Lebensdaten
1892 – 1984
Geburtsort
Ratibor (Oberschlesien)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
anarchistischer Publizist
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118615769 | OGND | VIAF: 114011568
Namensvarianten
  • Suchi, Augustin (eigentlich)
  • Souchy, Augustin
  • Suchi, Augustin (eigentlich)
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Zitierweise

Souchy, Augustin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615769.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Drechsler, e. der ersten Soz.demokraten in Schlesien;
    M N. N.; wohl ledig;
    1 S aus Verbindung mit Therese N. N.

  • Biographie

    Nach Kindheit und Jugend in Ratibor absolvierte S. in Berlin eine Ausbildung als chemischer Laborant. 1911 traf er Gustav Landauer und trat dessen „Sozialistischem Bund“ bei. Als überzeugter Antimilitarist ging S. bei Ausbruch des 1. Weltkriegs nach Österreich, wurde von dort aber abgeschoben. Er floh nach Schweden und trat der jungsozialistischen Bewegung bei. 1917 wurde er wegen Propaganda gegen den dt. Militarismus ausgewiesen. Nach einer weiteren Abschiebung aus Norwegen wurde er 1918 Mitarbeiter der syndikalistischen Tageszeitung „Solidaritet“ in Dänemark. Einer illegalen Einreise nach Schweden folgten sechs Monate Haft und erneute Ausweisung.

    1919 kehrte S. nach Deutschland zurück und arbeitete für die anarcho-syndikalistische Freie Arbeiter Union Deutschlands (FAUD),|v. a. für deren Wochenzeitung „Der Syndikalist“. Als Vertreter der FAUD reiste S. 1920 zum Komintern-Treffen nach Rußland und begegnete Lenin und Pjotr Kropotkin. 1921 war er überwiegend in Frankreich tätig und begründet hier die Syndikalistische Internationale mit, deren Sekretär er bis 1933 war; auch aus Frankreich wurde er Ende 1921 ausgewiesen. Zurück in Deutschland, wurde S. zum Redakteur des „Syndikalist“ gewählt und unternahm in dieser Funktion mehrere Reisen nach Spanien.

    S. floh nach dem Reichstagsbrand 1933 aus Deutschland und lebte zunächst in Frankreich; es folgten ausgedehnte Vortragsreisen nach Schweden und immer wieder Spanien. 1936–39 war S. in Spanien als Leiter der Außeninformationsstelle der Confederación Nacional del Trabajo (C.N.T.) und als außenpolitischer Berater der C.N.T. tätig; unmittelbar vor Einmarsch der Franco-Truppen konnte er aus Barcelona nach Frankreich fliehen, wo er bei Ausbruch des 2. Weltkriegs interniert wurde. 1941 entkam S. aus einem Internierungslager in der Bretagne den heranrückenden dt. Truppen, tauchte als Knecht unter und gelangte 1942 ins Exil nach Mexiko, wo er bis 1948 blieb und zahlreiche Bücher verfaßte. 1949–52 war S. weitgehend auf Vortrags- und Studienreisen in Kuba, Israel, Deutschland, Schweden und den USA, bevor er nach Mexiko zurückkehrte. Dort lebte er bis 1966, unterbrochen durch mehrmonatige Vortragsreisen in alle Länder Lateinamerikas sowie weitere Studienaufenthalte in Kuba und Israel. 1962 führte S. im Auftrag des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften ein Bildungsprojekt in Madagaskar durch, 1963 reiste er im Auftrag des Internationalen Arbeitsamtes in Genf als Bildungsexperte durch die Karibik, Lateinamerika und Afrika. 1966 kehrte S. nach Deutschland zurück und ließ sich in München nieder. Bis zu seinem Tod war er weiter sehr umfangreich publizistisch tätig.

    S. ist einer der bislang letzten großen Theoretiker des Anarchismus und – mit Rudolf Rocker (1873–1958) und Alexander Schapiro (1883–1946) – Verfechter der anarcho-syndikalistischen Variante des Anarchismus. Eine Reihe von S.s Publikationen sind in mehreren Sprachen erschienen, oft auch von S. selbst ins Spanische oder Schwedische übersetzt. In anarchistischen und dem Anarchismus nahestehenden Gruppierungen fanden seine Schriften große Beachtung, während Kommunisten ihn heftig kritisierten. In der allgemeinen politischen Diskussion dagegen wurde S. kaum zur Kenntnis genommen.

  • Werke

    W Reise nach Russland 1920, 1922, Neuaufl. mit e. aktuellen Vorwort „59 Jahre danach“ u. e. Gespräch hg. v. A. Mytze, 1979 (P); Schreckensherrschaft in Amerika, 1929, Neuaufl. 1979; Nacht über Spanien, Bürgerkrieg u. Rev. in Spanien, 1954, Neuaufl. 2007; Erich Mühsam, su vida, su obra, su martirio, span. 1934, dt. 1984; Collectivisations (1936–1939), L'œuvre constructive de la révolution espagnole, 1939, dt. u. d. T. Die soz. Rev. in Spanien, 1974; Betrifft: Lateinamerika, 1974, Neuaufl. 1987; Vorsicht Anarchist! Ein Leben f. d. Freiheit, 1977, Neuausg. 2008 (P); – Nachlaß: Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam (P).

  • Literatur

    L W Haug, Interview mit A. S., in: Schwarzer Faden Nr. 8, 17. 7. 1982;
    Ch. Rostock, Leb, daß Du stündlich sterben kannst, Nachruf auf e. Anarchisten, in: SZ v. 7./8. 1. 1984;
    H. Koechlin, in: Europ. Ideen 58, 1984, S. 34–36;
    U. Klan, „Es lebt noch e. Flamme“, Rhein. Anarcho-Syndikalisten/-innen in d. Weimarer Rep. u. im Faschismus, ²1990;
    H. M. Bock, Syndikalismus u. Linkskommunismus v. 1918 bis 1923, 1993;
    H. Rübner, Freiheit u. Brot, Die freie Arbeiter-Union Dtld.s, 1994;
    H. Pross, „Vorsicht Anarchist!“, Gedenkbl. f. A. S., in: ders., Lob d. Anarchie, 2004, S. 62–64;
    Biographical Dict. of the Comintern, ²1986;
    BHdE I;
    Killy;
    Kosch, Lit.Lex.³;
    Internet:
    anarchopedia;
    Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam.

  • Autor/in

    Hans Diefenbacher
  • Zitierweise

    Diefenbacher, Hans, "Souchy, Augustin" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 604-605 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118615769.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA