Lebensdaten
1901 – 1969
Geburtsort
Bolatitz (Kreis Ratibor, Oberschlesien)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Feuilletonist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118610341 | OGND | VIAF: 88042922
Namensvarianten
  • Bogen, Alexander (Pseudonym)
  • Scholtis, August
  • Bogen, Alexander (Pseudonym)
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Zitierweise

Scholtis, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610341.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fritz (1878–1943), Bauer, Bäcker;
    M Valeska Duda (* 1878), Bäuerin;
    Stief-M Martha ( 1962); aus Verbindung mit Elisabeth (1900–50, Hans Victor Schulitz), Dipl.-Bibl., T d. Kurt v. Machui (* 1861), preuß. Oberst, u. d. Klothilde Gfn. v. Strachwitz (* 1876), 1 unehel. T Christiane v. Machui (1940–69).

  • Biographie

    S. besuchte 1907-15 die preuß. Volksschule in Bolatitz, wo ihn sein späterer Freund und Förderer Karl Schodrok (1890–1978) unterrichtete. Anschließend arbeitete er als Maurergehilfe, dann als Schreiber bei Karl Max Fürst v. Lichnowsky (1860–1928) in Kuchelna. In diesen Jahren erfuhr S. die politischen Prägungen, die sein späteres Werk kennzeichnen Skepsis und Widerstand gegenüber offizieller Geschichtsdarstellung sowie einen Hang zum Pazifismus, der allerdings während des „Dritten Reichs“ der Begeisterung über die „östliche Mission unseres Volkes“ wich. Im Vorfeld des oberschles. Plebiszits 1920 schrieb S. für die von Schodrok herausgegebene Zeitung „Der schwarze Adler“, die sich für einen Verbleib Gesamtoberschlesiens bei Deutschland einsetzte. 1922 votierte S. als einziges Familienmitglied für die dt. Staatsangehörigkeit und zog in den dt. verbliebenen Teil Oberschlesiens. Während er dort u. a. als Rohrputzer arbeitete, entstanden erste schriftstellerische Arbeiten. Durch den Erfolg seiner preisgekrönten Novelle „Nachruf“ (1927) ermutigt, übersiedelte er 1929 als freier Schriftsteller nach Berlin.

    Die Erinnerung an die Volksabstimmung und Teilung Oberschlesiens prägten S.s Leben und Schriften. So zieht der Protagonist aus seinem ersten und bekanntesten Werk „Ostwind, Roman der oberschles. Katastrophe“ (1932, Neudr. 1986), der Lumpensammler Kaczmarek als eine Mischung aus Eichendorffschem Taugenichts und de Costerschem Eulenspiegel durch das durch blutige Grenzstreitigkeiten zerrissene Oberschlesien und verkörpert als wahrer „Grenzgänger“ die Utopie einer friedlichen Koexistenz seiner Bewohner. 1934 folgte der Roman „Baba und ihre Kinder“ (Neudr. 1952, tschech. Übers. 1935), der von der Reichsschrifttumskammer, der S. 1935 beitrat, als „vorzüglich“ erachtet wurde und in dessen mythisch-erdgebundener Heldin spätere Kritiker eine typische Figur der „Blut- und-Boden-Literatur“ sahen. Nachfolgende Publikationen wie „Die mähr. Hochzeit“ und „Die Begegnung“ (beide 1940) trugen ihm den Ruf ein, sich dem NS-Regime angebiedert zu haben. 1945 nach kurzem Kriegsdienst bei der Kattowitzer Feuerwehr für einige Monate in amerik. Kriegsgefangenschaft, betonte S. nach seiner Rückkehr nach Berlin unermüdlich, er sei ein verfemter und sogar verbotener Autor gewesen, was sich jedoch nie nachweisen ließ. In „Die Zauberkrücke“ (1948) versuchte er, diesen Teil seiner Biographie zu rechtfertigen und aufzuarbeiten. 1959 erschien seine vielbeachtete Autobiographie „Ein Herr aus Bolatitz“. Ende 1961 bereiste S. auf Einladung der Regierung für vier Wochen die Volksrepublik Polen. Das literarische Resultat, „Reise nach Polen“ (1962), nahm den Tenor von „Ostwind“ auf und plädierte für eine dt.-poln. Versöhnung. Trotz des damit erzielten Erfolgs und gelobter Übersetzungen (u. a. Václav Havel, Das Gartenfest, 1964) gelang S. zu Lebzeiten keine weitere Buchveröffentlichung.

  • Auszeichnungen

    Julius-Reich-Preis (1932);
    Ostdt. Schr.tumspreis (1959);
    Andreas-Gryphius-Preis d. Künstlergilde Esslingen (1959);
    Ehrengast d. Villa Massimo, Rom (1965/66);
    Mitgl. d. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt (seit 1950), d. dt. PEN-Zentrums (seit 1951) u. d. Ak. d. Künste, Berlin (seit 1960).

  • Werke

    Weitere W Jas, der Flieger, 1935 (Neudr. mit e. Nachwort v. W. Koeppen, 1987);
    Das Eisenwerk, 1939;
    Schloß Fürstenkron, hg. v. H. Bienek, 1987;
    Briefe, hg. v. J. J. Scholz, 2 Bde., 1991/92;
    Feuilletonist. Kurzprosa, hg. v. dems., 1993;
    Erzz., Dramen, Romane, hg. v. dems., 1994;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Hss.abt. d. Stadt- u. Landesbibl. Dortmund; Archiv d. Ak. d. Künste, Berlin; – H. Gunnemann u. a., A. S., Werk- u. Nachlaßverz., Texte u. Mat., 1993 (P).

  • Literatur

    H. Bienek, Ein Schelm, ein Narr, ein Weiser, Über A. S.s Ostwind, in: M. Reich-Ranicki (Hg.), Romane v. gestern heute gelesen, II, 1989, S. 359-65;
    M. Hollender, Zw. Anpassung u. Versöhnung, Zur Eichendorff-Rezeption d. oberschles. Schriftst. A. S., in: W. Gössmann u. M. Hollender (Hg.), J. v. Eichendorff, Seine lit. u. kulturelle Bedeutung, 1995, S. 283-302;
    W. Kunicki, „Ostwind“ v. A. S., in: H. Feindt (Hg.), Stud. z. Kulturgesch. d. dt. Polenbildes, 1848–1939, 1995, S. 194-212;
    M. Zybura, A. S. 1901-1969, Unterss, zu Leben, Werk u. Wirkung, 1997 (P);
    B. Witte u. G. B. Szewczyk (Hg.), A. S. 1901-1969, Modernität u. Regionalität im Werk v. A. S., 2004 (P);
    Bed. Oberschlesier (P);
    Ostdt. Gedenktage 1994 (P);
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Lex. dl.mähr. Autoren;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Sonja Klein
  • Zitierweise

    Klein, Sonja, "Scholtis, August" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 447-448 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610341.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA