Lebensdaten
um 1485 – 1542
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Uhrmacher ; Schlossermeister ; Erfinder der tragbaren Kleinuhr
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118710443 | OGND | VIAF: 74647837
Namensvarianten
  • Hele, Peter
  • Henlein, Peter
  • Hele, Peter
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Henlein, Peter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118710443.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V vermutl Peter, Rotschmied, 1461 Bürger in N.;
    M Barbara (?);
    1) ca. 1512 Kunigunde, T d. Färbers Endres Ernst, 2) ca. 1521 Margarete N. N. ( 1540), 3) Nürnberg 12.10.1540 Walburg Schreyer ( 2] Albrecht Lang).

  • Biographie

    H. darf nach den neuesten Untersuchungen in gewissem Sinne immer noch als „Erfinder der modernen Taschenuhr“, das heißt der kleinen tragbaren Hals- und Sackuhr gelten. In Frankreich und Italien haben sich schon am Ende des 15. Jahrhundert kleinere säulenförmige, den bisherigen Standuhren ähnliche Zeitmesser mit Federzug, die getragen oder aufgehängt werden konnten, nachweisen lassen. Doch hat H. offenbar selbständig und ohne Kenntnis der ausländischen Uhrmacherkunst den entscheidenden, damals in der Luft liegenden Fortschritt zur Konstruktion einer neuartigen Kleinuhr gefunden. Johann Cochläus berichtet darüber 1511/12: „Von Tag zu Tag machen sie (die Nürnberger) feinere Erfindungen. Auch Peter Hele, fast noch ein Jüngling, fertigt Werke, welche die Verwunderung der gelehrtesten Mathematiker erregen; denn aus wenig Eisen macht er Uhren, angetrieben durch viele Räder. Wie man sie auch wendet, sie zeigen ohne Gewicht 40 Stunden und schlagen (pulsare), auch wenn sie an der Brust oder im Beutel getragen werden.“ Im gleichen Jahr (1511) hatte die Nonne Felicitas ihren Vater Leonhart Grundherr um ein „örlein“ gebeten. Schon 1506 bestellte der Italiener de Marchello bei W. Pirckheimer in Nürnberg Uhren. 1524 kaufte der Rat von H. um 15 Gulden einen vergoldeten Bisamapfel mit einem „Orologium“. Die Stadt kaufte wertvolle selbstgehende Uhren für Ehrengeschenke an ausländische Diplomaten: 1522 (26 Gulden), 1523 (2 Stücke), 1529 (40 Gulden), 1529 (7 Gulden), und 1541 für Karl V. ein „klein künstlich orologium“ in Bergkristall (100 Gulden). Nürnberger verehrten 1530 Melanchthon eine Uhr.

    Drei kleine trommelförmige aus Eisen gefertigte Uhren mit Radunruhe und Schnecke und den offenbar später angebrachten Inschriften: „Petrus Hele me fecit Norimbergae 1510“ (1 im Germ. Nationalmuseum Nürnberg) beziehungsweise „P. H. Nor. 1505“ haben sich erhalten, stimmen aber nach E. Zinner mit der Beschreibung des Cochläus nicht überein und sind vermutlich erst in der Zeit von 1530-40 entstanden. Doch trägt eine 1957 in Besançon gefundene Reiseuhr (4,9: 4,3 cm) als oberen Abschluß die eisernen Frakturbuchstaben „P. H.“, sie wird von E. Zinner H. zugesprochen und auf etwa 1520 geschätzt: „Das Werk ist aus Eisen und enthält die Feder mit Federbremse und Löffelunruhe, deren Löffel mit Blei ausgefüllt sind.“

    H. hat also würfel- oder trommelförmige tragbare Uhren von kleinstem Format konstruiert und serienmäßig hergestellt, die 40 Stunden gingen. Er übernahm vom Türschloß beziehungsweise von der Stand- oder Tischuhr die elastische aufziehbare, wesentlich verkleinerte Zugfeder, erzielte deren gleichmäßige Antriebskraft durch eine Federbremse und benutzte eine Löffelunruhe als Gangregler. Nach Zinner hat H. die Federbremse sowie die Löffelunruhe durch Verkürzung der bei der Standuhr gebräuchlichen Radunruhe erfunden oder als erster für die Taschenuhr verwendet. – Daß diese Erfindung gerade einem Nürnberger geglückt ist, ist in gewissem Umfang dem gewerblichen Milieu Nürnbergs zu verdanken, das schon Vorort für die Fertigung von Kleinmetallwaren und von mathematisch-wissenschaftlichen Instrumenten war. – Dieser Fortschritt breitete sich rasch zunächst über Süddeutschland aus. 1565 wurde im Schlosserhandwerk Nürnbergs ein eigenes Meisterstück für Klein- und Großuhrmacher eingeführt. Nürnberg war zunächst Zentrum der Produktion kostbarer Uhren und „serienmäßiger“ Herstellung von Kleinuhren. Seit 1552 bürgert sich durch Rabelais für die eirunden Halsuhren der Ausdrude der „Nürnberger Eier(lein)“ ein.

    Persönlichkeit und Leben H.s treten aus den Quellen relativ gut hervor. Er stammt offenbar aus einem Nürnberger Handwerkergeschlecht, das in der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert weitverzweigt im Metallgewerbe Nürnbergs tätig war, Erstmalig erwähnt wird H. 1504 anläßlich eines Totschlags und des daraus erwachsenden Gerichtshandels. Wohl deswegen wurde er erst 1509 Meister im Schlosserhandwerk zu Nürnberg. Gegen Ende seines Lebens wurde er vom Rat öfters mit Arbeiten für Großuhren betraut. Er gelangte zu gewissem Wohlstand und besaß zuletzt 2 Häuser. U.a. durch Romane und einen Film ist seine Biographie verklärt worden.

  • Literatur

    ADB XI;
    J. Cochläus, Breuis Germanie descriptio …, Anhang zu Cosmographia Pomponii Mele … quodam compendio Ioannis Coclei adaueta, Nürnberg 1512;
    G. W. K. Lochner, D. Johann Neudörfer … zu Nürnberg Nachrr. v. Künstlern … 1547 …, 1875; A. Gümbel, P. Henlein, der Erfinder d. Taschenuhren, 1924; derselbe, Aktenstücke zu, zum, zur Geschichte d. Nürnberger Uhrmacherkunst, 1928;
    E. Zinner, Die ältesten Räderuhren, 1939;
    ders., P. H. u. d. Erfindung d. Taschenuhr, in: Jb. d. dt. Ges. f. Chronometrie 4, 1953, S. 8-12;
    ders., Aus d. Frühzeit d. Räderuhr, 1954 (I);
    ders., in: Keysers Kunst- u. Antiquitätenbuch II, 1959, S. 89-130;
    G. Frischholz, Zum Gedächtnis P. H.s, u. W. Schultheiß, Die P.-H.-Feier u. Gedenkschau Nürnberg 1942, in: Dt. Uhrmacherztg. 66, 1942, Nr. 35/36, 43/44;
    W. Schultheiß, in: Nürnberger Gestalten, 1950, S. 91-94;
    E. Morpurgo, L'orologio da petto prima del H. (Die Halsuhr v. H.), in: La Clessidra, Rom 1952, Nr. 8;
    E. v. Bassermann-Jordan u. H. v. Bertele, Uhren, ⁴1961. |

  • Quellen

    Qu.: Staats-, Stadt- u. Landeskirchl. Archiv Nürnberg.

  • Porträts

    Brunnendenkmal (Idealfigur) v. M. Meißner, 1905 (Nürnberg).

  • Autor/in

    Werner Schultheiß
  • Zitierweise

    Schultheiß, Werner, "Henlein, Peter" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 534-535 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118710443.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Henlein: Peter H. (nicht Hele wie anderwärts gedruckt wird) war ein geschickter Nürnberger Schlosser, geb. um 1480, Meister geworden am 16. Novbr. 1509, gest. zu Nürnberg 1542, welcher die Taschenuhren, damals Nürnberger Eier genannt, erfunden hat, eine Erfindung, welche bei den Zeitgenossen großes Aufsehen machte. Weiteres ist über ihn nicht bekannt. (M. M. Mayer, Nürnberger Geschichts-, Kunst- und Alterthumsfreund. Nürnberg 1842. S. 177). Thurmuhren hatte Nürnberg seit 1462 besessen und ebenda hatte der reiche Patrizier Bernhard Walther 1484 zuerst eine Räderuhr zu astronomischen Beobachtungen construirt und benutzt. Karmarsch, Geschichte der Technologie. S. 460 f.

  • Autor/in

    Bergau.
  • Zitierweise

    Bergau, "Henlein, Peter" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 762 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118710443.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA