Lebensdaten
1889 – 1961
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Münstereifel
Beruf/Funktion
Sammler ; Mäzen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118709089 | OGND | VIAF: 74647774
Namensvarianten
  • Josef, Dr. Ludwig (Pseudonym)
  • Josef, Ludwig (Pseudonym)
  • Haubrich, Josef
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Zitierweise

Haubrich, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709089.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nikolaus Wilh. (* 1858), Dir. d. Ortskrankenkasse f. Fabriken in K.;
    M Christine Ritzefeld (* 1866);
    1) Köln 1916 Johanna (1891–1922), T d. N. N. Kux, Dir. d. Chem. Fabrik in Köln-Kalk, 2) ebd. 1923 Dora Anna Amalie Antonie Timmermanns geb. Skirl (* 1898), 3) ebd. 1929 Alice Gottschalk geb. Grabowski (1892–1944, isr.), Kinderärztin, 4) ebd. 1944 Paula verw. Wegelin geb. Sieb (1886–1959), 5) Carracas 1960 Lucy Millowitsch;
    1 S (⚔), 1 T aus 1), 1 Stief-T aus 3).

  • Biographie

    H. ist von Kindertagen an mit Kunst in Berührung gekommen. Noch während seiner Gymnasialzeit hat er auf Reisen bedeutende Kunstsammlungen kennengelernt. Seit 1907 studierte er an den Universitäten München, Berlin, Bonn und an der Handelshochschule Köln Jura, Handelswissenschaften, Nationalökonomie und Finanzwissenschaften (Referendarsexamen Köln 1910; Promotion zum Dr. jur. Rostock 1913). 1915 legte er in Berlin das Assessorenexamen ab, seit 1916 führte er als Rechtsanwalt die Kanzlei seines zum Kriegsdienst eingezogenen Kollegen Bodenheim in Köln. Nach dem Krieg betrieben beide die bald florierende Praxis gemeinsam. Während des Studiums hatte H. ersten Kontakt zu zeitgenössischen Künstlern, 1916 sah er in Berlin bei H. Walden die Gedächtnisausstellung für Franz Marc; bald darauf erwarb er sein erstes Kunstwerk: eine Plastik von Lehmbruck. Wichtigste Anregung für H. und seine Generation war die große internationale Kunstausstellung des Sonderbundes westdeutscher Kunstfreunde und Künstler 1912 in Köln, welche die deutschen Kunstfreunde mit den damals noch beinahe unbekannten Werken von Gauguin, van Gogh und anderen in Berührung brachte. Nach dem 1. Weltkrieg begann H., intensiv moderne Kunst zu sammeln; er erwarb Bilder von Nolde, Ensor, Dix, später von Kirchner, Kokoschka, Vlaminck und anderen. Im ständigen Austausch mit Künstlern und Kunstfreunden wußte er seiner Sammlung, oft mit bescheidenen Mitteln, immer neue bedeutende Akzente hinzuzufügen. Mit zahlreichen Künstlern befreundet, unter anderem mit Chagall, bei dem er 1924 in Paris die Bilder für die 1. große Chagall-Ausstellung des Kölner Kunstvereins ausgewählt hatte, Mitglied zahlreicher Jurys und stellvertretender Vorsitzender des Kölner Kunstvereins, hatte H. großen Einfluß auf das Kunstleben der Stadt. Unter dem Pseudonym Dr. Ludwig Josef schrieb er auch Kunstkritiken für die sozialdemokratische „Rheinische Zeitung“.

    H.s Sammelleidenschaft wurde zur Bewahrung, als er Bilder deutscher Expressionisten, die durch die Aktion „Entartete Kunst“ von 1937 aus öffentlichem Besitz Deutschlands beschlagnahmt wurden, erwarb und vor der Abwanderung rettete. Dadurch und wegen seiner Ehe mit einer Jüdin war H. der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt: Seine Kunstwerke mußte er verbergen und 1939 die Praxisgemeinschaft mit Bodenheim aufgeben; seine Stieftochter entzog sich 1943 der Verhaftung durch Flucht über Wien nach Dänemark, seine 3. Frau, die bereits 1938 auf Grund der Rassegesetze ihre Arztpraxis hatte aufgeben müssen, beging 1944 vor einem Gestapoverhör Selbstmord. Durch alle diese Fährnisse und die Zerstörungen des Krieges gelang es H., seine Sammlung fast vollständig zu retten. Das Schicksal hatte diese kraftvoll und heiter angelegte Natur nicht aus der Bahn werfen können, so daß H. sich in schwerster Zeit – im Mai 1946 – entschloß, seine Kunstsammlung der Stadt Köln zu schenken. – Der öffentliche Kölnische Kunstbesitz, der 1937 fast den gesamten Teil seiner nachimpressionistischen Kunst verloren hatte, wurde damit bedeutend erweitert: Die Sammlung enthielt unter anderem 6 Bilder von Nolde, 4 der bedeutendsten Werke von Kokoschka, 4 Bilder von Chagall, 2 von Ensor, 3 von Heckel, mehrere von Dix, Vlaminck und Utrillo, 7 Werke von Lehmbruck und eine einzigartige Sammlung von Aquarellen, besonders von Nolde, Schmidt-Rottluff, Rohlfs, Picasso, Chagall, Pechstein, Dix und anderen. – H.s Schenkung trieb die Pläne der Stadt Köln kräftig voran, ihr und den übrigen Beständen im Wallraf-Richartz-Museum eine würdige Heimstatt an Stelle des von Bomben getroffenen alten Gebäudes zu geben. 1957 erstand es als erstes deutsches Kunstmuseum nach dem Kriege in neuer Gestalt und nahm auch die Sammlung H. auf, die der Mäzen noch durch Zukauf zeitgenössischer Kunst vermehrte. Seine Tat löste weitere bedeutende Erwerbungen moderner Sammlungen aus und legte den Grundstock zu einer der wichtigsten Sammlungen europäischer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts|

  • Auszeichnungen

    Zahlr. Ehrenämter, u. a. Stadtverordneter v. Köln (seit 1946);
    stellv. Oberbgm. v. Köln (1956);
    Vorsitzender d. Kölner Kunstver. (seit 1945);
    Ehrenvorsitzender d. Ver. d. Freunde d. Wallraf-Richartz-Mus.;
    Dr. phil. h. c., Gr. Bundesverdienstkreuz (1954).

  • Werke

    u. a. Der Rhein u. Europa, 1946;
    Kunstliebendes Köln, 1957.

  • Literatur

    J. H., Sammler u. Stifter, Kunst d. 20. Jh. in Köln, hrsg. v. P. Fuchs, o. J. [1959] (Verz. d. Slg. H., P).

  • Porträts

    Gem. v. O. Dix, 1951 (Köln, Wallraf-Richartz-Mus.), Abb. in: Kunsthistoriker, Sammler u. Mäzene, Städt. Kunstslg. Bonn 15.9.-11.10.1964 (Ausstellungskat.);
    Bildniskopf (Bronze) v. G. Marcks, 1953 (ebd.), Abb. auf Schutzumschlag v. J. H., Sammler u. Stifter …, s. L.

  • Autor/in

    Horst Keller
  • Zitierweise

    Keller, Horst, "Haubrich, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 73-74 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709089.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA