Lebensdaten
1709 – 1740
Geburtsort
Burgeis (Vintschgau)
Sterbeort
Clemenswerth bei Meppen
Beruf/Funktion
Maler ; Radierer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118706810 | OGND | VIAF: 35251058
Namensvarianten
  • Holzer, Johann Evangelist
  • Holzer, Johann
  • Holzer, Johann Evangelist

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Holzer, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118706810.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph (1677–1742), Müller u. Kirchenpropst in B., S d. Müllers Christian u. d. Ursula Thöny;
    M Margarete Steck;
    B Joseph Luzius (1707–92), Priester in Marienberg.

  • Biographie

    Nach Besuch des Gymnasiums im Kloster Marienberg (Vintschgau) lernt H. bei Schülern des Augsburger Freskomalers und späteren Akademiedirektors Johann Georg Bergmüller, während der Lehrzeit an der „Passeier Malerschule“ in Sankt Martin bei Nikolaus Auer (1724–28), dann in Straubing bei Josef Anton März (* 1681), der damals den großen Freskenzyklus in der Klosterkirche Oberaltaich/Niederbayern ausführt. Seit 1730 lebt H. in Augsburg, zunächst bei dem Maler J. G. Rothblez und, nachdem er sich in der Heimat 1731 vergeblich um Eintritt in das Kloster Marienberg bemüht hat, bei Bergmüller, offiziell als Werkstattgehilfe, tatsächlich als „Kompagnon“ (seit 1732). Er wird zu graphischen Arbeiten und Fassadenmalereien (unter anderem am Gasthof „Drei Kronen“, 1735) herangezogen, arbeitet aber auch selbständig. 1736 übersiedelt er in das Haus des Kupferstechers und Verlegers J. A. Pfeffel, da er vor Erwerb des Bürgerrechts nur unter Protektion eines Meisters in Augsburg tätig sein darf.

    Der junge H. beschäftigt sich mit Gebrauchskunst, ländlichem Zierat, Andachtsbildern, einigen Porträts. Als Vorbilder dienen Dürer, Rubens, Tintoretto, Jouvenet (nach Stichen) und Bergmüller. Die erste Signatur trägt das Altarbild mit dem Heiligen Joseph (1727) in der Stiftskirche von Marienberg. Seine Hauptwerke lassen sich sachlich und zeitlich gruppieren. In der Phase von 1730-36 überwiegt das Kleinformat bei Altarbildern, Allegorien und Porträts. Von bester Qualität sind die Rosenkranzbilder in Meran (Museo Civico) und Stams (1734, Zisterzienserstift). Von den zahlreichen Entwürfen, vielfach für Thesenblätter, Buchillustrationen und andere Gebrauchsgraphik, radierte H. manches selbst. Die reizvollen Fächerentwürfe (1734) in Karlsruhe (Landesmuseum) und Zeichnungen für ornamentale Graphik sind Watteau-Stichen nachempfunden. H.s sämtliche Fassadenmalereien sind zerstört. Anhand von Johann Elias Nilsons Kupferstichfolge nach Werken H.s lassen sich 11 Häuserfassaden, eine Saaldecke und die Dekoration einer Privatkapelle nachweisen und einiges notdürftig rekonstruieren. – Die zweite Phase seines Schaffens umfaßt alle kirchlichen Fresken und die riesigen Altargemälde (Augsburg, Dominikanerkirche; Diessen am Ammersee, Kollegiatskirche; Eichstätt, Jesuitenkirche; München, Staafsgemäldesammlungen), die seinen Ruhm begründeten. H. wird der bedeutendste Freskomaler Augsburgs. In seinen Altargemälden erweist er sich als Meister souveräner, großzügiger Raumkompositionen. Sein erstes und einzig erhaltenes kirchliches Fresko, das Kuppelbild in Sankt Anton über Partenkirchen, gilt als das schönste des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland: eine kühne, großzügige Komposition mit spätbarock-illusionistischer Architekturkulisse als Zwischengeschoß und stimmungsvollen Licht-Schatteneffekten. Die holländische Malerei, vorab Rembrandt, war Vorbild dafür wie auch für seine Radierungen dieser Zeit. Das im 18. Jahrhundert berühmteste seiner Werke, der Freskenzyklus in der Benediktinerklosterkirche Münsterschwarzach von Balthasar Neumann (1821 abgebrochen) ist nur in den großartigen farbigen Entwürfen (Augsburg, Museum) überliefert.

    Zu den späten Arbeiten H.s zählen ein Entwurf für die Langhaus-Kuppel in Ottobeuren (ausgeführt von Johann Jakob Zeiller) und zwei für die Würzburger Residenz (für das Treppenhaus, nur in Kopie erhalten, und die Südgalerie). Seine letzten Auftraggeber waren der Fürstbischof von Eichstätt, der ihn 1737 zum Hofmaler ernannte (Fresko in der|Sommer-Residenz in Eichstätt), und Kurfürst Clemens August von Köln, der ihn mit der Ausmalung der Hofkirche des Schlosses Clemenswerth von Konrad Schlaun betraute. Kurz nach der Ankunft dort starb H. an Typhus. Sein Bruder Joseph Luzius verkaufte den Nachlaß an Matthäus Günther.

    H.s Fresken wurden oft als Vorbild benutzt, so von Matthäus Günther in der Benediktinerklosterkirche in Rott am Inn. Seine Nachstecher waren: Kilian, Curiger, Steinberger, Pfeffel, Rugendas, Haus, Klauber und Schön.

  • Werke

    Weitere W frühe Arbb. im Kloster Marienberg u. in Innsbruck, Mus. Ferdinandeum.

  • Literatur

    ADB 13;
    E. W. Mick, J. H. 1709-40, in: Cultura Atesina, 1958, S. 31 ff., 1959, S. 16 ff. (vollst. Bibliogr.);
    E. Ricker, Eine Allegorie d. Handels, in: Anz. d. German. Nat.mus. 1963;
    W. Hauke, Ein Entwurf v. J. E. H. z. Langhaus-Fresko in Ottobeuren, in: Pantheon 28, 1970;
    ThB (L). - Ausstellungs-Kataloge: Dt. Zeichnungen aus 500 J., München 1956, Nr. 134;
    Rococo from Bavaria, London 1956, Nr. 93;
    Europ. Rokoko, Kunst u. Künstler d. 18. Jh., München 1958, S. 66;
    Slg. Wilh. Reuschel, München 1959, S. 30, Nr. 21, vgl. dazu: G. Woeckel, Die Slg. Wilh. Reuschel, Ein Btr. z. Gesch. d. Barockmalerei, 1963, S. 6, 20, 44, 46;
    Dt. Barockgal. Augsburg, 1970, S. 101.

  • Porträts

    Ölgem., Selbstbildnis als Knabe (Innsbruck, Mus. Ferdinandeum).

  • Autor/in

    Ursula Röhlig
  • Zitierweise

    Röhlig, Ursula, "Holzer, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 572-573 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118706810.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Holzer: Johann Evangelist, Maler, geb. 1709 zu Burgeis im Vintschgau in Tirol, Sohn eines Müllers, sollte sich dem geistlichen Stande widmen und lernte auf dem Kloster Marienberg Lateinisch etc., doch ließ sich seine künstlerische Natur nicht unterdrücken und in Folge eines getroffenen Bildnisses des Johann Baptist Murr, damaligen Prälaten von Marienberg, bewog der letztere den Vater, dem Wunsche des Sohnes nachzugeben. Er kam zu Nikol. Auer in die Lehre und machte rasche Fortschritte; bereits im 18. Jahre entstand das Altarblatt in der Klosterkirche zu Marienberg, der hl. Joseph als Patron der Betrübten, Kranken und Sterbenden. Später kam H. zu dem Maler Merz in Straubing, woselbst er die Klosterkirche zu Oberaltaich ausmalen half; bei dieser Gelegenheit lernte er Praxis in der Freskomalerei, die seinen Hauptruhm begründen sollte. Auch malte er den hl. Antonius von Padua für die Franziskanerkirche in Straubing. Von letzterer Stadt kam er nach Augsburg und verweilte im Hause des damals berühmten Malers J. G. Bergmüller 6 Jahre, mehr als Freund denn als Schüler. Hier ging ihm eine größere Welt auf. Bald häuften sich die Aufträge, und namentlich hatte er in Augsburg Fresken an die Außenseiten der Häuser zu malen, die jetzt leider meist zu Grunde gegangen sind; besonders wurde ein Bauerntanz gerühmt. J. E. Nilson stach diese Compositionen unter dem Titel: Picturae a fresco in aedibus Augustae Vind. a J. Holzer, 28 Blätter. In der Kirche des k. Gymnasiums sind die Heiligen Ignatius von Loyola und Franz Xaver, von 1735 und 1737. Auch wurde Holzer an andere Orte berufen, so malte er im Gartensaal des Bischofs von Eichstädt das Göttermahl in Fresco, ferner für die dortige Jesuitenkirche das große Hochaltarblatt mit dem Engelsturz. Das Altarblatt mit dem hl. Michael in der Klosterkirche zu Diessen ist von ihm, desgleichen der vortreffliche Plafond in der Filiale St. Anton bei Partenkirchen. Holzer's letztes und größtes Werk sind die Frescogemälde in der Klosterkirche des Benediktinerstiftes zu Schwarzach am Main in Franken. Vom Kurfürsten von Köln zur Ausmalung der Hofkirche zu Klemenswerth berufen, starb er hier ohne dazu gelangt zu sein, im J. 1740. H. malte in dem süßlichen Geschmacke seiner Zeit, doch besaß er Phantasie und Studium. Seine Stärke lag im Fresco. Porträts hat er wenig geliefert. Auch kennt man verschiedene Radirungen von ihm.

  • Autor/in

    W. Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Wilhelm, "Holzer, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 27 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118706810.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA