Lebensdaten
um 1360 – 1434
Geburtsort
Creuzburg/Werra (Thüringen)
Sterbeort
Eisenach (Thüringen)
Beruf/Funktion
Thüringer Chronist ; Ratsschreiber
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118603191 | OGND | VIAF: 69722331
Namensvarianten
  • Rothe, Johannes
  • Jean, Rothe
  • Johann, Rothe
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Zitierweise

Rothe, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603191.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus angesehener Bürgerfam. in C., zu der u. a. Hermann, 1387 Ratsherr ebd., gehörte; – Schw Jutta, 1425 erw. als Zisterzienserin d. Klosters St. Katharinen in E.

  • Biographie

    Über R.s Schulbildung ist nichts bekannt. Sein umfangreiches literarisches Werk verrät aber neben theologischen auch gute juristische Kenntnisse. 1387 wird R. erstmals als Priester in Eisenach genannt, 1394/97 hatte er Vikarien am Marienstift und an St. Georg inne. Als Stiftsherr an St. Marien ist er erstmals 1418 bezeugt, doch dürfte R. spätestens 1414 in das Kapitel aufgenommen worden sein. Vor 1421 übernahm er das Amt des Schulmeisters an St. Marien. Während seiner Zeit als Vikar stand R. im Dienst der Stadt Eisenach. 1393 erstmals als Notar nachgewiesen, war er wohl bis 1407/12 als Ratsschreiber tätig. Im Prolog seiner „Weltchronik“ (1421 abgeschlossen) nennt er sich darüber hinaus Kaplan Annas v. Schwarzburg, Gemahlin Lgf. Friedrichs d. Friedfertigen (1407–40). Das schriftstellerische Werk in dt. Sprache spiegelt das vielfältige geistliche, didaktische und städtische Wirken R.s wider. Während seiner Zeit als Schreiber und Notar des Eisenacher Rates entstanden die „Ratsgedichte“, der „Fürstenratgeber“ und das „Eisenacher Rechtsbuch“. Waren die beiden ersten Werke der Unterweisung der städtischen Amtsträger gewidmet, so stellten die Rechtssammlungen eine juristische Handreichung für den Oberhof der thür. Landgrafschaft in Eisenach dar. Spirituellen Intentionen folgten zwei den Nonnen von St. Katharinen gewidmete Werke: das „Lob der Keuschheit“ (1380er Jahre) und der „Liber devotae animae“ („Die geistl. Brustspange“, nach 1415). Um 1415 entstand mit dem „Ritterspiegel“ ein weiteres moralisch-didaktisches Werk, eine Tugendlehre für den Adel. Von den theologisch-hagiographischen Spätwerken, der „Passion“ und dem „Elisabethleben“, fand nur letzteres weitere Verbreitung.|Größere, über Eisenach hinausreichende Bedeutung gewannen jedoch R.s historiographische Werke: die „Eisenacher Chronik“ (nach 1414), die dem lgfl. Amtmann auf der Wartburg, Bruno v. Teutleben, gewidmete „Thür. Landeschronik“ (um 1418) und die der Lgfn. Anna gewidmete „Thür. Weltchronik“ (1421). R. griff dabei auf die reiche lat. Chronistik aus Erfurt und Eisenach zurück und legte damit die Grundlagen für die dt.sprachige Landeschronistik in Thüringen im 15. Jh.

  • Werke

    Elisabethleben, in: J. B. Mencke, SS rer. Germ. et praecipue Saxonicarum II, 1728, Sp. 2033-2102;
    Chronicon Thuringicum, in: Ch. Schoettgen u. G. Ch. Kreysig, Diplomataria et SS Historiae Germ. Medii Aevi I, 1753, S. 85-106 („Eisenacher Chronik“);
    Düring. Chronik d. J. R., hg. v. R. v. Liliencron, 1859 („Thür. Weltchronik“);
    J. R.s Passion, hg. v. A. Heinrich, 1906;
    Lob d. Keuschheit, hg. v. Hans Neumann, 1934;
    Der Ritterspiegel, hg. v. dems., 1936;
    Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. P. Rondi, 1950;
    Ratsgedichte, hg. v. H. Wolf, 1971;
    in Vorbereitung: Ed. d. „Thüring. Landeschronik“ v. S. Weigelt, in: „Dt. Texte d. MA“, Ed. v. „Die geistl. Brustspange“ v. J. Haustein, beide Jena.

  • Literatur

    ADB 29;
    V. Honemann,0 J. R. u. seine „Thür. Weltchronik“, in: Gesch.schreibung u. Gesch.bewußtsein im späten MA, hg. v. H. Patze, 1987, S, 497-522;
    ders., Die Stadt bei J. R. u. Hermann Bote, in: Hermann Bote, hg. v. H. Blume u. E. Rohse, 1991, S. 24-42;
    ders., J. R. in Eisenach. in: Autorentypen, hg. v. W Haug u. B. Wachinger, 1991, S. 69-88;
    J.-M. Moeglin, Sentiment d'identité régionale et historiographie en Thuringe à la iin du Moyen âge, in: Identité nat. et conscience regionale en France et en Allemagne du Moyen âge à l'époqut) moderne, hg. v. dems. u. R. Babel, 1996, S. 325-63, hier S. 354-58;
    M. Werner, „Ich bin ein Durenc“, in: Identität u. Gesch., hg. v. dems., 1997, S. 79-104, hier S. 95-100;
    S. Weigelt, Studien z. „Thür. Landeschronik“ d. J. R. u. ihrer Überlfg., Habil.schr. Jena 1999;
    dies., Die städt. Eisenacher Kanzlei um 1400 u. d. autographen Urkk. d. J. R., in: Septuaginta quinque, FS f. H. Mettke, hg. v. J. Haustein, E. Meineke u. N. R. Wolf, 2000, S. 409-28;
    LThK²;
    Vf.-Lex. d. MA;
    HRG;
    Vf.-Lex. d. MA²;
    Lex. MA;
    LThK³.

  • Autor/in

    Stefan Tebruck
  • Zitierweise

    Tebruck, Stefan, "Rothe, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 118-119 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603191.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rothe: Johannes R., Geschichtschreiber und Dichter. Geboren ungefähr um das Jahr 1360 zu Kreuzburg an der Werra in Thüringen, bestimmte er sich für den geistlichen Stand. Wo er seine höhere und gelehrte Ausbildung erworben, ist uns leider nicht überliefert, doch geht aus seinen verschiedenen Schriften deutlich hervor, daß dieselbe der besten Art gewesen ist. Im Jahre 1387 tritt er zum ersten Male urkundlich als Priester in dem Marienstifte zu Eisenach auf und in dieser Stadt hat er dann sein ganzes, langes Leben zugebracht. Etwa ein Jahrzehnt hindurch hat er der Stadt Eisenach als Stadtschreiber gedient und dank dieser Stellung sich veranlaßt gesehen eine Bearbeitung und Sammlung der Rechtsbücher dieser Stadt zu veranstalten, ein Unternehmen, zu welchem er die erforderlichen Kenntnisse und den nöthigen politischen Sinn in hohem Grade mitbrachte. Eben dieser seiner Stellung verdankt ohne Zweifel das Spruch- und Lehrgedicht „des rathis czucht“ seinen Ursprung. Weiterhin, und vermuthlich noch vor dem Ablauf des 14. Jahrhunderts wurde er bischöflicher Caplan, tritt jedoch, bereits im J. 1394 als Vicar in dem Collegienstifte der Frauenkirche auf und verbleibt in dieser Stellung bis zum J. 1412, wo er in die Kreise der Canoniker aufrückte und so 1422 die Dignität des Schulmeisters (scolasticus) des Capitels übertragen erhielt, eine Würde, die seiner umfassenden Bildung so ganz entsprach. Am 5. Mai 1434 ist er gestorben und hat ohne Zweifel ein hohes Alter, zwischen 70 und 80 Jahren erreicht. R. ist seit seiner Anstellung am Marienstifte fortgesetzt litterarisch beschäftigt gewesen. Obwol man die Reihenfolge seiner Schriften chronologisch nicht mit voller Sicherheit feststellen kann, ist es doch mehr als wahrscheinlich, daß einige dichterische Versuche dem großen Geschichtswerke vorausgegangen sind. So wird die Entstehung des didaktischen Gedichts „der Ritterspiegel“ in die Jahre 1400—1402 versetzt. Ob das „Leben der h. Elisabeth“ vor der Chronik entstanden, bleibt allerdings zweifelhaft, da die einen sich für diese Ansicht aussprechen, andere dagegen die Entstehung desselben lieber dem letzten Lebensjahre des Verf. vindiciren wollen. Zu welcher Zeit die „passio Jesu Christi“ abgefaßt worden, kann nicht genau nachgewiesen werden, jedoch spricht die Wahrscheinlichkeit mehr für die früheren als späteren Jahre, Spuren noch anderer Gedichte Rothe's, wie z. B. eines Gedichtes „von der Keuschheit“ können an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Das verdienstreichste Werk Rothe's, die „Düringische Chronik“, gehört seinem Ursprunge nach den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts an. Nach Rothe's eigener Versicherung hat er sie gleich nach Ostern 1421 vollendet, so daß es nahe liegt, was die Handschrift an Zusätzen die über diesen Zeitpunkt hinausreichen, bietet, einer anderen Hand zuzuschreiben. Die Chronik ist der Land- und Markgräfin Anna, der Gemahlin des Mark- und Landgrafen Friedrich des Friedfertigen, einer Tochter des Grafen Günther von Schwarzburg, gewidmet. R. stand zu dieser Fürstin, deren Caplan er sich auch nannte, offenbar in einem Vertrauensverhältnisse. Nach neuesten Untersuchungen hat R. von diesem seinem Werke zwei Ausgaben gefertigt, deren ältere ungefähr zehn Jahre vor der jüngeren verfaßt wurde und sich mehrfach von dieser unterscheidet und so auffallend mit der Historia ("Pistoriana") de landgraviis Thuringiae übereinstimmt, daß man sich versucht gefühlt hat, R. auch die Urheberschaft dieses Werkes zuzuschreiben, doch ist dasselbe auch in der späteren Bearbeitung vielfach benutzt. Im übrigen ist es die im J. 1421 vollendete Ausgabe, die R. seine Stellung in der Geschichte der deutschen und thüringischen Historiographie anweist. Die Bedeutung|der Chronik, die sich auf universalgeschichtlicher Grundlage aufbaut und erst allmählich, aber niemals ausschließlich das landesgeschichtliche Gepräge annimmt, liegt zum wenigsten in der Forschung, als vielmehr in der äußerst anmuthigen und künstlerischen Art der Darstellung und Erzählung wie in der fesselnden Handhabung der Sprache. In höchst gewinnender Weise tritt uns die Verbindung des rein geschichtlichen und des sagenhaften Elementes entgegen. Eine edle Denkungsweise und zugleich ein gesundes Urtheil beleben überdieß das Gemälde. Leider faßt sich R. über die Geschichte seiner eigenen Zeit sehr kurz und er hätte uns bei seiner Stellung zum landgräflichen Hofe gewiß manches Wichtige oder Lehrreiche mittheilen können. Immerhin, der Vorzüge der Chronik sind so viele, daß sie die Volksthümlichkeit, die ihr zu Theil geworden, vollkommen erkären.

    • Literatur

      Ueber Rothe's Lebensverhältnisse hat er uns selbst in den die verschiedenen Capitel seiner Chronik umspinnenden Akrosticha authentische Andeutungen gegeben, die Feodor Bech in höchst scharfsinniger Weise in einem Aufsatze in Pfeiffer's Germania (Jahrgang 1861 I, 45 ff.) festgestellt hat. Außerdem zu vgl. Funkhänel, Lebensgeschichtliches zu Joh. Rothe. Michelsen und Aue in der Zeitschrift für Thüring. Gesch. I, III, IV, R. Bechstein, ib. IX. — v. Liliencron in der Vorrede zu seiner Ausgabe der Chronik. —
      Feodor Bech: Pfeiffer's Germania V, VI, VII. IX (Jahrgänge 1860, 1861, 1862. 1864) und Witschet in Jahrgang 1872. —
      Koberstein, Gesch. der d. N. Lit. 5. Aufl., I. —
      Endlich Lorenz, deutsche Geschichtsquellen, 3. Aufl. II. 103 ff. „Der Ritterspiegel“ Rothe's ist herausgegeben von K. Bartsch in den Publicationen des litter. Ver. in Stuttgart (1860). —
      „Das Leben der h. Elisabeth“ in Menken's Script. R. Sax. und „des rathis czucht“ unter dem Titel „Von der stete ampten und von der fursten ratgeben“ von Vilmar (Marburg 1835). — Die Schrift: „Johann Rothe's Chronik von Thüringen. Bearbeitet von Dr. E. Fritsche“ (Eisenach, ohne Jahresangabe, aber neuesten Datums) ist eine Modernisirung des Originals und genügt es, sie an dieser Stelle erwähnt zu haben.

  • Autor/in

    Wegele.
  • Zitierweise

    Wegele, Franz Xaver von, "Rothe, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 350-351 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603191.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA