Zedler, Johann Heinrich
- Lebensdaten
- 1706 – 1751
- Geburtsort
- Breslau
- Sterbeort
- Leipzig
- Beruf/Funktion
- Buchhändler ; Verleger ; preußischer Kommerzienrat ; Lexikograf ; Buchhändler
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118636316 | OGND | VIAF: 15562859
- Namensvarianten
-
- Zedler, Johann Heinrich
- Zedler, Johann H.
- Zedler, Joh. Heinrich
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Zedler, Johann Heinrich
| Verleger, Buchhändler, * 7.1.1706 Breslau, † 21.3.1751 Leipzig, ⚰ Leipzig, Alter Johannisfriedhof. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Johann, Schuhmacher in B.;
M N. N.;
⚭ 1726 →Christiane Dorothea (1695–1755), zuletzt in Freiberg (Sachsen), T d. →Johann Friedrich Richter, Kaufm. ebd.;
kinderlos;
Schwager →David Richter (erw. 1728), Buchhändler in Bautzen. -
Biographie
Nach Lehrzeit als Buchhändler in Breslau und Hamburg ließ sich Z. 1726 im sächs. Freiberg nieder, wo er in eine angesehene Kaufmanns- und Ratsherrenfamilie einheiratete und eine Buchhandlung betrieb. 1727 eröffnete er in Leipzig, dem Zentralort des dt. Buchhandels im Reich, eine Buchhandlung und trat im selben Jahr erstmals als Verleger hervor. Sein Hang zu ambitionierten Großprojekten zeigt sich in der Ankündigung (1728) einer Ausgabe der Schriften →Martin Luthers, die er 1729–34 in 22 Teilen bzw. 11 Bänden auf den Markt brachte. Anschließend entdeckte Z. die Lexikographie als attraktives Marktsegment. Die Erweiterung des Wissens in der Frühen Neuzeit sowie ein sich formierendes Bürgertum, dem Bildung als Distinktionskriterium galt, verlangten nach einer übersichtlichen und leicht zu rezipierenden Präsentation des Wissensbestandes der Zeit.
Dies begünstigte das alphabetisch geordnete Lexikon in dt. Sprache, für das in Leipzig die Verlagsbuchhandlungen Gleditsch und Fritsch erste Maßstäbe gesetzt hatten. Z. betrat mithin kein Neuland, innovativ war allerdings sein Vorhaben, die bisherigen, vorzugsweise an einzelnen Wissenssparten orientierten Lexika durch ein „Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste“ zu überbieten, das zunächst nur auf 12 Bände konzipiert war. In starkem Kontrast zur Bedeutung des Lexikons steht der Mangel an schriftlichen Quellen zur Entstehungsgeschichte und Durchführung des Projekts.
Bekannt ist immerhin, daß Z. für die redaktionelle Betreuung zunächst den Leipziger Rechtsprofessor →Jakob August v. Franckenstein (1689–1733) gewann, der sich bereits 1732 zurückzog. Nachfolger wurde der Philologe →Paul Daniel Longolius (1704–1779) (Bde. 3–18), der 1735 das Rektorat am Gymnasium in Hof übernahm. Diesem folgte ab Band 19 der Leipziger Philosophieprofessor →Carl Günther Ludovici (1707–1778), der u. a. durch Vermehrung der biographischen Artikel neue Akzente setzte; er berücksichtigte auch noch lebende Persönlichkeiten, darunter Z. selbst, und forderte Privatpersonen zur Zuträgerschaft auf. Unterstützt wurden die Hauptredakteure von Mitarbeitern, den sog. „Musen“, deren Namen bis auf wenige Ausnahmen bislang nicht bekannt sind; so stammen Beiträge zur Mathematik von →Lorenz Christoph Mizler (1711–1778), zur Medizin von dem Leipziger Arzt →Heinrich Winckler; →Johann Christoph Gottsched (1700–1766) soll ebenfalls Artikel|zum Lexikon beigetragen haben, bestritt dies aber. Die Anonymität der Verfasser war wohl auch verlegerische Strategie, um diese nicht persönlich dem Vorwurf des Plagiats auszusetzen. In erheblichem Maße wurde auf bereits vorhandene Lexika, beispielsweise →Johann Georg Walchs (1693–1775) „Philosophisches Lexicon“ (1726), zurückgegriffen.
Von Anfang an stand Z.s Projekt deshalb bei den um ihren eigenen Absatz fürchtenden Leipziger Verlegern unter dem Verdacht einer bloßen Kompilation. →Johann Gottlieb Gleditsch (1688–1738) sowie die Erben von →Thomas Fritsch (1666–1726) wehrten sich vehement gegen die neue Konkurrenz. Um diese auszuschalten, verweigerte die Leipziger Bücherkommission im sog. „Verlegerkrieg“ Z. 1730 die Erteilung eines sächs. Druckprivilegs als Schutz gegen Raubdrucke. Z. bemühte sich daraufhin 1731 erfolgreich um ein ksl. und ein preuß. Privileg. Zugleich knüpfte er Kontakte nach Halle/Saale, wo er unter der Protektion des Universitätskanzlers →Johann Peter v. Ludewig (1668–1743) die Waisenhaus-Druckerei für den Druck der Lexikonbände gewann. Nachdem deren Absatz hinter den Erwartungen zurückblieb, geriet Z. Mitte der 1730er Jahre in finanzielle Schwierigkeiten, die ihn zu einem Vergleich mit seinen Gläubigern und zur Aufgabe seiner Buchhandlung nötigten.
Nach dem wohl 1736 erfolgten Konkurs fand sich für die Weiterführung des Verlags und des „Universal-Lexicons“ mit dem Leipziger Kaufmann →Johann Heinrich Wolf(f) (1690–1759) ein Finanzier. Z. fungierte nominell weiterhin als Verleger, wurde aber faktisch zunehmend an den Rand gedrängt und nahm unter der Verlegeradresse von →Johann Samuel Heinsius (1686–1750) neue Vorhaben in Angriff, u. a. ein Handelslexikon und das 13 Teile umfassende Großprojekt „Historisch-politisch-geographischer Atlas der gantzen Welt“ (1744–50).
Dauerhaft verbunden ist Z.s Name allerdings mit dem 64 Folianten umfassenden „Universal-Lexicon“, dessen ca. 284 000 Artikel und 276 000 Verweisungen den vormodernen Wissensbestand thesaurierten. „Der Zedler“ ist deshalb für die kulturwissenschaftliche Forschung nach wie vor ein Referenzwerk. Dem wurde in den 1960er Jahren durch eine Reprint-Ausgabe Rechnung getragen. 1999–2007 erstellten die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und die Bayer. Staatsbibliothek eine Internetversion mit inhaltlicher Erschließung, die unter Digital-Humanities-Aspekten weiter entwickelt und vernetzt werden kann.
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Auszeichnungen
A Z.-Preis f. Freies Wissen d. Online-Enz. Wikipedia (2012–14)
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Werke
|Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste, welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert wurden, 64 Bde., Halle u. a. 1732 [1731]–1750, 4 Suppl.bde. Halle u. Leipzig 1751–54, Nachdr. 1961–64 u. ö., im Internet durch Bayer. Staatsbibl. u. Hzg. August Bibl. Wolfenbüttel.
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Literatur
|ADB 44;
A. Kirchhoff, Die ksl. Bücher-Privilegien in Sachsen, in: Archiv f. Gesch. d. dt. Buchhandels 15, 1892, S. 73–102;
F. Juntke, J. H. Z.’s Gr. vollst. Universallex., Ein Btr. z. Gesch. d. Nachdruckes in Mitteldtld., in: Fritz Juntke zu seinem 70. Geb.tag, hg. v. G. Langer, 1956, S. 13–32;
E. Blühm, J. H. Z. u. sein Lex., in: Jb. d. schles. Friedrich-Wilhelms-Univ. Breslau 7, 1962, S. 184–200;
G. Quedenbaum, Der Verl. u. Buchhändler J. H. Z. 1706–1751, 1977;
N. Kaminski, Die Musen als Lexikographen, Z.s Gr. vollst. Universal-Lex. im Schnittpunkt v. poet., wiss., jur. u. ökonom. Diskurs, in: Daphnis 29, 2000, S. 649–93;
U. J. Schneider, Z.s Universal-Lex. u. d. Gel.kultur d. 18. Jh., in: Die Univ. Leipzig u. ihr gel. Umfeld 1680–1780, hg. v. H. Marti u. D. Döring, 2004, S. 195–213;
ders., Die Konstruktion d. allg. Wissens in Z.s Universal-Lex., in: Wissenssicherung, Wissensordnung u. Wissensverarb., Das europ. Modell d. Enzyklopädien, hg. v. Th. Stammen u. W. E. J. Weber, 2004, S. 81–101;
Dokumentation „J. H. Z. u. sein Lex.“, in: Leipziger Jb. z. Buchgesch. 16, 2007, S. 197–340 (u. a. mit Btrr. v. Ch. Haug, C. Calov, D. Döring, K. Löffler, U. J. Schneider u. L. Poethe);
A. Müller, Vom Konversationslex. z. Enz., Das Z.sche „Universal-Lexicon“ im Wandel seiner Druckgesch., in: Das 18. Jh., 43, 2019, S. 73–90;
J. Loveland, Copying into Zedler’s „Universal-Lexicon“ : The Lessons of 150 Articles from Walch’s „Philosophisches Lexicon“, ebd. 44/2020, S. 66-89;
„Die gesammelte Welt“, Wissensformen u. Wissenswandel in Z.s Universal-Lex., hg. v. K. Lohsträter u. F. Schock, 2013;
A. Müller, Vom Konversationslex. z. Enz., Das Z.sche „Universal-Lexicon“ im Wandel seiner Druckgesch., in: Das 18. Jh., 43, /2019, S. 73-90;
J. Loveland, Copying into Z.'s „Universal-Lexicon“, The Lessons of 150 Articles from Walch’s „Philosophisches Lexicon“, ebd. 44, 2020, S. 66-89;
– Zedleriana, Materialien zu Z.s Universal-Lex., hg. v. d. Bayer. Staatsbibl., München, seit 2002 im Internet;
Killy;
Sächs. Biogr. -
Autor/in
Winfried Müller -
Zitierweise
Müller, Winfried, "Zedler, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 612-613 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636316.html#ndbcontent
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Zedler, Johann Heinrich
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Biographie
Zedler: Johann Heinrich Z., geboren zu Breslau am 7. Januar 1706, † 1763, war einer jener deutschen Buchhändler, die durch den großartigen Umfang ihrer geschäftlichen Thätigkeit ihren Wohnort Leipzig zu einem Mittelpunkte geistigen Lebens gemacht und auf die Entwicklung der Wissenschaften fördernd eingewirkt haben. Er hatte die Grenzen jugendlichen Alters noch nicht überschritten und war nur erst kurze Zeit zu Breslau in der Brachvogelischen und zu Hamburg in der Felginerischen Buchhandlung als Gehilfe thätig gewesen, als er zuerst in Freiberg, wo er sich mit einer Tochter des Kaufmanns Johann Friedrich Richter verheirathete, später in Leipzig eine Buchhandlung errichtete und sein erstes bedeutendes Verlagsunternehmen, eine Ausgabe der deutschen Schriften Luther's, die in 22 Foliobänden nebst einem Anhange 1728 bis 1734 herauskam, begann. Unternehmungen von ähnlichem Umfange waren die von ihm verlegte „Allgemeine Staats-, Kriegs-, Kirchen- und Gelehrten-Chronicke“ (20 Bde. Fol.) und die deutsche Ausgabe von La Martiniere's Dictionnaire géographique (11 Bde. Fol.). Ein Werk jedoch, das seinen Namen zu einem noch heute häufig genannten gemacht hat und besonders seiner genealogischen|Artikel wegen noch jetzt als unentbehrlich angesehen wird, ist sein von J. A. v. Frankenstein, P. D. Longolius und anderen verfaßtes „Großes vollständiges Universal-Lexicon aller Künste und Wissenschaften“, dessen 64. Band als Schlußband (abgesehen von vier 1751 bis 1754 erschienenen Supplementbänden von C. G. Ludovici) eine von ihm unterzeichnete Widmung mit dem Datum „Leipzig in der Ostermesse 1750“ trägt. Das genannte Jahr 1750 scheint einen Wendepunkt in seiner Geschäftsthätigkeit zu bezeichnen. Aber schon der ihm gewidmete biographische Artikel in dem 1749 erschienenen 61. Band des „Universal-Lexicons“ Sp. 309—311 nennt als seinen Nachfolger in der Herausgabe dieses großen Werks den Kauf- und Handelsmann zu Leipzig Johann Heinrich Wolf und berichtet, daß er sich bereits seit einer geraumen Zeit von den Handlungsgeschäften zurückgezogen habe und die meiste Zeit des Sommers auf seinem Landgute zu Wolfshain zubringe. Ueber die letzte Zeit seines Lebens fehlen Nachrichten. Nur das Jahr seines Todes findet man angegeben bei C. B. Lorck, die Druckkunst und der Buchhandel in Leipzig (Leipzig 1879) S. 13.
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Autor/in
F. Schnorr v. Carolsfeld. -
Zitierweise
Schnorr von Carolsfeld, Franz, "Zedler, Johann Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 741-742 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636316.html#adbcontent