Lebensdaten
1891 – 1977
Geburtsort
Hildburghausen
Sterbeort
Eisenach
Beruf/Funktion
evangelisch-lutherischer Landesbischof von Thüringen
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 11873427X | OGND | VIAF: 15564683
Namensvarianten
  • Mitzenheim, Hartmut Moritz
  • Mitzenheim, Moritz
  • Mitzenheim, Hartmut Moritz
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Zitierweise

Mitzenheim, Moritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873427X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. kam im 17. Jh. aus d. Gfsch. Waldeck nach Südthüringen. – V Heinrich (1863–1941), Oberstudienrat, Organist u. Chormeister, Ehrenbürger v. H., S d. Webers Bernhard (1829–1904) u. d. Therese Wirsing (1829–1906);
    M Anna (1861–1943), T d. Kantors Gottlieb Luther in Veilsdorf u. d. Mathilde Heinz;
    1918 Ella Heim (1891–1980) aus Schleusingen;
    1 S, 1 T, Hartmut (* 1921), Jurist, Oberkirchenrat, Barbara Hug (* 1919), Schriftst. (s. Kosch, Lit.-Lex.³).

  • Biographie

    M. studierte seit 1911 Theologie in Leipzig, Heidelberg, Berlin und Jena. Nach dem Vikariat wurde er 1916 Pfarrer in Wallendorf, 1917 in Saalfeld und 1929 in Eisenach. Er begann Jugend- und Posaunenarbeit, übernahm die Redaktion der „Saalfelder Heimatglocken“, in Eisenach die Schriftleitung des Gemeindeblattes „Aus Luthers lieber Stadt“ und erreichte 1946 das Wiedererscheinen des Sonntagsblattes für Thüringen „Glaube und Heimat“. Als Vorstandsmitglied des Thüringer Jungmännervereins und als Landesposaunenwart nahm er 1926 an der Weltkonferenz Ev. Jungmännerbünde in Helsinki teil. Als Landesobmann der Thüringer Kirchenchöre gab er seit 1930 Singhefte heraus. Während des Kirchenkampfes wurde er von den Deutschen Christen heftig angegriffen. Als Sprecher der Luth. Bekenntnisgemeinschaft (und deren Leiter seit 1943) brachte er viele Proteste gegen Maßnahmen des deutsch-christlichen Kirchenregiments vor.

    Im April 1945 forderte er den Kirchenpräsidenten Hugo Rönck (1908–90), der kurz vor dem Einmarsch der amerikan. Truppen den Titel „Landesbischof“ angenommen hatte, zum Rücktritt auf. Nach dessen Verhaftung erklärte sich Anfang Mai Röncks Stellvertreter Erwin Brauer bereit, ein Gesetz zur Neubildung des Landeskirchenrates zu unterschreiben. M. wurde einstimmig zum Vorsitzenden gewählt, führte zunächst die Dienstbezeichnung „Landesoberpfarrer“ (lt. Kirchenverfassung von 1924), seit Dezember 1945 „Landesbischof“. Die Gesetze zum kirchlichen Wiederaufbau wurden von der 1947 gewählten Synode gebilligt.

    Nach Abzug der amerikan. Besatzungstruppen im Sommer 1945 verhandelte M. mit dem Chef der sowjet. Militäradministration Thüringen über die Berücksichtigung der Kirche beim Wiederaufbau, seit 1949 mit dem Ministerpräsidenten des Landes Thüringen, Werner Eggerath, der später Staatssekretär für Kirchenfragen wurde. M. besuchte Sonntag für Sonntag die Gemeinden, gründete Katechetenseminare, eine Kirchenmusikschule und zahlreiche Einrichtungen der Diakonie, half vielen Inhaftierten und setzte sich 1953 energisch für die angegriffene „Junge Gemeinde“ ein. 1955-61 gehörte er dem Rat der Ev. Kirche in Deutschland (EKD) an. Im Auftrag der EKD-Synode führte er die Verhandlungen mit der Regierung der DDR, als Propst Grüber, der Beauftragte des Rates der EKD, nicht mehr empfangen wurde: Das Kommuniqué vom 21.7.1958 bedeutete den Anfang einer Normalisierung des Verhältnisses von Staat und Kirche und einen ersten Schritt auf dem Wege, der zur Gründung des „Bundes der Ev. Kirche in der DDR“ führte. Ausgehend von der luth. Zwei-Reiche-Lehre, bemühte sich M., „Raum für das Evangelium“ zu erstreiten. Seine „Alleingänge“ wurden von anderen Kirchenleitungen zeitweilig kritisiert, da sie nicht immer zu zitierfähigen Ergebnissen führten, sein Einsatz für das ev. Schrifttum und die „Bausoldaten“, die nicht mit der Waffe dienen wollten, aber dankbar begrüßt. 1970 übergab er sein Bischofsamt an seinen bisherigen Stellvertreter Ingo Braecklein.|

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Jena 1947, Bratislava 1962, Warschau 1974);
    Wladimir-Orden (1959), Vaterländ. Verdienstorden in Gold (1961);
    Ehrenbürger v. Eisenach (1961) u. Hildburghausen (1964).

  • Werke

    Marthe Renate Fischer, e. Lb. d. Thüringer Heimatdichterin, 1925;
    Wilhelm Köhler, Kantor zu St. Johannis in Saalfeld, 1926;
    Die erste Kirchen- u. Schulvisitation in Saalfeld im J. 1527, 1927;
    Die zweite Kirchen- u. Schulvisitation in Saalfeld im J. 1529, 1927;
    Saalfelder Lutherbüchlein, 1930;
    Gesch. d. Fam. Mitzenheim, 3 T., 1933/35/41;
    Gottes gute Gaben, d. 10 Gehote Kindern erl., 1951;
    Gottes wunderbares Wirken, Kinderbriefe üb. d. christl. Glauben, 1963;
    Unser Martin Luther, 1970;
    Pol. Diakonie. Reden – Erklärungen – Aufsätze 1946–64, 1964, T. II bis 1966, 1967;
    Berr, vor d. Synode im Amtsbl. d. Ev.-Luth. Kirche in Thüringen, 1948 ff.;
    G. Merzyn (Hrsg.), Kundgebungen, Worte u. Erklärungen d. Ev. Kirche in Dtld. 1945–59, o. J. (darin d. Briefwechsel M.s mit Min.präs. O. Grotewohl 1958);
    Ein Lebensraum f. d. Kirche, Die Rundbriefe v. Landesbischof D. M. 1945-70, hrsg. v. Th. Björkman, 1991.

  • Literatur

    Kirchl. Jb., bes. 1953 u. 1958;
    Domine. dirige me in verbo tuo, FS z. 70. Geb.tag, 1961;
    50 J. im Dienste d. Kirche, e. Festgabe z. Goldenen Ordinationsjubiläum, 1964;
    Zum Dienste berufen, Lb. leitender Männer d. Ev. Kirche in Dtld., 1964;
    G. Lotz, M. M., H. 10 d. R. „Christ in d. Welt“, ²1969;
    H. v. Hintzenstern, 50 J. Thür. Kirche (1919–69), in: Thür. Kirchl. Stud. II, „Aus zwölf Jhh.“. 1971;
    ders., „Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ“, Berr., Dokumente u. Zeugnisse z. 100. Geb.tag zusammengestellt, in: Glaube u. Heimat. Ev. Sonntagsbl. f. Thüringen, Nr. 33 v. 18.8.1991;
    S. Krügel, Lebensraum f. d. Glauben – theol. Versuch z. Deutung d. Verhältnisses d. Kirche zu Staat u. Ges. in d. DDR (üb. d. sog. Thür. Weg), in: Luth. Kirche in d. Welt 27, 1980, S. 81 ff.;
    E. Stegmann, Der Kirchenkampf in d. Thür. Ev. Kirche 1933–43, 1984;
    J. Seidel, M. M. – Bischof u. Landesvater, in: Luth. Kirche in d. Welt 32, 1985, S. 69 ff.;
    ders., „Neubeginn“ in d. Kirche? Die ev. Landes- u. Provinzialkirchen in d. SBZ/DDR im ges.pol. Kontext d. Nachkriegszeit (1945–53), 1989;
    F. Ehlert, „Suchet d. Stadt Bestes!“, Bischof M.s Bemühungen (1958) um Einvernehmen mit d. Staat, in: Kirche im Sozialismus 3, 1988, S. 97 ff.;
    H. Wulff-Woesten, 100. Geb.-tag Dr. M. M., Gedenkveranstaltung in Hildburghausen 1991;
    BBKL.

  • Porträts

    Gem. v. G. Kötschau, 1965 (Eisenach, Landeskirchenamt).

  • Autor/in

    Herbert von Hintzenstern
  • Zitierweise

    Hintzenstern, Herbert von, "Mitzenheim, Moritz" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 592-593 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11873427X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA