Lebensdaten
1840 – 1876
Geburtsort
Königsberg (Preußen)
Sterbeort
Hottingen bei Zürich
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118696025 | OGND | VIAF: 37108631
Namensvarianten
  • Goetz, Hermann Gustav
  • Götz, Hermann
  • Goetz, Hermann
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Goetz, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118696025.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Kaufm.fam.;
    V Frdr. Leopold (1801–83), Bierbrauer in K., S d. Kaufm. Joh. Gottfr. in K. u. d. Susanne Pohse;
    M Marianne Luise (1813–84), T d. Kupferschmieds Storch in K.;
    B Joh. Karl Leopold (1833–1903), Pfarrer u. Leiter d. Diakonissenmutterhauses in K. (s. Altpreuß. Biogr.);
    Veltheim 1868 Laura Wirth (* 1845) aus Winterthur;
    1 T Margaretha (* 1869), Zeichnerin, Autorin v. Bilderbüchern (s. HBLS).

  • Biographie

    Schon während seines Königsberger Schulbesuches erhielt G. Musikunterricht bei dem namhaften Klavierpädagogen Louis Köhler. Frühzeitig begann er zu komponieren. Seit 1858 studierte er an der Universität seiner Heimatstadt Mathematik und Physik, behielt aber den Musikunterricht bei. Durch das lebhafte Königsberger Musikleben immer wieder angeregt, entschied er sich 1860 ganz für|die Musik und siedelte zu weiteren Studien nach Berlin über. Im Sternschen Konservatorium war er Schüler von Hans von Bülow, Hugo Ulrich und Julius Stern. Nach Beendigung seines Studiums wurde er 1862 (als Nachfolger Theodor Kirchners) Organist in Winterthur. Hier war G. mehrere Jahre als Organist, Pianist, Pädagoge und Chorleiter tätig und lernte dabei Johannes Brahms kennen, mit dem ihn eine ehrfurchtsvolle Freundschaft verband. 1867 dehnte G. seine Tätigkeit auch auf Zürich aus, mußte dann aber wegen seiner schwachen Gesundheit – er litt an Lungenschwindsucht – seine Berufsarbeit sehr einschränken. 1870 zog er nach Zürich, wo er sich, trotz zunehmenden Kräfteverfalls, mit bewundernswerter Energie seinem kompositorischen Schaffen widmete, vor allem der Fertigstellung seiner Oper „Der Widerspenstigen Zähmung“, deren Uraufführung 1874 in Mannheim ihm einen ungeahnten Erfolg eintrug. Über die zweite Oper, „Francesca von Rimini“, starb er hinweg. Sein Freund Ernst Frank vollendete sie nach seinen Skizzen (Uraufführung Mannheim 1877). – Fast unberührt von der mächtigen Strömung der Neudeutschen Schule schuf G. seine Werke, die stilistisch etwa zwischen Felix Mendelssohns klassisch-romantischem Schaffen und Brahms' Neoklassizismus stehen. Die geschlossene Form einer Komposition war ihm nach eigener Aussage „ästhetisches Bedürfnis auch innerhalb der lebendigsten Handlung“. In die klassische Form weiß G. farbigen, romantischen Melodienreichtum einfließen zu lassen, der seinen Werken heitere Beschwingtheit verleiht und sie vom tragischen Pathos, etwa des Wagnerschen Musikdramas, fernhält. Sein Hauptwerk, die Vertonung des Shakespeare-Lustspiels „Der Widerspenstigen Zähmung“, wird der effektvollen Turbulenz des Stoffes nicht nur mit kräftigen musikalischen Farben gerecht, sondern G. gelingt vor allem eine detaillierte Charakterzeichnung, die voll Humor und sprühendem musikalischem Einfall ist. Seine Lieder und Chöre stehen denen von Brahms nahe. Aber es war G., der, durch seine leidenschaftliche Vertonung der Nänie, Brahms ebenfalls dazu anregte. Seine Kammermusik zeigt eine feine, an den Klassikern geschulte thematische Arbeit. Der vielfältige Themenreichtum, der intime Reiz dieser Werke macht sie zu Kostbarkeiten der Kammermusikliteratur.

  • Werke

    Weitere W u. a. Zahlr. Kammermusik, darunter Klaviertrio g-moll op. 1, Klavierquartett E-dur op. 6, Klavierquartett c-moll op. 16;
    Liederslgg. op. 3, 12, 19;
    6 Rispetti op. 4 aus d. Italienischen Liederbuch v. Paul Heyse;
    Chöre, darunter Schillers Nänie op. 40 f. Chor u. Orch., Psalm 137 op. 14 f. Solo, Chor u. Orch.;
    Klaviermusik;
    Sinfonie F-dur op. 9;
    Klavierkonzert B-dur op. 18;
    Violinkonzert G-dur op. 22.

  • Literatur

    ADB IX;
    E. Kreuzhage, H. G., Sein Leben u. s. Werke, 1916;
    G. R. Kruse, in: Reclam's Musiker-Biogrr. 36, 1920;
    O. Besch, Otto Nicolai, Adolf Jensen, H. G., in: Ostpreuß. Köpfe, 1928, S. 201;
    H. J. Moser, in: Musikgesch. in 100 Lb., ²1958, S. 773-77;
    W. Kahl, in: MGG V, Sp. 470-73 (W, L);
    Riemann (W, L);
    Moser.

  • Porträts

    Phot. (Wien, Nat.bibl.).

  • Autor/in

    Christiane Engelbrecht
  • Zitierweise

    Engelbrecht, Christiane, "Goetz, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 586-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118696025.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Götz: Herrmann G., geb. am 17. Decbr. 1840 in Königsberg, zeigte schon frühzeitig Neigung und Talent für Musik, ohne jedoch dazu gelangen zu können eigentlich methodischen Unterricht zu erhalten. Er war 17 Jahre alt. als er aus eigenem Entschlusse sich den Unterricht eines tüchtigen Lehrers, Louis Köhler's, in Clavierspiel und Harmonielehre verschaffte; im Uebrigen war G.|auf sich selbst angewiesen. Sobald man in den sehr lebhaft musiktreibenden Kreisen Königsbergs von seinen musikalischen Anlagen und Leistungen wußte, wurde er zum Dirigenten verschiedener Dilettantencirkel gewählt, was ihn praktisch sehr förderte. Im Herbst 1858 bezog G. auf den Wunsch seiner Eltern nach absolvirtem Gymnasium die Universität seiner Vaterstadt, um Mathematik zu studiren. Der Drang, sich der Musik ganz zu widmen, machte sich aber immer mehr geltend und 1860 zog er mit Zustimmung seiner Eltern nach Berlin, um dort seine Ausbildung zu vollenden. Er nahm Unterricht in Direction und Partiturspiel bei Stern, im Clavierspiel bei Bülow, im Contrapunkt und in der Composition bei Hugo Ulrich. 1863 erhielt er als Nachfolger Theodor Kirchner's die Organistenstelle in Winterthur im Canton Zürich. Trotz erfolgreicher Thätigkeit konnte er es aber hier zu keiner ihn sichernden Stellung bringen. Er fing deshalb an daneben in Zürich Clavierstunden zu geben. Ein Jahr später siedelte er mit seiner Familie nach Zürich über, behielt aber immer noch die Organistenstelle und einige Stunden in Winterthur bei. Als er nach 2½ Jahren diese anstrengende Lebensweise aufgab, war seine Gesundheit zerrüttet. Seit 1870 lebte G. in Hottingen, einer Nachbargemeinde Zürichs, trotz schwerer Leiden unverdrossen schaffend; die Vollendung seiner Oper „Der Widerspenstigen Zähmung“ war ihm Labsal und Trost. Aber wie sein leidender Zustand nur langsam die Vollendung des Werkes hatte fortschreiten lassen, so war der noch viel leidendere Zustand unserer Theater die Ursache, daß das fertige Werk erst an viele Thüren klopfen und der Autor manche Täuschung und Bitterkeit erfahren mußte, ehe sein Werk lebendige Gestalt erhielt. Die Oper wurde zu Mannheim am 11. October 1874 mit entschiedenem Erfolg zuerst gegeben. Durch das energische Eintreten des nun auch verstorbenen Herbeck gelangte das Werk schon am 2. Februar 1875 in Wien mit großem Beifall zur Aufführung, um dann über die meisten deutschen Bühnen zu gehen. So an's lang ersehnte Ziel gekommen, starb der verdienstvolle Künstler am 3. December 1875 in Hottingen. G. war als Componist zuerst durch ein Trio für Pianoforte, Violine und Violincell (op. 1) bekannt geworden. Außer seiner Oper, die Kistner in Leipzig herausgab und einigen kleineren Instrumental- und Gesangs-Compositionen von ihm erschienen noch: „Quartett für Pianoforte und Streichinstrumente“ (op. 6); „Zwei Sonaten für Clavier“ (op. 8); „Sinfonie“ [F-dur] (op. 9): „Nenie für Chor und Orchester“ (op. 10); „Cantate für Männerchor und Orchester“ (op. 11). Eine unvollendet hinterlassene Oper „Francesca di Rimini“ ergänzte Ernst Frank in Mannheim, wo sie auch unter dessen Leitung am 30. September 1877 mit Beifall aufgeführt wurde. Von seinen anderen hinterlassenen Werken sind noch folgende im Druck erschienenen zu erwähnen: „Quintett für Pianoforte und Streichinstrumente“ (op. 16); „Sonate für Pianoforte zu 4 Händen“ (op. 17). Obgleich ein Epigone Schumann's und Mendelssohn's, verstand es der Verstorbene doch, nach und nach selbständigere Bahnen einzuschlagen und sich so den Würdigsten seiner Kunst- und Zeitgenossen an die Seite zu stellen.

    • Literatur

      Musikalisches Wochenblatt (Leipzig 1876): Herrmann Götz (mit Porträt), S. 228 fg.

  • Autor/in

    Fürstenau.
  • Zitierweise

    Fürstenau, Moritz, "Goetz, Hermann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 509-510 unter Götz [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118696025.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA