Lebensdaten
1846 – 1915
Geburtsort
Harsefeld bei Stade
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Kommunalpolitiker ; Jurist ; Oberbürgermeister von Frankfurt am Main
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118647008 | OGND | VIAF: 59877806
Namensvarianten
  • Adickes, Franz
  • Adick, Franz
  • Adicke, Franz
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Adickes, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118647008.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Erich Adickes (s. 1);
    Kassel 27.9.1873 Sophie (1848–1922), T des Medizinalrats Friedrich Lambert;
    3 T, u. a. Gertrud ( Alfred Hugenberg).

  • Biographie

    A. studierte 1864-67 in Heidelberg, München und Göttingen die Rechte. Schon früh trat er mit selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten juristischen Inhalts hervor, aber seine Absicht, die akademische Laufbahn einzuschlagen, mußte er aufgeben, als ihn 1873 die Stadt Dortmund trotz seiner Jugend zum Beigeordneten (2. Bürgermeister) wählte. Hier bewies A. sein großes Verwaltungstalent in der Neugestaltung des Armenwesens. Einen größeren Wirkungskreis bot ihm 1877-90 Altona, wo er bald zum Leiter der städtischen Geschicke emporwuchs, obwohl er erst 1883 dem unfähigen Vorgänger als Oberbürgermeister nachfolgte. Hier erprobte er sich erstmalig als Städteplaner großen Stils. Durch den Ausbau der Hafenanlagen sicherte er Altonas eigenständige Bedeutung neben Hamburg. Seine Tätigkeit brachte ihn mit Bismarck in Verbindung und mit Johannes Miquel, damals Oberbürgermeister in Frankfurt/Main, zu dessen Nachfolger er am 14.10.1890 mit fast absoluter Mehrheit gewählt wurde.

    Als Oberbürgermeister von Frankfurt/Main (1891–1912) hat sich A. in die vorderste Reihe der deutschen Kommunalpolitiker gestellt. Sein gesamtes Wirken als „Repräsentant einer städtischen Macht, die hinter keiner Fürstlichkeit zurückstand“, war auf eine gesunde Sozialpolitik ausgerichtet. Politisch unabhängig, in ablehnender Haltung gegen die Sozialdemokratie wegen ihrer Auflehnung gegen die staatliche Ordnung, war er doch ein bahnbrechender Vorkämpfer für bessere und gesündere Lebensverhältnisse besonders der Arbeiterschaft. Diesem Ziel ebenso wie der Förderung von Industrie, Handel und Verkehr diente die planmäßige Vorbereitung und Schaffung neuen Siedlungsraumes im weiten Umkreis der Stadt und die Eingemeindung zahlreicher Vororte. Die dabei nötige Umwandlung von Acker- und Gartenland in Baugelände unter öffentlich-rechtliche Regelung zu stellen und so der Bodenspekulation entgegenzutreten, war A.' Grundgedanke, wie er in der Bauordnung von 1891 und in dem Preußischen Gesetz betreffend die Umlegung von Grundstücken in Frankfurt/Main vom 28.7.1902 zum Ausdruck kommt. Als „Lex A.“ ist dieses Gesetz und das damit verbundene Erbbaurecht weit bekannt und nach 1918 auch auf andere Gemeinden übertragen worden. Ein hervorragendes Glied in der Frankfurter Gesamtplanung war die Anlage und der Ausbau eines leistungsfähigen Umschlagplatzes zur Industrie in Gestalt des 1912 vollendeten Osthafens. - Für die jungen Bestrebungen der Luftfahrt setzte sich A. mit vorausschauendem Weitblick ein. Auf ihn ist die erste Internationale Luftschiffahrtsausstellung (Ila) 1909 in Frankfurt, sowie die Gründung einer deutschen Luftschiffahrts-AG (Delag) auf dem Rebstockgelände westlich Frankfurt zurückzuführen.

    Auch in der Kulturpolitik hat A. Bleibendes geschaffen. Sein Anteil an der Reform des höheren Schulwesens, seine Förderung der Künste und die Schaffung der Städtischen Galerie seien erwähnt. Am meisten lag ihm der Ausbau der verschiedenen schon vorhandenen oder in der Entwicklung begriffenen wissenschaftlichen Anstalten zu einer städtischen Universität am Herzen. Auf der Grundlage bestehender Stiftungen, wie der Jügel-Stiftung, und durch die Gebefreudigkeit hochgesinnter Persönlichkeiten, unter denen nur Franziska Speyer und Wilhelm Merton genannt seien, gelang Zug um Zug das große Werk, dessen Vollendung am 26.10.1914 A. noch kurz vor seinem Tode erleben durfte.

  • Werke

    Verz. in: F. A., Sein Leben und sein Werk, S. 455 f.;
    Persönl. Erinnerungen z. Vorgesch. d. Univ. Frankfurt a. M., 1915.

  • Literatur

    B. Freudenthal, F. A., Rede, 1915 (P);
    F. A., Sein Leben u. sein Werk, in: Frankfurter Lb. XI, 1929 (L, P);
    F. Bothe, Gesch. d. Stadt Frankfurt a. M., ³1929, S. 318 ff. (P);
    DBJ Überleitungsbd. I, S. 111-16 (u. Totenliste 1915, L).

  • Porträts

    Ölgem. v. F. Boehle im Besitz d. Senckenberg. Stiftung (Bürgerhospital);
    v. M. Liebermann, 1911 (Städt. Gab.);
    v. N. Schrödl (Römer, Rathaus);
    Holzbüste v. J. Belz (Rathaus), sämtl. in Frankfurt a. M.

  • Autor/in

    Hermann Meinert
  • Zitierweise

    Meinert, Hermann, "Adickes, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 67 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118647008.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA