Lebensdaten
um 1500 – nach 1564
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Drucker ; Verleger ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118716824 | OGND | VIAF: 3265624
Namensvarianten
  • Caspar Genepaeus
  • Genepaeus, Caspar
  • Gennep, Jaspar von
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Zitierweise

Gennep, Jaspar von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118716824.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Anne Duyrsten (Dorsten).

  • Biographie

    G. druckte in Köln etwa 1531-64, zunächst bis 1538 auf dem Alten Markt im Hause „Zum wilden Mann“, seit 1539 „Auf der Weyerpforte“. Er wurde anfangs von der Kölner Kartause gefördert, auf deren Kosten er zahlreiche Ordensschriften druckte, vornehmlich die Werke des Dionysius Carthusianus (Rickel a Leeuwis). In den 40er Jahren stieg er zum „offiziellen“ Drucker des Domkapitels und seiner führenden Persönlichkeiten im Streit gegen die Reformversuche des EB Hermann von Wied auf, erlangte Privilegien Kaiser Karls V. (das erste vom 15.1.1544) und Empfehlungen der Theologischen Fakultät der Kölner Universität als „catholicus atque iuratus bibliopola“ (1544 und öfters). G. übersetzte selber einen großen Teil seiner deutschen Drucke aus lateinischen Originalen, erwies sich als ungewöhnlich belesen (obgleich er nicht studiert hatte und „nur ein ley“ war), führte eine sehr scharfe und gewandte Feder in seinen polemischen Dialogen der 50er Jahre, schrieb Komödien und andere Volksspiele für öffentliche Aufführungen in seiner Vaterstadt und nahm als Geschichtsschreiber zu den Ereignissen der unmittelbaren Vergangenheit Stellung. Freundschaftlich verbunden war G. führenden Vertretern der Kartäuser, wie Dietrich Loher von Straten, Johann Justus Landsberg, den berühmten Karmelitern Eberhard Billick und Nicolaus Blanckart, vor allem aber Johannes Gropper, der Seele des Widerstandes gegen die Reformation am Niederrhein. In der Streitschrift „Ein ernsthaftiges Gespräch zwischen Jaspar Gennep … und Cyriacus Spangenberg“ (1561) gab er in lateinischer Sprache ein Verzeichnis der von ihm bis dahin verlegten „vornehmsten Bücher“. An Hand dieser Titel lassen sich fast 200 Drucke nachweisen. Er stand zeitweise in enger Verbindung zu dem größten Kölner Druckhaus von Peter Quentel.

    Nach den Niederlanden unterhielt er gute Geschäftsbeziehungen: in Antwerpen und|Löwen ließ er seine Drucke verlegen, andererseits übernahm er dort gedruckte Werke in seinen Verlag. Im Auftrag des Humanisten Gottfried Hittorp brachte G. mehrere lateinische Klassiker heraus. Hauptsächlich druckte er aber theologische Werke, eine prachtvolle niederländische Bibel, Schriften der Kirchenväter, Homilien, Katechismen, Gebetbücher, zum Teil in eigenen Übersetzungen. Die von ihm gedruckten Streitschriften und Edikte gaben Anlaß zu Untersuchungen über die Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache in Köln. Die Abhängigkeit seiner Volksstücke von literarischen Vorlagen ist im Einzelnen nachgewiesen. G. benutzte von Anfang an einen großen Typenvorrat, der auf eine enge Verflechtung des Kölner Druckergewerbes schließen läßt. Er besaß außergewöhnlich schöne Typen: Antiqua, Kursive, Schwabacher und Fraktur. Die meisten seiner Drucke sind mit Titeleinfassungen, Bildinitialen und anderen Holzschnitten des Kölner Meisters Anton Woensam von Worms reich ausgestattet. G.s Druckermarken wurden ebenfalls von Woensam gestaltet. Zeichen seiner Druckerei war unter anderem eine Tuchschere; einer der Wahlsprüche lautete „Surgit pulchrius penia tonsa“.

  • Werke

    Weitere W Der sünden loin ist d. Toid, comedia homuli [Bearb. d. Jedermann-Stoffes], 1540, in Neubearb. 1548, Ausg. u. d. T. J. v. G., Homulus (Der sünden loin ist d. Toid), hrsg. v. P. Norrenberg, 1873, = Bibl. d. nd.rhein. Lit. I, Bühnenbearb. v. C. Niessen u. d. T. Das alte Kölner Spiel v. Jedermann, ³1926;
    Rede u. Antwort jetziger Zwiespalt in Glaubenssachen, 1542 (versch. Aufll. u. Neubearbb.);
    Susanne, Eine kurzweilige Komödie, 1552 (vermutl. Vf.);
    Ein schöner und lieblicher Dialogus v. d. Bräuchen u. Zeremonien d. Kirche, 1558 (anonym);
    Epitome, wahrhaftige Beschreibung d. vornehmsten Händel, so sich in geistl. u. weltl. Sachen … v. 1550-59 … zugetragen, 1559,

  • Literatur

    ADB VIII, S. 793 f.;
    J. Hartzheim, Bibl. Coloniensis, Köln 1747;
    K. v. Büllingen, Ann. typographici Coloniensis 1-5, um 1840 (hs. Univ.bibl. Köln);
    W. Scheel, J. v. G. u. d. Entwicklung d. neuhochdt. Schriftsprache in Köln, 1893;
    J. J. Merlo, Köln. Künstler in alter u. neuer Zeit, neu bearb. u. hrsg. v. E. Firmenich-Richartz u. H. Keussen, 1895 (mit Abb.);
    W. Lipgens, Kardinal Johs. Gropper, 1503–59, 1951;
    Else Schulz, Zum Holzschn.werk d. Anton Woensam, Diss. Köln 1952 (ungedr.);
    G. Gattermann, Der Kölner Buchdrucker J. v. G., Bibliogr. s. Drucke, T. 1, 1957 (ungedr., Köln, Bibliothekar-Lehrinst.);
    Th. Schlüter, Die Publizistik um d. Ref.versuch d. Kölner EB Hermann v. Wied a. d. J. 1542–47, Ein Btr. z. rhein. Ref.gesch. u. -Bibliogr., phil. Diss. Bonn 1957 (ungedr.);
    Lex. d. gesamten Buchwesens I, 1935, S. 614;
    Benzing, Buchdrucker;
    Goedeke II, S. 133 f., 377 f. (Nr. 252 f.).

  • Autor/in

    Günter Gattermann
  • Zitierweise

    Gattermann, Günter, "Gennep, Jaspar von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 189-190 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118716824.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gennep: Jaspar von G. (Caspar Genepaeus), Buchdrucker und Schriftsteller zu Köln zwischen 1532—1580. Geburts- und Todesjahr sind unbekannt. Seine Hauptthätigkeit fällt in die Periode des Kampfes zwischen dem Kölner Domcapitel und dem mit der lutherischen Bewegung sympathisirenden Erzbischofe Hermann von Wied und umfaßte neben den Werken seiner eigenen Presse auch solche auswärtiger Officinen, namentlich Antwerpener und Löwener Firmen, sowie den Verlag von Schriften, die fast ausschließlich dem Gebiete der religiösen Polemik, der Gebetbuchlitteratur und der amtlichen Kirchenerlasse angehörten und zu deren Vertriebe er auf Betreiben des Rectors der Universität unter der Bedingung nur katholische Bücher zu verlegen, das kaiserliche Privilegium erhalten hatte. In seinem Verlage erschien auch 1552 eines Andernacher Dichters Matth. Creutz Fastnachtsspiel (Goedeke Gr. I, 319). Das Zeichen seiner Druckerei war eine Tuchscheere, der er entweder die Initialen J. G. oder S. P. P. T. (Surgit Pulchrius Penia Tonsa) beigab, doch bediente er sich in späterer Zeit eines anderen Emblems, das Roth-Scholz (Insignia Typograph. Sect. V, N. 59) abgebildet hat und dessen Symbolum lautet: Sicut lilium inter spinas. Aehnlich wie so manche Typographen seiner Zeit, die wissenschaftlich und litterarisch thätig waren, widmete auch G. die Mußestunden, die ihm der Betrieb seines Geschäftes ließ, der Schriftstellerei, wenn gleich seine polemische Thätigkeit auf diesem Gebiete keine besonders glückliche zu nennen ist. Denn über sein prosaisches Hauptwerk, das eine Widerlegung des Sleidanus bezweckte: „Epitome, warhafftige Beschreibung der vornemsten Händel, so sich in geistlichen und weltlichen Sachen... verlauffen haben“, 1559, Fol. fällt selbst der Jesuit Hartzheim in seiner Biblioth. Colon. p. 50 und 250 das Urtheil, es sei geschrieben „infeliciori Minerva“. Ein zweites ähnliches Werk, ein polemischer Laienkatechismus, führt den Titel: „Rede vnd Antwort der jetzigen Zweyspaltung in der Christlichen Kirchen“ etc. 1542 und 1557. Von verhältnißmäßig größerem Werthe ist seine geistliche, auch mit Erlaubniß des Kölner Rathes 1539 öffentlich aufgeführte Komödie: „Homulus. Der sünden loin ist der Toid...“, Cöllen by Jaspar von Gennep. M. D. XL. 4. (Gymn.-Bibl. an St. Gereon in Köln; vgl. auch für die späteren Ausgaben Goedeke a. a. O. 317—18), deren Bedeutung und Erfolg in der Berührung einer in den religiösen. Kämpfen jener theologisch streitbaren Zeit stark ventilirten Frage, der Rechtfertigungslehre liegt. Uebrigens ist nur der allerkleinste Theil dieses in einer Mischung von nieder- und oberrheinischem Dialecte geschriebenen Spieles persönliches Eigenthum des G. Die Hauptquelle war ihm, wie er selbst in der Vorrede zur ersten Ausgabe sagt, eine mit Zusätzen aus anderen beliebten Spielen jener Zeit bereicherte Bearbeitung des 1536 in seiner Officin gedruckten „Homulus“ des Petrus Diesthemius und die englische Moralität „Every-man"; über andere Quellen vergleiche Goedeke, Homulus und Hekastus, Hannov. 1857. Aus diesen Quellen, und das Verdienst bleibt ihm unbestritten, hat G. es verstanden, ein einheitliches kunstgerecht zusammengesetztes Ganze zu schaffen, „was uns dagegen von diesen bekannt ist und die Art und Weise dieser Zusammensetzung nöthigen uns die moralische Gewißheit auf, daß Gennep's Eigenthumsrecht selbst auf die Scenen, deren Original nicht mehr anzugeben ist, sehr zweifelhafter Natur ist.“ Allerdings beanspruchte er, wie aus seiner Vorrede sich ergibt, dasselbe auch durchaus nicht ("hab ich mir fürgenommen, ezliche matery darin zu trecken") und es war ja, wie bekannt, das System der gegenseitigen Ausplünderung in einer so rastlos arbeitenden Zeit wie der des 16. Jahrhunderts wol erklärlich und vielfach recipirt. So hatte auch Leonh. Culmann (vgl. Bd. IV|S. 639) kein Bedenken, den „Homulus“ des Gennep und dieser wiederum den des Petrus van Diest zu plündern, welcher letztere schließlich auf einer dem 16. Jahrhundert angehörenden englischen Moralität „Every-man“ beruht. Vgl. Hamelmann, Op. gen. hist. p. 1340. L. Ennen, Theatr. Vorstell. in der Reichsstadt Cöln, in der Zeitschr. für Preuß. Gesch. und Landeskunde, 1869. Goedeke, P. Gengenbach, S. 54—76. 448—59. 605. Norrenberg, Kölnisches Literaturleben im ersten Viertel des 16. Jahrh. und dessen „Homulus“ (mit einem Abdrucke des Gedichtes von 1544), Viersen 1873. — C. P. Serrure, Vaderlandsch Museum voor nederl. letterk. etc. I (1855) Bl. 34—40. J. Franck.

    Als Nachdrucker gelangte G. zu einer bedenklichen Berühmtheit durch Cyriacus Spangenberg, der wegen des verfälschten Nachdruckes des kleinen Katechismus seines Vaters Johann Spangenberg in seinem Buch „Wider die böse Sieben in des Teuffels Kernössel Spiel“ von ihm sagt: „Der heilose Mann Caspar Gennep, Buchdrucker zu Cölln, hat nicht Genüge dran, daß er mich und andere Evangelische Lehrer, so noch (als lange Gott will) im Leben sind, mit unerfindlichen Lügen schändet und lästert, sondern schonet auch derer nicht, die nun vorlängst nach viel gehabter Mühe und Treue im Weinberge des Herrn seliglich sind entschlaffen, welcher Nahmen, Ehr und gut Gerüchte er ihnen abschneidet, und darzu auch ihre Arbeit und Schriften nicht als ein ehrlicher Mann, schändlich verkehret und verfälschet. Und ein solches redliches Stücklein hat er sonderlich bewiesen an meines lieben Vatern seligen Johann Spangenberg's Catechismus“. Cyriacus Spangenberg hatte eine Gegenschrift gegen die Widerlegung des Sleidanus, welche G. im J. 1559 hatte drucken lassen, geschrieben, auf welche eine neue Schrift von jenem folgte, unter dem Titel: „Eyn Ernsthaff tiges Gespräch zwischen Jaspar Gen | nep Burger und Buchdrucker zu | Cöllen und Cyriaco Spangen | berg über die Geschicht Beschrei | bung Johannis Sleidani. | Allen liebhabern der Warheiṭ Nütz | lich und kurtzweilich zu lesen. | MDLXI | „ und diese Schrift ist für die Buchdruckergeschichte wichtig, da sie auf Blatt 8 ff. das Verzeichniß der von G. verlegten Bücher enthält.

    • Literatur

      Vgl. Lesser, Historie der Buchdruckerey S. 363 ff. Geßner, Buchdruckerkunst, III. Bd. 254 ff. Grässe, Lehrbuch der Litterärgeschichte III. 1. Abth. S. 158. Varrentrapp. H. v. Wied u. sein Reformationsversuch in Köln, Anhang S. 49*—52*.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob; Kelchner, "Gennep, Jaspar von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 793-794 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118716824.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA