Lebensdaten
1901 – 1977
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11858877X | OGND | VIAF: 54211214
Namensvarianten
  • Nossack, Hans Erich
  • Nosack, Chans Erich
  • Nosak, Hans Erih
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Zitierweise

Nossack, Hans Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11858877X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eugen (1861–1947), Kaufm. in H., Bes. e. Import-Export-Handelsfirma;
    M Ella Marie (1876–1953), T d. Johannes Berthold Christian Kröhnke (1832–1915), Konsul in H.;
    1925 Dorothea Gabriele (1896–1987), T d. Rudolf Ferdinand Knierer, am Dt. Schausp.haus in H. beschäftigt, u. d. N. N. aus Uelzen.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Johanneums in Hamburg begann N. 1919 mit dem Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie in Jena, das er jedoch nach fünf Semestern abbrach. Nach Tätigkeiten als Fabrikarbeiter und vorübergehender aktiver Mitgliedschaft in der KPD wurde er 1925 Bankangestellter, später Bankkaufmann. 1930 trat er erneut der KPD bei und beteiligte sich an Widerstandsaktionen. Nach Hausdurchsuchungen durch die SA und die Polizei sowie einem gegen ihn verhängtem Publikationsverbot sah er sich 1933 gezwungen, Unterschlupf in der väterlichen Firma zu suchen, deren Leitung er bald darauf übernahm. Um sich ganz dem Schreiben widmen zu können, löste er 1956 die Firma mit Unterstützung des Industriellen und Mäzens Kurt Bösch (* 1907) auf und übersiedelte in dessen Nähe nach Aystetten bei Augsburg. 1962-65 lebte N. in Darmstadt, dann in Frankfurt/Main, seit 1969 wieder in Hamburg.

    Das einschneidende Ereignis in N.s Leben war die Bombardierung seiner Vaterstadt 1943, bei der der größte Teil seiner unveröffentlichten Manuskripte verbrannte, darunter ein nach dem Vorbild Friedrich Hebbels geführtes Tagebuch. Der Erzählungsband „Interview mit dem Tode“ (1948, ³1980), der den wenige Wochen nach der Hamburger Katastrophe verfaßten Bericht „Der Untergang“ enthält, machte N. als Autor sofort bekannt und wurde durch Vermittlung Jean Paul Sartres bereits 1950 ins Französische übersetzt. Auch in den folgenden Erzählungen und Romanen schildert N. – nach eigener Aussage von Ernst Barlach und dem mit ihm befreundeten Hans Henny Jahnn angeregt – Menschen, die sich in existentiellen Grenzsituationen befinden oder durch einen „Aufbruch ins Nicht-Versicherbare“ der Banalität ihres Lebens zu entkommen suchen. In seinen Texten wirft N. immer wieder die Frage auf, ob die selbstgewählte Isolierung eine Lebensmöglichkeit darstellt in einer sinnentleerten Welt. N.s Prosa erinnert – wie die Hermann Kasacks (1896–1966), mit dem N. eine lebenslange Freundschaft verband – sowohl in der häufig parabelhaften Anlage als auch in ihrer Aussage an das Werk Kafkas, thematisch verrät sie deutliche Einflüsse des franz. Existentialismus. Besonders in den 50er und 60er Jahren fanden N.s Romane und Erzählungen, die in fünfzehn Sprachen übersetzt worden sind, große Resonanz.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ak d. Wiss. u. d. Lit., Mainz (1949), d. Freien Ak. d. Künste, Hamburg (1949), d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt (1961) u. d. PEN (1965);
    Ehrenmitgl. d. Verbands dt. Übersetzer (1965);
    Orden Pour le mérite (1973);
    Georg-Büchner-Preis (1961), Wilhelm-Raabe-Preis (1963), Alexander-Zinn-Preis (1974).

  • Werke

    Weitere W Nekyia, Ber. e. Überlebenden, 1947;
    Spätestens im November, 1955;
    Spirale, Roman e. schlaflosen Nacht, 1956;
    Unmögl. Beweisaufnahme, 1959;
    Der Fall d'Arthez, 1968, 1992;
    Bereitschaftsdienst, Ber. üb. d. Epidemie, 1973;
    Die Erzz., hg. v. Christof Schmid, 1987;
    Aus d. Akten d. Kanzlei Seiner Exzellenz d. Herrn Premiermin. Tod, 1987;
    Die Tagebücher 1943-1977, hg. v. G. Söhling, Nachwort v. Norbert Miller, 2 Bde. u. Kommentarbd., 1997. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Marbach, Dt. Lit.archiv.

  • Literatur

    Christof Schmid, Monolog. Kunst, Unterss. z. Werk v. H. E. N., 1968;
    ders. (Hg.), Über H. E. N., 1970;
    K. G. Esselborn, Ges.krit. Lit. nach 1945, Pol. Resignation u. konservative Kulturkritik, bes. am Beispiel H. E. N.s, 1977;
    R. Hauser, Auf d. Suche nach d. verlorenen Zukunft, Stud. z. Biogr. u. z. Werk H. E. N.s, 1981;
    J. Kraus, H. E. N., 1981;
    G. Söhling (Hg.), H. E. N. – Schreiben u. Veröffentlichen, Bibliogr. u. Texte, 1991 (W-Verz.);
    dies., Das Schweigen zum Klingen bringen, Denkstruktur, Lit.begriff u. Schreibweisen b. H. E. N., 1995;
    S. Seeliger-Wuertz, Die lit. Darst. d. Alltagswelt, 1992;
    I. Hofsommer, Aufrecht stehen im Nichts, Unterss., zum A-sozialen im Werk H. E. N.s, 1993;
    W. M. Buhr, H. E. N., Die Grenzsituation als Schlüssel z. Verständnis seines Werkes, 1994;
    B. Kawohl, H. E. N.-Bibliogr., 1995 (W-Verz.);
    „…niemals Lebenserinnerungen“, H. E. N. 1901-1977, Ausst.kat. Staatsbibl. Hamburg 1998/99;
    KLG;
    Metzler, Autoren Lex., 1986 (P);
    Harenbergs Personenlex., 1991 (P);
    Kosch, Lit.-Lex³;
    KLL;
    Killy.

  • Autor/in

    Thomas Diecks
  • Zitierweise

    Diecks, Thomas, "Nossack, Hans Erich" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 348-349 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11858877X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA