Lebensdaten
1825 – 1907
Geburtsort
Mannheim
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
badischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118602136 | OGND | VIAF: 20473142
Namensvarianten
  • Roggenbach, Franz Freiherr von
  • Roggenbach, Franz von
  • Roggenbach, Franz v.

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Roggenbach, Franz Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118602136.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Schwarzwälder Adelsfam. mit gleichnamiger Stammburg b. Bonndorf, d. mit Werner ( 1187) in d. Breisgau kam, seit 1773 Freiherren;
    V Heinrich (1787–1870), bad. Gen.major (s. Bad. Biogrr. II), S d. Joseph ( 1832), bad. GR u. Obersthofmeister, u. d. Caroline Gfn. v. Kageneck ( 1854);
    M Melanie Gfn. v. Waldersdorff (1795–1868);
    („Gewissensehe“) 1864 Marie Prn. v. Nassau (1814–1902), verw. Fürstin zu Wied; Verwandte Konstantin (* 1794), bad. Gen.major, Garnisonskdt. v. Karlsruhe, Franz Xaver (1798–1854), seit 1849 bad. Kriegsmin. (s. ADB 29).

  • Biographie

    Während des Jurastudiums 1843-48 (hauptsächl. in Heidelberg) prägten akademische Lehrer wie Friedrich Christoph Schlosser, Georg Gottfried Gervinus, Ludwig Häusser und Robert v. Mohl die politische Vorstellungswelt R.s. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Sekretär im Reichsministerium des Auswärligen in Frankfurt/M. (1848/49) konnte er durch Reisen und längere Aufenthalte in Berlin, im Dienste der bad. Gesandtschaft (1849–51), in Bonn, wo er die Professoren Ernst Moritz Arndt und Friedrich Christoph Dahlmann kennenlernte, sowie durch längere Bildungsreisen nach Frankreich und England Kontakte zu Adel, Diplomatie und politischer Elite knüpfen. Seine Einflußnahme auf den mit ihm befreundeten Ghzg. Friedrich I. von Baden, die die Ablehnung der „Konvention“ von 1859, des Konkordats mit dem Hl. Stuhl, sowie die einseitige Regelung des Verhältnisses von Staat und Kirche auf dem Wege der Gesetzgebung bewirkte, führte mit der Bildung der neuen Regierung Stabel-Lamey vor allen anderen dt. Bundesstaaten in Baden zur Etablierung des Systems einer parlamentarischen Monarchie – mit den Liberalen als „regierender Partei“.

    Als Präsident des Ministeriums des ghzgl. Hauses und der Auswärtigen Angelegenheiten (1861–65) sowie als Handelsminister (1863/64) hatte R. maßgeblichen Anteil an den politischen und wirtschaftlichen Reformen der „Neuen Ära“ (Schaffung e. Verw.gerichtsbarkeit, Gewerbefreiheit, Judenemanzipation, Errichtung d. Oberschulrats als staatl. Aufsichtsinstanz über d. gesamte Schulwesen). In der Dt. Frage plädierte er in einem gemeinsam mit Ghzg. Friedrich I. konzipierten „Bundesreformplan“ für eine Vereinbarung zwischen Preußen und den Mittel- und Kleinstaaten v. a. Süddeutschlands zur Bildung kleindt.-liberaler „Vereinigter Staaten von Deutschland“ unter Ausschluß der Donaumonarchie bei allerdings völkerrechtlicher Garantie ihres – auch außerdt. – Länderbesitzes. Widerstände unter Badens großdt. gestimmten Katholiken und Liberalen, die politische Zurückhaltung Kg. Wilhelms I. von Preußen und die antiliberale Politik des neuen preuß. Ministerpräsidenten Bismarck ließen R.s Projekt scheitern, so daß dieser 1865 sein Ministeramt aufgab. Parlamentarische Mandate – in der bad. Kammer, im Zollparlament und im Dt. Reichstag, hier in der Fraktion der von ihm mitgegründeten Liberalen Reichspartei – nahm er nur kurzzeitig und ohne größeres Engagement wahr.

    Entgegen allen Hoffnungen wurde R. nicht mehr in ein Regierungsamt berufen. Lediglich als Kurator der „Reichsuniversität“ Straßburg vermochte er nochmals in einer gestaltenden Funktion zu wirken. Ansonsten beschränkte sich die weitere Karriere des „Staatsmanns ohne Staat“ (W. Andreas) weitgehend auf die Rolle eines Politikberaters, die er über Jahrzehnte mit zahlreichen Denkschriften, u. a. für den bad. Großherzog, den Chef der ksl. Admiralität Albrecht v. Stosch, die Ksn. Augusta sowie das Kronprinzenpaar Friedrich und Victoria fortführte. Hauptsächlich wandte sich R. gegen die Politik Bismarcks, der bei seinem erbitterten Gegner im Zuge strafrechtlicher Ermittlungen wegen der Veröffentlichung von Auszügen aus dem geheimen Kriegstagebuch Ks. Friedrichs III. eine Hausdurchsuchung veranlaßte. Mangelndes Verständnis für die organisatorischen und machtpolitischen Erfordernisse trug wesentlich zu R.s weitgehender Erfolglosigkeit in der Reichspolitik bei.

  • Quellen

    Qu Gen.landesarchiv Karlsruhe (Personalakten u. Briefe); Gaylingsches Fam.archiv Freiburg-Ebnet (Teilnachlaß). – H. Oncken (Bearb.), Ghzg. Friedrich I. v. Baden u. d. dt. Pol. 1854-1871, Briefwechsel, Denkschrr., Tagebücher, 2 Bde., 1927; J. Heyderhoff (Hg.), F. v. R. u. Julius Jolly, Pol. Briefwechsel 1848-1882, in: ZGORh 86, 1934, S. 75-116, 87, 1935, S. 189-244; ders. (Hg.), Im Ring d. Gegner Bismarcks, Denkschrr. u. pol. Briefwechsel F. v. R.s mit Ksn. Augusta u. Albrecht v. Stosch 1865-1896, 1943; W. P. Fuchs (Hg.), Ghzg. Friedrich I. v. Baden u. d. Reichspol. 1871-1907, I-IV, 1968/80.

  • Literatur

    K. Samwer, Zur Erinnerung an F. v. R., 1909;
    W. Andreas, Kämpfe um Volk u. Reich, Aufss. u. Reden z. dt. Gesch. d. 19. u. 20. Jh., 1934, S. 125-49, 278 f.;
    F. Schnabel, F. Frhr. v. R., Der Schöpfer d. Univ. Straßburg, in: Mein Heimatland 22, 1935, S. 162-64 (P);
    L. Gall, Der Liberalismus als regierende Partei, Das Ghzgt. Baden zw. Restauration u. Reichsgründung, 1968;
    J. Becker, Lib. Staat u. Kirche in d. Ära v. Reichsgründung u. Kulturkampf, Gesch. u. Strukturen ihres Verhältnisses in Baden 1860-1876, 1973;
    B. Ottnad, Pol. Gesch. v. 1850 bis 1918, in: J. Becker u. a. (Hg.), Bad. Gesch., Vom Ghzgt. bis z. Gegenwart, 1979, S. 65-85;
    W. P. Fuchs, Nachdenken über Gesch., Vorträge u. Aufss., 1980, S. 272-90;
    H. Einhaus, F. v. R., Ein bad. Staatsmann zw. dt. Whigs u. lib. Kamarilla, 1991;
    K. Schubring. Eine „Verschwörung“ u. ihre Aufdeckung. Die Geffcken-Affäre u. F. v. R., in: Stadt Schopfheim (Hg.), Jb. 1992, S. 71-81 (P);
    H. Feuske, Baden 1860-1918. in: H. Schwarzmaier (Hg.), Hdb. d. baden-württ. Gesch. III, 1992, S. 133-233;
    L. Müller. Ein Gegenspieler Bismarcks aus Baden, F. v. R. wollte üb. Reichsgründung unter lib. Vorzeichen, in: Btrr. z. Landeskunde v. Baden-Württ. 4, 2000, S. 14-19 (P);
    NDBA 32.

  • Autor/in

    Hans-Georg Merz
  • Zitierweise

    Merz, Hans-Georg, "Roggenbach, Franz Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 756-757 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118602136.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA