Lebensdaten
1906 – 2005
Geburtsort
Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich)
Sterbeort
Ithaca (New York, USA)
Beruf/Funktion
Physiker ; Atomphysiker ; Nobelpreisträger ; Wissenschaftler
Konfession
6.·März 2005
Normdaten
GND: 118658662 | OGND | VIAF: 32057187
Namensvarianten
  • Bethe, Hans Albrecht
  • Bethe, Hans
  • Bethe, Hans Albrecht
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Zitierweise

Bethe, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658662.html [28.03.2024].

CC0

  • Nach einer kurzen Karriere als Physiker in Deutschland musste Hans Bethe aufgrund seiner jüdischen Herkunft in die USA emigrieren. Als Experte für Nuklearphysik trug er wesentlich zur Entwicklung von Atomwaffen bei, setzte sich aber nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für deren Kontrolle ein. Für seine Arbeit zur Energieerzeugung in Sternen erhielt er 1967 den Nobelpreis für Physik.

    Lebensdaten

    Geboren am 2. Juli 1906 in Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich)
    Gestorben am 6. März 2005 in Ithaca (New York, USA)
    Hans Bethe, Imago Images (InC)
    Hans Bethe, Imago Images (InC)
  • Lebenslauf

    2. Juli 1906 - Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich)

    1912 - Kiel

    Übersiedlung

    1915 - Frankfurt am Main

    Übersiedlung

    1915 - 1916 - Frankfurt am Main

    Schulbesuch

    Goethe-Gymnasium

    1916 - 1918 - Kreuznach

    Behandlung der Tuberkuloseerkrankung; seit 1917 Schulbesuch

    Haus Bartenstein (Erholungsheim für Kinder); Realschule

    1918 - 1924 - Heppenheim; Frankfurt am Main

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Odenwaldschule; Goethe-Gymnasium

    1924 - 1926 - Frankfurt am Main

    Studium der Naturwissenschaften

    Universität

    1926 - 1928 - München

    Studium

    Universität

    1928 - München

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1928 - 1929 - Frankfurt am Main; Stuttgart

    Assistent

    Universität

    1930 - München

    Habilitation

    Universität

    1930 - 1931 - Cambridge (Großbritannien); Rom

    Rockerfeller-Stipendium

    Universität

    1932 - 1933 - Tübingen

    Dozent

    Universität

    1933 - 1934 - Manchester (Großbritannien)

    Lecturer

    Universität

    1935 - 1937 - Ithaca (New York, USA)

    Assistant Professor für Physik

    Cornell University

    1937 - 1975 - Ithaca

    John Wendell Anderson Professor für Physik

    Cornell University

    1941

    US-Staatsbürger

    1942 - 1943 - Cambridge (Massachusetts, USA)

    Staff Member

    Radiation Laboratory des Massachusetts Institute of Technology

    1943 - 1946 - Los Alamos (New Mexico, USA)

    Leiter der Abteilung Theoretische Physik

    Los Alamos Scientific Laboratory (Manhattan Project)

    6. März 2005 - Ithaca (New York, USA)
  • Genealogie

    Vater Albrecht Julius Bethe 1872–1954 Privatdozent für Physiologie an der Universität Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich); 1915–1937 Direktor des Physiologischen Instituts an der Universitätsklinik Frankfurt am Main
    Großvater väterlicherseits Eduard Bethe 1828–1910 Arzt
    Großmutter väterlicherseits Maria Bethe, geb. Gerstaeker 1830–1917
    Mutter Anna Kuhn 1876–1966 jüdisch, konvertierte zum Christentum; emigrierte 1938 in die USA; Kinderbuchautorin
    Großvater mütterlicherseits Abraham Kuhn 1838–1900 jüdisch; Professor für Medizin an der Universität Straßburg
    Großmutter mütterlicherseits Amalie Kuhn, geb. Seligman gest. 1917
    Heirat 14.9.1939 in USA
    Ehefrau Rose Bethe, geb. Ewald 1917–2019
    Schwiegervater Paul Ewald 1888–1985 Physiker; Universitätsprofessor
    Schwiegermutter Elise Berta (Ella) Ewald, geb. Philippson 1891–1993
    Tochter Monica Bethe geb. 1945 Leiterin des Medieval Japanese Studies Institute in Kyoto, Professorin an der Otani Universität in Kyoto
    Sohn Henry Bethe 1944–2015
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Bethe, Hans (1906 – 2005)

    • Vater

      Albrecht Julius Bethe

      1872–1954

      Privatdozent für Physiologie an der Universität Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich); 1915–1937 Direktor des Physiologischen Instituts an der Universitätsklinik Frankfurt am Main

      • Großvater väterlicherseits

        Eduard Bethe

        1828–1910

        Arzt

      • Großmutter väterlicherseits

        Maria Bethe

        1830–1917

    • Mutter

      Anna Kuhn

      1876–1966

      jüdisch, konvertierte zum Christentum; emigrierte 1938 in die USA; Kinderbuchautorin

      • Großvater mütterlicherseits

        Abraham Kuhn

        1838–1900

        jüdisch; Professor für Medizin an der Universität Straßburg

      • Großmutter mütterlicherseits

        Amalie Kuhn

        gest. 1917

    • Heirat

      in

      USA

      • Ehefrau

        Rose Bethe

        1917–2019

  • Biografie

    Arbeit als Physiker

    Bethe, der bereits im Kindesalter außerordentliche Fähigkeiten in der Mathematik zeigte, wurde nach der Übersiedlung der Familie 1912 nach Kiel privat unterrichtet und nach dem Umzug der Familie nach Frankfurt am Main 1915 ging er an das Goethe-Gymnasium. Zwischen 1916 und 1918 hielt er sich wegen einer Erkrankung an Tuberkulose in einem Kindererholungsheim in Kreuznach auf, wo er 1917 die Realschule besuchte, bevor er 1918 auf das Internat an der Odenwaldschule in Heppenheim wechselte. Seit 1918 wieder in Frankfurt am Main, legte er hier 1924 das Abitur am Goethe-Gymnasium ab. Im Anschluss studierte er Naturwissenschaften an der Universität in Frankfurt am Main. Dank der Empfehlung des Physikers Karl Wilhelm Meissner (1891–1959) kam Bethe 1926 in die Gruppe Arnold Sommerfelds (1868–1951) an der Universität München, die eine der wichtigsten Forschungsstätten der Theoretischen Physik und insbesondere der neu entstandenen Quantenmechanik war. Hier baute Bethe seine Kompetenzen in der mathematischen Modellierung physikalischer Systeme aus und wurde zum Experten der Quantenmechanik und deren Anwendung bei der Erklärung von Materieeigenschaften. Seine 1928 verfasste Dissertation, mit der er bei Sommerfeld zum Dr. phil. promoviert wurde, untersuchte die kurz zuvor experimentell bestätigten wellenförmigen Eigenschaften der Elektronen. Anfang der 1930er Jahre verfasste Bethe für das „Handbuch der Physik“ zwei lange Einträge über Quantentheorie der Elektronen, einen davon mit Sommerfeld. In München knüpfte Bethe Kontakte zu deutschen und ausländischen Physikern, darunter Rudolf Peierls (1907–1995), mit dem er eine enge und langjährige Freundschaft schloss.

    1928/29 folgten Aufenthalte Bethes als Assistent an den Universitäten in Frankfurt am Main und Stuttgart. Ein Rockefeller-Stipendium ermöglichte ihm 1930 Reisen nach Cambridge (Großbritannien) und Rom zu Enrico Fermi (1901–1954). Unter dessen Einfluss interessierte sich Bethe für die Anwendung der Quantenmechanik auf Erscheinungen der Nuklearphysik, ein neues Forschungsgebiet, in dem Bethe seine bedeutendsten Beiträge leistete.

    Nach der Habilitation in München wechselte Bethe 1932 als Dozent an die Universität Tübingen, verlor diese Stelle aber 1933 nach der nationalsozialistischen Machtübernahme aufgrund seiner jüdischen Herkunft. Mithilfe Sommerfelds erhielt er ein privat finanziertes Stipendium in München für den Sommer 1933 und dann eine einjährige Stelle in Manchester (Großbritannien), wo er mit Peierls, der Deutschland ebenfalls wegen der antisemitischen Gesetze verlassen hatte, zur Nuklearphysik arbeitete. 1935 wurde Bethe Assistant Professor und 1937 John Wendell Anderson Professor of Physics an der Cornell Universtity in Ithaca (New York, USA), wo er 1975 emeritiert wurde. 1936/37 veröffentlichte Bethe mit Robert Bacher (1905–2004) und M. Stanley Livingston (1905–1986) im „Review of Modern Physics“ drei lange Aufsätze über Nukleartheorie, die bald zum grundlegenden Referenzwerk für das Fach wurden und als „Bethe-Bible“ bekannt waren.

    Bei einer Konferenz, die sich mit der Frage der Energieerzeugung in Sternen beschäftigte, erfuhr Bethe 1938 vom Vorschlag Carl Friedrich Weizsäckers (1912–2007), die Energie der Sterne als Wirkung von Nuklearreaktionen zu erklären. Bethe, dessen Forschungsstärke in der Fähigkeit lag, sich breites Überblickswissen in sich schnell entwickelnden Feldern anzueignen und es zur Erklärung neuer empirischer Beobachtungen anzuwenden, setzte daraufhin Modelle aus der Nuklearphysik ein, um aus jenem Vorschlag eine quantitative Theorie zu erstellen und so die von Sternen ausgestrahlte Energie als Ergebnis einer Kaskade von Nuklearreaktionen (Kohlenstoff-Stickstoff-Zyklus bzw. Bethe-Weizsäcker-Zyklus) zu erklären, wofür er 1967 den Nobelpreis für Physik erhielt. Bis zu seinem Lebensende trug Bethe zur Entwicklung der Nuklearphysik und zu deren Anwendung in der Astrophysik bei.

    Arbeit an und Haltung zu Massenvernichtungswaffen

    Seit 1941 US-amerikanischer Staatsbürger, trug Bethe zu rüstungsrelevanter Forschung bei. Er leitete seit 1943 die theoretische Abteilung im Manhattan-Projekt zum Bau der Atombombe in Los Alamos (New Mexico), wo er verschiedene Gruppen von Theoretikern koordinierte, die sich mit spezifischen Aspekten wie der Modellierung der Diffusion von Neutronen und der Berechnung der kritischen Masse beschäftigten. Obwohl Bethe – wie andere Kollegen in Los Alamos – von der Zerstörung, die die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki verursacht hatten, erschüttert war, beteiligte er sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an der Entwicklung der noch gefährlicheren Wasserstoffbombe. In dem Artikel „The Hydrogen Bomb: II“ (in: Scientifc American, 1950, S. 18–23) erklärte er jedoch, dass Forscher prinzipiell nicht für die Planung und Produktion von so verheerenden Zerstörungsmitteln arbeiten sollten. Die einzige Rechtfertigung für ein solches Engagement war in seinen Augen das Abschreckungspotential gegenüber der Sowjetunion. Zugleich forderte Bethe in diesem Artikel die USA auf, öffentlich zu erklären, diese Waffen nicht als erste einzusetzen. In den folgenden Jahren war Bethe als Regierungsberater und in der Öffentlichkeit politisch aktiv mit dem Ziel, Herstellung und Tests von Massenvernichtungswaffen zu beenden, so 1958/59 als Mitglied der US-Delegation bei Beratungen in Genf über die Einstellung von Atomwaffentests. In den 1980er und 1990er Jahren machte sich Bethe für eine friedliche Nutzung der Kernenergie stark und rief 1995 anlässlich des fünfzigsten Jahrestags des Atombombenabwurfs auf Hiroshima Wissenschaftler aus aller Welt in einem offenen Brief dazu auf, sich nicht an der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zu beteiligen.

  • Auszeichnungen

    1944 Mitglied der National Academy of Sciences
    1947 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
    1955 Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
    1961 Enrico-Fermi-Preis der US Atomic Energy Commission
    1961 Eddington-Medaille der Royal Astronomical Society
    1967 Nobelpreis für Physik (weiterführende Informationen)
    1975 National Medal of Science der USA
    1978 Mitglied der Leopoldina (weiterführende Informationen)
    1981 Leo-Szilard-Lectureship-Award der American Physical Society
    1984 Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
    1989 Lomonossow-Goldmedaille der Russischen Akademie der Wissenschaften
    1993 Oersted Medal der American Association of Physics Teachers
    2001 Catherine-Wolfe-Bruce-Goldmedaille der Astronomical Society of the Pacific
    Hans-Bethe-Straße, Frankfurt am Main
  • Quellen

    Nachlass:

    Cornell University, Ithaca (New York, USA), Division of Rare and Manuscript Collections Cornell University Library, 14-22-976. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    zahlreiche Quellenbestände, u. a. im American Institute of Physics, College Park (Maryland, USA). (weiterführende Informationen)

    Gedruckte Quellen:

    Sabine Lee (Hg.), The Bethe-Peierls Correspondence, 2007.

  • Werke

    Quantenmechanik der ein- und zwei-Elektronenproblemen, in: Hans Geiger/Karl Scheel (Hg.), Handbuch der Physik, Bd. 24, T. 1, 1933, S. 273–560.

    Arnold Sommerfeld/Hans Bethe, Elektronentheorie der Metalle, in: Hans Geiger/Karl Scheel (Hg.), Handbuch der Physik, Bd. 24, T. 2, 1933, S. 333–622.

    Energy Production in Stars, in: Physical Review 55 (1939), S. 434–456.

    Nuclear Many-Body Problem, in: Physical Review 103 (1956), S. 1353–1390.

    Hans Bethe/Robert F. Bacher/Milton S. Livingston, Basic Bethe. Seminal Articles on Nuclear Physics, 1936–1937, 1986.

    The Road from Los Alamos, 1991.

    Selected Works of Hans A. Bethe. With Commentary, 1997, Nachdr. 2008.

  • Literatur

    Monografien und Sammelbände:

    Jeremy Bernstein, Prophet der Energie. Hans Bethe, 1988.

    Silvan S. Schweber, In the Shadow of the Bomb. Bethe, Oppenheimer, and the Moral Responsibility of the Scientist, 2000.

    Gerald E. Brown/Chang-Hwan Lee (Hg.), Hans Bethe and His Physics, 2006. (W)

    Silvan S. Schweber, Nuclear Forces. The Making of the Physicist Hans Bethe, 2012.

    Lexikonartikel:

    J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, 1936, S. 204, Bd. 7a, 1956, S. 168 u. Bd. 7b, 1967, S. 362–365.

    Silvan S. Schweber, Art. „Bethe, Hans Albrecht‟, in: Noretta Koertge (Hg.), New Dictionary of Scientific Biography, Bd. 7, 2008, S. 269–276. (P).

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    ca. 100 Fotografien, 1930er–1990er Jahre, Emilio Segre Visual Archives des American Institute of Physics. (weiterführende Informationen)

  • Autor/in

    Arianna Borrelli (Berlin)

  • Zitierweise

    Borrelli, Arianna, „Bethe, Hans“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118658662.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA