Lebensdaten
zwischen 1490 und 1499 – um 1560
Geburtsort
Metz
Sterbeort
Ensisheim
Beruf/Funktion
Rechtsgelehrter ; Basler Staatsmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118666959 | OGND | VIAF: 74646923
Namensvarianten
  • Chansonet, Claude
  • Chansonnette, Claude
  • Cantiuncula, Claudius
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Cantiuncula, Claudius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118666959.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Apostolischer Notar u. bischöflicher Sekr. in Metz.

  • Biographie

    In Löwen (und Leipzig?) ausgebildet, kam C. 1517 nach Basel, promovierte 1519, wurde 1521 Ordinarius Legum und zum Rektor gewählt. Alciat und Zasius nachstrebend, ein repräsentativer Vertreter der humanistischen Jurisprudenz, verkehrte und korrespondierte er mit C. Agrippa von Nettesheim, Erasmus, B. Amerbach und Brassicanus. Seine frühen Schriften zur Reform der juristischen Methode waren von Melanchthon beeinflußt. Zugleich nahm er praktische Aufgaben wahr: erst als Ratssyndikus in Basel (das er 1524 als Gegner der Reformation verließ), dann in Metz. Später war er bis 1531 im Dienst des Kaisers, meist auf Reisen (1525 in Vic, 1528/29 in Spanien) tätig. Ab 1532 wirkte er als Referens extraordinarius beim Reichskammergericht in Speyer. 1531-41 war er Titularprofessor in Wien, aber stets abwesend auf Gesandtschaftsreisen in Tirol, Sachsen, Preußen, Böhmen und Frankreich. Seit 1542 lebte er als Kanzler der vorderösterreichischen Regierung in Ensisheim. In seinen späteren Jahren hat er berühmte Gutachten für die Kinder Franz von Sickingens und zur Verbesserung des Nürnberger Stadtrechts erstattet. Seine Bedeutung ist eine dreifache: Mitwirkung an der humanistischen Kritik der mittelalterlichen Rechtsautoritäten, an der Erneuerung (wissenschaftlichen „Reformation“) der Stadtrechte und an der auf geschichtliches und praktisches Sachwissen gerichteten Reform des europäischen Rechtsstudiums im 16. Jahrhundert.

  • Werke

    Topica Legalia, Basel 1520;
    Paraenesis de studio iuris legalis, ebenda 1522;
    Paraphrases in tres libros Institutionum I, Hagenau 1533, II, Leyden 1535, III, Löwen 1549;
    De officio iudicis, Basel 1543;
    Bedenken z. Besserung u. Emendation d. Nürnberg. Ref., 1546 (Hs.);
    Consilium de liberorum Francisci Sicini iuribus adversus Caesarem et Principes (Hs.).

  • Literatur

    ADB III;
    A. Rivier, Claude Chansonette, jurisconsulte Messin, et ses lettres inédites, Brüssel 1878 (L);
    A. Horawitz, Briefe d. C. C. u. U. Zasius, in: SB d. Ak. d. Wiss. Wien 93, 1879, S. 425 ff.;
    Stintzing-Landsberg I;
    F. P. Bremer, F. v. Sickingens Fehde gegen Trier u. ein Gutachten C. C.s …, Straßburg 1885;
    G. Kisch, Johs. Sichardus als Basler Rechtshistoriker, 1952.

  • Porträts

    im Rathaus zu Metz nach einem Medaillon;
    H. Pantaleon, Teutscher Nat. Heldenb., Basel 1570.

  • Autor/in

    Erik Wolf
  • Zitierweise

    Wolf, Erik, "Cantiuncula, Claudius" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 128 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118666959.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Cantiuncula: Claudius C. (Chansonnette), geb. im letzten Decennium des 15. Jahrhunderts zu Metz, wo sein Vater apostolischer Notar war, gestorben in vorgerücktem Alter, nicht nach 1565. Er studirte in Leipzig, dann kurze Zeit in Löwen, wo er zu Martin Dorp in näherer Beziehung stand, und promovirte in Basel, wo er 1517 ankam, bald auch lehrte und 1519 als ordentlicher Professor das Rectorat bekleidete. Sofort nach seiner Niederlassung in Basel knüpfte er ein vertrautes Verhältniß mit Zasius in Freiburg an, desgleichen später mit Erasmus. Auch mit Bonisacius Amerbach und Cornelius Agrippa war er eng befreundet. Der Metzer Magistrat wollte ihn 1519 in Metz anstellen, er lehnte aber ab und blieb bis 1524 in Basel. Von nun an trifft man ihn, in Justiz- und Staatsgeschäften für seine Vaterstadt und für das Reich thätig, an verschiedenen Orten und in verschiedenen Beamtungen, 1526 zu Nanzig, 1527—29 theilweise in Spanien, 1528—31 zu Vic, 1530 zu Augsburg; zu Speier, zu Coblenz, zu Worms, 1534, 1535, 1545. 1535 wird er als Lehrer des canonischen Rechts nach Wien berufen. 1536 erscheint er zu Innsbruck als Rath des Königs Ferdinand; dieselbe Würde bekleidete er noch 1540. Bald darauf, spätestens 1542, stand er der Ensisheimer Kanzlei für Elsaß und Vorderösterreich vor, in welcher Stellung er wahrscheinlich bis zu seinem Ende verblieb. C. gehört zu den besten Rechtsgelehrten des 16. Jahrhunderts. Auch als Schriftsteller steht er auf dem ersten Rang. Schon seinen ersten Versuchen zollten Zasius und Alciat unbedingten Beifall. Spiegel nennt ihn eine Zierde des königl. Raths. Erasmus rühmt seinen lateinischen Stil. In religiöser Hinsicht huldigte er, wenn auch etwas kühl, der Erasmischen Richtung; obschon er den ersten Schritten Luthers mit Interesse gefolgt war, blieb er doch, wie Zasius und Spiegel, dem katholischen Glauben treu. Seine Schriften sind: „Topica“, Basel 1520. „Liber aureolus et paullo minus utrisque labris exosculandus, liber auro pendendus“, sagt Zasius, dem C. das Manuscript zur Durchsicht vorgelegt hatte. — Zwei Werkchen christlicher Rechtsgelehrtheit: „Oratio apologetica in patrocinium juris civilis contra eos qui Leges cum Evangelio parum convenire affirmant“, und „Paraenesis de ratione studii legalis“, Basel 1522, Köln 1607. — „Paraphrasis in tres priores Institutionum libros“, Hagenau 1533, Löwen 1549, 1602 (mit Zusätzen von Crudäus), Lyon 1570. — „De officio judicis“, Basel 1543. Auch im Tractatus Tractauum III, 1. — „De potestate papae, imperatoris et concilii“. Vgl. Jugler IV, 116. — „De perfecto juris consulto“, Lyon 1566 (zweifelhaft). — „Consilia s. Responsa juris“, Köln 1571. — Auf dem Nürnberger Stadtarchiv liegt von C. ein handschriftliches „Bedenken zu Pessrung und Emendation der Nürnbergschen Reformation“, auf 31 Folioseiten. Es sind Bemerkungen, meist romanistischen Inhalts, zu einzelnen Stellen der Nürnberger Reformation von 1522 nebst deren Zusätzen, verfaßt 1544—46 auf Ersuchen des Nürnberger Raths. — Verschiedene Briefe von C., an ihn, und über ihn sind gedruckt in der Sammlung der Briefe des Cornelius Agrippa: erste Ausgabe, Lugd. apud Beringos, Band II, Theil II, Lib. II, 12—16, 26, 32—34. 37, 40—42, 58; III, 15(?), 17, 20, 23, 35, 43, 45, 46, 52, 69, 70, 71(?), 73; VII, 35. — Hundert und zwei Briefe und Briefchen von C. an Amerbach sind enthalten im Bande Variorum Epist. ad Amorbachium, HS. der Basler Bibliothek; das erste datirte|Schreiben ist datirt Basel, pridie Nonas Julii 1521, das letzte Ensisheim, 17. Mai 1549. — Ein (wahrscheinlich conventionelles) Bild von C., nach einem Medaillon, ist im Metzer Rathhause zu sehen. Mehr oder minder gangbare Irrthümer sind: daß man C. Liedel nennt, daß man ihn für einen Protestanten hält, daß man ihn (nach Fichard) schon 1539 sterben läßt, endlich daß man ihn als Reformator des Nürnberger Stadtrechts bezeichnet (s. dagegen Stobbe, S. 304).

    • Literatur

      Die Litteratur über C. ist wenig ergiebig und wenig zuverlässig. Adam ist von den Späteren meistens nur abgeschrieben. Will I und V. Rink I. Schneidt, Thesaurus juris franconici I, 1. Jugler IV. Bégin in der Biographie de la Moselle I, 231—237 (1822—29). Aug. Prost in den Mémoires de l'Académie de Metz XLIX, 1, 215—239 (1869). Handschriftliche Aufzeichnungen (Observations séculaires) des Pfarrers Paul Ferry (1661) (mir bekannt durch gütige Mittheilung des H. Karl Rahlenbeck in Metz). — Ch. Weiß in der Biographie universelle von Michaud. Vischer, Geschichte der Universität Basel, 246—247. Stobbe, Geschichte der d. Rechtsquellen, §§. 61, 77. Stintzing, Ulrich Zasius, S. 202 ff. vgl. A. Rivier in den Mémoires publ. par l'Acad. roy. de Belgique tom. XXIX. (1878).

  • Autor/in

    Rivier.
  • Zitierweise

    Rivier, "Cantiuncula, Claudius" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 767-768 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118666959.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA