Lebensdaten
1889 – 1963
Geburtsort
Oberkrüchten (Rheinland)
Sterbeort
Locarno-Muralto (Kanton Tessin)
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Publizist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118590723 | OGND | VIAF: 7404511
Namensvarianten
  • Otten, Karl
  • Rhenanus
  • Otten, Carl

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Zitierweise

Otten, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118590723.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Wilhelm, Zollbeamter aus Kleve;
    M Sibylla Katharina Becker, aus Benrath;
    1) 1916 Marie Rosalie Friedmann ( 1925), Kunstgewerblerin aus Wien, 2) 1939 Ellen Kroner (s. W), Übersetzerin;
    1 S aus 1).

  • Biographie

    O., dessen Vorfahren Handwerker und Bauern gewesen waren, wuchs in Köln und Bochum auf und besuchte seit 1907 das Aachener Kaiser-Wilhelms-Gymnasium. Dort traf er auf einen Kreis literarisch interessierter Mitschüler, zu dem Walter Hasenclever (1890–1940) und Ludwig Strauß (1892–1953) gehörten, und lernte den kath. Sozialreformer Carl Sonnenschein (1876–1929) kennen, dessen Ideen ihn beeindruckten. 1910 nahm O. ein Studium der Sozialwissenschaften und Kunstgeschichte in München auf, wo er|sich der anarchistischen „Gruppe Tat“ und dem „Sozialistischen Bund“ um Erich Mühsam anschloß. 1913 setzte er sein Studium in Bonn fort. Dort wegen Schmuggels relegiert, wechselte er 1914 an die Univ. Straßburg. Während des Krieges war O. aufgrund seiner pazifistischen Haltung zweimal für längere Zeit inhaftiert. Er übersiedelte 1918 nach Wien, seit 1922 lebte er in Berlin und schrieb für literarisch-politische Zeitschriften und für das Feuilleton verschiedener Zeitungen. 1924-26 gehörte er der Berliner Redaktion der „Frankfurter Zeitung“ an. Als kritischer Beobachter seiner Zeit vertrat O. eine pazifistische, nie parteigebundene, linksorientierte Weltanschauung. Eher politischer Moralist als Marxist, warnte er früh vor dem Nationalsozialismus; 1933 mußte er Deutschland verlassen. Nach Stationen in Paris und auf Mallorca lebte er seit 1936 in London, wo er für die BBC journalistisch tätig war und der Gruppe Unabhängiger Deutscher Autoren angehörte, deren Vorsitzender Kurt Hiller (1885–1972) war. Nach seiner völligen Erblindung 1944 konnte O. mit Hilfe seiner zweiten Frau seine schriftstellerische und publizistische Arbeit fortsetzen. 1958 übersiedelte er nach Locarno.

    Bereits vor dem 1. Weltkrieg trat O. als sozial engagierter expressionistischer Lyriker und Erzähler hervor. Seit 1914 war er Mitarbeiter der Zeitschrift „Die Aktion“ und gab selbst literarische Zeitschriften heraus. Sein in der Reihe „Der jüngste Tag“ erschienener Erzählband „Der Sprung aus dem Fenster“ (1918) weist O. als wichtigen Vertreter expressionistischer Prosa aus. In den 20er und 30er Jahren schrieb er neben dokumentarischen Arbeiten und Biographien mehrere Zeitromane, mit „Torquemadas Schatten“ (1938, ³1982) ein auch literarisch bedeutendes zeitgeschichtliches Zeugnis über den span. Bürgerkrieg. Eine soziologische Untersuchung über den NS-Staat erschien 1942 in engl. Übersetzung (A Combine of Aggression: Masses, Elite and Dictatorship in Germany; dt.: Geplante Illusionen, 1989). Nach 1945 widmete sich O. vornehmlich der Aufgabe, in Vorträgen und mit Editionen, Essays und Anthologien (u. a.: Ahnung und Aufbruch, Expressionistische Prosa, 1957, ²1977), auf die Literatur des Expressionismus und auf ermordete jüd. Schriftsteller aufmerksam zu machen.|

  • Auszeichnungen

    Leo-Baeck-Preis (1961), Mitgl. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung in Darmstadt (1962).

  • Werke

    Weitere W Die Reise durch Albanien, Reiseerz., 1912, hg. v. Ellen Otten u. M. Ruch, 1989;
    Die Aktion, O.-Sonderheft, 1917;
    Die Thronerhebung d. Herzens, Gedichte, 1918;
    Prüfung zur Reife, Roman, 1928;
    Herbstgesang, Gedichte, 1961;
    Wurzeln, Roman, 1963;
    Das tägl. Gesicht d. Zeit, Feuilletons, hg. v. G. Ackermann u. W. Jung, 1989. – Hg.: Albert Ehrenstein, Gedichte u. Prosa, 1961. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Dt. Lit.archiv, Marbach.

  • Literatur

    K. Edschmid. in: Jb. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, 1963, S. 159-62;
    E. Kolinsky, Engagierter Expressionismus, Pol. u. Lit. zw. Weltkrieg u. Weimarer Rep., 1970;
    D. Breuer, Pragmat. Textverstehen am Beispiel d. Erz. „Die Siebenschläfer“ v. K. O., in: LiLi, Beih. 6: Erzählforsch. 2, 1977, S. 161-90;
    B. Zeller u. Ellen Otten (Hg.), K. O. – Werk u. Leben, Texte, Berr., Bibliogr., 1982 (W-Verz., P);
    G. Ackermann, K. O. u. d. „Montag Morgen“, Fundstücke z. O.-Bibliogr., in: Juni 4, 1987, S. 34-39;
    W. Jung, ebd., S. 19-30;
    ders., in: Rhein. Merkur v. 28.7.1989;
    H. Ruch, K. O. u. d. Wiederbelebung d. lit. Expressionismus, in: Jb. d. Dt. Schillerges. 33, 1989, S. 75-114;
    J. M. Ritchie, K. O., From Expressionism to Exile, in: Between two languages, German-speaking exiles in Great Britain, 1995, S. 189-214;
    BHdE II;
    Kosch, Lit.-Lex³;
    Killy.

  • Porträts

    Zwei Skizzen v. A. Macke, 1913 (Münster, Westfäl. Landesmus.);
    Zwei Zeichnungen v. E. Schiele, 1914 (Graz, Slg. Fogarassy, Wien, Hist. Mus.).

  • Autor/in

    Thomas Diecks
  • Zitierweise

    Diecks, Thomas, "Otten, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 652-653 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118590723.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA