Lebensdaten
1891 – 1917
Geburtsort
Soest (Westfalen)
Sterbeort
(vermißt bei Langemarck in Westflandern)
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118736949 | OGND | VIAF: 3266011
Namensvarianten
  • Morgner, Wilhelm

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Zitierweise

Morgner, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118736949.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1859–92), Militärmusiker u. Eisenbahnschaffner aus Beerheide (Sachsen), S d. Webers Carl (1840–89) aus Rempesgrün (Vogtland) u. d. Pauline Mothes (1839–89) aus Beerheide;
    M Maria (1863–1954, kath.), Näherin in S., T d. Tischlers Heinrich Bals ( v. 1898) u. d. Anna Wulf, beide in S.; ledig.

  • Biographie

    Nach Absolvierung des „Einjährigen“ am Archigymnasium in Soest besuchte M. 1908/09 auf Anraten des gebürtigen Soesters Otto Modersohn die private Kunstschule von Georg Tappert in Worpswede. Seit 1909 arbeitete er mit wenigen Unterbrechungen überwiegend allein in Soest und entwickelte hier in der kurzen Zeit seines Schaffens bis 1913 sein eigenwilliges Werk, das ihn zum bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus in Westfalen machte. Von April bis Juni 1910 besuchte er erneut die nach Berlin übergewechselte Malschule seines früheren Lehrers Tappert , mit dem er bis zu seinem Tod in engem, kunsttheoretisch aufschlußreichem Briefwechsel stand. Nach naturalistischen Anfängen in der Tradition der Worpsweder Freilichtmalerei kam M. bald zu dem zentralen Thema seiner ersten Werkperiode bis 1911, dem Motiv des arbeitenden Menschen in der Landschaft. Auf häufig sehr großformatigen Bildern werden die Figuren von Bauern oder Landarbeitern als kraftvolle Silhouetten vor einen weiten Horizont gesetzt und dabei mit gestückeltem Farbauftrag in der Nachfolge van Goghs in einen strömenden Kreislauf der Farbe einbezogen. M. verstand dabei den Rhythmus der Farbe in der Landschaft als „Weiterschwingen meines Ichs“, als subjektive Umformung der Naturerfahrung. Der momumentale Pointillismus seiner Bilder „Holzarbeiter“ (Westfäl. Landesmus., Münster, gezeigt auf der 4. Ausstellung der Neuen Sezession Berlin, 1911) oder „Lehmarbeiter“ (Kunstmus., Düsseldorf, gezeigt auf der 1. Juryfreien Ausstellung Berlin, 1911) fand das lebhafte Interesse der Zeitgenossen. Durch ein Zusammentreffen mit Franz Marc im Januar 1912 in Berlin kam M. in Kontakt mit der Künstlergruppe des „Blauen Reiters“, auf deren 2. Ausstellung von Februar bis April 1912 in München 20 Zeichnungen von ihm gezeigt wurden. Eine davon wurde im Almanach „Der Blaue Reiter“ abgebildet. Im selben Jahr war M. auf der großen „Sonderbund“-Ausstellung in Köln vertreten.

    M.s Begegnung mit Werken von Kandinsky, Marc und Jawlensky wie auch sein eigenes Bestreben, in seinen Bildern dem „Leben“ oder dem „Geist“ unmittelbaren Ausdruck zu geben, führte 1912 zu einem entscheidenden Wandel in seiner Malerei. Neben den zahlreichen Farbexperimenten seiner „ornamentalen“ oder „astralen“, organisch-abstrakten Kompositionen in leuchtenden Farben und flammend-dynamischem Farbauftrag drangen nun zunehmend religiöse Motive wie Kreuzigungsdarstellungen oder Schöpfungssymbole in M.s Werk ein. Auch das Hauptwerk von 1912, die in der älteren Literatur irrtümlich „Einzug in Jerusalem“ genannte „Komposition mit Akten“ (Mus. am Ostwall, Dortmund) läßt ein Bemühen um die Darstellung des Immateriellen und „Geistigen in der Kunst“ durch abstrahierte Farbmalerei erkennen, das M. in die Nähe der Künstler des „Blauen Reiters“, besonders Kandinskys, bringt. Seine letzten Gemälde von 1913, etwa die „Figürliche Komposition mit Reiter“ (Westfäl. Landesmus., Münster), schließen die halbgegenständlichen Darstellungen in die sakrale Aura einer Dreiecksform aus fluoreszierenden Farben ein. Daneben entstand ein breites zeichnerisches und druckgraphisches Werk, das vielfältigen Aufschluß über|M.s Motive und seine formale Entwicklung bietet. 1912/13 wurden insgesamt 11 seiner Holz- und Linolschnitte inHerwarth Waldens „Sturm“ veröffentlicht, bis 1917 erschienen Zeichnungen in Franz Pfemferts Zeitschrift „Die Aktion“. Im Herbst 1913 wurde M. zum Militärdienst nach Berlin eingezogen. Bei Kriegsausbruch 1914 nahm er zunächst an der Marne-Schlacht teil; 1915 kam er an die russ. Front und nach Pommern. Seit Sommer 1916 als Bataillonszeichner in Bulgarien und Serbien eingesetzt, hielt er Land und Leute in zahlreichen Zeichnungen und Aquarellen fest. Im Juni 1917 wurde M. wieder an die Westfront versetzt und fiel dort im August in der Schlacht bei Langemarck.

  • Werke

    Weitere W Drei Korbmacher, 1909 (W.-M.-Haus, Soest);
    Kartoffelernte II, 1910 (ebd.);
    Frau mit brauner Schubkarre, 1911 (Westfäl. Landesmus., Münster);
    Ziegelbäcker, 1911 (W.-M.-Haus, Soest);
    „Ornamentale Komposition VI“ u. „XI“, 1912 (Westfäl. Landesmus., Münster);
    „Astrale Komposition XI“, 1912 (Clemens-Sels-Mus., Neuss);
    Kreuzabnahme mit Mann im Frack, 1912 (W.-M.-Haus, Soest);
    Feldweg, 1912 (Mus. Bochum);
    „Große astrale Komposition II“, 1913 (Westfäl. Landesmus., Münster). – W-Verz. v. G. Tappert, um 1918, unpubl. (W.-M.-Archiv, Soest);
    In memoriam W. M., Mappenwerk Gal. Alfred Flechtheim, Düsseldorf, 1920;
    Ch. Knupp-Uhlenhaut (Hrsg.). W. M., Briefe u. Zeichnungen, 1984.

  • Literatur

    G. Tappert, W. M., Soest, in: Die schöne Rarität, ²1918, H. 5, S. 79;
    W. Frieg, W. M., Die Biogr. d. Künstlers, 1920;
    W. M. 1891-1917, Gemälde – Aquarell – Zeichnung – Graphik, Ausst.kat. Städt. Mus. Wuppertal, 1958;
    H. Seiler, W. M., 1958;
    W. M. 1891-1917, Ausst.kat. Westfäl. Kunstver. Münster/Württemberg. Kunstver. Stuttgart, 1967/68;
    E.-G. Güse, W. M., Bildhh. d. Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch., Nr. 20, 1983;
    W. M. 1891-1917, Zeichnungen u. Druckgraphik, Ausst.kat. Städt. Gal. Albstadt, 1988/89;
    W. M. 1891-1917, Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Ausst.kat. Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch., Münster/W.-M.-Haus, Soest/Städt. Gal. im Lenbachhaus München, 1991/92.

  • Porträts

    Zahlr. Selbstbildnisse (Gem. u. Zeichnungen, W.-M.-Haus, Soest, u. Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch., Münster);
    Selbstbildnis VIII, 1912 (Von der Heydt-Mus., Wuppertal);
    Selbstbildnis X, als Pierrot, 1912 (Staatsgal., Stuttgart);
    Phot. (W.-M.-Archiv, Soest).

  • Autor/in

    Annegret Hoberg
  • Zitierweise

    Hoberg, Annegret, "Morgner, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 123-124 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118736949.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA