Lebensdaten
1873 – 1956
Geburtsort
Wiedikon bei Zürich
Sterbeort
Zürich-Witikon
Beruf/Funktion
Pastoralpsychologe ; evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118593617 | OGND | VIAF: 2512728
Namensvarianten
  • Pfister, Oskar
  • Pfister, O.
  • Pfister, Oscar
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Pfister, Oskar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593617.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes ( 1876), Pfarrer in Witikon;
    M Luise Pfenninger ( 1918);
    1) 1898 Erika Wunderli ( 1929), 2) 1930 Martha Zuppinger-Urner ( 1989);
    1 S aus 1) Oskar Robert (1899–1985), Psychiater.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Wiedikon und Königsfeld (Schwarzwald) studierte P Theologie in Basel und Zürich, nach dem Examen 1895 Philosophie in Zürich und Berlin. 1897 wurde er in Zürich mit einer religionsphilosophischen Arbeit über den Zürcher Theologen Alois Emanuel Biedermann (1819–85) zum Dr. phil. promoviert. Nach fünf Jahren als Pfarrer in Wald bei Zürich arbeitete P. von 1902 bis zur Pensionierung 1939 als Pfarrer in der Gemeinde Predigern in der Zürcher Altstadt. Daneben beschäftigte er sich von Anfang an weiter mit philosophischen, pädagogischen und psychologischen Fragen (Die Willensfreiheit, 1904). Wegen der immer stärker empfundenen Defizite sowohl in der theologischen Rezeption der modernen Wissenschaften als auch in der praktischen seelsorgerlichen Arbeit stellte er schon früh die „Unterlassungssünden der Theologie gegenüber der modernen Psychologie“ heraus (Prot. Mhh. 7, 1903, S. 125-40). 1908 stieß er, vermittelt durch C. G. Jung und Ludwig Binswanger, auf die Psychoanalyse, 1909 begann seine lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit mit Sigmund Freud (vgl. bes. Briefe 1909-1939, 1963, ²1980). Sie gipfelte in den 20er Jahren in der spiegelbildlichen Auseinandersetzung über die „Zukunft einer Illusion“ (Freud 1927) und die „Illusion einer Zukunft“ (P. 1928). Hier sah P. die Chance, daß die psychoanalytische Kritik die Religion zu reifer, erwachsener Frömmigkeit läutere. Die Ereignisse der Jahre 1908/09 bestimmten P.s weiteres Leben. Er suchte die Psychoanalyse in seine Arbeit als Seelsorger, Religionspädagoge und (liberaler) Theologe zu integrieren. In rascher Folge veröffentlichte er Fallgeschichten, religionspsychologische Untersuchungen und Hinführungen zur Psychoanalyse, vor allem für Theologen, Pädagogen und Psychologen, u. a. „Die Frömmigkeit des Grafen Ludwig v. Zinzendorf“ (1910, ²1925) und „Die psychoanalytische Methode“ (1913, ³1924). P. entwickelte und praktizierte eine Form analytisch-seelsorglicher Gesprächsführung, die sich sowohl von der klassischen Psychoanalyse als auch von der traditionellen Seelsorge unterschied (Analytische Seelsorge, 1927). In seinen Gesprächsreihen, mehrheitlich mit jüngeren „Pastoranden“, finden sich Elemente der heute so genannten Kurzpsychotherapie und Fokalberatung ebenso wie die konstruktive Einbeziehung der religiösen Symbolik und eines „gestalteten“ Narzißmus. Dies geschieht auf der Grundlage seines Lebensmottos: des Kampfes der (christozentrisch verstandenen) Liebe gegen die Angst (1. Joh. 4, 16 u. 18), analytisch gewendet gegen die Angst- und Zwangsneurose und entsprechend gegen angsterregende theologische Konzepte in der gesamten Christentumsgeschichte (Strafangst, Gewissensangst). 1944 erschien dazu sein opus magnum „Das Christentum und die Angst“ (²1975).

    Vor allem in den 20er und beginnenden 30er Jahren war P. in seiner Aufklärungs- und Werbungsarbeit für die Integration der Psychoanalyse in die Seelsorge und Pädagogik (Die Psychoanalyse im Dienste d. Erziehung, 1929) weit über die Grenzen der Schweiz hinaus erfolgreich, wobei seine persönliche und pastoral-seelsorgerliche Ausstrahlung wohl stärker war als die Wirkung seiner Schriften. Sein berühmtester Schüler war der Schweizer Pädagoge und Jugendpsychoanalytiker Hans Zulliger (1893–1965). Faschismus und 2. Weltkrieg brachen die Wirkungsgeschichte ab. P. ist der Begründer der europ. Pastoralpsychologie, die sich seit ihrem Aufschwung Ende der 60er Jahre wieder auf ihn bezieht.|

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Genf 1934).

  • Werke

    Weitere W Die Psychoanalyse als wiss. Prinzip u. seelsorgerl. Methode, in: Ev. Freiheit 10, 1910 (wieder in: Psychotherapie u. Seelsorge, hg. v. V. Läpple u. J. Scharfenberg, 1977);
    Die Rel.psychol. am Scheidewege, in: lmago 8, 1922;
    Die Illusion e. Zukunft, Eine freundschaftl. Auseinandersetzung mit Prof. Dr. Sigmund Freud, ebd. 14, 1928 (wieder in: Psychoanalyse u. Rel., hg. v. E. Nase u. J. Scharfenberg, 1977);
    Neutestamentl. Seelsorge u. psychoanalyt. Therapie, ebd. 20, 1934;
    Die Aufgabe d. Wiss. v. christl. Glauben in d. Gegenwart, 1923;
    Die Liebe d. Kindes u. ihre Fehlentwicklungen, 1922;
    Die Liebe vor d. Ehe u. ihre Fehlentwicklungen, 1925;
    ²1926;
    Die Legende Sundar Singhs, Eine auf Enthüllungen prot. Augenzeugen in Indien gegr. rel.psycholog. Unters., 1926;
    Die Päd. d. Gegenwart in Selbstdarst., hg. v. E. Hahn, II, 1927 (Autobiogr.);
    Psychoanalyse u. Seelsorge, in: Ethik 5, 1928/29 (wieder in: Psychotherapie u. Seelsorge, 1977, s. o.).

  • Literatur

    H. Zulliger, in: Psychoanalytic Pioneers, 1966, S. 169-79;
    Wege z. Menschen 25, 1973, H. 11/12 (versch. Btrr. zu O. P);
    Th. Bonhoeffer, Vorwort z. 2. Aufl. v. Das Christentum u. d. Angst, 1975;
    J. Scharfenberg, Einf. in d. Pastoralpsychol., 1985, S. 40-43;
    E. Nase, O. P.s analyt. Seelsorge, Theorie u. Praxis d. ersten Pastoralpsychologen, dargest. an 2 Fallstudien, 1993 (W-Verz., P);
    ders., The Psychology of Rel. at the Crossroads, O. P.s Challenge to Psychology of Rel. in the Twenties, in: Aspects and Contexts, Studies in the Hist. of Psychology of Rel., hg. v. I. A., Belzen, 1999;
    R. Schmidt-Rost, in: Gesch. d. Seelsorge in Einzelporträts, III, 1996, S. 185-200;
    C. Möller (Hg.), Gesch. d. Seelsorge in Einzelporträts, III, 1996, S. 185-200 (P);
    M. Jochheim, Seelsorge u. Psychotherapie, Hist.-systemat. Stud. z Lehre d. Seelsorge b. O. P., E. Thurneysen u. W. Uhsadel, 1998;
    RGG²;
    BBKL.

  • Autor/in

    Eckart Nase
  • Zitierweise

    Nase, Eckart, "Pfister, Oskar" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 337-338 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593617.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA