Lebensdaten
1778 – 1849
Geburtsort
Ruppersdorf bei Strehlen
Sterbeort
Rogau
Beruf/Funktion
preußischer Finanzminister ; Bankier
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118603256 | OGND | VIAF: 40135247
Namensvarianten
  • Rother, Christian
  • Rother, Christian von
  • Rother, Christian
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Zitierweise

Rother, Christian von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603256.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V George Friedrich R. ( 1831), Freistellenbes., Ger.schulze in Ruppersdorf;
    M Anna Helena Ast (* 1751);
    1) Driesen 1800 Juliane Eingrüber ( 1829), aus Friedberg (Neumark), 2) Berlin 1830 Mathilde Eckard ( 1869), aus Berlin;
    1 S aus 1) Julius (1808–74. preuß. Adel 1837), auf Rogau u. Koitz, preuß. Amtsrat;
    E Julius (1834–99), auf Rogau, Mittelkoitz u. Überschau, preuß. Landrat d. Kr. Lüben.

  • Biographie

    Dem begabten Sohn eines niederschles. Kleinbauern blieb wegen Intervention des Landrats der Besuch eines Breslauer Gymnasiums verwehrt. Seine berufliche Laufbahn begann er als 16jähriger Eleve beim Steueramt Neumarkt (Oberschlesien). Kurzzeitig im oberschles. Neustadt tätig, ging er anschließend als Quartiermeister mit dem Rgt. Mengden nach Warschau, wo er bis 1806 in verschiedenen Dienstverhältnissen der preuß. Regierung diente, und anschließend nach Königsberg. Mit R.s Anstellung 1810 im preuß. Finanzministerium begann sein Aufstieg in den obersten Staatsbehörden: 1812 wurde er Rechnungsrat bei Karl August Fürst v. Hardenberg, dessen Gunst ergenoß. In den Befreiungskriegen bewährte er sich durch Beschaffung von Mitteln für das Heer. 1815 ging R., inzwischen Geh. Oberfinanzrat, nach Paris als Bevollmächtigter Preußens bei der Verteilung der Kriegsentschädigungen, wobei er auch die persönliche Anerkennung Wellingtons erlangte. 1815 Direktor des Zentralbüros des Finanzministeriums, dann Wirkl. Geh. Oberfinanzrat, wurde er 1817 Mitglied des Staatsrats, 1820 Chef der „Preuß. Seehandlung“ und zugleich Präsident der Hauptverwaltung der Staatsschulden (jeweils bis April 1848), 1835 Wirkl. Geh. Rat und Chef der Verwaltung des Handels-, Fabriken- und Bauwesens. 1836 bis März 1848 war er Geh. Staatsminister, 1837-48 amtierte er auch als Präsident der kgl. Haupt-Bank (seit 1846 Preuß. Bank) und 1844 zudem noch als Mitglied des Handelsrates. Aufgrund dieser Ämterfülle prägte R. das Finanz- und Wirtschaftsleben Preußens in der 1. Hälfte des 19. Jh. entscheidend mit. Er betrieb die Sanierung der Staatsfinanzen und eine intensive staatliche Förderung von Gewerbe, Handel und Industrie sowie der Verkehrsinfrastruktur, worauf er v. a. die Geschäftspolitik der kgl. Bank stärker ausrichtete und diese zu einem gewinnbringenden Institut machte.

    Bei ihrer Umwandlung zu einer Notenbank 1846 arbeitete R. ihre endgültige Ordnung aus und führte sie erfolgreich durch die ersten Geschäftsjahre. Als erster Präsident der 1820 zu einem vom Ministerium unabhängigen staatlichen Geld- und Handelsinstitut reorganisierten „Preuß. Seehandlung“ betrieb R. den Ausbau der preuß. Handelsstrukturen und die Industrialisierung v. a. Niederschlesiens und des Berliner Raums, u. a. durch den Aufkauf wirtschaftlich unrentabler Unternehmen in strukturschwachen Regionen und deren Ausbau zu modernen Musterfabriken. Damit machte er die Seehandlung zu einem der größten preuß. Unternehmen, ehe sie als Relikt des Merkantilismus Mitte der 1840er Jahre in die Krise geriet.

    R., seit 1809 Freimaurer, war auch eine zentrale Gestalt der Sozialpolitik und Armenfürsorge im preuß. Staat und in der Kommune Berlin. Dort gründete er 1825 den Verein zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder, 1834 das Kgl. Leihamt zur Gewährung zinsgünstiger Darlehen für ärmere Bevölkerungsschichten sowie 1840 die Rother-Stiftung zur finanziellen Unterstützung unverheirateter Töchter von verstorbenen Staatsbeamten und Offizieren. Für die Seehandlungsarbeiter errichtete er systematisch verschiedene Spar- und Vorsorgekassen. Stets engagiert blieb er für seine Heimat Schlesien, wo er nebenamtlich dem 1835 gegründeten Kreditinstitut vorstand und wohin er sich nach der Märzrevolution auf seinen Alterssitz, das 1816 erworbene ehemalige Klostergut Rogau zurückzog.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Berlin (1847);
    preuß. Schwarzer Adler-Orden (1847);
    Roter Adler-Orden I. Kl. mit Eichenlaub;
    E. K. II. Kl. am weißen Band;
    Kommandeurkreuz d. Anhaltin. Gesammthaus-Orden Albrechts d. Bären, d. ghzgl.-hess. Ludwigs-Ordens u. d. schwed. Nordstern-Ordens III. KL;
    ksl.-kgl. Eiserne Krone I. KL;
    russ. St. Annen-Orden II. KL;
    russ. St. Stanislaus-Orden I. Kl.

  • Werke

    Über d. Verwalthung d. Cassenwesens b. d. höheren Behörden, 1820;
    Die Verhältnisse d. Kgl. Seehandlungs-Inst. u. dessen Geschäftsführung u. ind. Unternehmungen, 1845;
    Nachtr. z. Denkschr. v. 18len Februar 1845 über d. Verhältnisse d. Kgl. Seehandlungs-Inst., 1847;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Geh. StA Preuß. Kulturbes. Berlin-Dahlem.

  • Literatur

    ADB 29;
    Das R.sche Za., 1847/48;
    Nekr. d. Min. C. v. R., 1849;
    V. Loewe, in: Schles. Lb. I, 1922, S. 314-18;
    R. Keller, C. v. R. als Präs. d. Seehandlung, Diss. Rostock 1930;
    H. Thierfelder, R. als Finanzpol, unter Hardenberg 1778-1822, in: Forsch, z. Brandenburg, u. Preuß. Gesch. 46, 1934, S. 70-111;
    A. Trende, Im Schatten d. Freimaurer- u. Judentums, Ausgew. Stücke aus d. Briefwechsel d. Min. u. Chefs d. preuß. Bankinstitute C. v. R., 1938;
    W. O. Henderson, C. v. R. als Beamter, Finanzmann u. Unternehmer im Dienste d. preuß. Staates 1810-1848, in: ZStW 112, 1956, S. 523-50;
    H. Henning, Preuß. Soz.pol. im Vormärz?, Ein Btr. z. d. arbeiterfreundl. Bestrebungen in Unternehmen d. Preuß. Seehandlung unter C. v. R., in: VSWG 52, 1965, S. 485-539;
    G. Webersinn, in: Jb. d. Schles. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau 10, 1965, S. 150-87;
    W. Radtke, Die Preuß. Seehandlung zw. Staat u. Wirtsch. in d. Frühphase d. Industrialisierung, 1981 (P);
    ders., Armut in Berlin, Die soz.pol. Ansätze C. v. R.s, Die Kgl. Seehandlung im vormärzl. Preußen, 1993;
    W. Kirchner. Bankier f. Preußen, 1987;
    NND;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    F.-L. Kroll, in: Jeserich-Neuhaus, S. 136-39 (P);
    – C. R., Bankier f. Preußen, Fernsehfilm v. W. Kirchner, 7 T., SFB 1987.

  • Porträts

    Zeichnung v. F. Krüger, 1837 (Berlin, Nat.gal.);
    Elfenbeinminiatur v. F. J. G. Lieder, Abb. in: G. Korff u. W. Ranke, Preußen, Ausst.kat. Berlin, I, 1981, S. 407.

  • Autor/in

    Bärbel Holtz
  • Zitierweise

    Holtz, Bärbel, "Rother, Christian von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 121-122 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603256.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rother: Christian v. R., preußischer Finanzminister, wurde am 14. November 1778 in Ruppertsdorf bei Strehlen in Schlesien als Sohn eines schlichten Landmannes geboren. Den ersten Schulunterricht erhielt er durch Vermittelung des Ortspfarrers, welcher frühzeitig eine besondere Begabung in dem Knaben zu entdecken glaubte. Er erlangte bald große Fertigkeit im Rechnen und legte Interesse an finanziellen Fragen an den Tag. Im Dienste des Regimentsquartiermeisters Lansert begleitete er als Privatschreiber das Thiel’sche Regiment nach Warschau, wo er mit der Verwaltung der Kasse des Regiments betraut wurde. 1797 erhielt er Anstellung im Polizeidienst und dann die Stellung als Calculator beim Kriegs- und Domänenbureau des Grafen v. Lubinsky, Justizministers für das Herzogthum Warschau, dessen ganzes Vertrauen er erwarb. Nachdem Preußen im Tilsiter Frieden das Herzogthum abgetreten hatte, wandte sich R. nach Königsberg i. Pr., wo er sich durch eine Arbeit: „Ueber die Verwaltung des Cassenwesens bei den höheren Behörden“ derart bemerklich machte, daß er 1810 Anstellung als Rechnungsrath im Bureau des Freiherrn v. Hardenberg fand. 1815 war er Bevollmächtigter Preußens bei der Vertheilung der von Frankreich zu entrichtenden Kriegsentschädigungen. Auf Wunsch Wellington's, welcher hierbei seine Vorzüge schätzen lernte, wurde er dann auch zur Vertheilung der französischen Kriegsentschädigung an die übrigen verbündeten Mächte herangezogen. Von allen diesen wurden seine Leistungen durch Ertheilung von Orden anerkannt. Vor allem aber machte sich die Heimath Rother's Fähigkeiten in höherem Maße dienstbar, indem er neben seiner Stellung in der Staatskanzlei die eines Vorstandes der königlichen Bank und der Seehandlung erhielt. In letzterer Eigenschaft bewirkte er die ersten Versuche, inländischen Fabrikanten mittelst dieser Anstalt überseeische Absatzgebiete zu verschaffen. 1836 zum geheimen Staatsminister ernannt, leitete R. das gesammte preußische Finanzwesen bis 1848. Diese seine Verwaltung ist vor allem gekennzeichnet durch die Gründung der Staatsschulden-Tilgungsverwaltung und die Errichtung der|Creditanstalten zur Sicherstellung des Wohlstandes der schlesischen Rittergutsbesitzer. Er veranlaßte ferner die Erbauung vieler Kunststraßen und die Anlegung großer Fabriken in vielen Theilen des Staates, namentlich in Schlesien. Dahin gehören die Flachsspinnereien in Erdmannsdorf und Patschkey sowie eine Maschinenbauanstalt in Breslau. Auch gründete er einen Verein für Erziehung sittlich verwahrloster Kinder. Ein „Rotherstift“ zur Versorgung von 40 unversorgten Töchtern unbemittelt verstorbener treuer Staatsdiener wurde schon 1840 in Berlin gegründet. Außer der Erhebung in den Adelstand ehrte ihn der König durch Verleihung des Schwarzen Adlerordens zum 50jährigen Dienstjubiläum. Nach dem März 1848 zog sich R. auf sein Gut Rogau in Niederschlesien zurück, wo er am 7. November 1849 starb.

    • Literatur

      N. Nekrol. d. D., Jahrg. 1849, 2. Theil (Weimar 1851). Nr. 259.

  • Autor/in

    Wippermann.
  • Zitierweise

    Wippermann, Karl, "Rother, Christian von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 360-361 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603256.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA