Lebensdaten
1902 – 1972
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118724703 | OGND | VIAF: 19741747
Namensvarianten
  • Krueger, Gerhard
  • Krüger, Gerhard
  • Krueger, Gerhard
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Zitierweise

Krüger, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724703.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max (1865–1948), Reg.rat, S d. Eisenbahnbetriebssekr. Heinrich in Erfurt u. d. Magdalene Quitt;
    M Martha (1874–1956), T d. Musiklehrers Moritz Jähnigen u. d. Pauline Niedtner;
    Marburg/Lahn 1925 Erna (* 1895), T d. Kaufm. Peter Bock in Saargemünd u. d. Elisabeth Klöckner;
    1 S Lorenz (* 1932), Prof. d. Philos.

  • Biographie

    K. begann sein Studium 1920 bei J. Haller in Tübingen, ging jedoch schon in seinem 2. Semester nach Marburg, um bei P. Natorp Philosophie zu studieren. Dort erlebte er die Krise des Neukantianismus in der Auseinandersetzung zwischen Natorp und N. Hartmann, als dessen Schüler er 1925 mit einer Arbeit über „Kants Lehre von der Sinnesaffektion“ promoviert wurde. Gemeinsam mit K. Löwith und H. G. Gadamer nahm K. in Marburg lebhaften Anteil an der Begegnung zwischen M. Heidegger und R. Bultmann, aus der das Programm hervorging, in einer Hermeneutik des Daseins sowohl die Frage nach dem Sein als auch das theologische Verständnis der christlichen Glaubensverkündigung neu zu begründen. Sein Interesse an Theologie bewog ihn, in Marburg zu bleiben, als Heidegger 1928 nach Freiburg zurückkehrte. Die Last der erfahrenen Geschichte machte ihm die Frage nach dem Bleibenden, Ewigen unausweichlich. Die Gestalt aber, in der uns inmitten der Zeit das Ewige gegenwärtig werde, sei nicht der vermeintliche Besitz der gesuchten ewigen Wahrheit, sondern die lebendige Kraft der Tradition, die uns zu dieser Wahrheit unterwegs sein lasse. Für die normative und zugleich befreiende Kraft von Traditionen schien ihm die religiöse Überlieferung exemplarisch. Freilich anerkannte er die Legitimation solcher Überlieferungen nicht fraglos, traditionalistisch, sondern maß sie an ihrer befreienden Kraft. So wandte er sich mit gleicher Entschiedenheit gegen die neuzeitlich-aufgeklärte Überzeugung von der Autonomie des Subjekts („Die Herkunft d. philosophischen Selbstbewußtseins“, in: Freiheit und Weltverwaltung, 1958, S. 11-69) wie gegen einen unkritischen Traditionalismus („Abendländische Humanität, Zwei Kapitel über das Verhältnis von Humanität, Antike und Christentum“, 1952). Das Zutrauen in die befreiende Kraft der religiösen Tradition und der Wille, die Freiheit des philosophischen Denkens religiös zu verstehen, führten K.s persönlichen Lebensweg zum Katholizismus, lenkten aber seine philosophische Aufmerksamkeit in wachsendem Maße auf Platon, als dessen Interpret er in vielen Artikeln und Aufsätzen, vor allem aber in seinem Buch „Einsicht und Leidenschaft, Das Wesen des platonischen Denkens“ (1939, ⁴1973) hervorgetreten ist. Die Einleitung zum Kommentar zu Platons „Symposion“ behandelt unter dem Titel „Eros und Mythos“ (hrsg. v. R. Schaeffler, 1978) Platons Philosophie als das normative Beispiel eines freien, deshalb mythenkritischen, aber zugleich leidenschaftlich religiösen Denkens und kann „zu den bleibenden Meisterleistungen philosophischen Gesprächs mit den Griechen zählen“ (Gadamer). 1931 erschien K.s Habilitationsschrift „Philosophie und Moral in der Kantischen Kritik“ (²1967). Kant wird hier nicht als „Zertrümmerer“, sondern als Verteidiger der Metaphysik verstanden. Seine Moralphilosophie schließe ein teleologisches Naturverständnis ein. Dann aber müsse Freiheit nicht als Souveränität der Vernunft, sondern als ihre sittliche Selbstbindung gelten.

    1933 vertrat K. Lehrstühle in Göttingen und Frankfurt. Seine Gegnerschaft zum nationalsozialistischen Regime verhinderte lange eine Berufung auf einen Lehrstuhl. Erst 1940 erhielt er ein Ordinariat in Münster, wurde jedoch bald darauf zum Wehrdienst eingezogen. 1946-52 lehrte er in Tübingen, wo er mit Romano Guardini und Walter F. Otto freundschaftlich verkehrte. Einen Ruf nach Heidelberg lehnte er ab, folgte aber 1952 einer Berufung nach Frankfurt. Im Frühjahr des folgenden Jahres erlitt er einen schweren Gehirnschlag, so daß er seine Lehrtätigkeit einstellen mußte. Fast zwei Jahrzehnte lebte er zurückgezogen in München, Baden-Baden und zuletzt in Heidelberg.

  • Werke

    Weitere W u. a. Grundfragen d. Philos. -
    Geschichte, Wahrheit, Wissenschaft, 1957, ²1965 (holl. 1962);
    Religiöse u. profane Welterfahrung, 1973.

  • Literatur

    Festschr. f. G. K., hrsg. v. R. Schaeffler u. K. Oehler, 1962 (W, L, P);
    H.-G. Gadamer, in: Lb. aus Hessen 1, 1977, S. 299-307 (W, P);
    ders., Phil. Lehrj., 1977.

  • Autor/in

    Richard Schaeffler
  • Zitierweise

    Schaeffler, Richard, "Krüger, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 104 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118724703.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA