Lebensdaten
1885 – um 1939
Geburtsort
Lemberg (Galizien)
Sterbeort
UdSSR
Beruf/Funktion
Publizist
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118597639 | OGND | VIAF: 89393034
Namensvarianten
  • Parabellum (Pseudonym)
  • Sobelsohn, Karl
  • Struthahn, Arnold (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Radek, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597639.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard Sobelsohn ( 1890, jüd.?), Postbeamter;
    M Sophie Sobelsohn, Lehrerin; ledig.

  • Biographie

    Als Gymnasiast schloß sich R. den poln. Sozialisten an und trat 1904 der Sozialdemokratischen Partei des Kgr. Polen und Litauen (SDKPiL) bei. 1905/06, während der revolutionären Unruhen in Russ.-Polen, arbeitete er in Warschau mit der Parteiführung um Rosa Luxemburg und Leo Jogiches zusammen. 1908 begab sich R. nach Deutschland, wo er zum radikalen linken Flügel der dt. Sozialdemokratie zählte. Er schrieb für den „Vorwärts“, die „Leipziger Volkszeitung“, die „Bremer Bürgerzeitung“ und zahlreiche kleinere marxistische Blätter. Mit seinen Beiträgen für die „Neue Zeit“ und seiner Untersuchung „Der dt. Imperialismus und die Arbeiterfrage“ fand er als Kenner der internationalen Politik große Beachtung. Aufgrund innerparteilicher Auseinandersetzungen und persönlicher Zwistigkeiten wurde R. 1912 aus der SDKPiL und ein Jahr später auch aus der SPD ausgeschlossen. Nach Beginn des 1. Weltkrieges emigrierte R. in die Schweiz, wo er in Bern mit Wladimir I. Lenin zusammentraf und an den Konferenzen von Zimmerwald und Kienthal teilnahm. Nach der Februarrevolution in Rußland begleitete er Lenin auf dessen Heimreise über Deutschland und Schweden bis nach Stockholm und übernahm dort die Leitung des bolschewistischen Auslandsbüros. Unmittelbar nach der Oktoberrevolution begab sich auch R. nach Rußland. Er war zunächst im Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten tätig und 1917/18 Mitglied der russ. Delegation bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk. Nach Ausbruch der Novemberrevolution in Deutschland reiste R. Ende 1918 illegal nach Berlin und wirkte am Aufbau der KPD mit. Nach den Januaraufständen wurde er in militärische Schutzhaft genommen. Bis zu seiner Ausweisung im Januar 1920 stand er in Verbindung mit dt. Politikern, Militärs und Unternehmern, die über ihn erste Kontakte mit dem neuen Regime in Rußland herzustellen suchten. Nach seiner Rückkehr waren R.s intime Kenntnis der dt. Verhältnisse und seine engen Kontakte zu führenden Persönlichkeiten der Weimarer Republik von großer Bedeutung für die Sowjet.-dt. Beziehungen; beim Zustandekommen des Vertrags von Rapallo 1922 spielte R. eine Schlüsselrolle.

    Seit März 1920 Mitglied des Exekutivkomitees der Komintern, nahm er Einfluß auf Strategie und Taktik der dt. Kommunisten. 1923 wurde er von der Komintern nach Deutschland entsandt, um einen kommunistischen Aufstand vorzubereiten. Das Scheitern des „dt. Oktobers“ wurde in Moskau R. angelastet und er selbst 1924 aus dem Exekutivkomitee der Komintern ausgestoßen. Dabei handelte es sich um ein von Jossif W. Stalin initiiertes taktisches Manöver, das die innerparteiliche Opposition um Lew Trotzkij, zu der auch R. zählte, diskreditieren sollte. Gemeinsam mit anderen Vertretern der „Linken Opposition“ wurde R. 1927 aus der Partei ausgestoßen. Nach seiner Unterwerfung unter die Linie Stalins wurde er 1929 zunächst rehabilitiert, 1936 aber dann im Rahmen der stalinistischen „Säuberungen“ verhaftet und 1937, im Schauprozeß gegen das „Antisowjetisch-trotzkistische Zentrum“, zu 10 Jahren Haft verurteilt. R. starb unter ungeklärten Umständen, wahrscheinlich 1939, in einem sowjet. Arbeitslager.

  • Werke

    Der dt. Imperialismus u. d. Arbeiterklasse, 1912, Nachdr. 1997;
    Meine Abrechnung, 1913;
    In d. Reihen d. dt. Rev. 1909-1919, Ges. Aufss. u. Abhh., 1921;
    Die auswärtige Pol. Sowjet-Rußlands, 1921;
    Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches, 1921;
    Der Weg d. Kommunist. Internationale, 1921.

  • Literatur

    L. H. Legters, K. R. als Sprachrohr d. Bolschewismus, in: Forsch, z. osteurop. Gesch. VII, 1959, S. 196-322;
    O.-E. Schüddekopf, K. R. in Berlin, Ein Kap. dt.-russ. Beziehungen im J. 1919, in: Archiv f. Sozialgesch. 11, 1962, S. 87-166;
    W. Lerner, K. R., The Last Internationalist, 1970;
    M.-L. Goldbach, K. R. u. d. dt.-sowjet. Beziehungen 1918-1923, 1973;
    D. Möller, Revolutionär, Intrigant, Diplomat, K. R. in Dtld., 1976;
    J. Tuck, Engine of Mischief, An Analytical Biogr. of K. R., 1988;
    A. Vatlin, „Die Krise unserer Partei bedroht d. Weltrev.“, K. R. zw. sowjet. Politbüro u. dt. Rev., in: 80 J. Oktoberrev., 1997, S. 135-62;
    O. Luban, K. R. im Jan.aufstand in Berlin, Drei Dok., in: Internat. Wiss. Korr. z. Gesch. d. dt. Arbeiterbewegung 3, 2000, S. 377-96;
    Enc. Jud. 1971;
    B. Lazitch u. M. M. Drachkovitch, Biogr. Dict. of the Comintern, ²1986. –
    St. Heym, R., 1995 (Roman; vgl. hierzu:
    H. A. Winkler, in: SZ v. 26.4.1995).

  • Autor/in

    Hildegard Kochanek
  • Zitierweise

    Kochanek, Hildegard, "Radek, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 89 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118597639.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA