Lebensdaten
1858 – 1943
Geburtsort
Sankt Petersburg
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Jurist ; Professor für Deutsches Recht, Handels- und Wechselrecht und Bürgerliches Recht in Tübingen
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118709429 | OGND | VIAF: 54279420
Namensvarianten
  • Heck, Philipp Nicolai von
  • Heck, Philipp (bis 1912)
  • Heck, Philipp Nicolai (bis 1912)
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Zitierweise

Heck, Philipp von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709429.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Phil. (1812–83), Kaufm. in St. P., S d. Matthias, Kaufm. u. Wirt in Birstein, u. d. Wilhelmine Joh. Koch;
    M Marie (1819–97), T d. Kaufm. Andreas Tuhr in St. P. u. d. Margarete Krebs;
    Vt Andreas v. Tuhr (1864–1925), Prof. d. Rechte;
    - 1895 Helene (1873–1948), T d. Alexander Brückner (1835–96), Prof. d. Gesch. in Dorpat (s. ADB 55), u. d. Lucie Schiele; Schwäger Eduard B. ( 1927), Georgr. u. Klimatologe (s. NDB II), Arthur B. (* 1877), Prof. d. Augenheilkde. in Basel;
    1 S Karl (* 1896), Richter am Bundesvfg.-gericht.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Wiesbaden beginnt H. 1879 mit dem Studium der Mathematik in Leipzig, wendet sich aber bald der Rechtswissenschaft zu, zunächst in Leipzig, dann in Heidelberg und Berlin. Dem Assessorexamen (1886) und der Promotion (1889) folgt noch im gleichen Jahr die Habilitation über „Das Recht der großen Haverei“. Nach Ordinariaten in Greifswald (1891) und Halle (1892) übernimmt H. 1901 den Lehrstuhl für deutsches Recht, Handels- und Wechselrecht und bürgerliches Recht in Tübingen (1911/12 Rektor; 1928 emeritiert).

    Das Lebenswerk H.s ist der Rechtsgeschichte und dem Zivilrecht gewidmet. Unter dem Einfluß seiner Lehrer O. Brunner und O. von Gierke sah er sich, auch nach einer späteren Entfremdung, mehr als Historiker, doch sind seine rechtsgeschichtlichen Werke heute teilweise umstritten (K. S. Bader). Die Bedeutung H.s liegt in seinen zivilrechtlichen Arbeiten, insbesondere in der Begründung einer neuen, von ihm „Interessenjurisprudenz“ genannten Methode, die er gemeinsam mit M. Rümelin, H. Stoll, R. Müller-Erzbach und anderen weiterentwickelte. Ihr Einfluß auf das deutsche Zivilrecht kann kaum überschätzt werden (K. Larenz). Im Anschluß an R. von Jhering wendet H. sich gegen die bis dahin herrschende „Begriffsjurisprudenz“, der er „Begriffsvertauschung“ vorwirft, da sie die einzelnen Rechtsnormen deduktiv von vorher gebildeten Allgemeinbegriffen ableite. Jedes Rechtsgebot sei jedoch Entscheidung eines dahinter stehenden Interessenkonflikts. Da kein Gesetz alle möglichen Konflikte regeln könne, sei das „Problem der Rechtsgewinnung“, das heißt der Erkenntnis der Gesetzeslücken und ihrer Ausfüllung, die vornehmliche Aufgabe des Juristen. Dabei müsse von den Lösungen ähnlicher Interessenkonflikte durch den Gesetzgeber ausgegangon werden. Die so gefundene Wertung bilde den Maßstab für die „in denkendem Gehorsam“ zu findende Lösung neuer Konflikte durch Auslegung oder entsprechende Anwendung der vorhandenen Gesetzesnormen. H. hat die damit geforderte Erforschung der soziologischen Rechtswirklichkeit in seinen beiden noch heute bedeutsamen Lehrbüchern des Schuld- und Sachenrechts „in wahren Meisterstücken der Situalionsanalyse“ (F. Wieacker) veranschaulicht. Seine Methode hat in ihrer Weiterentwicklung und Verfeinerung als „Wertungsjurisprudenz“ das heutige Zivilrecht entscheidend beeinflußt.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Tübingen 1928), Dr. rer. pol. h. c. (Freiburg/Brsg. 1928).

  • Werke

    Weitere W Wie ist d. Mißbräuchen, welche sich b. d. Abzahlungsgeschäften herausgestellt haben, entgegen zu wirken?, in: Verhh. d. 21. Dt. Juristentages II, 1891, S. 131 ff.;
    Die altfries. Gerichtsvfg., 1894;
    Die Gemeinfreien d. karoling. Volksrechte, 1900;
    Der Sachsenspiegel u. d. Stände d. Freien, 1905;
    Handelsrechtspraktikum, 1909;
    Das Problem d. Rechtsgewinnung, 1912, ²1932;
    Gesetzesauslegung u. Interessenjurisprudenz, 1914, auch in: Archiv f. d. zivilist. Praxis 112, S. 1 ff.;
    Pfleghafte u. Gfsch.bauern in Ostfalen, 1916;
    Die Entstehung d. Lex Frisionum, 1927;
    Die Standesgliederung d. Sachsen im frühen MA, 1927;
    Grundriß d. Schuldrechts, 1929, Neudr. 1958;
    Grundriß d. Sachenrechts, 1930, Neudr. 1960;
    Übers.probleme im frühen MA, 1931;
    Begriffsbildung u. Interessenjurisprudenz, 1932 (engl, in: The Jurisprudence of Interests, Selected writings …, übers. u. hrsg. v. M. M. Schoch, Cambridge/Mass. 1948, S. 99-256, gekürzt);
    Interessenjurisprudenz, 1933 (engl, ebd., S. 29-48);
    Blut u. Stand im altsächs. Rechte u. im Sachsenspiegel, 1935;
    Rechtserneuerung u. jur. Methodenlehre, 1936;
    Unterss. z. altsächs. Standesgliederung, 1936;
    Das abstrakte dingliche Rechtsgeschäft, 1937;
    Eike v. Repgow, 1939.

  • Literatur

    M. Rümelin, Erlebte Wandlungen in Wiss. u. Lehre, 1930;
    H. Stoll, Begriff u. Konstruktion in d. Lehre d. Interessenjurisprudenz, in: Festgabe f. Ph. H., M. Rümelin, A. B. Schmidt, 1931;
    K. S. Bader, in: ZSRGG 64, 1944, S. 539 ff.;
    H. Coing, System, Gesch. u. Interesse in d. Privatrechtswiss., in: Juristen-Ztg., 1951, S. 481 ff.;
    G. Boehmer, Grundlagen d. bürgerl. Rechtsordnung II, 1, 1951, S. 190 ff.;
    F. Wieacker, Privatrechtsgesch. d. Neuzeit, ²1967, S. 574 ff.;
    K. Engisch, Einführung in d. jur. Denken, ³1964, S. 180 ff. (P);
    J. Esser, Zur Methodenlehre d. Zivilrechts, in: Studium Generale 12, 1959, S. 97 ff.;
    K. Larenz, Methodenlehre d. Rechtswiss., 1960, S. 47 ff.

  • Porträts

    Ölbilder v. M. Voigt, 1910 (Familienbes.);
    v. H. Lietzmann, 1928 (Tübingen, Univ.).

  • Autor/in

    Wolfgang Freiherr Marschall von Bieberstein
  • Zitierweise

    Marschall von Bieberstein, Wolfgang Freiherr, "Heck, Philipp von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 176-177 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709429.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA