Lebensdaten
1642 – 1701
Beruf/Funktion
Stukkator ; Baumeister ; Altarbauer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118609440 | OGND | VIAF: 5723711
Namensvarianten
  • Schmuzer, Johann

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Zitierweise

Schmuzer, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609440.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Matthäus I (um 1603 – n. 1693), Stukkator, S d. Jörg (um 1575–1645) Stukkator (beide s. Einl.);
    M N. N.;
    B Matthias (Matthäus II) (1636–86), Stukkator, Michael (1639–76), Stukkator (beide s. Einl.);
    1) 1664 Justina Vogler, 2) 1675 Anna Heiß;
    2 S Franz (s. 2), Joseph (s. 3).

  • Biographie

    S. absolvierte seine Ausbildung vermutlich beim Vater, doch dürfte er auch im Trupp seines Bruders Matthias (Matthäus II) gelernt haben, wie die stilistische Nähe zu dessen Stukkaturen bei seinen ersten eigenständigen Dekorationen zeigt. Darüber hinaus war er auch vielbeschäftigter Architekt. Seine Bauten offenbaren eine Auseinandersetzung mit den Architekturformen der Jesuiten und der Vorarlberger sowie mit der Münchner Hofkunst. Dekorative Elemente spielen stets eine wichtige Rolle, wie es sein wohl bekanntester Bau, die Wallfahrtskirche in Vilgertshofen (1686–92) beispielhaft belegt. Hier gelang mit der Grundrißform eines griech. Kreuzes und verkürzten Exedren als Querarmen der Anschluß an die zeitgenössische, am Zentralbau orientierte Wallfahrtskirchenarchitektur. Die Aufgabe der Raumvereinheitlichung leistet die Ausstattung: So übernehmen nicht mehr geometrische Felder die dekorative Ordnung der Tonne im Hauptraum, sondern riesige, flächendeckende Akanthusranken und üppig gerahmte Deckenbilder. Zudem greift die Stuckierung auch auf Chorbogen und Gebälkzone über. Wand und Gewölbe werden also nicht mehr getrennt, sondern als dekorative Einheit behandelt. Verglichen mit anderen Wessobrunner Arbeiten aus dem letzten Viertel des 17. Jh. ist die Dichte des Deckenstucks in Vilgertshofen zwar singulär, doch lassen sich auch an S.s Stukkaturen herkömmlicher Stichkappentonnen – etwa in der Klosterkirche Obermarchtal (1689–94) – Auflösungen des Quadraturstucks in zwei wesentlichen Aspekten erkennen: zum einen durch den betont längsachsialen Zug der Dekoration, zum anderen durch die Besetzung tragender Glieder mit Pflanzenornamentik (Eichenlaub, Lorbeer). Während in Vilgertshofen die dekorative Ordnung der Decke in die Zukunft weist, stellen die teilweise hypertrophen Ausmaße des Akanthus (Chorbogen) einen Endpunkt dar. Wieder war es S., der diesem Ornament neue flächenfüllende Qualitäten abgewann. Die berühmte um 1700 entstandene Stuckausstattung des sog. Tassilosaales im Pfarrhoftrakt der Wessobrunner Klosteranlage, die S. seit 1680 einem Stich Michael Wenings von 1701 zufolge in herrschaftlichen Dimensionen plante (was ihm d. Titel e. Wessobrunner Klosterbaumeisters einbrachte), zeigt nun einen weit zierlicheren, fein verästelten und scharf geschnittenen Akanthus in langgezogenen Ranken, durch die sich mancherlei Getier, Halbfiguren oder geflügelte Amouretten winden. Zu Recht wurde hierfür auf die Beschäftigung mit franz. Ornamentstichen verwiesen.

  • Werke

    W-Verz. in: Dischinger, 1977;
    Schnell/Schedler, 1988;
    Rohrmann, 1999 (alle s. L).

  • Literatur

    K. Kosel, Die Stukkaturen d. Schmuzergruppe 1695-1725, Stud. z. Vorgesch. u. Entstehung d. Régenceornaments in d. Wessobrunner Stukkatorenschule u. z. Stellung der S. in diesem Vorgang (Diss. München), in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben 59/60, 1969, S. 101-250;
    G. Dischinger, Johann u. Joseph S., Zwei Wessobrunner Barockbaumeister, 1977;
    E. Ch. Vollmer, Klosterarchitekten – Altarbaumeister – Stuckkünstler, Leben u. Wirken d. Wessobrunner Fam. S., in: Lech-Isar-Land 1981, S. 165-201;
    dies., Ergg. z. Schmuzer-Zus.stellung „Klosterarchitekten – Altarbaumeister – Stuckkünstler“, ebd. 1984, S. 35-41;
    H. Schnell u. U. Schedler, Lex. d. Wessobrunner, 1988;
    H. Rohrmann, Die Wessobrunner d. 17. Jh., Die Künstler u. Handwerker unter bes. Berücks. d. Fam. S., 1999;
    ThB;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Uta Schedler
  • Zitierweise

    Schedler, Uta, "Schmuzer, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 268-269 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609440.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA