Lebensdaten
1882 – 1971
Geburtsort
Marburg/Drau
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118580566 | OGND | VIAF: 61560372
Namensvarianten
  • Mell, Max

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Mell, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118580566.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alexander (s. 1);
    B Alfred (1880–1962), Dr. iur., Dir. d. Heeresgeschichtl. Mus. in W.;
    Schw Mary (1883–1955), Burgschauspielerin ( Alexander Demetrius Goltz, 1857–1944, Maler, Präs. d. Genossenschaft d. bildenden Künstler in W., s. ThB; Vollmer; ÖBL), Mathilde ( Georg Halarevici, Dir. d. Blindenanstalt in Klausenburg), Lilli (1897–1986), Malerin (s. P).

  • Biographie

    M. kam 1886 nach Wien, wo der Vater die Leitung des Blindeninstituts übernommen hatte. Das Zusammenleben mit den blinden Zöglingen, das sein soziales Empfinden weckte, die religiöse Erziehung, die Förderung literarischer Neigung durch die Mutter und die gründliche humanistische Schulbildung wurden zu bestimmenden Elementen seiner Entwicklung. M. studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Univ. Wien, wo er 1905 mit der Arbeit „Wilhelm Waiblinger und seine Stellung in der schwäb. Dichtkunst“ promoviert wurde. M., der sich intensiv mit den literarischen Strömungen seiner Zeit auseinandersetzte, hielt sich allerdings von Schulen und Gruppen fern. Freundschaftlichen Verkehr pflegte er u. a. mit Hofmannsthal, Hans Carossa, Anton Wildgans und Felix Braun.

    Mit den bereits während der Studienzeit veröffentlichten „Lat. Erzählungen“ (1904) und dem Novellenband „Die drei Grazien des Traumes“ (1906) erwies sich M. als ein von den klassischen Sprachen geprägter Formkünstler, thematisch beeinflußt durch Neuromantik und Symbolismus. Eine Hinwendung zum Realismus zeigt sich danach vor allem in den Novellen „Barbara Naderers Viehstand“ (1914) und „Die Brille“ (1916), in der das psychologische Einfühlungsvermögen, das spätere Erzählungen wie „Mein Bruder und ich“ (1933) auszeichnet, bereits stark ausgebildet ist.

    Seit 1916 als Einjährig-Freiwilliger eingerückt, war M. im Sommer 1917 an der Front in Galizien und der Bukowina. Das Kriegserlebnis und der Zusammenbruch der Monarchie ließen ihn eine entscheidende Wandlung durchmachen und führten ihn endgültig von den ästhetizistischen Anfängen weg. Angeregt durch seinen Freund Viktor v. Geramb, den steir. Volkskundler, und wohl auch unter dem Einfluß Hofmannsthals suchte er dessen Festspielgedanken mit der Formenwelt des alten Volksschauspiels zu verbinden. Schon „Das Wiener Kripperl von 1919“ (1921), gleichsam das Vorspiel zur „Trilogie der festlichen Spiele“ (Das Apostelspiel, 1923; Das Schutzengelspiel, 1923; Das Nachfolge Christi-Spiel, 1927), wies deren wesentlichste Merkmale auf: die Verbindung von Mysterienhaftem mit einem ausgeprägten Realismus, die Betonung der Liebe und des christlichen Glaubens. Im Drama „Die Sieben gegen|Theben“ (1932), in das er den Antigone-Stoff einband, machte er Antigone zur Trägerin des christlichen Elements. So blieb trotz der Hinwendung zur griech. Tragödie seine thematische Konstante von Leid und Selbstüberwindung erhalten; gegen die Auffassung einer schuldlosen Schuld bestand er auf der Willensfreiheit.

    Das „Spiel von den deutschen Ahnen“ (1935), das die äußere und innere Not der ihrer Existenzgrundlage beraubten Menschen in den Zwischenkriegsjahren spiegelt, wurde von den Nationalsozialisten der kath. Propaganda verdächtigt und 1940 mit einem Aufführungsverbot belegt. Dennoch wurde nach 1945 gelegentlich behauptet, das Stück stelle ein Zugeständnis an den nationalsozialistischen Ahnenkult dar. Zu größeren Mißverständnissen gab M.s zunächst positive Einstellung gegenüber dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich Anlaß. Sie entsprach den Hoffnungen eines großdeutsch gesinnten Bürgertums, wich aber bald der Enttäuschung über Unduldsamkeit und Barbarei des Regimes. M. schloß sich in diesen Jahren fast völlig vom kulturellen Treiben ab und arbeitete, das kommende Verhängnis ahnend, an der Dramatisierung des Nibelungenstoffes, deren erster Teil 1944 im Burgtheater uraufgeführt und bis zur Schließung des Hauses 42mal gespielt wurde. Bei aller Düsternis des Dramas – seine beiden Teile erschienen 1951 unter dem Titel „Der Nibelunge Not“ – ist nicht zu übersehen, daß M. von seiner Grundüberzeugung nicht abgewichen ist: Dietrich von Bern hält, obgleich er die Katastrophe nicht verhindern kann, am christlichen Glauben fest.

    M., der sein ganzes Leben, von einer kurzen Ausnahme abgesehen, als freier Schriftsteller in Wien und Pernegg (Steiermark) sehr bescheiden gelebt hatte, zog sich in seinen letzten Lebensjahren immer mehr zurück und arbeitete unermüdlich an den beiden letzten Dramen. In seinem bühnenwirksamsten Schauspiel „Jeanne d'Arc“ (1957) zeigt er die von ihren jeweiligen Interessen geleiteten Diener des Staates und der Kirche, den Widerstreit von Staatsräson und Glauben sowie die menschliche Schwäche, der auch Johanna unterliegt; durch die Bereitschaft zum Verzicht gelingt ihr nicht nur die Selbstüberwindung, sie vermag auch Peter Manuel, den dramatischen Gegenpol, zum Glauben zu bekehren. Die Betonung des Verzichtsmotivs weist deutlich auf sein letztes Werk, die dramatische Phantasie „Der Garten des Paracelsus“ (postum 1974), hin, das zwar in seiner theatralischen Wirksamkeit nicht an die früheren Stücke heranreicht, aber durch die gedankliche Fülle, den Reichtum an poetischen Bildern und durch den bekenntnishaften Charakter beeindruckt. In der Entsagung liegt der tiefste Grund des Geschehens: Paracelsus verzichtet der Erkenntnis wegen auf das irdische Glück, Daphne opfert ihre Liebe, um ihm die Sternenfahrt, den Zugang zu den letzten Dingen zu ermöglichen.|

  • Auszeichnungen

    Bauernfeld-Preis (1914), Lit.preis d. Stadt Wien (1927), Grillparzer-Preis (1928 u. 1941), Burgtheater-Ring (1935), Mozart-Preis d. Goethe-Stiftung (1937), Rosegger-Preis (1951), Österr. Staatspreis (1954);
    Gründungsmitgl. d. Österr. Kunstsenats (1954), Ehrenmitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1956), Österr. Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst I. Kl. (1959), Ehrenmitgl. zahlr. dt. u. österr. Ak. u. Lit.ges.

  • Werke

    Weitere W u. a. Gedichte: Das bekränzte Jahr, 1911;
    Gedichte, 1919, 1929, 1952. – Erzz.: Jägerhaussage u. andere Novellen, 1910;
    Hans Hochgedacht u. sein Weib, 1920;
    Die Osterfeier, 1921 (Verserz.);
    Morgenwege, 1924;
    Das Donauweibchen, 1938;
    Steir. Lobgesang, 1939;
    Verheißungen, 1943;
    Gabe u. Dank, 1949;
    Spiegel d. Sünders, 1976. – Hrsg.: Enea Silvio Piccolomini, Briefe, 1911, 1960;
    Alm. d. Wiener Werkstätte, 1911;
    Österr. Zeiten u. Charaktere, 1912;
    Haus- u. Volksbuch dt. Erzählungen, 1936;
    Stimme Österreichs, 1938;
    Alpenländ. Märchenbuch, 1946. – Ausgg.: In Zauberkreisen, Werden e. Werkes, 1951;
    Ges. Werke, 4 Bde., 1962 (in Dtld. u. d. T.: Prosa, Dramen, Verse). – Briefe: H. v. Hofmannsthal u. M. M., Briefwechsel, hrsg. v. M. Dietrich u. H. Kindermann, 1982;
    V. v. Geramb u. M. M., Aus ihrem Briefwechsel in d. J. 1938–45, hrsg. v. Ch. H. Binder, in: Bll. f. Heimatkde., Graz, 59, 1985, H. 4, S. 121-36. – W-Verz.: Ch. H. Binder, M. M., 1978 (s. L).

  • Literatur

    E. Eckart, M. M., Seine künstler. Entwicklung, Diss. Wien 1938;
    M. I. Gröger, M. M.s Novellen, Diss. Wien 1946;
    J. Monrek, Das Spiel im dramat. Schaffen M. M.s., Diss. Wien 1946;
    O. Heindl, Das dramat. Schaffen M. M.s, Diss. Wien 1949;
    H. Teufelauer, Überlieferung u. Neuschöpfung im dramat. Werk M. M.s, Diss. Graz 1955;
    I. Emich, M. M., Der Dichter u. sein Werk, 1957;
    G. Stix. Mythos, Tragik, Christentum, Zu d. dramat. Dichtungen M. M.s, 1959;
    Licht aus d. Stille, Dank an M. M., hrsg. v. I. Emich, 1962;
    R. Stahel, M. M.s Tragödien, 1967;
    Ch. H. Binder, M. M., Btrr. zu seinem Leben u. Werk, 1978 (W-Verz., L);
    ders., M. M., 10.11.1882-12.12.1971, Kat., 1982 (P);
    M.-O. Blum, M. M., Expressions de l'angoisse et quête de refuges, 1981;
    Begegnung mit M. M., hrsg. v. M. Dietrich u. H. Kindermann, 1982;
    M. M. als Theaterkritiker, Eingel. u. hrsg. v. M. Dietrich, 1983;
    Tragik u. Harmonie, M. M.-Symposion 1982 in Wien, hrsg. v. Ch. Binder, 1984;
    ders., Großdt. Sehnsüchte u. nat.soz. Wirklichkeit, M. M.s Haltung in d. J. 1933 bis 1945, in: Bll. f. Heimatkde. (Graz) 63, 1989, H. 1, S. 3-9;
    Kunisch;
    Teichl;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Porträts

    Ölgem. v. Lilli Mell (Wien, Dokumentationsstelle f. neuere österr. Lit.;
    Graz, Steiermärk. Landesbibliographie);
    Bronzebüste v. I. Glaninger (Graz, Schauspielhaus).

  • Autor/in

    Christoph Binder
  • Zitierweise

    Binder, Christoph, "Mell, Max" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 17-19 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118580566.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA