Lebensdaten
1868 – 1932
Geburtsort
Den Haag
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker ; Entwerfer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118622315 | OGND | VIAF: 118466495
Namensvarianten
  • Thorn Prikker, Jan (genannt)
  • Thorn Prikker, Johan
  • Thorn Prikker, Jan (genannt)
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Zitierweise

Thorn Prikker, Johan, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622315.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hendrikus Philippus (* 1835), Dekorations- u. Glasmaler in D. H.;
    M Maria van Gijzelen (* 1837);
    Ur-Gvv Johannes Philippus Thorn, aus Katzenellenbogen;
    Ur-Gmv Willemijntje Prikker (* 1761), aus Rotterdam;
    2 B u. a. Eduard (Ps. Ed Verburgh) (* um 1874, 1] 1913–24 Abigail Nabarro, 1888–1944 Auschwitz, 2] Catharina Toutenburg), sozialist. Publ., Chefred. d. Zs. „De Arbeid“, 2 Schw; – 1) Den Haag 1898 Helena (Lena) Charlotta Spree (1869–99), Malerin, Batikerin, 2) 1903 (Gijs) Berta Cramer (1877–1954);
    2 S aus 2) Samuel (1905–93), Hein(rich) (1911–98), Motorradrennfahrer (s. Rhein. Motorjournal 1, H. 1, 2002, S. 102–05), 1 T aus 2) Julie Sprecher-T. P. (1907–2002).

  • Biographie

    T. studierte zwischen 1881 und 1887 Malerei an der Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag. Nach malerischen Anfängen im Stile der Schule von Barbizon bewegte er sich seit 1891 in den Kreisen der Symbolisten und Neoimpressionisten und stellte einige Werke bei der Gruppe der XX (Les Vingt) in Brüssel aus, darunter das Gemälde „Die Braut“ (1892, Rijksmus. Kröller-Müller, Otterlo). In dieser Zeit befreundete er sich eng mit dem Dichter Henri Borel, dem Maler und Kunsthistoriker Henk Bremmer sowie später mit dem Maler Jan Toorop. Von Anfang an entwickelte T. eine Vorliebe für religiöse Bildthemen. Angeregt durch den Freund Henry van de Velde (1863–1957), entwarf T. seit 1896 verstärkt Gebrauchsgraphik und beschäftigte sich mit Batikarbeiten. 1898 gründete er zusammen mit Chris Wegerif in Den Haag den Kunsthandel „Arts and Crafts“ und 1902 gemeinsam mit Willem Leuring und Albert Passchaert „Binnenhuis Die Haghe“, beide mit angeschlossener Möbelwerkstatt und Batikatelier, in denen nach seinen Entwürfen gefertigt wurde. 1904 zog T. auf Einladung von Friedrich Deneken (1857–1927), des Leiters des Kaiser-Wilhelm-Museums, nach Krefeld. An der dortigen Kunst- und Handwerkerschule unterrichtete er Dekorative Malerei, Naturstudien und Lithographie und beriet Deneken bei Ausstellungen und in künstlerischen Fragen. Er entwarf Stoffmuster für die Krefelder Textilindustrie und ließ seine Bildwirkereien und Stickereientwürfe in Heimarbeit ausführen. Zudem widmete er sich verstärkt der Wandmalerei, zunächst mit linienbetonten Tafelbildern sehr farbig, später erdfarben monochrom. In diesen Jahren machte T. die Bekanntschaft mit künftigen Förderern und Auftraggebern wie dem kunstbegeisterten kath. Pfarrer Joseph Geller aus Neuss, dem Direktor des Folkwangmuseums, Karl Ernst Osthaus (1874–1921), und dem reformfreudigen Leiter der Berliner Werkstätten für Glasmalerei, Gottfried Heinersdorff (1883–1941). Dieser bat T. 1909 um Entwürfe für Glasfenster. Das erste erfolgreiche Projekt der langjährigen Zusammenarbeit war das monumentale Glasfenster „Der Künstler als Lehrer von Handel und Gewerbe“ im Hagener Hauptbahnhof (vollendet 1911). Im Nov. 1910 ließ sich T. auf Betreiben von Osthaus in Hagen nieder; 1911 begann er mit Entwürfen für Glasmosaik, die zunächst von Heinersdorffs Kompagnon August Wagner und nach der Fusion der beiden Werkstätten 1914 unter Heinersdorffs Namen ausgeführt wurden. 1912 zeigte T. im Rahmen der Kölner Sonderbundausstellung erstmals seine expressiven Chorfenster für die Dreikönigenkirche in Neuss in einem von Erich Heckel (1883–1970) und Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) dekorierten Kapellenraum. Damals hoch umstritten und nach einem Veto des Kölner Ebf. Felix v. Hartmann erst 1919 an ihren Bestimmungsort eingebaut, gelten die Fenster heute als Hauptwerke expressionistischer Glasmalerei. 1913–16 übernahm T. einen Lehrauftrag für dekorative Malerei an der Essener Kunstgewerbeschule, 1914 beteiligte er sich mit mehreren Arbeiten an der Kölner Werkbundausstellung. Seit 1917 dt. Staatsbürger, zog T. 1919 nach Überlingen/Bodensee und lehrte Wandbild, Glas und Mosaik 1920–23 an der Münchner Kunstgewerbeschule. Er entwarf Glasfenster, Mosaik- sowie Intarsienarbeiten und malte monumentale Wandbilder, wie den Zyklus „Die Lebensalter“ im Marmorsaal des Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museums. 1924 wurde er von Wilhelm Kreis (1873–1955) als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen; er trennte sich von Heinersdorff und ließ seine Glasfenster und Mosaiken fortan in den eigenen Lehrwerkstätten ausführen. 1926 bis zu seinem Tod lehrte er unter Richard Riemerschmid (1868–1957) an den renommierten Kölner Werkschulen Glas, Mosaik und Wandbild. Zusammen mit Dominikus Böhm (1880–1955) vertrat T. dort die christliche Kunst als Schwerpunkt der Werkschulerziehung. Als Hauptwerk der letzten Lebensjahre gilt der Fensterzyklus in der Kirche St. Georg in Köln (1930).

    T., der sich in der Tradition der engl. Arts and Crafts-Bewegung und ganz im Sinne des Dt. Werkbundes kontinuierlich in spezifische Materialien und traditionelle handwerkliche Herstellungsverfahren einarbeitet hatte, verpflichtete sich seit 1910 primär der Glasbildkunst. Während seine mosaikartigen Fenster in expressiven und symbolisch aufgeladenen Farben seinen Ruf als Wegbereiter der modernen Glasbildkunst begründeten, entwickelte sich seine Wandmalerei Mitte der 1920er Jahre in eine sachlichere Richtung. Das Figurative blieb in seinem Werk erhalten, trotz gelegentlich abstrahierender und geometrisierender Tendenzen. Traditionell arbeitende, wie auch progressive Architekten, darunter Peter Behrens, Georg Metzendorf, Edmund Körner, Wilhelm Kreis, Clemens Holzmeister und auch die Kirchenbaumeister Dominikus Böhm und Otto Bartning erteilten ihm Ausstattungsaufträge. Als charismatischer Lehrer prägte T. viele junge Künstler und Kunstgewerbler, darunter Heinrich Campendonk (1889–1957), Helmuth Macke (1891–1936), Heinrich Dieckmann (1890–1963) und Wilhelm Wieger (1890–1964).

  • Auszeichnungen

    A u. a. Mitgl. d. Künstlervereinigung Pulchri Studio (1888–98) u. d. Dt. Werkbunds (1908);
    Willink van Collen-Preis f. Nachwuchskünstler (1891);
    fünf Auszeichnungen f. kunstgewerbl. Entwürfe auf d. Weltausst. in Gent (1913);
    T.-Straßen in Köln, Krefeld u. Hagen.

  • Werke

    Weitere W u. a. Fensterzyklen: kath. Gesellenhaus, Neuss (1911, Zweitausführung 1965, heute Quirinus-Gymnasium);
    St. Remigius, Wittlaer (1925–1927);
    Ev. Auferstehungskirche Essen, 1931/2007;
    Ornamentfenster u. Mosaike „Tag u. Nacht“ im Ehrenhofkomplex, Düsseldorf, 1926;
    Wandbilder: Villa De Zeemeeuw, Scheveningen, 1902;
    Rathaus Rotterdam, 1917–27;
    ehem. Rathaus Amsterdam, 1932 (unvollst., heute Hotel);
    W-Verz.: Karl-Ernst-Osthaus-Mus. (Hg.), J. T. P., Eine Dok. zum Leben u. Werk d. Künstlers in d. J. 1904–1921 vorzügl. aus d. Beständen d. Osthaus-Archivs im Karl-Ernst-Osthaus-Mus. Hagen, bearb. v. H. Hesse-Frielinghaus, 1967;
    Ch. Heiser, 2008 (s. L); – Nachlaß: Krefelder Kunstmuseen; Rijksmus. Kröller-Müller Otterlo; Haags Gementemus.; Mus. Boijmans van Beuningen Rotterdam; Clemens-Sels-Mus. Neuss; Osthaus Mus. Hagen; GNM Nürnberg.

    Ausst.kat.: J. T. P., Glasfenster, Wandbilder, Ornamente 1891–1932, hg. v. P. Wember u. J. Cladders, Bestandskat. Ks. Wilhelm Mus. Krefeld 1966; J. T. P. (1886–1932), Ausst.kat. Stedelijk Mus. Amsterdam 1968 (mit Texten v. J. Joosten); Schritte nach draußen, J. T. P., Werke bis 1910, Ausst.kat. Ks. Wilhelm Mus. Krefeld 1982 (mit Texten v. J. Heynen); J. T. P., Glas-in-loodvensters 1912–1932, Ausst.kat. Nijmegs Mus. 1983, hg. v. H. v. d. Grinten; Mit der Sonne malen, J. T. P. u. d. Aufbruch d. Moderne in d. Glasmalerei, hg. v. M. Wierschowski, Dt. Glasmalerei-Mus. Linnich 2007; J. T. P., Mit allen Regel d. Kunst, Vom Jugendstil z. Abstraktion, hg. v. Ch. Heiser u. M. S. Thomas, Mus. Boijmans van Beuningen Rotterdam u. Mus. Kunstpalast Düsseldorf 2011 (L, P).

  • Literatur

    L A. Hoff, Die rel. Kunst J. T. P.s, 1924;
    ders., J. T. P., 1958;
    M. Creutz, J. T. P., 1925; Ch. Heiser, Kunst – Rel.Ges., J. T. P., Das Werk zw. 1890 u. 1912, Vom niederl. Symbolismus z. Dt. Werkbund, 2008 (Qu, W
    , L);
    dies., „Wirklich, große Flächen u. Fenster liegen mir so gut“, T. P. an d. Essener Kunstgewerbeschule, 1913–1917, in: G. Breuer, S. Bartelsheim u. Ch. Oesterreich (Hg.), Lehre u. Lehrer an d. Folkwangschule f. Gestaltung in Essen, Von d. Anfängen bis 1972, 2012, S. 66–75;
    B. Schildt-Spekker, Der niederl.-dt. Künstler J. T. P. als Textildesigner d. Klerus, in: Rhein-Maas, Studien z. Gesch., Sprache u. Kultur 3, 2012, S. 206–24;
    J. E. Greer, J. T. P’s Mural for De Zeemeeuw, Community Art, Mysticism, and the Socio-Religious Role of the Dutch Artist/Designer, in: 19th-century-artworldwide, spring 2012 (Internet);
    e. Monogr. u. e. Gesamtverz. d. W stehen noch aus;
    ThB;
    Dict. of Art;
    Lb. Neuss V (P).

  • Porträts

    P Photogr. v. F. Riess, um 1920 (Berlin. Gal.); Holzschnitt v. E. Heckel, 1923 (Clemens-Sels-Mus. Neuss); Bildnisstudie v. H. Nauen (ebd.); J. T. P. malend, Aquarell u. Bleistift auf Papier v. H. Macke, 1924 (Krefelder Kunstmuseen); Bronzeplakette v. L. Gies, um 1928 (Mus. Ludwig, Köln)

  • Autor/in

    Christiane Heiser
  • Zitierweise

    Heiser, Christiane, "Thorn Prikker, Johan" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 200-202 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622315.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA