Lebensdaten
1792 – 1848
Geburtsort
Salzburg
Sterbeort
Wagrain
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Priester ; Lieddichter ; Komponist der Melodie von "Stille Nacht, heilige Nacht"
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118734504 | OGND | VIAF: 24695689
Namensvarianten
  • Mohr, Joseph Franz
  • Mohr, Joseph
  • Mohr, Joseph Franz
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Zitierweise

Mohr, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734504.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Natürl. V Franz Joseph, aus d. Scharglerkeusche in Stranach b. Mariapfarr (Lungau), Salzburg. Musketier, seit 1792 fahnenflüchtig;
    M Anna Schoibor (1758–1827), Strickerin in S., T e. Salzamtschreibers in Hallein.

  • Biographie

    M.s Kindheit war von Armut geprägt, doch der Salzburger Domvikar Johann Nepomuk Hiernle (1765–1850) unterwies den begabten Knaben in Orgel, Violine und Gitarre. M. besuchte das akademische Gymnasium und verdiente sich als Geiger und Sopransänger in den Chören der Universität und des Stiftes St. Peter den Lebensunterhalt. Nach Studien am Lyzeum des Benediktinerstiftes Kremsmünster fand er 1811 Aufnahme in das Salzburger Priesterseminar. Seine theologischen Studien schloß er 1815 mit einem hervorragenden Zeugnis ab. Im August desselben Jahres empfing er die Priesterweihe. Kurze Zeit diente er als Hilfspriester in Ramsau bei Berchtesgaden und dann als Vikar in Mariapfarr, der Heimat seines Vaters. Seine schlechte gesundheitliche Konstitution zwang ihn zu einem Erholungsurlaub in Salzburg. Seit August 1817 war er Aushilfspriester und seit Oktober Koadjutor der neuen Pfarre St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg. Hier gewann er die Freundschaft des Lehrers und Organisten der nahen Wallfahrtskirche Arnsdorf, Franz Xaver Gruber, der damals auch den Kirchenchor von Oberndorf betreute. Kurz vor Weihnachten versagte die Orgel ihren Dienst. Darum bereiteten Priester und Lehrer zusammen die Weihnachtsfeier vor. M. schrieb einen schlichten Liedtext mit sechs Strophen und Gruber ersann die Melodie dazu. In der Heiligen Nacht 1818 erklang zum ersten Mal in der Oberndorfer Kirche St. Nikola das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“. M. begleitete mit seiner Gitarre und sang Tenor, Gruber den Baß, der Chor sang jeweils die Wiederholung am Schluß der Strophen. Die Urschrift des Textes aus der Hand M.s ist verloren gegangen. Im Stille-Nacht-Archiv des Keltenmuseums in Hallein haben sich nur die Autographen des Komponisten Gruber erhalten. Um den Text des Liedes entwickelte sich ein wissenschaftlicher Streit. Es gibt nämlich eine lat. Fassung, die von Karl Sayler vertont wurde. Der maßgebende Hymnologe Clemens Blume bezeichnet jedoch den lat. Text als „eindeutig einer späteren Zeit angehörend“.

    Seit Oktober 1819 war M. Seelsorger in den Pfarreien Kuchl, Vigaun, Golling, Adnet, Koppl, Anthering, Eugendorf, Hof bei Salzburg und Hintersee. 1827 kam er in das schöne Bergdorf Wagrain und blieb dort als Vikar bis ans Lebensende. Die Errichtung des ersten Schulhauses in Wagrain ist ihm zu danken.

    M. verschenkte, was er hatte, und starb bettelarm, aber von seiner Gemeinde geliebt und geachtet. Gedenktafeln und Straßenbezeichnungen in all seinen Wirkungsorten halten die Erinnerung an ihn wach. Außer den sechs Strophen des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ werden M. von seinem Freund Gruber „mehrere geistliche Lieder“ zugeschrieben. Sechzehn vierzeilige Strophen erzählen „Vom Glück eines guten Gewissens“. 1813/14 schrieb er ein „Compendium zum Gebrauch derer, welche die heilige Subdiakonatsweihe anstreben“. 1848 erschien im Druck eine Stundengebetpredigt, die er in St. Veit/Schwarzach gehalten hatte. Auch als Komponist betätigte sich M. Zusammen mit Gruber schrieb er ein „Te Deum laudamus“ für Sopran, Alt, Baß, zwei Violinen und zwei Klarinetten. 1834 schuf er einen „Cantus firmus zum Nachtgebet beim Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus“, ebenso einen zur Messe am Karsamstag, mit lat. Text.

  • Literatur

    ADB 52;
    F. Peterlechner, „Stille Nacht, heilige Nacht“, Die Gesch. e. Volksliedes, 1917;
    M. Gehmacher, „Stille Nacht, heilige Nacht“, Das Weihnachtslied, wie es entstand, wie es wirklich ist, 1937, ²1951;
    H. Spies, Über J. M., d. Dichter v. „Stille Nacht, heilige Nacht“, in: Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskde. 84/85, 1944/45, S. 122-41;
    K. H. Waggerl, J. M., d. Schöpfer d. Liedes „Stille Nacht“, 1948;
    A. Schmaus u. L. Kriss-Rettenbeck, „Stille Nacht, heilige Nacht“, Gesch. u. Ausbreitung e. Liedes, 1967 (L);
    J. Gassner, F. X. Grubers Autographen v. „Stille Nacht, heilige Nacht“ mit d. Gesch. d. Liedes, 1968;
    A. Leeb. in: Oberösterr. Heimatbll., 1969, S. 58-69 (L), 1971, S. 134 f. (Verz. Literar. U. a. Darst.);
    A. Haslinger u. p. Mittermayer (Hrsg.), Salzburger Kulturlex., 1987, S. 322;
    ÖBL. |

  • Quellen

    Qu.: Pfarrarchiv Wagrain: Stille-Nacht-Archiv im Keltenmus. Hallein.

  • Porträts

    Denkmal v. J. Mühlbacher (Pfarrkirche in Oberndorf).

  • Autor/in

    Berthold Egelseder OSB
  • Zitierweise

    Egelseder OSB, Berthold, "Mohr, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 709-710 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734504.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mohr: Joseph Franz M., geboren als vorehelicher Sohn des Musketiers Franz Mohr und seiner nachmaligen Ehefrau Anna, geb. Schoiber, am 11. December 1792 zu Salzburg, daselbst auf dem Benedictinergymnasium und bei der theologischen Facultät ausgebildet, am 21. August 1815 zum Priester geweiht, zuerst Hülfsprediger in der Ramsau bei Berchtesgaden, dann zu Mariapfarr im Lungau, war vom September 1817 bis zum August 1819 Hülfsprediger in Oberndorf (bei Salzburg), wo er am 24. December 1818 das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ dichtete, das sein Freund Xaver Gruber (s. d.) sofort componirte und noch um Mitternacht desselben Tages bei der Christmette in der Sanct Nicolai-Pfarrkirche zu Oberndorf mit dem Kirchenchor zum Vortrag brachte. Mit anderen litterarischen Productionen ist M. nie hervorgetreten. Nachdem er auf verschiedenen Pfarren im Gebiet des Erzbisthums Salzburg thätig gewesen, wurde er 1837 als Vicar nach Wagrein (im Pongau) berufen, wo er am 5. December 1848 starb.

    • Literatur

      „Ueber Land und Meer“ vom 22. December 1901.

  • Autor/in

    O. F. Gensichen.
  • Zitierweise

    Gensichen, O. F., "Mohr, Joseph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 435 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734504.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA