Lebensdaten
1902 – 1984
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Sils Maria, Engadin
Beruf/Funktion
Regisseur
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118728415 | OGND | VIAF: 74115102
Namensvarianten
  • Lemberger, Leopold (bis 1922)
  • Lintberg, Leopold
  • Lindtberg, Leopold
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Zitierweise

Lindtberg, Leopold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118728415.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Abraham Heinrich Lemberger (1872–1949), Kaufm. in W., S d. Leopold u. d. Lujza Adler aus Preßburg;
    M Adele (1881–1968), T d. Sigmund Pollak u. d. Franziska Ehrental aus W.;
    Groß-O Ignaz Liebhardt (1859–1900), Schauspieler (s. Kosch, Theater-Lex.);
    - Zürich 1941 Valeska, Pianistin, T d. Alfred Hirsch-Faber u. d. Fanny Faber;
    2 T Susanne (* 1941), Musikerin, Bettina (* 1946), Schauspielerin.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Realgymnasiums studierte L. seit 1922 an der Univ. Wien Germanistik und Kunstgeschichte. Gleichzeitig nahm er bei J. Daneggerd. Ä. Schauspielunterricht. 1924 ging er nach Berlin, wo er in W. Dieterles Dramatischem Theater als Schauspieler auftrat. 1925 kam L. an das Stadttheater Düsseldorf, ein Jahr später wurde er an das Stadttheater Bielefeld verpflichtet, wo er in Wedekinds „Der Liebestrank“ am 24.11.1926 erstmals auch Regie führte. 1927 kehrte L. nach Berlin zurück, um hier im Kreis von Piscator und Granach geistig-politisch orientiertes Theater zu machen. Trotz Engagements an den Stadttheatern Koblenz (als Schauspieler und Regisseur, 1928/29), Breslau (als Regisseur, 1929/30) und Düsseldorf (als Oberregisseur, 1932/33) blieb L. bis 1933 Berlin verbunden, wo er 1928 die Uraufführung von Erich Mühsams Stück „Sacco und Vanzetti“ im Novemberstudio Granachs und ab Dezember 1929 auch am Staatstheater bei L. Jeßner inszenierte. Der große Durchbruch gelang ihm mit der Inszenierung des Verdun-Stückes „Die endlose Straße“ von S. Graff und K. E. Hintze 1932. Erste Kontakte mit Brecht stammen aus dieser Zeit. 1933 emigrierte er nach Paris, von wo ihn F. Rieser an das Pfauentheater (das spätere Schauspielhaus) nach Zürich holte. L. war entscheidend mitbeteiligt an der bedeutenden kulturellen Leistung dieser Bühne, an der im Deutschland dieser Jahre verbotene Stücke aufgeführt wurden. Aus dem bewußt antifaschistischen Spielplan ragen besonders zwei Inszenierungen von L. heraus: 1934 die deutsche Erstaufführung des ersten Kampfstückes gegen den Nationalsozialismus von Friedrich Wolf „Professor Mannheim“ (eigtl.Prof. Mamlock“) und 1941 die Uraufführung von Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ mit Therese Giehse in der Titelrolle. Mit seinen Bemühungen um eine zeitbezogene Verlebendigung der klassischen Werke des Theaters strebte L. einen „humanistischen Realismus“ an. Tiefes menschliches Engagement zeichnet auch seine 1935-53 in der Schweiz entstandenen, mehrfach preisgekrönten Spielfilme aus, die dem Schweizer Film internationale Geltung brachten. Sein Film „Die letzte Chance“, der zum Teil mit Laiendarstellern gedreht wurde, zeigt das Schicksal einer Gruppe von Flüchtlingen, die während des Kriegs in die Schweiz zu gelangen versuchte. Mit ihm nahm L. den ital. „Verismo“ nach 1945 voraus. In die ersten Nachkriegsjahre fällt L.s Mitarbeit an Drehbüchern für den amerikan. und engl. Film. Seit 1949 inszenierte er auch am Kameri Theater und am Habimah Theater (dort auch bereits 1934/35) in Tel Aviv, seit 1954 wieder in Berlin und München, von 1956 an in Hamburg und seit 1957 in Düsseldorf und Wiesbaden. Dazu kam seine Mitwirkung bei Festspielen, vor allem seit 1949 in Salzburg und seit 1966 bei den Grillparzer gewidmeten auf Burg Forchtenstein. Bereits 1947 inszenierte L. mit „Hamlet“ erstmals am Burgtheater, an das er von 1956 bis zu|seinem Tod fest verpflichtet war. Seine Arbeit hier galt vor allem einer zeitgemäßen Darstellungsform der Dramen Grillparzers, ferner Nestroy, für dessen Wiedergewinnung für die Bühne er schon in Zürich Maßgebliches geleistet hatte. Richtungweisend waren seine Wiener Inszenierungen der Wallenstein-Trilogie (1959) und sein Zyklus der Königsdramen Shakespeares, der 1964 in einer geschlossenen Darstellung zu sehen war. Auch nach dem Krieg blieb das Schauspielhaus Zürich, das er von 1965-68 leitete, seine Hauptwirkungsstätte. Mit der gleichen Intensität, mit der L. hier die Gültigkeit und die sittliche Kraft der klassischen Werke zu beweisen suchte, inszenierte er auch die Werke von Zeitgenossen wie Frisch, Dürrenmatt und Faulkner. Werktreue, dramaturgische Wahrhaftigkeit, die Lust am Komödiantischen und, als „Wiener Erbe“, Musikalität und ein z. T. an K. Kraus geschultes „Sprachbewußtsein“ bestimmten nach eigener Aussage seine rund 400 Inszenierungen, wobei er sich erfolgreich gegen jegliche Stildiktatur wehrte.

    1944 inszenierte L. am Stadttheater Basel mit G. Verdis „Macbeth“ seine erste Oper. Es folgten Opernregien vor allem in Wien, Zürich, Frankfurt, München, Hamburg und an der Covent Garden Opera in London. Neben zeitgenössischen Opern inszenierte er vor allem Mozart, dessen Hauptwerke er seit 1956 in Frankfurt und seit 1967 in Zürich auf die Bühne brachte. Für Rundfunkanstalten schuf er seit 1955 mehrere Hörspielbearbeitungen von Bühnenstücken. – L., der nach dem 2. Weltkrieg in Wien Theaterwissenschaft studierte, verfaßte zahlreiche theoretische Aufsätze und hielt Vorträge bei Tagungen. Er wirkte auch als Lehrer, so an der Piscatorschule Berlin, dem Bühnenstudio Zürich und dem Reinhardt-Seminar in Wien, und war Lehrbeauftragter der Univ. Zürich. 1964/65 leitete er in Wien die Schule „Film und Fernsehen“.|

  • Auszeichnungen

    Prof.titel (1959).

  • Werke

    Weitere W Schriften: Inszenierungsprobleme d. Gegenwartstheaters, in: Maske u. Kothurn 8, 1962, H. 1, S. 31-42;
    Ensembletheater heute - Ideal, Möglichkeit od. Utopie?, in: Neue Zürcher Ztg. v. 30.1.1966: Engagiertes Theater im Wandel d. Zeiten, in: Berner Tagbl. v. 21./22.9.1968;
    Reden u. Aufsätze, 1972 (Verz. d. Inszenierungen bis 1972, P).

  • Literatur

    L G. Schoop, Das Zürcher Schauspielhaus im 2. Weltkrieg, 1957; Regiearbeit L. L., Texte v. L. L. u. anderen (u. a. üb. L.s Filmschaffen), 1962; Lieber Lindi, Freundesgabe f. L. L. zum 1.6.1972, 1972 (P); H. Dumont, L. L. et le Cinéma Suisse, 1935–53, in: Travelling 44/45/46, Documents Cinémathèque suisse 6, 1975 (W- Verz. d. Filme, L, P); W. Mittenzwei, Das Zürcher Schauspielhaus 1933-45, 1979 (P); L. L. z. 80. Geb.tag am 1.6.1982 (P); L. L. u. d. Burgtheater, hrsg. v. d. Österr. Bundestheaterverwaltung u. d. Direktion d. Burgtheaters, 1982 (P); P. Rismondo, Für Menschen, nicht f. Snobs!, in: Presse v. 31.10./1.11.1966, S. 6; G. Rühle, in: Frankfurter Allg. Ztg. Nr. 95 v. 21.4.1984, S. 25; Neue Zürcher Ztg. v. 22.4.1984; Wiener Ztg. v. 20.4.1984; Kosch, Theaterlex.; Enc. dello Spettacolo VI, 1959, S. 1518 f. (W, L). - Eigene Archivstud.

  • Porträts

    Gem. (Wien, Ehrengal. d. Burgtheaters).

  • Autor/in

    Edith Marktl
  • Zitierweise

    Marktl, Edith, "Lindtberg, Leopold" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 617-618 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118728415.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA