Lebensdaten
1897 – 1980
Geburtsort
Alexandropol (Kaukasus)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Schauspielerin ; Regisseurin ; Produzentin
Konfession
-
Normdaten
GND: 118624296 | OGND | VIAF: 39640062
Namensvarianten
  • Tschechowa, Olga Konstantinowna
  • Knipper, Olga von (geborene)
  • Tschechowa, Olga
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Tschechowa, Olga, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118624296.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus dt.-russ. Künstlerfam. mit Vorfahren im Saarland;
    V Konstantin Leonardovič (v.) Knipper(-Dolling) (1866–1924), Brückenbau-Ing., 1904 Min. f. Verkehrswege in Rußland, 1914 Chef d. Strecken d. Katharinenbahn, HR, Wirkl. Staatsrat, S d. Leon(h)ard ( 1894?), u. d. Anna I. Salza, Musiklehrerin;
    M Luise Juliane (Jelina Juljevna) Ried (1874–1943);
    B Lev Konstantinovič (Lew Konstantinowitsch) Knipper (1898–1974), Komp., Dirigent, Musikwiss., studierte u. a. b. Elena Gnessina, Reinhold Glière u. Nikolai Schiljajew in Moskau, zeitweise b. Julius Weismann in Freiburg (Br.) u. Philipp Jarnach in Berlin (s. MGG²);
    1) 1914 1917 Michail A. Č echov (Tschechow) (1891–1955, 2] 1918 Xenia Karlowna Ziller, 1897–1970), Schausp., Regisseur, Autor, emigrierte 1928 aus d. UdSSR n. Dtld., 1936 in d. USA (s. L), S d. Alexander Č echov (Tschechow) (1855–1913), Autor, Journ., u. d. Natalija A. Golden (1855–1919), 2) Berlin 1936 1939 (?) Marcel Robyns, belg. Industr., Zuckerkaufm. in Antwerpen;
    T aus 1) Ada (1916–66, 1] Conny Rux, 1925–95, Boxer, Schausp., 2] Franz Weihmayr, 1903–69, Kameramann, 3] Wilhelm Rust, 1909–2000, Arzt), Schausp.;
    E Vera (* 1940, 1] Hartmut Reck, 1932–2001, Schausp., 2] 1967–90 Vadim Glowna, 1941–2012, Schausp., Regisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent), Schausp., später Dokumentarfilmerin (s. Kosch, Theater-Lex.);
    Ov d. Ehemanns Anton Pavlovič Čechov (Tschechow) (1860–1904, Olga Leonardovna Knipper, 1868–1959, Schausp. am Künstlertheater in Moskau, s. L, T d. Leon[h]ard Knipper, 1839–94, Ing., Fabr., seit 1865 in Rußland), Schriftst., Dramatiker.

  • Biographie

    Aufgewachsen im Kaukasus, besuchte T. die Stroganow-Kunstschule von St. Petersburg (Abschluß 1913). Später studierte sie Bildhauerei an der Moskauer Akademie, danach erhielt sie bei ihrem Ehemann Michael Tschechow bis 1917 Unterricht in den Grundlagen der Schauspielkunst. Entgegen der weit verbreiteten Legende, wonach sie bei Konstantin Stanislawski studierte, verfügte sie über keine abgeschlossene Schauspielausbildung.

    1920, drei Jahre nach ihrer Scheidung, kam T. nach Berlin, wo – nach drei unbedeutenden Stummfilmen in Rußland – mit „Schloß Vogelöd“ (1921) unter der Regie von Friedrich Wilhelm Murnau (1888–1931) ihre Filmkarriere begann. Der Film erzählt eine Geschichte von verirrten Gefühlen und verbotenen Wünschen, von erzwungenem Triebverzicht und hysterischen Verdrängungen. Die Erfahrungen und Eindrücke der sozialen Deklassierung, materiellen Not und künstlerischen Neuorientierung, die mit der Oktoberrevolution in Russland und der Emigration nach Berlin verbunden waren, hatten T. in einen Zustand nervöser Anspannung und neugieriger Erwartung versetzt. Diese Gefühlsdispositionen kamen in „Schloß Vogelöd“ ihrer Spielweise und damit der Figurendarstellung zugute.

    In der Folge wurde T. eine der meistbeschäftigten Schauspielerinnen des Weimarer Kinos. 1928 gründete sie eine eigene Filmgesellschaft, die Tschechowa-Film-GmbH Berlin/London. Bei einem der von ihr produzierten Filme, „Poliche – Der Narr seiner Liebe“ (1929), führte sie selbst Regie, die Hauptrolle spielte ihr Ex-Ehemann Michael Tschechow. Auch im Ausland eine gefragte Darstellerin, drehte sie in Frankreich „Un Chapeau de paille d’Italie“ mit René Clair, in England mit Ewald André Dupont „Moulin Rouge“ (1928) und mit Alfred Hitchcock „Mary/Sir John greift ein“ (1930). Einen einzigen Film, „Liebe auf Befehl“ (1930), drehte sie in Hollywood. Obwohl sie bereits 1924 mit „Sommer“ von Ossip Dymow unter der Regie von Theodor Tagger (Ps. Ferdinand Bruckner, 1891–1958) am Renaissance-Theater Berlin debütierte, gelang ihr keine Karriere als Theaterschauspielerin. Einen achtbaren Publikumserfolg erlangte sie 1938 mit der Komödie „Aimée“ von Heinz Coubier.

    T., die 1930 die dt. Staatsbürgerschaft erhalten hatte, war die Grande Dame des dt.sprachigen Films. In „Liebelei“ (1933) bot sie unter der Regie von Max Ophüls (1902–57) eine ihrer eindringlichsten Leistungen. Als Baronin von Eggersdorf verkörperte sie eine Frau, die eine Liebesaffäre nicht als amouröses Abenteuer, sondern als bitteren Lebensernst empfindet. Das Bild einer exklusiven Weiblichkeit war in der aristokratischen Welt des Fin de Siècle und den dekadenten Salons der Belle Époque ideal plaziert: In den Filmen von Willi Forst, „Maskerade“ (1934) und „Bel Ami“ (1938), artikulierten ihre Frauenfiguren verführerische Aktivität, Autonomie und ihre Erotik als Schauplatz einer Grenzüberschreitung – vitale Äußerung eines neuen Weiblichkeitsbewußtseins. Als Filmstar mit internationalem Renommee erfuhr T. die Wertschätzung Hitlers und Goebbels’ und wurde zu Repräsentationsaufgaben gebeten. Während des 2. Weltkriegs wirkte sie auch in Filmen mit propagandistischer Zielsetzung mit, wie „Der Fuchs von Glenarvon“ (1940) und „Menschen im Sturm“ (1941). Nach 1945 erhielt T. nur noch wenige Filmangebote. Sie wurde der Spionage für die Sowjetunion verdächtigt; Dokumente aus dem KGB-Archiv, die 1992 der Familie Knipper in Moskau übergeben wurden, konnten jedoch keinen Nachweis über eine entsprechende Agententätigkeit erbringen.

    1949 zog T. von Berlin nach München und gründete noch einmal eine eigene Filmgesellschaft, die „Venus-Film“, mit der sie an ihre frühere Popularität als Filmschauspielerin anzuknüpfen hoffte. In den 1950er Jahren begann sie eine Karriere als Kosmetikerin, schrieb mehrere Schönheitsratgeber und gründete 1955 ein Kosmetikunternehmen mit Niederlassungen in Wien, Mailand und Madrid, das sie bis zu ihrem Tod leitete.

  • Auszeichnungen

    A Staatsschauspielerin (1935);
    Filmband in Gold (1962);
    Gr. BVK (1972).

  • Werke

    W insgesamt etwa 200 Filmrollen: u. a. Der Todesreigen, 1921/1922 (Regie: W. Karfiol);
    Nora, 1922/1923 (Regie: B. Viertel);
    Das Meer, 1926/1927 (Regie: P. P. Felner);
    Die selige Exzellenz, 1926/1927 (Regie: W. Thiele);
    After the Verdict (Die Siegerin), 1928 (Regie: H. Galeen);
    Liebe im Ring, 1929/1930 (Regie: R. Schünzel);
    Troika, 1929/1930 (Regie: Wladimir Strichewski);
    Die Drei v. d. Tankstelle, 1930 (Regie: W. Thiele);
    Le chemin du paradis, 1930 (Regie: W. Thiele/M. de Vaucorbeil);
    Un histoire d’amour, 1934 (Regie: M. Ophüls);
    Die ewige Maske, 1935 (Regie: W. Hochbaum);
    Der Favorit d. Kaiserin, 19|35/1936 (Regie: W. Hochbaum);
    L’Argent, 1936 (Regie: P. Billon);
    Manja Valewska, 1936 (Regie: J. Rovensky);
    Befreite Hände, 1939 (Regie: H. Schweikart);
    Angelika, 1939/1940 (Regie: J. v. Alten);
    Reise in d. Vergangenheit, 1942/1943 (Regie: H. H. Zerlett);
    Der ewige Klang, 1943 (Regie: G. Rittau);
    Fernsehrollen: Gestrickte Spuren, 1970/1971 (Regie: G. Marischka);
    Duell zu dritt, 1971 (Regie: H. Leitner);
    Theaterrollen: Die tote Stadt v. G. d’Annunzio, 1924;
    Die Sinflut v. H. Berger, 1924;
    Thérèse Raquin v. E. Zola, 1924 (Regie jeweils: Th. Tagger);
    Liebelei v. A. Schnitzler, 1946 (Regie: O. T.);
    Lady Windermere’s Fächer v. O. Wilde, 1950 (Regie: G. Metzner); Viktoria v. W. Somerset Maugham, 1955 (Regie: C. H. Schroth); Es regnet in mein Haus v. P. Willems, 1960 (Regie: W. Spier); – Autobiogrr.: Ich verschweige nichts, 1952 (mit C. C. Bergius); Meine Uhren gehen anders, 1973 (P); – Privatarchiv Knipper/Tschechow (a) im Bes. v. R. Helker, Berlin.

  • Literatur

    L F. Beyer, Die Ufa-Stars im Dritten Reich, ²1991, S. 66–111 (Rollen-P, P);
    Alexander Schwarz, O. T., Eleganz u. Arbeit oder d. gnadenlose Realistin, 1993;
    R. Helker, „Schön und von besonderer Kultur“, O. T. in Schloss Vogelöd, in: Carl Mayer – Scenar(t)ist, Ein Script v. ihm war schon e. Film, hg. v. M. Omasta, B. Mayr u. Ch. Cargnelli, 2003, S. 123–28;
    dies., Die Tschechows, Wege in d. Moderne, hg. v. Dt. Theatermus. München, 2005 (Filmo- u. Theatrographie;
    Privatfotos, Rollenporträts);
    A. Beevor, The Mystery of O. Chekhova, 2004, dt. u. d. T. Die Akte O. T., Das Geheimnis v. Hitlers Lieblingsschauspielerin, 2004 (Privatfotos, Rollen-P);
    Munzinger;
    Cinegraph;
    Filmporträt: V. Glowna, Tschechow in meinem Leben, 1984;
    Fernsehporträt: R. Helker u. C. Lenssen, Eleganz u. Arbeit, 1995;
    zu Michail A. Č echov: Ch. Marowitz, The Other Chekhov, A Biography of Michael Chekhov, the Legendary Actor, Director & Theorist,|2004; – zu Olga Knipper: H. Pitcher, Chekhov’s Leading Lady, A Portrait of the Actress O. K., 1980.

  • Autor/in

    Renata Helker
  • Zitierweise

    Helker, Renata, "Tschechowa, Olga" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 472-474 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118624296.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA