Lebensdaten
1874 – 1942
Geburtsort
Brünn (Mähren)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Dichter ; Essayist ; Übersetzer ; Kulturkritiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118606662 | OGND | VIAF: 14895914
Namensvarianten
  • Schaukal, Richard (bis 1918)
  • Schaukal, Richard von
  • Schaukal, Richard (bis 1918)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schaukal, Richard von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118606662.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz S. (1853-1908), aus Postmeisterfam. in Namiest, Drogeriebes. in B., S e. Drogeriebes., u. d. Betty Friedl, aus Prag;
    M Mina (Wilhelmine) (1853–1913), T d. N. N. Seidl, aus Reichenberg, Färbermeister in B., u. H. Laura Lackstampfer;
    Schw Lotte v. Ivànka (1877–1915);
    1899 Fanny (1877–1959), T d. Johann Hückel, k. k. Hofhutfabr., u. d. Fanny Schustala;
    2 S Johann Wolfgang (1900–81), Maler, Graphiker zuletzt in Graz (s. P), Georg Prosper (Okl) (1907–83), RA in W., 1 T Lotte (Charlotte) (1908–93), Dr. phil., Übers. aus d. Englischen, Französischen u. Holländischen, zuletzt in St. Johann ob Hohenburg b. Graz, verwaltete S.s Nachlaß u. gab seine Schrr. heraus (s. W).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule und des dt. Gymnasiums in Brünn (1884–92) studierte S. nach dem Willen des Vaters in Wien Rechtswissenschaften (1894 1. Staatsprüfung, 1898 Dr. iur.), diente 1894-95 als Einjährig Freiwilliger bei den Sachsendragonern und trat 1897 in den politischen Verwaltungsdienst ein (mähr. Statthalterei in Brünn, seit 1899 Bez.kommissar in Mährisch-Weißkirchen). Diesen Lebensabschnitt skizzierte er in seinen „Intérieurs aus dem|Leben der Zwanzigjährigen“ (1900/01). 1903 auf sein Drängen hin ins Pressdepartement des Ministerratspräsidiums nach Wien berufen, seit 1909 Präsidialchef im Ministerium für öffentliche Arbeiten (1911 Min.rat), schied er 1918 als Sektionschef aus dem Staatsdienst aus. Zwischen 1920 und 1930 studierte er Anglistik, Romanistik, Germanistik und antike Philosophie an der Univ. Wien und lebte bis zu seinem Tode ausschließlich seiner Passion als Schriftsteller.

    Inspiriert v. a. von den modernen Franzosen sowie von Heinrich Heine, E. T. A. Hoffmann, Adalbert Stifter und Stefan George, fühlte S. sich wahlverwandt u. a. mit Karl Kraus und Peter Altenberg. Zahlreiche, meist neuromantische Gedichtbände, die ironische Versnovellette „Pierrot und Colombine oder das Lied von der Ehe“ (1902), aber auch dramatische Skizzen, Übersetzungen Shakespeares und franz. Dichter (Verlaine, Duhamel, Mallarmé, Merimée) sowie Novellen, autobiographische Skizzen, Aphorismen und Betrachtungen bilden sein umfangreiches Werk. Ruhm erwarb S. sich mit seinem Romanfragment „Leben und Meinungen des Herrn Andreas von Balthesser, eines Dandy und Dilettanten“ (1907, 7 Aufll., zuletzt 1986; engl. 2002), einer Kritik an der bürgerlich-demokratischen Massengesellschaft und einem Plädoyer für eine vom Adel dominierte ständische Ordnung.

    S. pflegte eine umfangreiche, oft streitbare Korrespondenz mit Zeitgenossen (u. a. Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke, Thomas und Heinrich Mann, Ferdinand v. Saar, Marie v. Ebner-Eschenbach, Stefan Zweig, Arthur Schnitzler, Max Brod, Carl Moll, Alfred Kubin), war Büchersammler und Mitglied in zahlreichen literarischen Vereinigungen. 1929 wurde die Wiener „Schaukal-Gesellschaft“ gegründet, welche 1934 S.s „Beiträge zu einer Selbstdarstellung, Eine Auswahl von Versuchen zum 27. Mai 1934“ herausbrachte, und deren letzte Aktivitäten 1954, zum 80. Geburtstag des Dichters, nachweisbar sind. 1996 konstituierte sich in Kassel die „Richard-von-Schaukal-Gesellschaft“, welche ein Jahrbuch (Eros Thanatos, bisher 6 Bde.) und eine Schriftenreihe (bisher Bd. I: Mimi Lynx, Die Sängerin, Novellen, 1999, Bd. II: Meine Gärten, Gedichte S.s, 2002) herausgibt.

    Zahlreiche Werke S.s wurden vertont (neben rund 20 versch. Komponisten auch Max Brod) und illustriert (u. a. durch Heinrich Vogeler, Ferdinand v. Reznicek, Franz v. Bayros, Alfred Kubin, Joseph Beuys u. Wolfgang Schaukal) sowie ins Englische und Französische übersetzt.

  • Werke

    Weitere W Vom Geschmack, Zeitgemäße Laienpredigten über d. Thema Kultur, 1910, ²1911 [1910];
    Vom unsichtbaren Königreich, Versuche 1896-1909, 1910;
    Neue Verse (1908–1912), 1912;
    Zettelkasten e. Zeitgenossen, Aus Hans Bürgers Papieren, 1913;
    Herbst, Gedichte 1912-1914, 1914;
    Kriegslieder aus Österr. 1914, 1914 f.;
    1914 in Ehernen Sonetten u. Liedern, 1914;
    Zeitgemäße dt. Betrachtungen, 1916;
    Erkenntnisse u. Betrachtungen, 1934;
    Einsame Gedankengänge 1934/39, 1947;
    Frühling e. Lebens, Aus d. Erinnerungen d. Dichters, 1949;
    Wie ganz bin ich dein eigen, Gedichte an seine Frau, 1960, hg. v. Lotte v. Schaukal;
    dies. u. J. Schondorff (Hg.), Werke in Einzelausgg., 1965 (I: Kindheit u. Jugend, II: Um d. Jh.wende, III: Betrachtungen, IV: Erzz., V: Über Dichter, VI: Gedichte);
    Hg.:
    E.T.A. Hoffmann, Ausgew. Werke, 1908;
    ders., Ausgew. Dichtungen, 2 Bde., 1922/24.

  • Literatur

    Bibliogrr. in: Eros Thanatos 1-6, 1997-2002;
    D. Pietzcker, R. v. S., Ein österr. Dichter d. Jh.wende, 1997;
    M. Burri, Theodor Herzel and R. v. S., Self styled nobility and the sources of bourgeois belligerence in prevar Vienna, in: Rethinking Vienna 1900, hg. v. Steven Beller, 2001, S. 105, 131 ff.;
    A. Wicke, R. S. u. d. Lyriktheorie d. Jh.wende, in: Modern Austrian Lit. 34, 2001. Nr. 3-4, S. 79-93;
    ders., Der paradoxe Dandy. R. S., Leben u. Meinungen d. Herrn Andreas v. Balthesser, eines Dandy u. Dilettanten, in: Lit. u. Leben, 2002, S. 147-60;
    Thomas Mann, Briefe an R. S., hg. v. C. Girardi unter Mitarb. v. S. Leitner u. A. Traxler, 2003 (s. hierzu E. Osterkamp. in: FAZ v. 16.1.2004);
    C. Girardi, Der Dichter R. v. S. als „Konservator“ d. guten alten Zeit, in: Konservative Profile, hg. v. U. E. Zellenberg, 2003, S. 285-302 (P);
    NÖB 22, 1987, S. (P);
    ÖBL;
    Brünner Köpfe, 1988;
    Ostdt. Gedenktage, 1992, S. 147-49 (W, L, P);
    Killy;
    BBKL (W, L);
    Hist. Lex. Wien;
    –. Nachlaß:
    Wiener Stadt- u. Landesbibl., DLA Marbach, Thomas Mann-Archiv, Zürich;
    S.s Bibl.: Donau-Univ. Krems.

  • Porträts

    E. Lachnit, A. Kolig, Ringen mit dem Engel, 1998 (darin: Lesender, 1912, Tafel 9;
    Drei Kinder 1912, Tafel 8;
    Fam.bild Schaukal I, 1910, Tafel 5, II, 1912, Tafel 4);
    zahlr. Gem. u. Zeichnungen v. Johann Wolfgang Schaukal, Abb. in: Kat. d. 151. Wechselausst. d. Österr. Belvedere, 1991, u. in: R. v. S., Btrr. zu e. Selbstdarst., 1934.

  • Autor/in

    Claudia Girardi
  • Zitierweise

    Girardi, Claudia, "Schaukal, Richard von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 590-591 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118606662.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA