Lebensdaten
1339 – 1365
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Mailand
Beruf/Funktion
Herzog von Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain ; Graf von Tirol
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11860368X | OGND | VIAF: 268655166
Namensvarianten
  • Rudolf IV. der Stifter
  • Rudolf der Stifter
  • Rudolf
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Zitierweise

Rudolf IV., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11860368X.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Habsburger (s. NDB VII);
    V Albrecht II., Hzg. v. Österr. u. Steiermark (1298–1358), S d. Albrecht I., röm.-dt. Kg. (1255–1308, beide s. NDB I);
    M Johanna v. Pfirt (Jeannette de Ferette), T d. Gf. Ulrich III. v. Pfirt ( 1324, s. NDB 20 Fam.art.);
    Ov Leopold I., Hzg. v. Österr. u. Steiermark (1293–1326, s. NDB 14); 5 jüngere Geschw u. a. Friedrich, Hzg. v. Österr. ( 1362), Albrecht III., Hzg. v. Österr. (1348/49-95, s. NDB I), Leopold III., Hzg. v. Österr., Steiermark, Kärnten u. Krain, Gf. v. Tirol (1351–86 ⚔, s. NDB 14), Margarethe ( 1366, Meinhard III., Gf. v. Tirol, Hzg. v. Oberbayern, 1344–63, s. NDB 16);
    Prag 1353 Katharina (1342–95, 2] Otto V., Kf. v. Brandenburg, 1346–79, s. NDB 19), T d. Karl IV., Ks. (1316–78, s. NDB XI).

  • Biographie

    Nach 15jähriger kinderloser Ehe des teilweise gelähmten Hzg. Albrecht II. von Österreich wurde R. als dessen ältester Sohn geboren. Der Vater bestimmte ihn trotz der Geburt weiterer Söhne zum alleinigen Thronfolger und ließ R. bereits 1349 von den Landherren, den führenden Vertretern des Adels der von ihm beherrschten Länder, huldigen. Aufgewachsen in der Wiener Burg, erhielt R. eine sorgfältige Erziehung; eigenhändige Zusätze und Unterschriften auf Urkunden zeugen von seinen Schreibkenntnissen. Schon in jungen Jahren erregten sein übertriebenes Selbstbewußtsein, sein heftiges Temperament und sein anmaßendes Auftreten Anstoß bei den dt. Fürsten. 1344 bereits (erneuert 1348) war er mit Katharina, Tochter des Markgrafen von Mähren und späteren Ks. Karl IV., verlobt worden; die Hochzeit fand zu Ostern 1353 in Prag statt. Von seinem Schwiegervater, den er anschließend an den Oberrhein und nach Zürich begleitete, erhielt R. die Reichslandvogtei im Elsaß. Nach dem Tod Albrechts II. 1358, dessen erfolgreiche Regierung zu wirtschaftlicher Konsolidierung geführt hatte, übernahm R., der schon zuvor die habsburg. Besitzungen in Schwaben und im Elsaß verwaltet hatte, die Alleinherrschaft in Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Seine politischen Pläne wurden jedoch v. a. durch Ks. Karl IV. bestimmt, der für ihn Vorbild und Gegner zugleich war.

    Als Antwort auf die „Goldene Bulle“ (1356), mit der Karl eine endgültige Regelung der dt. Königswahl ohne Berücksichtigung der Habsburger vornahm, ließ R. im Winter 1358/59 einen Fälschungskomplex anfertigen. Er enthielt neben angeblichen Urkunden von Julius Cäsar und Nero, die in ein Diplom Ks. Heinrichs IV. inseriert waren, auch das „Privilegium maius“, eine Verfälschung des von Ks. Friedrich I. Barbarossa 1156 verliehenen „Privilegium minus“. Nunmehr wurden den Habsburgern eine Angleichung an die Kurfürstentümer, eine fast unabhängige Stellung gegenüber dem Reich und königsgleiche Insignien zugesichert. Als Karl IV. auf Rat des italien. Humanisten Petrarca die Anerkennung verweigerte, begann R., die Titel Pfalzerzherzog, Erzjägermeister, Herzog von Schwaben und Elsaß zu führen und eine der Königskrone nachempfundene Erzherzogskrone mit Zacken, Bügel und Kreuz zu tragen. Außerdem strebte er nach einem geschlossenen Herrschaftsgebiet vom Oberrhein bis nach Ungarn und Italien und nach einer königsgleichen Stellung im Reichsverband. Nachdem ihm der Kaiser 1360 die Reichslandvogtei im Elsaß entzogen und ihn zum Verzicht auf die Titel Pfalzerzherzog und Herzog von Schwaben gezwungen hatte, nannte sich R. Erzherzog. Diesen Titel, der auf die angebliche Stellung des Herzogs von Kärnten als Erzjägermeister des Reiches Bezug nahm, führten die Habsburger nach erneuter Verleihung durch Ks. Friedrich III. bis 1918.

    Als Vorgriff auf ein geplantes Landesbistum begann R. 1359 den Ausbau der Wiener Pfarrkirche St. Stephan im Stil der Kathedralgotik und setzte 1365 die Erhebung zur Kollegiatskirche durch. Hier wie bei der Gründung der Univ. Wien 1365, über die R. zuvor mit Papst Urban V. in Avignon in Kontakt getreten war, orientierte er sich am Vorbild Karls IV. Den größten bleibenden Erfolg R.s bildete die Erwerbung Tirols; wenige Tage nach dem Tod|Meinhards III. 1363 erreichte er in Bozen die Übertragung des Landes durch die Regentin Margarethe „Maultasch“. 1364 wurde er in Brünn trotz der Erbansprüche der Wittelsbacher, die den Kampf um das Land aufnahmen, durch Karl IV. mit Tirol belehnt. Durch die eigenmächtige Annahme des Titels „Herzog von Krain“ 1364 machte R. diese ehemalige Markgrafschaft zum vierten Herzogtum der Habsburger.

    In seinen Ländern förderte R. Handel und Wirtschaft, setzte sich gegen den Widerstand der Zünfte für Gewerbefreiheit ein und sorgte durch begrenzte Steuerfreiheiten für wirtschaftliche Anreize. Trotz seiner engen Verbindungen zur Kirche legte er dem Klerus hohe Steuern auf. Nachdem er bereits 1361 einen Erbvertrag mit Ungarn geschlossen hatte, errichtete er 1364, von Todesahnungen erfüllt, einen Hausvertrag mit seinen jüngeren Brüdern, der die Unteilbarkeit der habsburg. Länder und die Gesamtregierung aller Brüder vorsah.

    R. war der bedeutendste Vertreter des Hauses Habsburg im 14. Jh., der nach dem Verlust des Königtums (1322) erstmals wieder eine weit gespannte Politik betrieb. Sein Beiname „der Stifter“ geht auf eine Geheiminschrift in der Vorhalle von St. Stephan in Wien zurück, in der er als „Fundator“ des Domes bezeichnet wird.

  • Literatur

    ADB 29;
    A. Huber, Gesch. d. Hzg. R. IV. v. Österr., 1865;
    E. K. Winter, R. IV. v. Österr., 2 Bde., 1934/36;
    A. Lhotsky, Privilegium maius, 1957;
    ders., R. IV., in: ders., Aufss. u. Vorträge II, 1971, S. 106-18;
    ders., Die Problematik d. geschichtl. Erscheinung R.s IV., ebd. V, 1976, S. 127-42;
    ders., Das Nachleben R.s IV. in Tradition u. Historiogr., ebd., S. 143-56;
    A. Strnad, Libertas ecclesiae u. fürstl. Bm.pol., Zur Lage d. Kirche in Österr. unter Hzg. R. IV., in: Röm. Hist. Mitt. 6/7, 1964, S. 72-112;
    ders., Wien, Das Bsp. e. landesfürstl. Stiftungsuniv., in: Dynast u. Kirche, Festgabe f. A. Strnad 1997, S. 247-78;
    U. Begrich, Die fürstl. „Majestät“ Hzg. R.s IV. v. Österr., 1965;
    F. Huter, R. IV., die Vorlande u. d. Erwerbung Tirols, in: Österr. in Cesch. u. Lit. 10, 1966, S. 6-23;
    ders., Hzg. R. d. Stifter u. d. Tiroler Städte, 1971;
    H. Lentze, Die Gewerbereform R.s IV., in: FS f. H. Schmitz, 1967, S. 90-101;
    A. Hoffmann, Die wirtschaftl. Verhältnisse z. Zeit R.s IV., in: ders., Studien u. Essays 1, 1979, S. 178-207;
    R. Feuchtmüller, R. d. Stifter u. sein Bildnis, 1981;
    P. Moraw, Das „Privilegium maius“ u. d. Reichsvfg., in: Fälschungen im MA 3, 1988, S. 201-24;
    W. Baum, Margarethe Maultasch, 1994;
    ders., R. IV. d. Stifter, 1996;
    M. Eberle, R. IV. u. seine Bildnisse in u. an St. Stephan in Wien, in: Bildnis, Fürst u. Territorium, 2000, S. 31-42;
    C. Horch, Der Memorialgedanke u. d. Spektrum seiner Funktionen in d. Bildenden Kunst d. MA, 2001, S. 190-227 (P);
    A. Niederstätter, Die Herrschaft Österr., 2001, S. 145-71;
    Thomas Meier, Die Archäol. d. ma. Kg.grabes im christl. Europa, 2002;
    Lex. MA;
    Hist. Lex. Wien (P);
    BBKL.

  • Porträts

    Memorialbildnis im Dreiviertelprofil, anonym („Prager Malschule“), Tempera auf Pergament über Fichtenholz, um 1360 (urspr. über d. Hochgrab in St. Stephan, heute Wien, Diözesanmus.), Abb. in: A. Beyer, Das Porträt in d. Malerei, 2002, S. 28;
    Hochgrab (eigtl. Kenotaph) mit Liegefiguren f. R. u. seine Gemahlin Katharina (urspr. im Hauptchor in St. Stephan, heute im Frauenchor);
    Stifterfiguren an d. Westfassade (heute Hist. Mus. d. Stadt Wien), u. am Bischofstor u. Singertor, alle 2. Hälfte 14. Jh.

  • Autor/in

    Heinz Dopsch
  • Zitierweise

    Dopsch, Heinz, "Rudolf IV." in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 179-180 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11860368X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rudolf IV., Herzog von Oesterreich, Steiermark u. s. w. war der älteste Sohn des Herzogs Albrecht II., des Lahmen, und der Gräfin Johanna von Pfirt, die nach fünfzehnjähriger unfruchtbarer Ehe am 1. November 1339 ihren ersten männlichen Sprößling zur Welt brachte. Nachdem er im April 1353 mit Katharina, der eilfjährigen Tochter K. Karl's IV., vermählt worden war, übertrug ihm sein Vater im Herbste 1357 die Verwaltung der sogenannten österreichischen Vorlande im südwestlichen Deutschland, welche gewöhnlich einen eigenen Regenten in der Person eines jüngeren Gliedes des habsburgischen Hauses|hatten. Doch rief ihn der am 20. Juli 1358 erfolgte Tod seines Vaters schon nach zehn Monaten in die östlichen Herzogthümer zurück. Da von seinen drei Brüdern noch keiner das damals zur Volljährigkeit erforderliche Alter von vierzehn Jahren hatte, so führte R. zunächst allein die Regierung der österreichischen Länder.

    Der Plan, den R. zunächst zu verwirklichen suchte, war die Gründung eines in sich geschlossenen, von Kaiser und Reich thatsächlich unabhängigen Reichs. Er wollte dieses Ziel durch eine Reihe von Privilegien erreichen, welche den österreichischen Ländern von verschiedenen Königen und Kaisern, theilweise sogar schon von Julius Cäsar und Nero, verliehen sein sollten, in Wirklichkeit aber im Winter von 1358 auf 1359 in der herzoglichen Kanzlei angefertigt wurden, deren Vorstand der Kanzler Johann Ribi aus Lenzburg, später Bischof von Gurt war. Diese Privilegien hätten den Herzog von Oesterreich fast von allen Pflichten gegen das Reich entbunden und ihm seinen Vasallen und Unterthanen gegenüber eine beinahe unbeschränkte Gewalt eingeräumt, zugleich aber auch die gemeinsame Regierung aller Glieder des herzoglichen Hauses wie die Gefahr einer Theilung der Habsburgischen Besitzungen beseitigt und die Primogeniturerbfolge eingeführt, wie dies in ähnlicher Weise durch die goldene Bulle vom J. 1356 bezüglich der Kurfürstenthümer festgesetzt worden war. Da der Kaiser, obwol er Rudolfs Schwiegervater war, diesen Freiheitsbriefen seine Anerkennung versagte, scheute der Herzog auch vor einem Bruche mit demselben nicht zurück. Er ließ sich von diesem nicht belehnen, schloß mit verschiedenen benachbarten Fürsten Bündnisse und legte sich, der Bestimmung eines der gefälschten Privilegien entsprechend, in Urkunden wie auf Siegeln den Titel „Pfalzerzherzog“ bei und zwar nicht bloß von Oesterreich, Steiermark und Kärnten, sondern auch von Schwaben und Elsaß, wo er wohl ausgedehnte Gebiete, aber nicht die Herzogswürde besaß. Wiederholt schien es zwischen dem Kaiser und seinem Schwiegersohne zum Kriege zu kommen. Die Feindseligkeiten des Patriarchen von Aquileja gegen Rudolf und seine Unterthanen bewogen endlich den Herzog im Juni 1361 den Forderungen des Kaisers sich zu fügen und die angemaßten Titel und Insignien abzulegen. Aber schon am Ende dieses Jahres nahm er wieder den Titel „Erzherzog“ an, um auszudrücken, daß er eine höhere Stellung beanspruchen könne als ein gewöhnlicher Herzog und schloß ein Bündniß mit dem Könige Ludwig von Ungarn, der wegen einer beleidigenden Aeußerung des Kaisers über seine Mutter denselben bekriegen wollte und im Sommer 1362 im Bunde mit Polen und Oesterreich auch wirklich die Feindseligkeiten begann, ohne das; es übrigens zu größeren Unternehmungen kam.

    Die Aufmerksamkeit Rudolf's wurde bald vorzüglich durch die Vorgänge in Tirol in Anspruch genommen. Der älteste Sohn Ludwig's des Baiern, Markgraf Ludwig von Brandenburg, der im J. 1342 die Herrin von Tirol, Margaretha „Maultasch“, geheirathet hatte, war am 17. September 1361 mit Hinterlassung eines einzigen Sohnes Meinhard III. aus dem Leben geschieden. Starb auch dieser, der ein kränklicher Jüngling gewesen zu sein scheint, ohne Nachkommen, so mußte von seinen Ländern Oberbaiern an die Wittelsbacher kommen, Tirol aber an seine Mutter zurückfallen. Margaretha's nächste Verwandte waren die Herzoge von Oesterreich, da Albrecht II. ein Sohn der Schwester ihres Vaters gewesen war. Dieselben waren daher die gesetzlichen Erben der Allodialbesitzungen des Hauses Görz-Tirol, während die Lehen, also auch die verschiedenen Grafschaften, aus denen Tirol zusammengesetzt war, nach dem damals geltenden Rechte an die Lehensherrn d. h. die Bischöfe von Trient und Buxen hätten zurückfallen sollen. Nur hatte man in dieser Zeit keine bestimmte Kenntniß|mehr davon, daß die meisten Gebiete des damaligen Tirol Lehen der genannten Hochstifter waren, man hatte in letzter Zeit Tirol als Reichslehen oder auch als Privatgut des regierenden Hauses angesehen. Margaretha selbst hatte, nachdem es den Bemühungen Albrecht's II. und Rudolf's IV. von Oesterreich gelungen war, ihre Lossprechung vom Banne und die kirchliche Anerkennung ihrer Ehe zu erwirken, ihrer Dankbarkeit dadurch Ausdruck gegeben, daß sie am 2. September 1359 dem Herzoge Rudolf und seinen Brüdern das Land Tirol vermachte, wenn sie, ihr Gemahl und ihr Sohn ohne leibliche Nachkommen mit Tod abgingen. Rudolf hatte von dieser Zeit an die Vorgänge in Tirol scharf im Auge behalten und wahrscheinlich ist es die Nachricht von der Erkrankung Meinhard's III. gewesen, die ihn bewogen hat, nach Neujahr 1363 mit seinem Kanzler nach Tirol abzureisen, so daß er schon wenige Tage nach dem am 13. Januar erfolgten Tode des jungen Herzogs im Lande eintraf. Da Margaretha gegen die Wittelsbacher, welche nicht blos Oberbaiern in Besitz nahmen, sondern auch auf Tirol Ansprüche erhoben, nur bei Oesterreich Schutz finden konnte, so kam sie den Wünschen Rudolfs auf das bereitwilligste entgegen. Am 26. Januar 1363 übergab sie ihm und seinen Brüdern als ihren nächsten Verwandten das Land Tirol, dessen Herren sie fortan sein sollten und befahl allen Unterthanen, denselben den Eid der Treue zu schwören. Doch sollte sie bis zu ihrem Tode im Namen der Herzoge die Regierung führen und von ihnen im Besitze des Landes geschützt werden. Da übrigens der von Seite Baierns drohende Angriff in Tirol eine kräftigere Regierung nothwendig erscheinen ließ, als man von einer schwachen Frau erwarten durfte, so brachte es R. auf einer neuen Reise nach Tirol dahin, daß Margaretha gegen Anweisung großer Güter und reichlicher Einkünfte am 2. September abdankte und schon jetzt alle Gewalt den Herzogen von Oesterreich übertrug. Diese Gelegenheit benutzte R. auch dazu, um die Stellung Tirols zum Hochstist Trient zu ordnen, dessen Gebiet Ludwig der Brandenburger im J. 1347 wegen der feindseligen Stellung, welche der damalige Bischof im Bunde mit Karl IV. gegen ihn eingenommen, occupirt und bisher noch nie zurückgegeben hatte. R. stellte dem gegenwärtigen Bischofe Albrecht von Ortenburg, welcher der Verwendung Oesterreichs seine Würde verdankt zu haben scheint, dasselbe zurück, aber unter so drückenden Bedingungen, daß sie fast einer Säcularisirung gleichkamen und fortan der Herzog der eigentliche Oberherr des Stiftsgebietes war.

    Der Kampf um Tirol wurde unter R. nicht mehr beendet. Die Angriffe, welche die Baiern im Herbst und Winter 1363 gegen Tirol und im Sommer 1364 gegen Oberösterreich und die Besitzungen des mit R. verbündeten Erzbischofs von Salzburg richteten, blieben ohne Ergebniß und führten dann zu einem Waffenstillstande, der wegen der Erschöpfung beider Theile wiederholt verlängert wurde. Der Kaiser, der im Februar 1364 auf einem großen Fürstencongreß in Brünn mit Ungarn und Oesterreich Frieden schloß, bestätigte bei dieser Gelegenheit auch die Schenkung Tirols an den Herzog R. und seine Brüder.

    Auf dem Fürstencongreß in Brünn kam auch noch eine andere Angelegenheit zum Abschluß, die Erbverbrüderung zwischen den Häusern Habsburg und Luxemburg. Der Gedanke, auf diesem Wege die deutschösterreichischen, die ungarischen und böhmischen Länder zu vereinigen, ist ohne Zweifel vom Herzoge R. ausgegangen, der so mit einem gewissen Rechte als der Begründer des gegenwärtigen österreichischen Kaiserstaates angesehen werden kann. Denn wie in Brunn die Habsburger und Luxemburger für den Fall des Aussterbens eines der beiden Herrscherhäuser sich gegenseitig die Nachfolge in ihren Ländern zusicherten, so hatte R. schon früher, wahrscheinlich bei Gelegenheit des Bündnisses, das er im December|1361 mit dem ungarischen Könige einging, einen ähnlichen Vertrag mit dem in Ungarn regierenden Geschlechte der Anjous abgeschlossen. Im Juni 1364 brachte er auch noch einen der beiden Grafen von Görz dahin, daß er seine Besitzungen den Herzogen von Oesterreich vermachte, wenn er ohne Hinterlassung von Kindern mit Tod abginge, was dann in der That der Fall gewesen ist. Wie für die Vergrößerung der Besitzungen seines Hauses, so ist R. auch für die Hebung derselben im Innern, für die Förderung der materiellen Interessen und der Künste und Wissenschaften ununterbrochen und mit Erfolg thätig gewesen. Die Gründung der Wiener Universität im J. 1365 und der Bau des St. Stephansdomes werden seinem Namen immer ein ehrendes Andenken erhalten.

    Was R. erstrebt und erreicht hat, verdient um so mehr Anerkennung, als seinem Wirken ein sehr frühes Ende gemacht wurde. Denn als er im Juni 1365 eine Reise nach Mailand unternahm, um gegen den Patriarchen von Aquileja und dessen Bundesgenossen Franz von Carrara, Herrn von Padua, die Unterstützung der Visconti zu erlangen, erkrankte er daselbst und wurde, noch nicht einmal sechsundzwanzig Jahre alt, am 27. Juli von einem frühen Tode hinweggerafft.

    • Literatur

      Fr. Kurz, Oesterreich unter H. Rudolf dem Vierten. Linz 1821. — A. Huber, Geschichte des Herzogs Rudolf IV. von Oesterreich, Innsbruck 1865. — Vgl. auch A. Huber, Geschichte Oesterreichs II, Gotha 1885.

  • Autor/in

    A. Huber.
  • Zitierweise

    Huber, Alfons, "Rudolf IV." in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 544-547 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11860368X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA