Lebensdaten
erwähnt 1181, gestorben 12. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Goldschmied ; Emailkünstler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118588125 | OGND | VIAF: 1390035
Namensvarianten
  • Nicolaus Virdvnensis
  • Nicolaus von Verdun
  • Nicolaus Virdvnensis
  • mehr

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Zitierweise

Nicolaus von Verdun, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118588125.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die einzige zuverlässige Quelle bildet die Inschrift des Klosterneuburger Ambos, in der das Vollendungsjahr 1181 und der ausführende Künstler „Nicolaus Virdvnensis“ genannt sind. Die Inschrift des Marienschreins in Tournai, die einen „Nicolaus de Verdvn“ und das Jahr 1205 nennt, wurde erst 1890 nach einer Aufzeichnung des 17. Jh. erneuert; Formulierung und Inhalt der Inschrift sprechen gegen deren Authentizität. Weitere Werke wurden dem Künstler stilistisch zugeordnet, das meiste jedoch (z. B. Annoschrein, Siegburg, Kloster St. Michael) inzwischen wieder abgeschrieben. Als sicher erscheint die Mitarbeit am Kölner Dreikönigenschrein nach der Fertigstellung des Klosterneuburger Werkes 1181, möglicherweise erheblich später.

    Eine Beurteilung des Künstlers muß vom Klosterneuburger Ambo ausgehen, der durch Umfang, künstlerische Qualität und Anspruch des ikonographischen Programms eine Sonderstellung in seiner Zeit einnimmt. 45 Emailplatten – 6 weitere wurden beim Umbau zum Flügelaltar 1329 (nicht 1331) hinzugefügt - und umfangreiche Beischriften bilden ein Programm alt- und neutestamentlicher Darstellungen in typologischer Zuordnung. Das zugrundeliegende Schema einer heilsgeschichtlichen Dreiteilung – ante legem, sub gratia, sub lege –, in der theol. Literatur seit patristischer Zeit geläufig und in Früh- und Hochmittelalter durch vielgelesene Autoren (Augustinus, Isidor v. Sevilla, Honorius Augustodunensis) bekannt, wurde hier zum ersten Mal für ein typologisches Bildprogramm verwendet. Dessen Grundlage ist theol. Grundwissen, das die Handbücher der Zeit vermittelten, nicht moderne franz. Theologie, wie vermutet wurde.

    Stilistische Unterschiede innerhalb der Klosterneuburger Platten und der zugeordneten Werke (Schreine in Köln und Tournai) werden in der Forschung teils durch die Annahme einer künstlerischen Entwicklung, teils auch durch die Beteiligung mehrerer Personen, die in einer Werkstattgemeinschaft arbeiteten, erklärt. Einigkeit herrscht hinsichtlich der stilistischen Neuerungen, meist mit dem Begriff Muldenfaltenstil bezeichnet, die von dem Klosterneuburger Werk ausgehen und hier wesentlich früher auftreten als in anderen Gattungen. Schwierig ist die Bestimmung der künstlerischen Voraussetzungen. Hingewiesen wurde u. a. auf das Maasgebiet und Nordfrankreich. Auch antike Kunst wurde, in der Vermittlung spätantiker Elfenbeinschnitzereien, als Einfluß genannt. Der Vorstellung der älteren Forschung, N. sei seinen Aufträgen nachgereist, wurde neuerdings die|Annahme einer ortsfesten Werkstatt und der Versendung der fertiggestellten Werke entgegengestellt. Hierfür spricht, daß in Klosterneuburg die notwendigen Vorlagen fehlten und eine längere Anwesenheit dort Spuren in der lokalen Kunstproduktion hinterlassen hätte, die nicht festzustellen sind. Auffallend, wenn auch in der Forschung bisher kaum beachtet, ist die hohe Qualität der Inschriften, deren formale Gestaltung ebenfalls stilistische Neuerungen verrät und auf Lateinkenntnisse N.s hindeuten könnte.

  • Literatur

    D. Kötzsche, Zum Stand d. Forsch. d. Goldschmiedekunst d. 12. Jh. im Rhein-Maas-Gebiet, in: Rhein u. Maas, II, 1973, S. 191 ff., bes. S. 224 ff. (ältere, krit. gesichtete L). - Zur neueren Forschung: P. C. Claussen, Zum Stil d. Plastik am Dreikönigenschrein, in: Kölner Dombl. 42, 1977, S. 7 ff.;
    ders., N. v. V., Über Antiken- u. Naturstudium am Dreikönigenschrein, in: Ornamenta Ecclesiae, II, 1985, S. 447-56;
    H. Fillitz, N. v. V., in: Die Zeit d. Staufer, V, S. 279-90;
    ders., Stud. z. N. v. V., in: Arte Medievale 2, 1984, S. 79-91;
    R. Hamann-McLean, N. v. V. u. seine Mitarbeiter, in: Jb. d. Belgrader Nat.mus. 8/9, 1979, S. 268 f.;
    R. Kroos, Zur Datierung d. Dreikönigenschreins, in: Kunstchronik 38, 1985, S. 290-98. – Zum Klosterneuburger Ambo: H. Fillitz u. M. Pippal, Schatzkunst, Die Goldschmiede- u. Elfenbeinarbb. aus österr. Schatzkammern d. HochMA, 1987, S. 200-19;
    M. Pippal, Beobachtungen zur „zweiten“ Ostermorgenplatte am Klosterneuburger Ambo d. N. v. V., in: Wiener Jb. f. Kunstgesch. 35, 1982, S. 107-19;
    A. Arnulf, Stud. z. Klosterneuburger Ambo u. d. theol. Qu. bildl. Typologien v. d. Spätantike bis 1200, ebd. 48, 1995, S. 9 ff.;
    M. Shikida, Das Bilddenken am „Verduner Altar“, Ein Btr. z. „Nikolaus-Problem“, Diss. Bonn 1988;
    F. Dahm, Stud. z. Ikonogr. d. Klosterneuburger Emailwerkes d. N. v. V., Diss. Wien 1988. – Beste Abb. d. Werkes: H. Buschhausen, Der Verduner Altar, 1980;
    F. Röhrig, Der Verduner Altar, 1955, ⁶1984. – ThB;
    Lex. MA;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Arwed Arnulf
  • Zitierweise

    Arnulf, Arwed, "Nicolaus von Verdun" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 276-277 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118588125.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA