Lebensdaten
1852 – 1923
Geburtsort
Guttenbrunn (Banat)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118585339 | OGND | VIAF: 95201837
Namensvarianten
  • Müller, Adam (bis 1893)
  • Ignotus (Pseudonym)
  • Gerhold, Franz Josef (Pseudonym)
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Zitierweise

Müller-Guttenbrunn, Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118585339.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die väterl. Vorfahren kamen 1729 aus d. Odenwald nach G.V Adam Luckhaup (1833–1909), Landwirt in G.;
    M Eva Müller (1832–98);
    1886 Adele, T d. k. k. Hptm. Peter Krusbersky u. d. Karoline N. N.;
    3 S, 1 T, Herbert (1887–1945), Dr. phil., Schriftst., 1927-34 Hrsg. d. Zs. „Das Nebelhorn“, Manfred (1889–1970), Reichsbeauftragter f. d. Umsiedlung d. Bessarabien- u. Wolhyniendeutschen, nach d. 2. Weltkrieg Landwirt in Stübing b. Graz, Roderich (1892–1956), Schriftst. (Ps. Dietrich Arndt, Roderich Meinhart), in d. 20er J. Hrsg. d. „Österr. Woche“ (alle s. A. P. Petri, Biogr. Lex. d. Banater Deutschtums, 1992), Eva (1898–1945, Ferdinand Jank, 1945, Oberst).

  • Biographie

    Als uneheliches Kind eines reichen Bauernsohnes, der seine besitzlose Braut nicht heiraten durfte, sollte M. das Gymnasium in Temeswar besuchen, blieb aber bald dem Unterricht fern, weil er nicht Madjarisch lernen wollte, das 1864/65 als Amts- und Unterrichtssprache eingeführt wurde. Nun sollte er Bader werden und wurde 1870 nach Wien geschickt, um die nötigen „chirurgischen Kurse“ am „Josephinum“ zu absolvieren. Da diese jedoch inzwischen eingestellt worden waren, besuchte er die Handelsschule und anschließend einen Lehrgang für Telegraphenbeamte. 1873 wurde M. Postbeamter in Linz, widmete sich jedoch – von O. Prechtler gefördert – nebenbei der Schriftstellerei. 1879 wurde in Linz sein erstes Schauspiel „Im Banne der Pflicht“ aufgeführt. Von Heinrich Laube ermutigt, kehrte er im selben Jahr nach Wien zurück, wo er weiterhin im Telegraphenamt arbeitete, 1886 jedoch als Feuilletonist zur „Deutschen Zeitung“ ging. Er gründete eine literarische Gesellschaft, die Flugschriften („Gegen den Strom“) herausgab. 1893-96 war M. künstlerischer Direktor am Raimund-Theater, danach Theaterkritiker und Feuilletonist bei der Tageszeitung „Reichswehr“. Er gehörte zu den Mitbegründern des Kaiserjubiläums-Stadttheaters (heute Volksoper), das er pachtete und seit 1898 leitete. Er bemühte sich um die Schaffung einer Volksbühne und eines Volksbildungsvereins sowie um die Pflege eines deutschnationalen Repertoires. Finanziell ruiniert, legte er 1903 das Amt des Theaterleiters nieder und widmete sich ganz seinen schriftstellerischen und politischen Interessen. Er gehörte zu den Begründern des Deutsch-Ungar. Kulturrates in Wien. 1919 wurde er als Abgeordneter der Großdeutschen Volkspartei in den österr. Nationalrat gewählt.

    Eine große Anzahl von M.s Dramen und Prosawerken aus dem Wiener und Linzer Milieu (z. B. „Es war einmal ein Bischof, 1912) sind nur noch von kulturhistorischem Interesse, anders jene aus dem donauschwäb. Milieu. Die Novelle „Die Magyarin“ (1896) weist ihn bereits als bedeutenden Heimatdichter aus, der sich ähnlich wie sein Förderer Peter Rosegger um eine „Gesundung“ der deutschen Literatur aus heimatlichen Wurzeln bemühte. In der Handlung der Novelle (zwei Liebende, ein Wiener Offizier und ein ungar. Mädchen, gehen am übersteigerten Nationalismus zweier Völker zugrunde) verarbeitete M. eigene Erlebnisse. Als er nach 20 Jahren in seine Heimat zurückkehrte, war ihm diese durch die rigoros durchgeführte Madjarisierung fremd geworden. Die Intelligenz hatte sich weitgehend den neuen Verhältnissen angepaßt und ließ die Bauern in ihrem Kampf für das angestammte Brauchtum sowie die deutsche Sprache und Kultur im Stich („Götzendämmerung, Ein Kulturbild aus dem heutigen Ungarn“, 1908). Diese Erfahrung ließ M. zum „Erzschwaben“ werden, der sich in seinen Werken nunmehr bewußt für die Erhaltung deutschen Brauchtums im Banat einsetzte, um das Selbstbewußtsein seiner Landsleute zu stärken. Es entstanden die Anthologie „Schwaben im Osten“ (1911), der Roman „Der große Schwabenzug“ (1913), die Lenau gewidmete Roman-Trilogie „Sein Vaterhaus“ (1919, ²1975), „Dämonische Jahre“ (1920, ²1976) und „Auf der Höhe (1921). Der „Schwabenzug“, der erste Band der Romantrilogie „Von Eugenius bis Josephus“ (1913-17), handelt von der deutschen Auswanderung 1718-40 in das Banat, das „Grab der Deutschen“, und der dortigen Aufbauleistung. Im Mittelpunkt der beiden weiteren Romane („Barmherziger Kaiser“, 1916; „Joseph der Deutsche“, 1917) steht das Bemühen|Kaiser Josephs II., der 1767 erstmals das Banat besuchte, die feudale Staats- und Gesellschaftsordnung aufzuheben und im Sinne der Aufklärung einen Staat zu schaffen, in dem religiöse Freiheit und Toleranz, soziale Gerechtigkeit und Menschlichkeit herrschen sollen. Das literarisch bedeutendste Werk M.s ist der stark autobiographische Roman „Meister Jakob und seine Kinder“ (1918), „eine sachliche, von keiner irrationalen Bauern- und Naturschwärmerei getrübte Darstellung des dörflichen Lebens“ (Ch. Cobert). – Die von Hans Weresch ins Leben gerufene Adam-Müller-Guttenbrunn-Gesellschaft in Freiburg (Breisgau) kümmert sich um die Pflege von M.s Werk.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Wien 1922).

  • Werke

    Weitere W u. a. Der kleine Schwab, 1910;
    Die Glokken d. Heimat, 1910;
    Roman meines Lebens, hrsg. v. Roderich M.-G., 1927;
    Ges. Werke, hrsg. v. H. Weresch, 10 Bde., 1976-80.

  • Literatur

    F. E. Gruber, M.-G., d. Erzschwab, 1921;
    ders., Das Lebenswerk M.-G.s, in: Dt. Rdsch. 193, 1922;
    H. Weresch, M.-G. u. seine Heimatromane, 1927;
    ders., M.-G.s Leben u. Schaffen, 2 Bde., 1975;
    L. Pfniß, M.-G., Mensch u. Werk, 1943;
    L. Rogl, Der Anteil M.-G.s am völk. Erwachen d. Donauschwabentums, 1943;
    A. Gerstner, M.-G.s Bemühungen als Theaterdir., Diss. Wien 1946 (ungedr.);
    K. Köstner, Das Wesen d. dt. Bauern in d. Romanen M.-G.s, Diss. München 1948;
    A. Scherer, Einführung in d. Gesch. d. donauschwäb. Lit., 1960;
    ders., Kälber werden auch geschlachtet, wenn verlorene Söhne zu ihren Völkern heimkehren, Aus unbekannten Briefen M.-G.s, in: Südostdt. Vj.bll. 27, 1978;
    N. Britz, A. M.-G., Ein Lb. aus fremden u. d. Dichters eigenen Schrr., 1966;
    E. E. Berg, Socialcultural Elements in the Banat as Reflected in the Works of M.-G., Diss. Michigan State Univ. 1972;
    R. S. Gehr, M.-G. and the Aryan Theatre of Vienna 1898-1903, 1973;
    N. Berwanger, M.-G.s Werk im Bild, 1976 (P);
    ders., M.-G. in d. Banater Presse d. Vorkriegszeit, in: Lenau-Forum 9 f., 1977 f.;
    St. Heinz-Kehrer, A. M.-G.s Fam., in: Banatica 9, 1992, H. 2, S. 5-10;
    Nagl-Zeidler-Castle IV, 1936;
    F. Klingler, in: Gr. Deutsche im Ausland, hrsg. v. H. J. Beyer u. O. Lohr, 1939, S. 308-16 (P);
    G. v. Selle, in: Ostdt. Biogr., 1955;
    A. Schmidt, Dichtung u. Dichter aus Österreich im 19. u. 20. Jh. II, 1964;
    DBJ V;
    Biogr. Lex. z. Gesch. Südosteuropas III, 1979, S. 245;
    Kosch, Lit.-Lex., ³1986;
    ÖBL;
    KLL;
    A. P. Petri, Biogr. Lex. d. Banater Deutschtums, 1992 (W, L).

  • Porträts

    Ölgem. im Festsaal d. „Banatia“ in Temeswar (seit 1944 vermißt);
    Büste im Haus d. Donauschwaben in Sindelfingen, in Reutlingen, Mosbach (Baden) u. Temeswar;
    Gedenkstein in Fürth (Odenwald).

  • Autor/in

    Anton Scherer
  • Zitierweise

    Scherer, Anton, "Müller-Guttenbrunn, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 498-499 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118585339.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA