Lebensdaten
um 1134 oder 1136 – 1195
Beruf/Funktion
Pfalzgraf bei Rhein
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118713876 | OGND | VIAF: 22936458
Namensvarianten
  • Konrad
  • Konrad von Staufen
  • Konrad
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Zitierweise

Konrad von Staufen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118713876.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Staufer;
    V Hzg. Friedrich II. v. Schwaben ( 1147, s. NDB V);
    M Agnes (um 1115-n. 1147?), T d. Gf. Friedrich I. v. Saarbrücken ( 1135) u. d. Gisela v. Langenselbold-Gelnhausen;
    Schw Judith (Jutta, Guta, Clementia, Claritia, um 1133/34-1191, 1150 Landgf. Ludwig II. v. Thüringen, 1172), Liutgard (n. 1134-n. 1155), Wohltäterin v. Kloster Schönau;
    Halb-B Kaiser Friedrich I. Barbarossa ( 1190, s. NDB V);
    - 1) Würzburg 1156 (?) N. N. (um 1139/40-1159/60), T d. Gf. Gottfried v. Sponheim (erw. 1135/59) u. d. Mathilde ( 2] Simon I., Gf. v. Saarbrücken, 1180, T d. Hzg. Simon I. v. Lothringen [ 1138]), 2) n. 1160 Irmgard (um 1146/47-1197), T d. Gf. Berthold I. v. Henneberg ( 1157), Burggf. v. Würzburg, u. d. Berta (um 1128–90, T d. Gf. Friedrich v. Putelendorf [um 1107-79], Pfalzgf. v. Sachsen, Bischof v. Prag);
    S aus 1) Gottfried (um 1157/59-1187/88), K aus 2) Friedrich (um 1170/75-vor 1189), Konrad (um 1170/75-86?), Agnes (um 1176/77-1204, Burg Stahleck 1193 Heinrich [V.] v. Braunschweig, 1227, Pfalzgf. bei Rhein, s. NDB VIII).

  • Biographie

    K. kam nach dem Tod und gemäß dem letzten Willen des Vaters in die Obhut seines Halbbruders Herzog Friedrich III. von Schwaben. Als dieser 1152 als Friedrich I. Barbarossa deutscher König geworden war, übernahm K. für seinen minderjährigen Vetter Friedrich (IV.) von Rothenburg die Leitung Schwabens und führte den Herzogstitel. Er begleitete Barbarossa auf seinen beiden ersten Italienzügen und zeichnete sich 1155 vor Tortona, 1158 vor Mailand und 1159/60 bei der Belagerung und Eroberung von Crema aus. Im Februar 1160 ist er auf der Kirchenversammlung von Pavia bezeugt. Natürlich optierte er für den kaiserlichen Papst|Viktor IV. Im Juli nahm er am Erfurter Fürstentag teil. 1161 steht er wieder vor Mailand, wo es zu einem heftigen Konflikt mit Barbarossas Kanzler Rainald von Dassel kommt: K., Děpolt, der Bruder König Vladislavs von Böhmen, und Landgraf Ludwig von Thüringen haben den Mailänder Konsuln freies Geleit zu Verhandlungen mit dem Kaiser zugesichert, Rainald läßt sie gefangennehmen. Barbarossa tritt auf Rainalds Seite und ordnet den Bruder zum Ausbau der Burg Mombrione im Lodigiano ab. Die letzte Nachricht über K.s Teilnahme am 2. Italienzug, daß er nämlich 1162 von den Bürgern von Cremona um Vermittlung beim Kaiser gebeten wurde, spricht ebenfalls dafür, daß er zu einer eher ausgleichenden Politik gegenüber den Lombarden neigte.

    1156 war er von Barbarossa als Nachfolger Hermanns von Stahleck zum Pfalzgrafen bei Rhein gemacht worden. Er verband mit diesem Amt und dessen Pertinenzien den fränkischen Besitz der Staufer aus dem salischen Erbe, mit Alzey als Mittelpunkt, den ihm der Bruder als eine Art staufischer Sekundogenitur überlassen hatte. Sein Bestreben, von solch erweiterter territorialer Grundlage aus und unter Einsatz des Prestiges als Bruder des Kaisers die Pfalzgrafschaft zur rheinischen Vormacht auszubauen, und zumal der dabei unternommene Versuch, bereits verlorene oder doch obsolet gewordene pfalzgräfliche Rechte im Moselraum, an Mittel- und Niederrhein zurückzugewinnen oder zu reaktivieren, brachten ihn, wie seine pfalzgräflichen Vorgänger, in Konflikt mit den ähnliche Ziele verfolgenden Erzbischöfen. 1160 proklamierte er nach der Ermordung Arnolds von Selenhofen durch die aufständischen Mainzer zusammen mit seinem thüringischen Schwager den Merseburger Dompropst Christian von Buch gegen den von der Geistlichkeit gewählten Rudolf von Zähringen zum EB von Mainz. Aber der Kaiser desavouierte ihn, indem er Konrad von Wittelsbach zum Mainzer Oberhirten bestimmte. Auch in K.s Auseinandersetzung mit EB Hillin von Trier, in der er gemeinsame Sache mit seinem Oheim Graf Simon I. von Saarbrücken machte, stellte sich Barbarossa nicht auf seine Seite. Auf Grund des Schiedsspruchs von Landriano von 1161 mußte der Vogt von Trier, der K. war und blieb, seine Unterstützung einer gegen den Bischof gerichteten Schwurgemeinschaft Trierer Bürger aufgeben, die Burg Südlingen zwischen Remich und Saarburg räumen sowie auf seine Rechte in Kaimt an der Mittelmosel und in Niederlahnstein verzichten und erhielt dafür nur die trierische Belehnung mit der Ehrenburg oberhalb Brodenbach an der Untermosel. Mit einem völligen Mißerfolg endete schließlich die Rheinecker Fehde von 1164 mit EB Rainald von Köln, in die sicher auch der Mailänder Zwist von 1161 hereingespielt hat und die ein gegen den Pfalzgrafen gerichtetes Gedicht des Archipoeten spiegelt. Angesichts starker Kölner Rüstungen kam das bereits festgelegte Treffen bei Andernach nicht mehr zustande, da K. nicht erschien, und auf dem Bamberger Reichstag im November sanktionierte Barbarossa das Vorgehen Rainalds, der den Rheinecker Burgberg – die alte pfalzgräfliche Burg dort war 1151 von König Konrad III. zerstört worden! – als südlicher Eckpfeiler des Erzstifts erneut hatte befestigen lassen. K. soll so erbost über den Bruder gewesen sein, daß er sich zu Beleidigungen nicht nur des Kaisers, sondern auch der Kaiserin Beatrix, die Barbarossa nach dem Tod zweier Söhne eben einen neuen Erben geboren hatte, habe hinreißen lassen. Jedenfalls sind die nächsten Jahre – bis nach dem 3. Italienzug und Rainalds Tod – von einem ernsten Zerwürfnis zwischen den Brüdern erfüllt, hinter dem durchaus tiefergehende Differenzen allgemeiner Art gesucht werden können, in dem Sinn, daß Kaiser Friedrich über seine Familie hinauswuchs und ihre Hausmachtpolitik hinter sich ließ. Für K. bedeutete das, daß er seine Rekuperationspolitik im traditionellen Raum der niederlothringisch-rheinischen Pfalzgrafschaft aufgeben mußte, es in der Folge bei der nur defensiven Bewahrung des hier noch Vorhandene – darunter bis an den Niederrhein reichender Lehensherrlichkeiten – beließ und sich, in nunmehr übrigens wesentlich bedächtigerem Vorgehen, auf den Ausbau seiner Besitzungen und Rechte südlich der Rhein-Nahe-Linie konzentrierte, obwohl auch dies Barbarossas Vorstellungen nicht unbedingt entsprochen haben dürfte, dessen eigene Reichs- und Hausgutpolitik in Richtung auf einen „Stauferstaat“ das Ausgreifen seines Bruders zumal nach Westen und Süden abbremste. Zum Stauferbesitz in Rheinhessen, dem Land an der Unternahe und auf dem vorderen Hunsrück mit Stromberg, saarbrückischen und hennebergischen Erbteilen, dem vom Hochstift Speyer zu Lehen gehenden Gebiet um Neustadt an der Weinstraße, aber auch mittelbadischen Orten Speyrer Provenienz, fränkischen Herzogsrechten – Friedrich von Rothenburg starb 1167 ohne Nachkommen! – fügte K. vor allem Lehen und Rechte von Worms und Lorsch, deren Vogt er als Nachfolger seiner saarbrück, und henneberg. Verwandtschaft geworden war und auf deren Kosten sich die neue Pfalzgrafschaft hauptsächlich konsolidierte. Die|Freundschaft mit dem Lorscher Abt Heinrich, der sich 1166 vergeblich um K.s Aussöhnung mit Barbarossa bemühte, störte ihn dabei offensichtlich nicht. Die Lorscher Chronik sieht ihn Gottes Strafgericht verfallen. K., der auch den Mainzer Kirchenbesitz „ausplünderte“, gilt nicht als Freund der Kirche. Ob er als Gründer Heidelbergs in Anspruch genommen werden darf, ist unsicher, aber es ist nicht unwahrscheinlich. Das untere Neckarland untersteht ihm jedenfalls bereits. Damit ist K. zum „Fundator“ der ins 10. Jahrhundert zurückreichenden Pfalzgfschaft bei Rhein im Gebiet der späteren Kur- und Rheinpfalz geworden und hat die Basis für ihren erst jetzt einsetzenden, durch den Zerfall der Herzogtümer begünstigten raschen Aufstieg zum ersten Laienfürstentum des Reichs gelegt.

    Dadurch daß seine Erbtochter Agnes nicht den französischen König Philipp II. Augustus heiratete, wie Kaiser Heinrich VI. wollte, allerdings auch nicht Herzog Ludwig I. von Bayern, den er zunächst im Auge gehabt haben soll – die Vermählung Pfalz-Wittelsbach mußte noch eine Generation warten! – sondern den Welfen Heinrich den Langen, konnte auch die für den Fortbestand der neuen Pfalzgrafschaft wichtige Nachfolgefrage noch zu K.s Lebzeiten gelöst werden. Andererseits führte diese Liebesheirat auch zur Aussöhnung zwischen Staufern und Welfen im Vertrag von Tilleda. Beides dürfte im Sinne K.s gewesen sein, obwohl er von dieser Eheschließung nichts gewußt haben will. Sie wurde in seiner Abwesenheit von seiner Frau arrangiert, und zwar auf Burg Stahleck, die ihm Philipp von Heinsberg, Rainalds Nachfolger in Köln, samt dem unterhalb am Rhein gelegenen Bacharach 1189 zugunsten von Frau und Tochter in ein Kunkellehen umgewandelt hatte. Er hat sich dann aber gegenüber seinem kaiserlichen Neffen energisch für die Anerkennung des Schwiegersohns als künftigen Pfalzgrafen, die Freilassung des gefangenen König Richard Löwenherz von England und die Versöhnung mit Heinrich dem Löwen eingesetzt.

    K., der in seinen jungen Jahren ein sprunghafter „Brausekopf“ gewesen zu sein scheint, wird später als eher gemessen, bescheiden und wortkarg geschildert und soll in den letzten Lebensjahren kränklich gewesen sein. Immerhin finden wir ihn noch 1188 mit König Heinrich, der den Onkel – als „niederlothringischen“ Pfalzgrafen? – besonders im Lütticher Bischofsstreit und den Auseinandersetzungen mit Herzog Heinrich von Brabant zu Rat gezogen hat, in Lyon wie im Jahr vorher im Gefolge Barbarossas bei dessen Zusammenkunft mit Philipp Augustus zwischen Ivois (Carignan) und Mouzon an der mittleren Maas. Nach der Versöhnung der Brüder Ende der 60er Jahre hatte er Friedrich erneut nach Italien begleitet und beim Vertrag von Montebello 1175 ebenso mitgewirkt wie 1183 bei der Beschwörung des Konstanzer Friedens in Piacenza. 1180 Teilnehmer an der Reichsheerfahrt gegen den Löwen, stellte er sich auf dem Mainzer Hoffest 1184 im Rangstreit Köln-Fulda hinter Philipp von Heinsberg. Dagegen beruht die Überlieferung, er sei 1194 noch mit Heinrich VI. in Palermo eingezogen, auf einem Irrtum. Seine Grablege fand er in der von ihm geförderten Zisterze Schönau im Steinachtal, die in der Folge zum pfalzgräflichen Hauskloster wurde.

  • Literatur

    ADB 16;
    L. Häusser, Gesch. d. rhein. Pfalz … I, 1845 (vgl. d. Registerbd. v. F. Loos u. Th. Neubauer, 1971);
    Jbb. d. Dt. Gesch., Friedrich I., Heinrich VI.;
    A. Busson, in: Ann. d. hist. Ver. f. d. Niederrhein … 19, 1868, S. 1-36;
    W. v. Giesebrecht u. B. v. Simson, Gesch. d. dt. Kaiserzeit Vf., 1880/95;
    A. Cartellieri, Philipp II. August, Kg. v. Frankreich, I u. III, 1899/1910;
    K. Hampe, Die Pfälzer Lande in d. Stauferzeit, in: HZ 115, 1916, S. 31-63;
    R. Kraft, Das Reichsgut im Wormsgau. 1934;
    R. Gerstner, Die Gesch. d. lothr. u. rhein. Pfalzgfsch. v. ihren Anfängen b. z. Ausbildung d. Kurterritoriums Pfalz, 1941;
    E. Maschke, Das Geschl. d. Staufer, 1943;
    K. Bosl, Die Reichsministerialität d. Salier u. Staufer, 1950 f., S. 148, 229, 224 (Anm. 2), 284, 317 u. 405;
    H. Werle, Das Erbe d. sal. Hauses, Unterss. z. stauf. Hausmachtpol. im 12. Jh., vornehml. am Mittelrhein, Diss. Mainz 1954 (ungedr.);
    ders., Stud. z. Wormser u. Speyerer Hochstiftsvogtei im 12. Jh., in: Bll. f. pfälz. KG u. rel. Volkskde. 21, 1954, S. 80-89;
    ders., „Ramosa“, Das Kloster Ramsen, Berthold v. Winzingen u. die pfalzgfl. Neustadt, ebd. 22, 1955, S. 129-134;
    ders., Die Vögte d. Reichsabtei Lorsch im 11. u. 12. Jh., ebd. 23, 1956, S. 52-58;
    ders., Die rhein. Pfalzgrafen als Obervögte d. Erzstiftes Trier im 11. u. 12. Jh., in: Trier. Jb. 8, 1957, S. 5-14;
    ders., Die Machtstellung d. Saarbrücker Hauses am Mittel- u. Oberrhein im 12. Jh., in: Saarbrücker Hh. 5, 1957, S. 23-37;
    ders., Die Aufgaben u. d. Bedeutung d. Pfalzgfsch. bei Rhein in d. stauf. Hausmachtpol., in: Mitt. d. Hist. Ver. d. Pfalz 57, 1959, S. 137-53;
    ders., Stauf. Hausmachtpol. am Rhein im 12. Jahrhundert, in: ZGORh 110, 1962, S. 241-370;
    ders., Die pfälz. Lande in d. Stauferzeit, in: Pfalzatlas, ed. W. Alter, 1963/76, Karte 52 u. Textbd. S. 111-16 (L);
    ders., in: Pfälzer Lb. II, 1970, S. 7-31 (L);
    M. Schaab, Die Entstehung d. pfälz. Territoriums am unteren Neckar u. d. Anfänge d. Stadt Heidelberg, in: ZGORh 106, 1958, S. 233-276;
    H. Schreibmüller, Eine Klage d. Erzpoeten üb. d. Pfalzgf. K., in: Von Gesch. u. Volkstum d. Pfalz, Ausgew. Aufsätze, ed. K. Baumann, 1959, S. 50-54;
    P. Fuchs, Palatinatus Illustratus, Die hist. Forschung an d.|kurpfälz. Ak. d. Wiss., 1963;
    B. Blinken, Die Pol. K.s v. St. in d. Tradition d. Rhein. Pfalzgfsch., 1974 (L);
    H. Decker-Hauff, Das Stauf. Haus, in: Die Zeit d. Staufer …, Kat. d. Ausstellung Stuttgart 1977, III, S. 339-74.

  • Autor/in

    Peter Fuchs
  • Zitierweise

    Fuchs, Peter, "Konrad von Staufen" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 520-523 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118713876.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Konrad, Pfalzgraf bei Rhein (1156—1195), war ein jüngerer Halbbruder Kaiser Friedrich I. aus der zweiten Ehe ihres Vaters mit der Gräfin Agnes von Saarbrück. Als am 20. September 1156 der Rheinpfalzgraf Hermann von Staleck kinderlos gestorben war, benutzte Friedrich I. die Gelegenheit, um die Pfalzgrafenwürde, welche die Staufer schon längst an Männer zu bringen gewußt hatten, die ihrem Hause durch Familienbande nahe standen, seinem jungen Halbbruder — K. ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre geboren — zu verleihen. K., der schon den Römerzug seines Bruders mitgemacht hatte, war einer der eifrigsten Waffengenossen Friedrichs I. in den italienischen Kriegen der nächsten Jahre (1158—1162), in denen er sich mehrfach hervorthat, namentlich bei einem Sturm auf Crema am 21. Januar 1161, wo er nur mit genauer Noth verwundet von der Stadtmauer in den Belagerungsthurm zurückgelangte. In der Verwaltung seines Fürstenthums machte K. sich mehrfach seinen geistlichen Nachbarn unbequem. So griff er gegen den Erzbischof Hillin, mit dem er Besitzftreitigkeiten hatte, in die Trierer Angelegenheiten ein zu Gunsten der Bürger, die größeren Antheil an dem Stadtregiment erstrebten. Die Entscheidung, die der Kaiser in dieser Sache traf, fiel gegen den Pfalzgrafen aus, dem sie sogar Demüthigungen auferlegte. Im J. 1164 rüstete K. zu einer großen Fehde gegen Köln, mit dessen Erzbischof Rainald er sich in Italien verfeindet hatte. Es handelte sich dabei zunächst um die Burg Rheineck, aber die Quellen deuten auf weitergehende Pläne des Pfalzgrafen hin. Das Unternehmen Konrads scheiterte kläglich; ohne den bei Andernach angesagten Kampf gegen die|gewaltigen Heeresmassen, die das Erzstift aufgebracht hatte, zu wagen, ging K. zurück. Ob das Zerwürfniß, das einige Zeit nachher zwischen Friedrich I. und K., der noch zu den wenigen Laien gehörte, die 1165 die Würzburger Beschlüsse unterzeichneten, ausbrach, mit diesen Dingen in Zusammenhang steht, ist nicht zu entscheiden. Seit 1168 ist K. mit Friedrich wieder ausgesöhnt, hat ihn 1174 und 1175 wieder nach Italien begleitet und auch sonst in guten Beziehungen zu ihm gestanden. K. hatte nur eine Tochter, Agnes, die früher, da Staufer und Welfen noch im besten Einvernehmen, mit Heinrichs des Löwen ältestem gleichnamigen Sohn verlobt worden war. Bei der total geänderten Sachlage, da die Welsen Feinde der Staufer geworden, der Verlobte der Agnes, Heinrich von Braunschweig, 1191 durch treulose Heeresflucht in Sicilien den Zorn Kaiser Heinrich VI. auf sich geladen, wollte dieser von der früheren Verlobung nichts mehr wissen, sondern begünstigte die Werbung des Königs Philipp August von Frankreich um die Hand der Agnes. Da ließ im Winter 1193—94 die Gemahlin Konrads ohne Wissen ihres Mannes Heinrich von Braunschweig heimlich nach Staleck kommen und mit ihrer Tochter trauen. Grollend mußte Kaiser Heinrich VI. sich den Thatsachen fügen, die zunächst die Aussöhnung der Staufer mit den Welfen, um die sich Pfalzgraf K. persönlich bemühte, nach sich zogen, dann aber auch, als Pfalzgraf K. 1195 starb, seinem Eidam die Belehnung mit der Rheinpfalzgrafenwürde verschafften. Für die letztere ist Konrads lange Regierung von großer Bedeutung. Einmal wird durch ihn der Schwerpunkt der Pfalzgrafschaft an den Oberrhein verlegt, wo Konrads Hausbesitzungen den Kern abgeben für das später als „Pfalz“ bezeichnete Territorium, dann aber hat unleugbar das besondere Ansehen, das K. als Bruder des Kaisers genoß, sehr wesentlich dazu beigetragen, seinen Nachfolgern jene hervorragende Stellung unter den Laienfürsten zu sichern, in der wir sie schon vor der Mitte des 13. Jahrhunderts finden.

    • Literatur

      A. Busson, Konrad von Staufen, Pfalzgraf bei Rhein 1156—1195, Annalen des histor. Vereins für den Niederrhein, 19. Heft, 1868. L. Baumgärtner, Hermann von Staleck, Pfalzgraf bei Rhein 1142—1156, Leipz. 1877.

  • Autor/in

    Busson.
  • Zitierweise

    Busson, "Konrad von Staufen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 603-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118713876.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA