Lebensdaten
1884 – 1967
Geburtsort
Schramberg (Schwarzwald)
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Reformpädagoge
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118581260 | OGND | VIAF: 57407000
Namensvarianten
  • Merz, Albrecht Leo
  • Merz, Albrecht L.
  • Merz, Albr. L.
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Zitierweise

Merz, Albrecht Leo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581260.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Leo (1851–1928), Bildhauer, Leiter d. Gewerbeschule in Sch., lieferte künstler. Entwürfe f. d. Fa. Villeroy u. Boch, S d. Bernhard u. d. Theresia Riegler;
    M Marie (1862–1954), T d. Gastwirts Wilhelm Maurer u. d. Jakobine Carter;
    1914 Aline Maid (1888–1960, ev.), T d. Eugen Glaser (* 1863), Leiter e. Einrichtungshauses in St., u. d. Elise Karoline|Pauline Gallion (* 1864);
    3 S Helge (1915–74), Oberstudiendir., Sigurd (1918–85), Prof., Bildhauer, Volker (* 1922), Dr. phil., leitet Schule u. Kindergarten d. Merz-Schule in St.;
    E Markus (* 1952), Leiter d. Hochschule f. Gestaltung in St.

  • Biographie

    M. absolvierte 1903 das Friedrich-Eugen-Gymnasium in Stuttgart, wo Carl Cranz einer seiner Lehrer war, und studierte anschließend Architektur in Stuttgart und Berlin. Zwischen 1906 und 1910 war er Mitarbeiter von Theodor Fischer und Hermann Muthesius, dem Direktor des Preußischen Kunst- und Gewerbeschulwesens. Für diesen entwarf er u. a. die Siedlung Mariabrunn in Leipzig. Der 1. Weltkrieg brachte eine Wende in seinem Leben. Als Offizier und Lehrer für Ballistik an der Artillerie-Meßschule in Wahn bei Köln entdeckte er seine pädagogische Neigung. 1918 rief er die „Jugendarbeit“, eine „Tatgemeinschaft deutscher Jugend“, ins Leben und gründete das „Werkhaus mit Werkschule“ in Stuttgart. Darin enthalten waren eine vierklassige Grundschule sowie eine „Freie Akademie für Erkenntnis und Gestaltung“ für Studierende ab 18 Jahren. Dazu kam 1921/22 eine „Werk- und Spielhütte“ für 4-6jährige. Inspiriert von der Kunsterziehungsbewegung, war M.s Erziehungsidee die allseitige und ganzheitliche Menschenbildung, durch die alle geistigen und schöpferischen Möglichkeiten des Menschen „ins Werk“ gesetzt und auf dem Weg des „Erkennens und Gestaltens“ zu einer Einheit verbunden werden sollten. Nicht intellektuelle Einseitigkeit und Anhäufung von Wissensstoff, sondern „Schau“ des Wesentlichen und „Gestaltung“ des Erkannten sollten schon von Kindheit an Weg und Ziel der Bildung sein. Bereits 1924 konnte er am „Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht“ in Berlin seine Erziehungsideen und deren praktische Umsetzung erstmals einer breiten Ôffentlichkeit vorstellen und in den folgenden Jahren auf verschiedenen Kongressen auch international bekanntmachen.

    Trotz intensiver, zunächst erfolgversprechender Bemühungen, seinen Ideen offizielle Anerkennung zu verschaffen, mußte 1933/34 die Schule geschlossen werden. Damit einher ging für M. ein Rede- und Schreibverbot. Seit 1934 war M. mit der Betreuung der Lehrlingsausbildung der Klemm-Flugzeugwerke bei Böblingen beauftragt. Seine Werkstätten und die Kunstschule konnten privat weitergeführt werden. 1942/43 war M. freier Mitarbeiter des Instituts für Konstitutionsforschung von Erich Jaensch. M.s Entwicklung eines „gasanalytischen Feinstoffverfahrens zum optischen Nachweis geringster Gasspuren“ war in diesen Jahren für Ferdinand Sauerbruch der Anlaß, M. zur Aufnahme in den Reichsforschungsrat vorzuschlagen. Nach 1945 wurde die im letzten Kriegsjahr zu 80% zerstörte Schule wiedereröffnet und neu aufgebaut. 1952 gründete M. als Abschluß seines Erziehungswerks eine Oberschule, die alle gymnasialen Zweige in sich vereinte und seit 1956 mit einem Tages- und Vollinternat verbunden ist. Die Akademie umfaßte Klassen in Bildhauerei, Malerei und Graphik; sieben selbständige Meisterbetriebe (Keramik, Metall, Emaille, Weberei, Schreinerei, Buchbinderei, Druckerei) ergänzten die Werkschule. Außer den normalen Unterrichtsfächern wurden die Sonderbereiche „Erkennen und Gestalten“, „Sprachgestaltung“, „Lebenskunde“, „Gesundheitslehre“, „Rhetorik“ und „Rhythmische Gymnastik“ gelehrt. So sollte ein Grundanliegen der reformpädagogischen Bewegung eingelöst werden: Bildung des Menschen aus ganzheitlicher Sicht. Mit seinem „Werkhaus“ gelang M. ein einmaliges Modell. Das weltanschaulich ungebundene Bildungswerk wird noch heute, wenngleich in modifizierter Form, von den Nachkommen M.s getragen und geführt. – Ehrensenator d. TH Stuttgart (1959).

  • Werke

    u. a. Gestaltung u. Erziehung, 1924;
    Manifest d. Erziehung, 1947;
    Sprache ohne Fessel, Vom Begriff z. Bild, 1958.

  • Literatur

    A. L. M., Der Mensch u. sein Werk, hrsg. v. seinen Mitarbeitern, 1954 (W, P);
    H. Merz, Die Pädagogik v. A. L. M. u. seine Werkschule, 1961 (W, L, P);
    R. Milczewsky, A. L. M., Ein päd. Weg in d. Zukunft, 1978 (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Autor/in

    Karl R. Mühlbauer
  • Zitierweise

    Mühlbauer, Karl R., "Merz, Albrecht Leo" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 195-196 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581260.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA