Lebensdaten
1859 – 1922
Geburtsort
Stettin
Sterbeort
Bad Saarow bei Berlin
Beruf/Funktion
Chirurg ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118608029 | OGND | VIAF: 42630685
Namensvarianten
  • Schleich, Carl Ludwig
  • Schleich, C. L.
  • Schleich, Carl
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Schleich, Carl Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608029.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Ludwig (1823–1907), Augenarzt, Geh. Med.rat in St.;
    M Constanze (1832–1919), seit 1902 in B., T d. Ludwig Küster (1794–1874), Fischer, dann Kalkbrenner, Gutsbes. auf d. Insel Wollin, u. d. Julie Haushalter (* 1802);
    Ur-Gvv Carl Friedrich, Kaufm., Mitinh. d. Fa. Goldammer & Schleich in St.;
    Om Ernst Küster (1839–1930), Chirurg, 1878 ao. Prof. d. Med. in Berlin, 1890 o. Prof. d. Med. in|Marburg (s. NDB 13);
    5 Geschw;
    1889 Hedwig (1862–1945), T d. Rudolf Oe(h)lschlaeger, Eisenbahndir. in Greifswald; kinderlos; Cousine Marie (Frieda) Küster (1876–1945, Friedrich v. Müller, 1858–1941, Internist, Prof. d. Med. in Breslau, Marburg, Basel u. München, s. NDB 18).

  • Biographie

    Auf Drängen seines Vaters studierte S. Medizin in Zürich, Greifswald und Berlin. Nach langjährigen Famulaturen bei Bernhard v. Langenbeck (1810–87), Ernst v. Bergmann (1836–1907) und Rudolf Virchow (1821–1902) schloß er das Studium 1886 in Greifswald mit einer Promotion bei Heinrich Helferich (1851–1945) über das Knochenaneurysma (Sarcoma aneurysmaticum) ab. Nach kurzer Assistenzarztzeit u. a. bei Helferich gründete S. 1889 eine chirurgische Privatkrankenanstalt in Berlin. Hier entwickelte und perfektionierte er die Methode der bis heute gebräuchlichen lokalen Infiltrationsanästhesie durch Einspritzung einer Kochsalzlösung mit Kokainzusatz in das Operationsgebiet (Schmerzlose Operationen, 1894). Da S. auf dem Berliner Chiriirgenkongreß 1892 die Vorstellung seiner Methode mit der Forderung verband, diese aus ethischen und strafrechtlichen Gründen wo immer möglich der gefährlichen Allgemeinnarkose vorzuziehen, stieß die Lokalanästhesie auf Ablehnung bei den etablierten Chirurgen, was seine akademische Karriere verhinderte (Tit.-Prof. 1901). 1900 wurde S. als Oberarzt an das neuerrichtete Kreiskrankenhaus Teltow in Groß-Lichterfelde (heute Berlin-Steglitz) berufen, schied jedoch wegen Differenzen mit dem leitenden Arzt, Ernst Schweninger (1850–1924), binnen Jahresfrist wieder aus. Er zog sich zunehmend aus seiner Privatklinik zurück und widmete sich seinen künstlerischen Neigungen.

    S. galt als guter Sänger und ausgezeichneter Violoncellist, was ihn zu einem gerngesehenen Gast der Berliner Salons der Jahrhundertwende (insbes. bei Berta v. Arnswaldt, 1850–1919) machte. Hier traf er u. a. mit Leo Blech (1871–1958), Walther Rathenau (1867–1922), Hermann Sudermann (1857–1928) und Ernst Rowohlt (1887–1960) zusammen. Darüber hinaus wurde S., nach eigener Einschätzung „ein bürgerlicher Renegat und ein bummelnder Bourgeois“, Teil der Berliner Künstler-Bohème aus Literaten, Malern und Musikern wie Richard Dehmel (1863–1920) und Konrad Ansorge (1862–1930). Er verfaßte musiktheoretische Studien, Kompositionen, Lieder, Novellen und Dramen. Mit August Strindberg (1849–1912) verband ihn eine enge Freundschaft. Seinen Zeitgenossen wurde S. v. a. als „Dichter-Philosoph“ bekannt. In mehreren populären Werken formulierte er zusammen mit lebensphilosophischen Reflexionen eine immer weitergehende Kritik an der naturwissenschaftlichen Orientierung der Medizin. Seine biographischen Reminiszenzen „Besonnte Vergangenheit“ (1921) wurden in einer Gesamtauflage von 4 Mio. (bis 1987) verlegt.

  • Auszeichnungen

    Carl-Ludwig-Schleich-Preis d. Dt. Ges. f. Anästhesiol. (seit 1974).

  • Werke

    Neue Methoden d. Wundheilung, 1899;
    Von der Seele, 1910;
    Es läuten d. Glocken, 1912;
    Bewußtsein u. Unsterblichkeit, 1920;
    Gedankenrnacht u. Hysterie, 1920.

  • Literatur

    A. Gottstein, in: DBJ IV, 1929, S. 233-41;
    W. C. Gomoll, in: Die gr. Deutschen IV, 1936, S. 328-41 (P);
    W. Goetz, in: Pommer. Lb. II, 1936, S. 412-23 (P);
    Ostdt. Biogr., 1955, Nr. 190;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes, 1972;
    Chronik d. Stadt Stettin, 1993;
    B. Meyer, in: Berlin. Monatsbll. 8, 1999, H. 11, 62-64;
    Ärztelex.;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    zur Fam.:
    M. Bethe, Die Herkunft d. Stettiner Fam. S., in Fam.geschichtl. Mitt. d. Pommer. Vereinigung f. Stamm- u. Wappenkunde in Stettin, 1933, S. 1 f.

  • Autor/in

    Volker Hess
  • Zitierweise

    Hess, Volker, "Schleich, Carl Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 46-47 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608029.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA