Lebensdaten
1902 – 1994
Geburtsort
Essen
Sterbeort
Berg/Starnberger See
Beruf/Funktion
Schauspieler
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118603949 | OGND | VIAF: 114764486
Namensvarianten
  • Rühmann, Heinrich Wilhelm
  • Rühmann, Heinz
  • Rühmann, Heinrich Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rühmann, Heinz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603949.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1873–1915), Gastwirt in Wanne, Hotelier in E.;
    M Margarethe (1877–1928), T d. N. N. Stemme, Ing. d. Fa. Krupp in E., Hotelbes.;
    B Hermann (* 1900);
    Schw (Ingeborg) Ilse (* 1903);
    1) München 1924 1938 Maria (Ps. Maria Herbot) (1897–1957, jüd., 1939-42 Rolf v. Nauckhoff, n. 1963, Schausp. in Schweden, S e. schwed. Konsuls in Lübeck, B d. Styg v. Nauckhoff, Schausp.), aus Schweden, bis 1924 Schausp. an d. Tourneetheater „Bayer. Landesbühne“, emigrierte 1939 n. Schweden, T d. Benedikt Bernheim (* 1862), aus Laupheim b. Ulm, der SPD nahestehender RA in München, JR, u. d. Rosa Oettinger, 2) Berlin-Wannsee 1939 Hertha Feiler (1916–70), aus Wien, Schausp. (s. Kosch, Lit.-Lex.³), 3) 1974 Hertha Wohlgemuth (* 1923, 1] N. N. Droemer, Verleger);
    1 S Peter (* 1942), Dr.-Ing., Prof. f. Arbeitswiss. in Göttingen (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2001); Schwager Otto Bernheim (1906- n. 1969), Sekr. b. d. Filmfirma „Emelka“ in M., emigrierte 1935 n. Großbritannien, Offz. in d. brit. Armee, nach dem 2. Weltkrieg in Dtld., London u. Südfrankreich.

  • Biographie

    R., der in Essen und Wanne (Herne) aufwuchs, wurde 1913 Alumne in Lennep. Nach dem Freitod des Vaters übersiedelte die Familie nach München, wo R. die Realschule und die Luitpold-Oberrealschule besuchte, die er 1919 verließ, um Schauspieler zu werden. Er nahm Unterricht bei dem Münchner Schauspieler und Regisseur Friedrich Basil (1862–1938). Auf ein erstes Engagement 1920/21 am Lobe- und Thalia-Theater in Breslau folgten Anstellungen am Residenztheater in Hannover (1921/22), am Bremer Schauspielhaus (1922) und an der Bayer. Landesbühne (Sommer 1923). Den ersten größeren Erfolg hatte R. als Spießer Fritz Tritz in Carl Sternheims Satire „Der Nebbich“ am Münchner Schauspielhaus (1923–25) an der Seite von Hermine Körner. Otto Falckenberg verpflichtete R. 1925 an die Münchner Kammerspiele. In Boulevard-Stücken wie „Der Mustergatte“ (1927) und „Charley's Tante“ (1928) avancierte er dort zum Liebling des Publikums. 1927 holte ihn Max Reinhardt nach Berlin, wo er am Dt.|Theater erfolgreich in „Lockvögel“ (1927) debütierte. Mit Rollen in „Papiermühle“ (1927) oder „Die Kassette“ (1928) schaffte er auch hier den Durchbruch. Kritiker und Publikum feierten seine ebenso forsche wie unbeholfene „Gassenjungenkeckheit“ (Tägl. Rdsch., 1927).

    Sein Leinwanddebut gab R. 1926 in dem Stummfilm „Das dt. Mutterherz“. Mit seinem ersten Tonfilm „Die Drei von der Tankstelle“ (1930, Regie: Wilhelm Thiele) wurde er zum Kinostar. Es folgten eine Reihe Komödien, die ihn beim Publikum, das den von R. dargestellten unverwüstlichen Optimismus besonders schätzte, zu einem der beliebtesten Komiker der Weimarer Republik machten. Zu seinen Erkennungszeichen wurden seine schnoddrig-sachliche Stimme, seine jungenhafte Physiognomie und sein gewitzter Biedersinn.

    R. setzte seine Karriere im „Dritten Reich“ bruchlos fort. 1938 ließ er sich von seiner jüd. Ehefrau scheiden, die 1943 nach Schweden emigrierte. 1938-43 war er am Preuß. Staatstheater engagiert, 1940 wurde er zum „Staatsschauspieler“ ernannt. Mit Filmen wie „So ein Flegel“ (1934), „Wenn wir alle Engel wären“ (1936), „Der Mustergatte“ (1937), „Der Gasmann“ (1941), „Quax, der Bruchpilot“ (1941) und „Die Feuerzangenbowle“ (1944, auch Produzent) wurde R. einer der bestbezahlten und populärsten Filmstars der NS-Zeit. In den scheinbar unpolitischen Filmen jener Jahre war er stets der „kleine Mann“, der nach dem Motto „Hauptsache, glücklich!“ (1941) lebt.

    Nach 1945 verhängten die Alliierten Militärbehörden ein zeitweiliges Auftrittsverbot gegen R., das im Frühjahr 1946 wieder aufgehoben wurde. R., der schon seit 1937 Produktion und Regie in einzelnen seiner Filme übernommen hatte, gründete 1947 mit Alf Teichs (1904–92) die Filmgesellschaft „Comedia“, die 1951 in Konkurs ging. Mit „Keine Angst vor großen Tieren“ und „Briefträger Müller“ (beide 1953) kehrte der Erfolg zurück und setzte sich mit „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1955) und „Charley's Tante“ (1956) fort. Zum Triumph seiner Schauspielkunst wurde 1956 schließlich „Der Hauptmann von Köpenick“ (Regie: Helmut Käutner). R. begeisterte Kritiker und Publikum als Schuster Wilhelm Voigt durch seine einfühlsame und anrührende Verkörperung eines listigen Außenseiters. Fortan wurde R. in Filmen wie „Es geschah am hellichten Tag“ (1958) und „Der brave Soldat Schwejk“ (1960) verstärkt als Charakterdarsteller wahrgenommen. Als das dt. Kino Mitte der 60er Jahre in eine Krise geriet, wechselte R. 1968 zum Fernsehen, für das er seitdem überwiegend arbeitete. Seine herausragende Fernsehrolle war die Darstellung des verzweifelten Vertreters Willy Loman in Arthur Millers „Der Tod des Handlungsreisenden“ (1968). In seinen Altersrollen bevorzugte er ernste Töne; er bezeichnete sich selbst als „Anhänger der Stille“. Sein letzter Kinofilm „In weiter Ferne, so nah“ (1993) ist eine Hommage des Regisseurs Wim Wenders an den beliebtesten dt. Schauspieler des 20. Jh., der nach seinem Tod als „Anwalt des kleinen Mannes“ und als „Jahrhundertschauspieler“ gefeiert wurde. – Zahlr. Auszeichnungen d. Internat. Filmfestspiele u. Dt. Filmpreise (s. Cinegraph); Ehrenmitgl. d. Internat. Artistenloge (1955); Kunstpreis d. Stadt Berlin (1957); Ernst-Lubitsch-Preis (1959); Preis d. dt. Filmkritik (1961); Mitgl. d. Dt. Ak. d. Darstellenden Künste (1962); Bambi (1962–65, 1967-69, 1971-73, 1978, 1984); Gr. BVK (1965) mit Stern (1972) u. Schulterband (1977); Silberner (1966) u. Goldener Bildschirm (1967/68); Ehrenmedaille d. Spitzenorganisation d. Filmwirtsch. (1972); Goldene Leinwand (1972); Kultureller Ehrenpreis (1977) u. Goldene Ehrenmünze (1982) d. Landeshauptstadt München (1977); Goldene Kamera (1978, 1994); Bayer. Maximiliansorden (1981); Silberner Chaplin-Stock (1982); Jaroslav-Hašek-Medaille (1985); Bayer. Filmpreis (Ehrenpreis, 1986); Prof. h. c. d. Landes NRW (1989); Goldene Berolina (1990); Goldene CD (1994).

  • Werke

    H. Weinschenk, Schauspieler erzählen, 1941, S. 280-66 (P, Autobiogr.);
    Das war's, 1982, ⁷1995 (Autobiogr.);
    Wenn d. Komödianten kommen, 1986;
    Meine frühen UFA-Jahre, 1992;
    M. Flipp u. B. Springer, Ich hin e. Anhänger d. Stille, Ein Gespräch mit H. R., 1994. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Filmmus. Berlin, Dt. Kinemathek.

  • Literatur

    M. Barthel, H. R., 1958;
    ders. (Hg.), H. R., Ein Leben in Bildern, 1987 (P);
    H. H. Kirst, H. R., 1969;
    ders., Das gr. H.-R.-Buch, 1990;
    G. Ball, H. R., Sein Leben, seine Filme, 1982;
    ders. u. E. Spiess, H. R. u. seine Filme, 1982;
    H. Sanders-Brahms, Das Dunkle zw. d. Bildern, 1992, S. 68-77;
    J. Kaiser, in SZ v. 7.3.1992 (P);
    H. Martenstein, in: Der Tagesspiegel v. 6.10.1994;
    B. Schultz, H. R., 1994;
    H.-U. Probst, Das war H. R., 1994;
    S. Lowry u. H. Korte, Der Filmstar, 2000 (L);
    T. Körner. Der kl. Mann als Star, 2001 (P, Bibliogr., Filmogr.);
    ders., Ein guter Freund, 2001 (P, Filmogr., Bühnenverz.);
    F. J. Görtz u. H. Sarkowicz, H. R., Der Schausp. u. sein Jh., 2001 (Filmogr., Bühnenverz., L, P);
    F. Sellin, Ich brech' die Herzen. …2001 (Filmogr., Bühnenverz., P);
    Aust.kat. Filmmus. Berlin 2002 (P);
    Hertha Rühmann, Meine Jahre mit Heinz, 2004 (P);
    Ch. Trilse u. a., Theaterlex, 1977;
    J. Reichow u. M. Hanisch, Filmschausp. A-Z, 1980 (P);
    H.-M. Bock (Hg.), Lex. Filmschausp. Internat., 1995;
    B. Sucher, Theaterlex., ²1999;
    A. Heinzlmeier u. B. Schultz, Lex. d.|dt. Film- u. TV-Stars, 2000 (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Munzinger;
    CineGraph (Bibliogr., Filmogr., P); – Fernsehporträt:
    U. Kahle, Ein Überlebenskünstler, Der Schausp. H. R., 2001.

  • Autor/in

    Torsten Körner
  • Zitierweise

    Körner, Torsten, "Rühmann, Heinz" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 219-221 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603949.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA