Zahn-Harnack, Agnes( verheiratete)
- Lebensdaten
- 1884 – 1950
- Geburtsort
- Gießen
- Sterbeort
- Berlin-Nikolassee
- Beruf/Funktion
- Frauenrechtlerin ; Autorin ; Journalistin ; Biographin ; Schriftstellerin ; Biografin ; Historikerin
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 118636081 | OGND | VIAF: 76424752
- Namensvarianten
-
- Harnack, Agnes von (geborene)
- Zahn-Harnack, Agnes( verheiratete)
- zahn-harnack, agnes
- Harnack, Agnes von (geborene)
- harnack, agnes von
- Zahn Harnack, Agnes von
- Zahn, Agnes
- Harnack, Agnes von Zahn-
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- * Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Archivportal - D
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Sächsische Bibliographie
- Index Theologicus (IxTheo)
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
- Harnack, Adolf von / seit 1914
- Harnack, Amalie von / seit 1914
- Harnack, Arvid
- Harnack, Axel
- Harnack, Axel von
- Harnack, Clara / verheiratete
- Harnack, Elisabet von
- Harnack, Erich
- Harnack, Ernst von
- Harnack, Gustav Adolf von
- Harnack, Otto
- Harnack, Theodosius
- Liebig, Justus Freiherr von / seit 1845
- Rassow, Hermann
- Rassow, Johanna / verheiratete
- Rassow, Peter
- Thiersch, Johanna / verheiratete
- Thiersch, Karl
- Zahn, Karl von
- Zahn, Luise Elisabeth Katharine von/ verheiratete
- Zahn, Wilhelm von
- Zahn-Harnack, Edward von
- Zahn-Harnack, Margarete von
- Zahn-Harnack, Sigrid von / verheiratete
Personen im NDB Artikel
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
Orte
Symbole auf der Karte
Geburtsort
Wirkungsort
Sterbeort
Begräbnisort
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Zahn-Harnack, Agnes von, geborene Harnack (preußischer Adel 1914)
| Frauenrechtlerin, Sachbuchautorin, Journalistin, * 19.6.1884 Gießen, † 22.5.1950 Berlin-Nikolassee, ⚰ Berlin-Zehlendorf. (evangelisch)
-
Genealogie
V →Adolf v. Harnack (1851–1930, preuß. Adel 1914), Kirchenhist., o. Prof. f. KGesch. in G., Marburg u. B., Gen.dir. d. kgl. Bibl. in B., WGR, Dr. h. c. mult., S d. →Theodosius Harnack (1817–1889), luth. Theol., o. Prof. d. Theol. in Erlangen u. Dorpat (beide s. NDB VII), u. d. Maria Ewers (1827–1857);
M →Amalie (1858–1937), T d. →Karl (Carl) Thiersch (1822–1895), Chirurg, Prof. d. Med. in Leipzig (s. NDB 26), u. d. →Johanna Freiin v. Liebig (1836–1925);
Ur-Gvm J→ustus Frhr. v. Liebig (1803–73, hess. Frhr. 1845), o. Prof. d. Chemie in G. u. München (s. NDB 14;
Hess. Biogr.);
Ov →Axel Harnack (1851–1888), Prof. d. Math. an d. TH Dresden (s. ADB 50;
Lex. bed. Mathematiker;
Professoren TUDresden), →Erich Harnack (1852–1915), Prof. d. Pharmakol. in Halle/Saale (s. Pogg. III;
Mitteldt. Lb. I;
Dt.balt. Biogr. Lex;
NDB VII*), →Otto Harnack (1857–1914, ⚭ →Clara Reichau, 1877–1962, aus Fulda, Malerin, Lehrerin, Pazifistin, s. E. Naumann, Künstlerinnen in Baden-Württ, 1999), Prof. f. Lit.gesch. bzw. d. Lit. u. Ästhetik in Darmstadt u. Stuttgart (s. DBJ I, Tl.;
Hochschullehrer TH Darmstadt;
Internat. Germanistenlex.;
Lex. Lit. Baltikum;
Hess. Biogr.;
Kosch, Lit.-Lex.³), Tante-m →Johanna Thiersch (1861–1957, ⚭ →Hermann Rassow, 1858–1931, Dr. phil., Dir. d. Viktoria-Gymn. in Potsdam, s. NDB 21*);
B →Ernst v. Harnack (1888–1945), Jur., preuß. Reg.präs. in Merseburg, als Widerstandskämpfer gegen d. NS hingerichtet (s. Hess. Biogr.), →Axel v. Harnack (1895–1974), Bibl.rat in B. u. Tübingen, Vf. v. „Ernst v. Harnack (1888–1945), Ein Kämpfer f. Deutschlands Zukunft“, 1951, Schw →Elisabet v. Harnack (1892–1976), Soz.arb., ltd. Fürsorgerin in B. (s. Who is who d. Soz. Arb.;
L);
– ⚭ Berlin 1919 →Karl (1877–1944), aus Leipzig, Dr. iur., 1918 Reg.rat, 1920 Min. rat im Reichsmin. d. Inneren, 1933 Oberarchivrat im Reichsarchiv Potsdam (s. Wi. 1935), S d. →Georg Wilhelm v. Zahn (1839–1904), Gymn.prof. f. Math. u. Physik, Konrektor d. Thomasschule Leipzig, u. d. →Luise Elisabeth Katharine Hemilian (1845–1917);
1 S →Edward (1921–77, ⚭ →Sigrid Ullmann, 1920–97, Chemikerin), Dr. rer. nat., Chemiker in B., 2 T (1 früh †) →Margarete (1924–2010), Dr. med., Internistin in B.;
Vt →Peter Rassow (1889–1961), o. Prof. d. Gesch. in Köln (s. NDB 21), →Arvid Harnack (1901–1942), Dr. iur., Dr. phil., Jur., Nat.ök., als Widerstandskämpfer gegen d. NS hingerichtet (s. Hess. Biogr.);
N →Gustav-Adolf v. Harnack (1917–2010), Kinderarzt, Dir. d. Univ.kinderklinik Düsseldorf. -
Biographie
Z. wuchs mit ihren älteren Schwestern Anna und Margarete, die im Alter von acht Jahren starb, und den jüngeren Geschwistern, darunter dem geistig eingeschränkten Karl Theodosius, in einem Professorenhaushalt mit all seinen Vernetzungen innerhalb des Bildungsbürgertums und der intellektuellen Elite im Berlin des ausgehenden 19. Jh. auf. Mit fünf Jahren in die Höhere Mädchenschule Beckmann in Berlin-Charlottenburg eingeschult, wechselte sie mit zehn Jahren auf die Höhere Mädchenschule Keller, ebenfalls in Charlottenburg. Im Alter von 16 Jahren begann sie ihre Ausbildung als Lehrerin für mittlere und höhere Mädchenschulen, die sie Ostern 1903 an der Kgl. Margaretenschule in Berlin abschloß. Von Okt. 1903 bis Anfang 1920 arbeitete sie als Lehrerin für Deutsch, Religion und Englisch an der Höheren Töchterschule Wellmann-von Elpons in Berlin-Charlottenburg.
Parallel dazu bereitete sich Z. ab 1906 privat auf das Abitur vor, das sie zwei Jahre später als Externe am Sophien-Realgymnasium in Berlin ablegte. Nachdem im Aug. 1908 durch die „Neuordnung des preußischen Mädchen|schulwesens“ das Frauenstudium an preuß. Universitäten eingeführt worden war, immatrikulierte sich Z. Anfang Okt. als erste Frau in Preußen. An der Berliner Univ. studierte sie dt. und engl. Philologie sowie Philosophie; im Juni 1912 wurde sie an der Univ. Greifswald mit einer Dissertation über das unveröffentlichte Trauerspiel „Aloys und Imelde“ von →Clemens Brentano bei →Gustav Ehrismann (1855–1941) zur Dr. phil. promoviert. 1917 und 1918 arbeitete Z. in der der 1916 unter →Wilhelm Groener (1867–1939) eingerichteten „Frauenarbeitszentrale“ des Kriegsamtes im preuß. Kriegsministerium. Hier unterstand sie der Leitung von →Marie-Elisabeth Lüders (1878–1966) und wurde schließlich deren Nachfolgerin. Von 1919 bis zur Auflösung der Partei 1930 war sie aktives Mitglied der linksliberalen Dt. Demokratischen Partei.
Mit ihrer Eheschließung Ende 1919 mußte Z. aufgrund der rechtlichen Bestimmungen aus dem Dienst als Lehrerin ausscheiden, unterrichtete im folgenden Jahrzehnt aber trotzdem immer wieder neben- und ehrenamtlich.
Seit 1919 engagierte sie sich publizistisch für die „bürgerliche Frauenbewegung“, seit der zweiten Hälfte der 1920er Jahre war sie in Organisationen und Gremien der Frauenbewegung aktiv und trieb deren internationale Vernetzung voran. Ihre wichtigsten publizistischen Werke sind die 1928 erschienene Darstellung „Die Frauenbewegung: Geschichte, Probleme, Ziele“, die 1937 unter dem veränderten Titel „80 Jahre Frauenbewegung 1849–1928“ nochmals aufgelegt wurde, sowie die 1934 veröffentlichte Bibliographie „Die Frauenfrage in Deutschland, Strömungen und Gegenströmungen 1790–1930“ (3. unveränderte Aufl. hg. v. U. Huffmann, 2016). Letztere war das Ergebnis eines von der „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ unterstützten Projektes unter der Federführung Z.s und der Begutachtung des Bibliotheksrats →Hans Sveistrup (1889–1946). Die Bibliographie wurde bis in die 1980er Jahre in unregelmäßigen Abständen fortgeschrieben. 1926 war Z. Mitbegründerin und bis 1930 erste Vorsitzende des „Dt. Akademikerinnenbundes“ (DAB), dem Dachverband dt. Akademikerinnenvereine, der sich unmittelbar nach seiner Gründung der „International Federation of University Women“ (IFUW) anschloß. 1929 wurde sie Vorsitzende des Ausschusses für Tagungsvorbereitungen des IFUW. 1927–33 war Z. als Mitglied des Verwaltungsausschusses und des Beirats der Wirtschaftshilfe des Dt. Studentenwerks sowie als Mitglied des Zentralen Arbeitsausschusses der Studienstiftung des Dt. Volkes tätig. Als Delegierte des DAB nahm sie 1931 an der 12. Generalversammlung des Völkerbundes in Genf teil. 1931–33 war sie Vorsitzende des „Bundes Deutscher Frauenvereine“ (BDF), dem 1894 gegründeten größten Dachverband der bürgerlichen Frauenbewegung mit über einer Million Mitgliedern in knapp 80 angeschlossenen Vereinen und Verbänden. Auf ihr Betreiben hin löste sich der BDF am 15.5.1933 auf, um der drohenden Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Z. beendete sämtliche Funktionen in den Gremien der Frauenbewegung und nahm trotz entsprechender Angebote kein Amt in den nationalsozialistischen Frauenorganisationen an.
Nur noch unter erschwerten Bedingungen konnte ihre umfangreiche Arbeit über Leben und Wirken ihres →Vaters erscheinen, dessen liberaltheologisch-kulturprotestantisches Denken und humanistische Gesinnung sie bewußt als Gegensatz zu der nationalsozialistischen Ideologie beschrieb (Adolf v. Harnack, 1936, ²1951). Wie ihre Geschwister und weitere Verwandte positionierte sich Z. gegen den Nationalsozialismus, nahm an Treffen des widerständigen Kreises um →Anna v. Gierke (1874–1943) teil, mit dem auch →Elisabeth v. Thadden (1890–1944) und →Hanna Solf (1887–1954) in Verbindung standen, und setzte sich in vielfältiger Weise für Jüdinnen und Juden ein.
Unmittelbar nach Kriegsende begann Z. mit dem Wiederaufbau der Frauenbewegung. Bereits am 21.7.1945 wurde weitgehend auf ihre Initiative hin der „Deutsche Frauenbund 1945“ (später „Berliner Frauenbund 1945“) gegründet. Parallel dazu engagierte sie sich gemeinsam mit →Freda Wuesthoff (1896–1956) für Frieden, das Recht auf Kriegsdienstverweigerung und gegen Atomwaffen sowie die beginnende Aufrüstung. Im Juni 1949 ging aus einem Treffen anläßlich ihres 65. Geburtstags, zu dem die Hochschulkommission des Berliner Frauenbundes eingeladen hatte, die Neugründung des DAB hervor. 1951 konnte Z. noch eine zweite, verbesserte Auflage der Werkbiographie ihres Vaters „Adolf von Harnack“ erstellen und arbeitete bis zu ihrem Tod publizistisch und journalistisch für Zeitschriften und den Rundfunk.
-
Auszeichnungen
A Dr. theol. h. c. (Marburg 1949);
A.-Z.-H.-Str., Berlin-Moabit (2005);
AGNES–Lehre u. Prüfung Online d. HU Berlin (2008). -
Werke
Weitere W mehr als 100 Kleinschrr. zw. 1919 u. 1933, u. a. Die Frauen u. d. Wahlrecht, Anhang zu: Wahlhdb. f. Männer u. Frauen z. Nat.vslg., Pol. Programm- u. Schlagworte mit Worten d. Hoffnung u. d. Willens f. d. Arb. d. Gegenwart erläutert, 1919;
Die arbeitende Frau, 1924;
Die Frauen u. d. demo|krat. Gedanke, 1927;
Theodor Fontanes Pfarrergestalten, in: S. Stehmann (Hg.), Der Pfarrerspiegel, 1940, S. 259–79;
Der Apostolikumstreit d. J. 1892 u. seine Bedeutung f. d. Gegenwart, 1950;
– Nachlaß: Staatsbibl. zu Berlin, Preuß. Kulturbes., Hss.abtlg., Nachlaß 419. -
Literatur
L A. v. Z.-H. in memoriam, Gedenkreden u. Gedichte gesprochen auf d. Gedächtnisfeier am 18. Juni 1950, hg. v. Berliner Frauenbund 1945, mit Btrr. v. M.-E. Lüders, D. Balla, I. Seidel, F. Wuesthoff, M. Ehlert, H. Meißner u. A. v. Harnack (Redner), 1950 (P);
–I. Meseberg-Haubold, Eine Frau mit Durchblick, ein Lb. v. A. v. Z.-H., in: L. Esselbach (Hg.), Kirche auf märk. Sand, Bilder aus d. Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg, 1991, S. 59–70;
H. Cymorek u. F. W. Graf, in: I. Mager (Hg.), Frauenprofile d. Luthertums, Lebensgeschichten im 20. Jh., 2005, S. 202–51;
G. Bauer, Kulturprotestantismus u. frühe bürgerl. Frauenbewegung in Dtld., A. v. Z.-H. (1884–1950), 2006 (Qu, W, L);
dies., A. v. Z.-H. u. Elisabet v. Z.-H., Lib. Protestantinnen im Widerstand, in: M. Gailus u. C. Vollnhals (Hg.), Mit Herz u. Verstand, Prot. Frauen im Widerstand gegen die NS-Rassenpol., 2013, S. 21–47 (P). -
Porträts
P Photogr., um 1948 (Bildarchiv Preuß. Kulturbes.), Abb. in: Bauer, 2013 (s. L), S. 43;
Denkmal mit Bronzebüste v. B. Dieckmann, 2009 (Gießen, Plockstr.). -
Autor/in
Gisa Bauer -
Zitierweise
Bauer, Gisa, "Zahn-Harnack, Agnes von, geborene Harnack (preußischer Adel 1914)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 589-591 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636081.html#ndbcontent