Lebensdaten
1523 – 1590
Geburtsort
Nassenfels bei Eichstätt
Sterbeort
Eichstätt
Beruf/Funktion
Bischof von Eichstätt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118731270 | OGND | VIAF: 52484603
Namensvarianten
  • Schaumberg, Martin von
  • Martin
  • Martin von Schaumberg
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Zitierweise

Martin von Schaumberg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731270.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus fränk. Adelsgeschl.;
    V Kaspar ( 1536), bischöfl. Pfleger in N., später würzburg. Amtmann zu Volkach;
    M Margarethe ( 1540), T d. Balthasar v. Waldenfels ( um 1533), mgfl. Amtmann zu Mittelberg, u. d. Margarethe Marschalk v. Ebneth;
    Ov Johann ( 1552), Domherr in Augsburg u. Eichstätt;
    Vt Martin ( 1613), Dompropst in Eichstätt.

  • Biographie

    Bereits mit acht Jahren als Domizellar in Eichstätt zugelassen, besuchte M. seit 1533 die Univ. Ingolstadt, begab sich 1539 nach Wien und setzte sein Studium 1544 in Bologna fort; akademische Grade erwarb er nicht. In Eichstätt wurde er 1546 Kapitular, 1554 Cellerar, 1555 Kantor und 1559 Dekan des Domkapitels. Außerdem war er Domherr in Augsburg, Bamberg und Würzburg sowie Kanoniker an St. Burkhard in Würzburg. 1549/50 weilte M. als Begleiter des Kardinals Otto Truchseß v. Waldburg, Bischofs von Augsburg, in Rom. Das Kapitel und der Bischof beauftragten ihn einige Male mit diplomatischen Missionen. - Nach dem Tod Eberhards v. Hirnheim (4.7.1560) wählte das Kapitel am 17.7.1560 M. zum Bischof von Eichstätt. Der neue Bischof bemühte sich energisch um die Abwehr der Reformation und die Erhaltung des alten Glaubens. Dies gelang vortrefflich innerhalb des Hochstifts, in Gebieten protestantischer oder neugläubig gesinnter Landesherren nur selten. Auf dem Konzil von Trient ließ er sich von seinem Weihbischof Leonhard Haller vertreten. Nach Abschluß des Konzils suchte er dessen Reformdekrete zu verwirklichen, war aber den Jesuiten an der Univ. Ingolstadt (Ablegung des Glaubensbekenntnisses) nicht energisch genug. Aufgrund früherer Planungen für eine „Partikularschule“, deren Übernahme Petrus Canisius abgelehnt hatte, konnte M. gegen den Widerstand des Domkapitels, gestützt auf das Trienter Seminardekret, schon 1564 das „Collegium Willibaldinum“, das erste tridentinische Seminar in Deutschland errichten. Dadurch gelang es ihm, den großen Priestermangel zu mindern. Unaufhörlich war M. um die Reform der Laien und vor allem der Klöster und des Klerus bemüht. Die vom Konzil geforderten regelmäßigen Synoden unterblieben; dafür wurden auf dem Land die Kapitelskongresse vermehrt. Eine (Teil-) Visitation fand 1565 statt; es zeigte sich, daß der Protestantismus im Hochstiftsgebiet und im bayer. Diözesananteil nicht Fuß gefaßt hatte; nur in Grenzpfarreien waren einige reformatorische Bräuche eingedrungen.

    Das Hochstift Eichstätt erweiterte M. durch den Kauf von Dörfern (Kinding, Töging) und obrigkeitlichen Rechten, so daß es innerhalb des Hochstiftsgebietes fast nur geistliche Grundherren gab. Zur Vermeidung von Streitigkeiten suchte er durch Verträge die Hochgerichtsgrenzen zu klären und zu sichern. Mit seinen reichsständischen Nachbarn, auch mit den protestantischen, pflegte er freundschaftlichen Umgang und Zusammenarbeit, ohne seine Grundsätze zu verleugnen. Am Geschehen im Reich nahm er regen Anteil; er besuchte die Reichstage oder ließ sich auf ihnen vertreten. Zur Sicherung der Rechtsprechung erließ M. Rechts-, Gerichts- und Handwerksordnungen. Er erweiterte die Willibaldsburg (Schaumbergbau) und ließ auch sonst Baumaßnahmen durchführen. Er ließ Münzen prägen und suchte die Finanzlage des Stifts zu bessern. Der Gregorianische Kalender wurde schon 1583 eingeführt. - M. fühlte sich zwar bewußt als Fürst und legte Wert auf Repräsentation, aber er war in erster Linie ein Seelsorger mit vorbildlichem Lebenswandel. Seine Gutmütigkeit und Nachsicht hinderten ihn an harten Maßnahmen; er verlegte sich lieber auf Mahnen und Zureden und hatte dabei durchaus Erfolg. Als er starb, war die Reform seines Bistums kräftig in Gang gesetzt.

  • Literatur

    J. Sax, Gesch. d. Hochstifts u. d. Stadt Eichstätt, ²bearb. v. J. Bleicher, 1927, S. 211-25;
    ders., Die Bischöfe u. Reichsfürsten v. Eichstätt, 1884 f., S. 453-71;
    L. Bruggaier, Die Wahlkapitulationen d.|Bischöfe u. Reichsfürsten v. Eichstätt 1259-1790, 1915;
    O. Frhr. v. Schaumberg, Neuaufstellung d. Stammfolgen d. uradelig fränk. Geschl. v. Schaumberg, 1953;
    A. Bauch, Das Collegium Willibaldinum im Wandel d. Jhh., in: 400 J. Collegium Willibaldinum, 1964, S. 22-117 (L, P);
    E. Reiter, M. v. Sch., Fürstbischof v. Eichstätt (1560–90) u. d. Trienter Reform, 1965 (L);
    B. Gieseke, Friedrich v. Wirsberg, Bischof v. Würzburg u. Hzg. v. Franken, 1978, S. 79-84;
    G. May, Die Dt. Bischöfe angesichts d. Glaubensspaltung d. 16. Jh., 1983, S. 276 f.;
    H. A. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt v. d. Ref.zeit b. z. Säkularisation (1535–1806), Diss. Eichstätt 1983 (ungedr.), Nr. 224;
    St. Weinfurter, H. Flachenecker, M. Fink-Lang, E. Reiter u. K. Kreitmeir, Die Viten d. Eichstätter Bischöfe im Pontifikale Gundekarianum, in: Pontifikale Gundekarianum, Faks. Ausg. d. Codex B 4 im Diözesanarchiv Eichstätt, Kommentarbd. hrsg. v. A. Bauch u. E. Reiter, 1987.

  • Autor/in

    Ernst Reiter
  • Zitierweise

    Reiter, Ernst, "Martin von Schaumberg" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 275-276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731270.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA