Lebensdaten
1905 – 1943
Geburtsort
Posen
Sterbeort
Berlin-Plötzensee
Beruf/Funktion
Tänzerin ; Bildhauerin ; Widerstandskämpferin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118610562 | OGND | VIAF: 42630713
Namensvarianten
  • Schottmüller, Oda
  • Schottmüller, Oda

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Zitierweise

Schottmüller, Oda, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610562.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Berliner Gel.fam.;
    V Kurt (1871–1919), Dr. phil., Archivrat, Hist. (s. Wi. 1912; Leesch, Archivare), S d. Konrad (1841–93), aus Berlin, Mediävist, Bibl., Rat im preuß. Kultusmin., Erforscher d. Templerordens, 1888-90 Erster Sekr. d. Preuß. Hist. Inst. in Rom (s. L);
    M Dorothea Stenzler (1881–1965);
    Ur-Gvv Adolf (1798–1871, bis 1857 Müller), Prof. d. Gesch. in Berlin;
    Gr-Ov Max, Bgm. in Trebbin (Kr. Teltow), Alfred (1834–83), klass. Philol., Päd., Gründer u. Dir. d. Gymnasiums in Bartenstein, dann d. Humboldt-Gymnasiums in Berlin (s. Bursian-BJ 33, S. 73);
    Tante-v u. Vormund (seit 1919) Frida (1872–1936), Kunsthist., als erste Frau Kustodin am Kaiser-Friedrich-Mus., Berlin (s. L); – ledig; Verwandter Hugo (1867–1936), Arzt, Bakteriol., o. öff. Prof. d. Inneren Med. in Hamburg, Dir. d. Med. Univ.-Poliklinik in Hamburg-Eppendorf (s. Rhdb.; Wi. 1935; Fischer; Kreuter, Neurologen).

  • Biographie

    S. wuchs wegen einer schweren Psychose ihrer Mutter allein bei ihrem Vater in Danzig auf. Nach dessen frühem Tod übernahm ihre Tante die Vormundschaft und ermöglichte ihr den Besuch der Odenwaldschule. Dort schloß S. u. a. mit Klaus Mann (1906–49) eine enge Schülerfreundschaft. Nach dem Abitur 1924 absolvierte sie auf familiären Wunsch eine kunsthandwerkliche Ausbildung in Pforzheim und Frankfurt/M. und studierte seit 1929 in Berlin bei Milly Steger (1881–1948) Bildhauerei. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Plastiken und Porträtbüsten prominenter Zeitgenossen. S.s Leidenschaft aber galt dem Tanz: Fasziniert von der Ausdruckskraft Vera Skoronels (1906–32), nahm sie Tanzunterricht in der Schule von Skoronel und Berthe Trümpy (1895–1983).

    Das erste Bildhaueratelier bezog S. in der Malschule von Johannes Itten (1888–1967), wo sie erste Impulse für eigene Maskentänze erhielt. Seit 1934 trat sie regelmäßig solistisch mit eigenen Choreographien auf, die im dauernden Zwiespalt zwischen der Anpassung an die kulturpolitischen Vorgaben der Nationalsozialisten und der Behauptung eigener Vorstellungen entstanden waren.|Unter Verwendung beeindruckender Masken und Kostüme verwandelte sie sich in mythologische Gestalten und thematisierte in ihren Choreographien behutsam gesellschaftliche Fragen. Kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs demonstrierte sie mit ihrem Tanz „Der Erdwächter“ die Verantwortung jedes Einzelnen für den Erhalt des Friedens und klagte 1941 in dem Tanz „Der Letzte“ den Kriegstod an.

    Ihre Beziehung zu dem kommunistischen Bildhauer Kurt Schumacher (1905–42) brachte sie Ende der 30er Jahre in Kontakt mit dem Widerstandskreis um Harro Schulze-Boysen (1909–42), in dem künstlerische und politische Fragen diskutiert und Aktionen gegen die Nazi-Diktatur vorbereitet wurden.

    Als im Sommer 1942 Schulze-Boysen und mehr als 120 Personen aus seinem Umkreis verhaftet wurden, kam auch S. in Haft. Die Gestapo hatte sie dem Fahndungskomplex „Rote Kapelle“ zugeordnet. Sie wurde beschuldigt, einer von Moskau gesteuerten Spionageorganisation anzugehören und ihr Atelier für Funkversuche zur Verfügung gestellt zu haben. Obwohl diese Vorwürfe nicht bewiesen werden konnten, verurteilte das Reichskriegsgericht S. zum Tod durch das Fallbeil.

  • Auszeichnungen

    Gedenktafel im Foyer d. Volksbühne, Berlin (1979).

  • Werke

    Erhaltene W u. a. Skulpturen: Mädchenakt mit Tuch, Gips, um 1931 (Berlin, Nat.gal.);
    Die Kauernde, Gips, um 1940 (Beilin, Dl. Hisl. Mus.).

  • Literatur

    P. Fechter, An der Wende der Zeit, Menschen u. Begegnungen, 1949, S. 287-97;
    R. Griebel, M. Coburger u. H. Scheel, Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle, 1992 (P);
    G. Andresen, O. S., Die Tänzerin, Bildhauerin u. Nazigegnerin, 1905–1943, 2005 (P);
    Vollmer;
    zu Konrad:
    W. Faber, Gedächtnisrede am Sarge d. verewigten Herrn Dr. K. S. Geheimen Reg.rates u. vortragenden Rates im Kultusministerium […], 1893;
    Das Dt. Hist. Inst. in Rom 1888-1988, hg. v. R. Elze u. A. Esch, 1990, bes. S. 5;
    Bader, Bibliothekare;
    Internat. Freimaurerlex., 2003;
    zu Frida:
    H. Nützmann, Ein Berufsleben, F. S., in: Mitt. d. Kunsthist. Inst. in Florenz, 40, 1996, S. 236-44;
    B. Paul, in: Berlin. Lb. IX, S. 279-93;
    Dict.of Art.

  • Autor/in

    Geertje Andresen
  • Zitierweise

    Andresen, Geertje, "Schottmüller, Oda" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 503-504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610562.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA