Lebensdaten
1636 – 1707
Geburtsort
Oberitalien (Mantua?)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Architekt ; Bühnenbildner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118665332 | OGND | VIAF: 806001
Namensvarianten
  • Burnacini, Ludovico Octavio Freiherr von
  • Burnacini, Ludwig Octavius Freiherr von
  • Burnacini, Ludovico
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Zitierweise

Burnacini, Ludovico, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118665332.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Giovanni (1610–55), Architekt, Bühnenbildner, brachte mit seiner Inszenierung der Oper „La Gara“ (1652) das in Italien v. G. B. Aleotti erfundene Kulissensystem nach Wien (s. ThB V);
    M Grazia;
    1) Ursula Cath. Fenkh. ( 1673), 2) 1673 Maria Regina Langetl ( 1678), 3) 1680 Julia Sidonia Elis. v. Dornwangen ( 1732).

  • Biographie

    B.s Lehrer war sein Vater, der Schüler der Parigis gewesen ist und wohl gleichzeitig mit Torelli in den 40er Jahren in Venedig arbeitete. 1651 kam B. mit seinem Vater an den kaiserlichen Hof in Wien. Er schuf seine ersten Dekorationen in engem Anschluß an dessen Kunst. Seine Arbeiten als Architekt brachten ihm bald die besondere Gunst Kaiser Leopolds I. 1660-65 erbaute er einen Teil der Hofburg (an der Stelle des jetzigen Leopoldinischen Traktes), 1665 das Opern- und Komödienhaus (an der Stelle der jetzigen Nationalbibliothek), das 1683 wegen Feuergefährlichkeit demoliert wurde. In den folgenden Jahren entstanden weitere Bauten an kaiserlichen Schlössern (Burg in Wien, Laxenburg, Ebersdorf, Favorita). Von 1687 an wurde unter seiner Leitung die große Dreifaltigkeitssäule auf dem Graben in Wien errichtet.

    B.s Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiet des Theaters. Im Gegensatz zu seinen anderen zumeist recht nüchternen Unterbauten ist sein Opernhaus (30.8.1667 fertiggestellt) schon durch die Dimensionen eines der bedeutendsten Gebäude der Zeit. Das Theater hatte eine tiefe Bühne, deren Dekorationen sich angeblich 50mal verwandeln konnten; sie wurde durch einen prächtigen Proszeniumsbau vom Zuschauerraum getrennt. Das rechteckige Parterre war an den Seiten und im Hintergrund von einem viergeschossigen Galeriebau umschlossen. Die horizontale Decke war mit einem gewaltigen perspektivischen Deckengemälde geschmückt. 1668 wurde das Haus mit der Prunkoper „II Pomo d'oro“ (Text von Sbarra, Musik von Marc Antonio Cesti) eingeweiht. Die Dekorationen stammten von B.; sie zeigten in 67 Auftritten zahlreiche effektvolle Szenerien und Maschinenkünste. Diese Aufführung leitete eine lange Folge (über 100) pompöser Opern- und Oratorien-Inszenierungen ein, die Höhepunkte der Bühnenbildkunst des Früh- und beginnenden Hochbarocks sind.

    B. bildete die italienische Theaterkunst zu einem besonderen Wiener Stil, der sich in seiner Eigenart auf das übrige Deutschland auswirkte.

  • Werke

    Originale Dekorationsentwürfe u. Figurinen in großer Anzahl in d. Theaterslg. d. Nat.bibl. Wien.

  • Literatur

    ADB III;
    J. Gregor, Denkmäler d. Theaters. 1924 (W);
    ders., Wiener szen. Kunst, 2 Bde., Wien 1924/25;
    F. Biach-Schiffmann, Giov. u. L. B., Theater u. Feste am Wiener Hofe, 1931 (W);
    H. Tintelnot, Barocktheater u. barocke Kunst, 1939;
    ThB (L, auch f. Giov. B.).

  • Porträts

    Medaille, Bronzeguß (Münzkabinett Wien).

  • Autor/in

    Günter Schöne
  • Zitierweise

    Schöne, Günter, "Burnacini, Ludovico" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 55-56 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118665332.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Burnacini: Ludwig Octavius, Freiherr v. B., Architekt, geb. 1636. Im J. 1666 erscheint er bereits als angestellter Architekt am Hofe Kaiser Leopolds I. und erhielt sich in dieser Eigenschaft bis zu seinem am 12. Dec. 1707 erfolgten Tode. B., einer der entschiedensten Anhänger des italienischen Barockstils in Wien, hat sich durch Erfindungskraft und üppige Phantasie, dabei aber auch durch starke Hinneigung zu grellen Effecten zu ganz absonderlichen Schöpfungen verleiten lassen. Der Sinn für einfache, edle Formen fehlte ihm vollständig. Für den Hof Kaiser Leopolds, an dem die mit ungeheuerem Aufwand an Decorationen, Costümen und Maschinen in Scene gesetzten italienischen Opern und Ballete sich großen Beifalls erfreuten, war er ein unentbehrlicher, angesehener Mann. Unter den zahlreichen von ihm in Scene gesetzten Opern erregten die Decorationen und Costüme vom „Pomo d'oro“ allgemeines Aufsehen und sie erschienen in Begleitung des Textes 1668 von Küssel in 42 in Kupfer gestochenen Blättern. 1665 baute B. ein reich verziertes Theater von Holz, aus drei Gallerien bestehend, auf der Burgbastei, welches 1668 durch Feuer zerstört und dann aber wieder erneuert wurde; 1676—1677 war er an dem Laxenburger Schloßbau beschäftigt; 1687—1689 hatte er das Schloß Kaiser Ebersdorf nach dessen Zerstörung durch die Türken aufzubauen. In Wien wurde nach seinem Entwurfe 1679 die 66 Fuß hohe Denksäule am Graben, das Muster einer barocken decorativen Architektur, ausgeführt; nur der figuralische Theil rührt theilweise von den Gebrüdern Strudel her. Unter den Handzeichnungen der kaiserl. königl. Hofbibliothek sind zwei Bände mit Entwürfen von diesem Künstler. Der eine mit 306 Blättern enthält 65 Studien und Skizzen zu religiösen und theatralischen Darstellungen, 24 Zeichnungen zu Schlitten, dreierlei Gattungen von Triumphwagen, 79 Landschaften und Genrebilder, zum Theil im Geist der französischen und niederländischen Meister, 48 getuschte Köpfe und 90 illuminirte Faschingsfiguren und einen illuminirten Faschingswagen, der zweite Band 189 Tafeln mit Theatercostümebildern, welche einen interessanten Einblick in die ganze Geschmacksrichtung gewähren. In Anerkennung seiner langjährigen Verdienste wurde B. von Kaiser Joseph I. in den Freiherrnstand erhoben. Der von Füßli angeführte Octavio Burnacini ist identisch mit Ludwig. Gleichzeitig mit Ludwig erscheinen 1652 auch Johann B. als kaiserl. Architekt und um 1667 Jakob B. als Hofmaler, über deren verwandtschaftliche Beziehung zum ersteren nichts bekannt ist.

    • Literatur

      Einzelne Daten wurden hier benützt aus J. Schlager's Materialien zur österr. Kunstgeschichte im II. Bd. des Archivs für Kunde österr. Geschichtsquellen.

  • Autor/in

    K. Weiß.
  • Zitierweise

    Weiß, Karl, "Burnacini, Ludovico" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 629 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118665332.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA