Lebensdaten
gestorben 12. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Minnesänger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11867191X | OGND | VIAF: 74048311
Namensvarianten
  • Dietmar von Aist
  • Aist, Dietmar von
  • Eist, Dietmar von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Dietmar von Eist, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11867191X.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Stammburg des Geschlechts, als Ruine noch sichtbar, lag bei dem Flüßchen Aist, das kurz unterhalb der Ennsmündung von Norden in die Donau fließt.

    Im gemeinsamen Grundstock der Weingarten-Stuttgarter Liederhandschrift (B) und der großen Heidelberger (= „Manessische“: C) stehen, eingeleitet von einem reizenden, aber zum Dichter nicht passenden Krämer-Bild aus gemeinsamer Vorlage, unter dem Namen Dietmar von Ast 16 Minnestrophen (C 12 und 13 fehlen in B); 6 Strophen davon stehen auch in der dritten mittelhochdeutschen Liederhandschrift, der kleinen Heidelberger (A), aber in einem unter den Namen Heinrichs von Veldeke geratenen Anhang. Die Handschrift C bringt allein noch weitere 26 Strophen unter D.s Namen, einige davon mit Sicherheit fälschlich, mehrere andere, die auch in A und B unter anderen Namen vorkommen, schon deswegen mit zweifelhaftem Recht. Den Namen des Dichters bezeugt Heinrich von Türlin in seinem Epos „Die Krone“ (Vers 2437 f.) unter anderen von Minne singenden Herren, deren Tod er beklagt, als D. von, vor E. In Urkunden für Salzburg, Garsten, Berchtesgaden, Regensburg, Wien erscheint zwischen 1139/40 und 1161 D. de Aist (meist als Agast, Agest), aus freiherrlichem Geschlecht, der nach weiteren Urkunden vor 1171 wohl kinderlos gestorben ist. Die unter D.s Namen überlieferten Minnestrophen lassen sich schwer zum Bilde einer Persönlichkeit zusammenschließen, und auch die für D. wahrscheinlichste Teilgruppe von ihnen (C 1-11) hat aus Gründen der Stilchronologie die Forschung an einer Zuweisung zu dem urkundlich bezeugten Eister verzweifeln lassen. Vielleicht doch zu Unrecht. Denn wir wissen von der Frühzeit des deutschen Minnesangs allzu wenig, und neben der andern uns greifbaren Persönlichkeit aus dieser Zeit, dem Kürenberger, steht D. nicht als Glied eines Übergangs, sondern als Anfang eigener Prägung, wenn auch wohl stärker als jener mit dem vorangegangenen Provenzalischen Minnesang verbunden (die Wege dieser Verbindung sind uns nicht zugänglich). Liebesglück von Ritter und Dame, aber nur in der Klage um das Scheiden und Meiden zu Worte kommend, ist der Grundton auch hier, aber D. spricht von differenzierteren seelischen Bewegungen, ausgespannt zwischen der Klage um die Qual der Liebe und dem Stolz über die gegenseitige Veredelung zur frei bewußten Persönlichkeit, zu Adel und Treue. In der Einheit mit beseelter Natur, in der wechselseitigen Einheit gefühlter Rede (sogenannter „Wechsel“), auch in der freien Beweglichkeit der Form der alten Langzeilen-Verse und der Fügung der Strophen zum „Lied“ kommt die gleiche Differenziertheit zum Ausdruck. Daß der Freiherr D. von E. der Urkunden 1140-61 dieser Dichter und Schöpfer vieler Motive für Deutschland war, die sicher auch noch durch ihre Melodien besonders wirkten, läßt sich natürlich nicht beweisen, und er müßte dann jedenfalls erst in reifem Alter, von französischen Liedern angeregt, seine Liedkunst versucht haben. Aber ehe ein urkundlich unbekannter Ministeriale oder Seitenverwandter des Geschlechts bemüht wird, muß die Forschung mit dem Ansatz seiner Lieder in den 50er und 60er Jahren rechnen. Die von der Forschung für D. stärkstens bezweifelten übrigen Lieder in C sprechen - mit Ausnahme der zwei altertümlich starken Frauenstrophen C 12 und 13 - doch zum großen Teil aus ähnlicher seelischer Lage, wenn auch in fortgeschritteneren Formen, und enthalten zum Teil kräftige einmalige Motive und Prägungen. Mindestens als anonymes Liederbuch fügen sie sich nicht schlecht an D.s Minnesang und bezeugen das Fortleben seiner Art.

  • Werke

    Lieder, in: Des Minnesangs Frühling, neu bearb. v. C. v. Kraus, ⁶1940, Nr. VII (S. 365 ff. die urkundlichen Nachweise).

  • Literatur

    ADB I (unter Aist);
    Ehrismann, Schlußbd., S. 223 ff.;
    C. v. Kraus, Des Minnesangs Frühling, Unterss., 1939, S. 75 ff.;
    R. Kienast, in: Stammlers Dt. Philol. im Aufriß II, 1954, Sp. 839 f.;
    A. Wallner, in: Vf.-Lex. d. MA I, Sp. 415-17, V, Sp. 153 (Nachtr., L);
    Kosch, Lit.-Lex. (L).

  • Porträts

    Miniatur e. Pariser Liederhs. in: Könnecke.

  • Autor/in

    Hugo Kuhn
  • Zitierweise

    Kuhn, Hugo, "Dietmar von Eist" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 675 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11867191X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Aist: Dietmar von A., deutscher Lyriker des 12. Jahrhunderts, der um oder nach 1180 blühte, wahrscheinlich ein jüngerer Dienstmann des von 1143 bis gegen 1170 nachweisbaren Dietmar von Aist oder Aistersheim (in Oberösterreich). Von ihm zwei Liederbücher, am besten herausgegeben in Lachmann-Haupt, Minnesangs Frühling, das erste S. 32, 1—46, 4; darin ist zufällig in der einen Handschrift ein Blatt mit zwei sehr alten Liebesliedern 37, 4—29 gerathen; das zweite 36, 34—37, 3. 37, 30—40, 18. Letzteres den ganzen Verlauf eines Liebesverhältnisses der Zeitfolge nach spiegelnd. Die freieren kunstvolleren lyrischen Formen und die romanische Auffassung der Liebe als Frauendienst gelangten durch ihn nach Oesterreich, wo er mithin als Vorläufer Reinmars und Walthers von der Vogelweide zu betrachten ist. Alle seine Lieder aber sind noch einstrophig, mit Ausnahme des schönen Tageliedes 39, 18—29, mit dem es eine besondere nicht ganz aufgeklärte Bewandtniß hat.

  • Autor/in

    W. Scherer.
  • Zitierweise

    Scherer, Wilhelm, "Dietmar von Eist" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 167 unter Aist [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11867191X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA