Lebensdaten
1784 – 1852
Geburtsort
Diepholz (Niedersachsen)
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Architekt ; hessischer Oberbaudirektor ; Kunstwissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118734563 | OGND | VIAF: 807482
Namensvarianten
  • Moller, Georg
  • Moller, G.
  • Moller, Georg Salomon Hermann
  • mehr

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Zitierweise

Moller, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734563.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Levin Adolph (1757–1825), Notar in Celle, seit 1777 Advokat u. Prokurator in Diepholz, S d. Friedrich (1711–72) aus Dinker b. Soest, Advokat in Diepholz, 1743 Bgm. in Hameln, Vf. e. Stadtgesch., braunschweig.-lüneburg. Hofrat u. Obercommissarius, u. d. Pfarrers-T Anna Gerber (1720–58) aus Barrien (Niedersachsen);
    M Elisabeth Sophie (1761–95), T d. Augustin v. Castelmur (1723–73), aus altem Adelsgeschl. d. Oberengadins, Bankier in Wien, u. d. Elisabeth (Lisette) Partz (Parths) (1739–69);
    Stief-M (seit 1796) Dorothee (1771–1830) aus Osterode (Harz), T d. Heinrich Hermann Flügge, Pastor in Elbingerode (Harz), u. d. Dorothee Marie Christine Lenge aus Osterode;
    Tante-v Wilhelmine (1756–1834, Georg Frhr. v. Wedekind, hess. Frhr. 1809, 1761-1831, Prof. d. Med. in Mainz, hess. u. kurmainz. Leibarzt, s. ADB 41);
    6 Geschw (2 früh †), u. a. Ernst (1808–70), Prof. d. Philos. u. Päd. in Göttingen, 7 Halb-Geschw (1 früh †);
    1) Darmstadt 1811 Amalie (1780–1839),| Wwe d. hess. Hptm. Ludwig Merck (1777–1809), T d. Johann Valentin Hessemer (1734–1813), Oberbgm. in Darmstadt, u. d. Dorothea Bernhard (1743–92), 2) Darmstadt 1839 Karoline Magdalene gen. Helene (1810–73), T d. Friedrich Hille (1783–1854), hess. Landger.rat in Marburg, u. d. Caroline Follenius (1791–1856);
    1 S, 2 T aus 2). u. a. Caroline (1841–1909, Wilhelm Merck, 1833–99, Teilhaber d. chem. Fabrik E. Merck in Darmstadt, s. NDB 17*);
    Vt David Hansemann (1790–1864), Wirtschaftsführer u. preuß. Finanzminister (s. NDB VII); Verwandter Gerhard Friedrich v. Müller (1705–83), Forschungsreisender (s. ADB 22; Westfäl. Lb. X, 1970, S. 39-57).

  • Biographie

    M. begann seine Ausbildung nach Abschluß des Gymnasiums 1800 bei dem Architekten Christian Ludwig Wittig in Hannover. Dort begegnete er dem damaligen Karlsruher Bauinspektor Friedrich Weinbrenner. Ihm folgte er 1802 als Schüler an dessen private Bauschule. Während seiner fast fünfjährigen Ausbildung in Karlsruhe erwarb er sich gründliche theoretische Kenntnisse zur klassizistischen Architektur sowie praktische Erfahrungen bei der Mitarbeit an Projekten Weinbrenners. Nach dem Abschluß seiner Studien reiste er 1807 nach Italien. In Rom fand er Aufnahme im Kreis der Deutsch-Römer um Joseph Anton Koch und Johann Christian Reinhart. Sein Interesse an röm. Architektur galt mehr den Konstruktionen der frühchristlichen Basiliken als den Ruinen antiker Bauwerke. Gemäß der Auffassung von einem modernen Klassizismus, wie M. ihn bei Weinbrenner kennengelernt hatte, sah er das Vorbild in der schlichten und einfachen Formensprache der Griechen, nicht aber in den monumentalen Werken der röm. Antike. Ende 1809 kehrte M. über Paris nach Karlsruhe zurück. Im Februar 1810 fand er eine Anstellung als Ghzgl. Hess. Baurat in Darmstadt. Zu seinen ersten Aufgaben gehörten die Planungen zur Stadterweiterung.

    Der Aufstieg Darmstadts zur Residenz machte die Errichtung öffentlicher Bauten und privater Wohnungen in großem Umfang notwendig. M.s Konzept für die westlichen und südlichen Erweiterungen sah einen regelmäßigen Grundriß mit breiten Straßen und Plätzen klassizistischer Prägung vor, die von Gebäuden mit repräsentativen Fassaden eingefaßt werden. Die Realisierung des Projekts beschäftigte ihn während seiner gesamten Tätigkeit in Darmstadt. Neben dem Wohnungsbau im Rahmen der Stadtplanung wurde M. mit repräsentativen Bauaufgaben bedacht. So erhielt er 1811 den Auftrag zur Erweiterung des Alten Palais am Luisenplatz, 1812-30 arbeitete er an Plänen für den Umbau des Schlosses. Im Auftrag der „Vereinigten Gesellschaft“ errichtete er 1816/17 ein Kasino mit Konzert- und Festsaal; ein Jahr später erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau für eine Freimaurerloge mit großem Portikus ionischer Ordnung.

    Das erste bedeutende Gebäude, das Ghzg. Ludwig I. bei M. in Auftrag gab, war das Hoftheater am Herrengarten (1818). In der Zusammenfügung klarer kubischer Körper weist es auf das nur wenig später fertiggestellte Berliner Schauspielhaus von Schinkel. Als weiteres Hauptwerk M.s entstand 1822-27 die kath. Ludwigskirche auf dem ehemaligen Riedeselschen Berg in Darmstadt. Der Zentralbau in Form einer Rotunde nimmt Bezug auf das röm. Pantheon. M. entwarf weitere Kirchen, von denen St. Georg in Bensheim (1825) hervorzuheben ist. Zu dieser Zeit baute er in Darmstadt das Neue Kanzleigebäude sowie ein Mausoleum. Die Berufung nach Karlsruhe als Nachfolger seines Lehrers Weinbrenner lehnte er ab. 1827 begab sich M. auf eine Reise nach Paris, 1830 besuchte er England. Wenig später wurde er in Darmstadt zum Hofbaudirektor ernannt. Neben seinen Aufgaben in Darmstadt (Bau des Prinz-Carl-Palais, 1835) widmete sich M. in den 30er Jahren auch auswärtigen Projekten. So entstand 1829-33 das Mainzer Stadttheater. Unmittelbar danach war er am Umbau von Schloß Lich in Oberhessen beteiligt, 1835 entwarf er erste Pläne für das Wiesbadener Schloß. Analog zu seinem Kasinogebäude in Darmstadt sah M. auch hier vor, die im spitzen Winkel zueinander stehenden Flügel durch einen Turm, der die Funktion eines Gelenks erfüllt, zu verbinden. Mit einem das Stadtbild Darmstadts noch heute prägenden Werk, dem Ludwigsmonument auf dem Luisenplatz (1844), griff M. nochmals in die Gestaltung der Residenzstadt ein.

    M.s Bedeutung als Wegbereiter des Klassizismus geht weit über die formale Aneigung antiker Formensprache hinaus. Wie seine Zeitgenossen Laves, Chateauneuf oder Schinkel verstand auch M. die moderne Baukunst als eine Synthese von einfachen, klaren Formen mit den neuen Darstellungsmöglichkeiten der Technik. Er legte größten Wert auf konstruktive Elemente und entwickelte selbst eine Reihe von Verfahren, die direkt mit seinem Namen verbunden sind (Mollerscher Knoten, Mollerscher Verband). Auch mit dem Einsatz serieller Eisenelemente in der Architektur – zu seiner Zeit als große Errungenschaft gefeiert – setzte er sich auseinander. Dies belegt seine Rekonstruktion der Kuppel über dem östlichen Vierungsturm des Mainzer Doms. Nach dessen Zerstörung 1793|hatte man M. 1828 mit dem Wiederaufbau der Kuppel beauftragt. Er entschied sich für eine Eisenkonstruktion, die große Ähnlichkeiten mit der Glas-Eisen-Kuppel von William Porden für die Reitställe am Royal Pavilion in Brighton aufwies. Die Leistungen der engl. Ingenieure im Tragwerkbau verfolgte er mit großem Interesse. Der teilweise noch vorhandene Briefwechsel mit engl. Sachverständigen belegt seinen regen Gedankenaustausch über Fragen zu Konstruktionen, aber auch zu historischen Bauwerken. Ein Großteil der von M. errichteten Bauten ist nicht erhalten, vor allem in Darmstadt fielen die meisten den Zerstörungen des 2. Weltkriegs zum Opfer.

    Im Laufe seines Lebens widmete sich M. immer wieder auch architekturhistorischen Themen. Ihm ist die Sicherung des Originalrisses vom Kölner Dom zu verdanken; die Zeichnung war 1814 in Darmstadt gefunden worden. Eingehend beschäftigte sich M. mit gotischer Architektur. Die von ihm herausgegebenen „Denkmäler der deutschen Baukunst“ bieten an einzelnen Werken einen Überblick über mittelalterliche Bausysteme und Ornamentik. – Dr. phil. h. c; Ehrenbürger v. Mainz (1831).

  • Werke

    Weitere W Entwürfe ausgeführter u. z. Ausführung bestimmter Gebäude, 1825 (mit F. Heger);
    Btrr. zu d. Lehre v. d. Construktionen, 1832–44. – Hrsg.: Denkmäler d. dt. Baukunst I, 1821 (1. Lieferung 1815), II, mehrere Lieferungen bis 1831, III, 1843 ff. – Teilnachlaß: Stadtarchiv Darmstadt u. Fam.archiv Merck, Darmstadt.

  • Literatur

    B. Sack, G. M., Diss. München 1908;
    W. H. Dammann, G. M.s künstler. Welt, in: Die Kunst unserer Heimat 6, 1912, S. 105 ff.;
    M. Frölich, M. in seiner Zeit, Gedenkrede z. 100. Todestag G. M.s, 1952;
    dies., Vom Geist e. Stadt, 1956, S. 141-48;
    dies. u. H.-G. Sperlich, G. M., Baumeister d. Romantik, 1959;
    Mercksche Fam.-Zs. 25, 1975, S. 321;
    Darmstadt in d. Zeit d. Klassizismus u. d. Romantik, Ausst.kat. 1978;
    W. Balzer. Mainz – Persönlichkeiten d. Stadtgesch. I, 1985, S. 2 f. (P);
    ThB. – Zur Fam.: Mercksche Fam.-Zs. 25, 1975, S. 103-09, 158-61, 191, 281 f. u. 302-30 (P).

  • Autor/in

    Reinhard Wegner
  • Zitierweise

    Wegner, Reinhard, "Moller, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 742-744 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734563.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA