretzer, Windrose u. Südpol, Leben u. Werk d. gr. Pfälzer Wissenschaftlers G. v. N., 1983;
    ders., in: Pfälzer Lb. IV, 1987, S. 205-22 (P);
    W. Schröder u. K. H. Wiederkehr, in: Gesnerus 49, 1992, S. 45-62, 371-83 (P);
    Pogg. III-V. |

  • Nachlass

    Nachlaß im Archiv d. Dt. Mus., München.

  • Porträts

    Marmorbüste v. Fritz Schaper, 1896, im Pfalzmus, f. Naturkde., Bad Dürkheim.

  • Autor/in

    Claus Priesner
  • Zitierweise

    Priesner, Claus, "Neumayer, Georg von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 166-168 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738674.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA