Lebensdaten
1724 – 1796
Geburtsort
Langenargen
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Maler ; Freskant
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118579185 | OGND | VIAF: 59876508
Namensvarianten
  • Molbertsch, Franz Anton
  • Molbartsch, Franz Anton
  • Maulbertsch, Anton Franz (in der ADB)
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Zitierweise

Maulbertsch, Franz Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579185.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton (1684–1748), als Maler u. Vergolder zuerst f. d. Herrschaft Hohenems tätig, seit 1710 in L., S d. aus Schramberg im Schwarzwald stammenden Schmiedes Michael u. d. Katharina Zinggelin (Zingler);
    M Maria Anna Motter (1697–1779), aus alteingesessener Handwerkerfam. in Ravensburg;
    B Franz Xaver (um 1728–64), Pfarrer in W.;
    1) Fischamend (Niederösterreich) 1745 Barbara Maria Anna (1720–79), T d. Baders Johann Schmidt in Vösendorf (Niederösterreich) u. d. Elisabeth N. N., 2) Wien 1780 Katharina (1756–1812), T d. Jakob Matthias Schmutzer (1735–1811), Kupferstecher, Dir. d. Strudeischen Kunstak. in W. (s. ThB);
    2 S aus 2) (jung †).

  • Biographie

    Die erste künstlerische Ausbildung erhielt M. vermutlich bei seinem Vater. 1739 trat er in Wien in die Malklasse der Strudeischen Kunstakademie ein. Auch von dem Antwerpener Maler Peter van Roy, bei dem er in Wien wohnte, dürfte er gelernt haben. 1740 und 1741 bemühte er sich erfolglos, im Zeichnen nach dem Modell einen Akademiepreis zu erreichen. Die frühesten erhaltenen Werke M.s stammen aus den Jahren 1745–49, seine Signatur ist erstmals 1749 in Ulm nachweisbar; als Signet verwendet er auf den frühen Arbeiten eine Distel. Seit 1749 wird M. wieder als Schüler an der Akademie genannt, 1750 konnte er beim Wettstreit der 1749 wiedereröffneten Akademie einen ersten Preis erringen. 1754 wurde er zum Mitglied der Akademie ernannt, seit 1770 war er Rat der Akademie und hatte als solcher Preisaufgaben zu stellen.

    M. gilt als bedeutendster Maler Österreichs im ausgehenden Barock. Das reiche Œuvre umfaßt neben Fresken und Ölskizzen auch Staffelei- und Altarbilder, Zeichnungen und Radierungen. Seine motivischen Anregungen gewann er weniger auf Reisen als vielmehr von druckgraphischen Vorlagen. Sie stammen vor allem von Benchovich, Carlone, Piazetta, Pittoni und Ricci, ferner von süddeutschen Künstlern wie Spiegier, Schönfeld und vor allem Paul Troger, dessen monumentale Deckenfresken M. zur Entfaltung seines charakteristischen Malstils anregten. Die Meisterschaft, mit der er Impulse aus dem ital. Manierismus bis hin zum Spätbarock verarbeitete, zeigt sich bereits bei den frühen Walburgabildern in Ulm und Eichstätt um 1749. In dieser Zeit weisen seine Werke noch deutliche Diskrepanzen in den Proportionen und große Detailfülle auf, eine eigenständige Bildsprache hatte M. damals noch nicht gefunden. Die Fresken der Wiener Piaristenkirche (1752/53) zeigen dann einen deutlichen Fortschritt in der Malweise: Dynamisierte Figurengruppen werden durch flackernde, teils gedämpfte Farbgebung in ein Spannungsfeld gebracht und ausdrucksstarker Verzerrung ausgesetzt. In den 1756-65 entstandenen Fresken von Heiligenkreuz-Gutenbrunn (1757), Sümeg (1757/58), Nikolsburg in Mähren (1759), Komorn (um 1760) und Schwechat (1764) tritt das koloristische Element differenzierter und feiner hervor, eine stark farbige Atmosphäre erfaßt die Visualisierungen der himmlischen Welt. Diese illusionäre Vergegenwärtigung wird auch durch die freie Verbindung figuraler Gruppen erreicht, aus denen stark akzentuierte Details heraustreten.

    Im Bereich des monumentalen Altarbildes gelang es M., venezian. Kolorit mit Rembrandts Helldunkel zu einer expressiven|und auf Nahsicht gearbeiteten Synthese zu bringen, wie bei dem Martyrium des Hl. Andreas (Wien, 1760, heute Österr. Barockmus.) und des Hl. Judas Thaddäus (Wien, St. Ulrich, 1760). Noch vor Beginn der 70er Jahre zeichnete sich in seinem Werk eine Wende zum Klassizismus ab, obwohl M. noch an einer überkommenen barocken Weltschau festhielt. Durch die Betonung der Symmetrie erreichte er in den Altarfresken etwa von Waitzen, Raab und Innsbruck zeitgemäße Klarheit und Übersichtlichkeit. Während die seit 1780 entstandenen Fresken schon wesentlich von Malergehilfen ausgeführt wurden, fand M. in den kleinen Skizzen zu einem entkörperlichten Illuminarismus. Seine spätbarocken Visionen übertreffen an Kühnheit des Ausdrucks alle Zeitgenossen. Zuletzt erhielt er nur noch wenige Aufträge.

  • Werke

    Weitere W Christus u. d. Hauptmann v. Kapernaum, 1750 (Wien);
    Allegorie d. Lichtes u. d. Wahrheit, um 1750/52 (Köln);
    Opferung d. Iphigenie, um 1750 (Warschau);
    Deckenbild in Schloß Kirchstetten (Nd.österreich) um 1752;
    Abschluß d. Freskoarbeiten in d. Kirche am Hof, Wien, 1753;
    Deckengem. d. Kapelle u. e. Eckzimmers in Schloß Ebenfurth (Nd.österreich). 1754;
    Juda u. Thamar, 1754 (Moskau);
    Deckengem. im Lehensaal v. Kremsier, 1759;
    Hl. Johannes v. Nepomuk, um 1760 (Budweis);
    Deckengem. im Barnabitenkloster Mistelbach (Nd.österreich), um 1760;
    Fresken in Halbturn (Burgenland), 1766;
    Verkündigung an Maria (aus Schloß Thürnthal in Nd.österreich, jetzt Wien), um 1766/67;
    Decken- u. Wandgem. in Vac (Waitzen), 1770;
    Fresken u. Altarbll. in Györ, 1781;
    Decken- u. Wandgem. in Kalocsa (Ungarn), 1783/84;
    eigenhändige Radierung: Das Bild d. Duldung, 1785;
    Der Tod d. Dido, um 1786 (Wien);
    Allegorie aus Galizien u. Lodomerien, um 1790 (Wien);
    Einzug d. Psyche in d. Olymp, Stift Schlägl (Oberösterreich), um 1792;
    Deckenfresko f. Kloster Strahov in Prag, 1794.

  • Literatur

    Historico philosophica Descriptio Picturae novae Bibliothecae fornici inductae in Canonia Strahovensi … ab Antonio M., 1797;
    I. de Luca, Österr. gel. Anz. I-II, 1779-80;
    Th. Frimmel, in: Bll. f. Gem.kde. 1, 1905, S. 94, 141;
    E. Goldschmidt, Maulbertschstud., Diss. Wien 1931 (ungedr);
    O. Fischer, in: Lb. Schwaben I, 1940, 353-57 (P);
    H. Raschauer, Der Stilwandel d. österr. Malerei in d. Mitte d. 18. Jh. u. d. süddt. Komponente d. Kunst M.s, Diss. Wien 1951 (ungedr.);
    W. Mrazek, in: Kunstchronik 10, 1957, S. 273;
    H. Schwarz, in: The Baltimore Mus. of Art News 23,1959;
    K. Garas, F. A. M., 1960;
    dies., F. A. M., 1974;
    E. Hubala, in: Christl. Kunstbll., 1964, S. 102, 120;
    B. Bushart, Gestalter zw. d. Epochen, Die „ungemalten Bilder“ d. F. A. M., 1965, S. 21;
    A. Haigis, Die Vorfahren d. Barockmalers F. A. M., in: Südwestdt. Bll. f. Fam.- u. Wappenkde. 12, 1967;
    W. Bardili, Zur Ahnentafel F. A. M.s, ebd. 13, 1972;
    E. A. Maser, in: Pantheon 29, 1971, S. 292;
    F. A. M., Ausst.kat., Wien 1974 (L, P);
    H. Jäger-Sunstenau, in: Mitt. d. Österr. Gal., 1974, Nr. 62, S. 65 ff.;
    W. Cerny, Die Mitgll. d. Wiener Ak., 1978;
    H. Etzlstorfer u. I. Pichler, Schlägler Gem.kat., 1987, S. 318 ff.;
    Kindlers Malerei-Lex.;
    ThB.

  • Porträts

    Selbstbildnis, um 1767 (Wien, Österr. Barockmus.). Abb. in: E. Baum, Kat. d. Österr. Barockmus. I, 1980, Abb. 201.

  • Autor/in

    Hannes Etzlstorfer
  • Zitierweise

    Etzlstorfer, Hannes, "Maulbertsch, Franz Anton" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 429-430 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579185.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Maulbertsch: Anton Franz M. (auch Maulbetsch, Maulpertsch, Maulpetsch, Maubbertsch, Maubbetsch, Maulbert, Molbertsch; die vorstehende Schreibweise ist indeß nach dem Taufregister die richtige), Historienmaler, als Sohn des Malers Anton M., welcher schon in alten Nachrichten seiner Heimath als pictor artificiosus bezeichnet wird, geb. den 7. Juni 1724 zu Langenargen am Bodensee, in der vormaligen Grafschaft Tettnang-Montfort, jetzt in Württemberg, in Wien den 9. August 1796, kam in seiner Jugend durch die Vermittelung des auf den talentvollen Jüngling aufmerksam gewordenen Grafen Ernst aus dem von jeher kunstliebenden Montfort’schen Geschlechte nach Wien zu dem Maler van Roi in die Lehre und besuchte hernach daselbst mehrere Jahre die k. k. Akademie der bildenden Künste, welche ihm im J. 1750 unter dem Director Jakob van Schuppen den ersten Preis zuerkannte. Nachdem er im J. 1760 unter die Mitglieder dieser Akademie, deren Versammlungssaal er am Plafond mit allegorischen Fresken ausgeschmückt, aufgenommen worden war, nahm er seinen bleibenden Aufenthalt in der Kaiserstadt; zahlreiche Kunstaufträge für Schlösser. Abteien, Kirchen und Private und zur Abwechselung auch einige Reisen nach Italien, Rom etc. führten ihn jedoch viel von Wien weg und nach auswärts; die Ausführung der ihm gestellten Aufgaben blieb nicht hinter seinem Rufe|zurück und auch die öffentliche Anerkennung blieb nicht aus: nicht nur rückte er im J. 1770 zum Rathe der Wiener Akademie vor, sondern es wurde ihm auch die Auszeichnung der Ernennung zum k. k. Kammermaler sowie der Mitgliedschaft der Berliner Akademie der bildenden Künste zu Theil. Eine vollständige Aufzählung all seiner vielen, vorwiegend al fresco dargestellten Arbeiten, welche man in Wurzbach's biographischem Lexikon des Kaiserstaats Oesterreich (XVII. Theil S. 137—139) und zum Theil in Dlabacz' historischem Künstlerlexikon für Böhmen findet, würde bei seiner Productivität hier zu weit führen. Es genüge nur, einige derselben hervorzuheben, so die Fresken in der Bibliothek des Prämonstratenserstifts Strahow in Prag, über welche ein eigenes, eine Ansicht des Saales enthaltendes Werk unter dem Titel erschienen ist: Historische Beschreibung der von — am Bibliothekgebäude der Rev. Prämonstratenserordens-Canonie am Berge Sion zu Prag im J. 1794 verfertigten Gemälde. Prag, 1797. 4°; die Wandmalereien in der Hofcapelle und den Zimmern der Kaiserin Maria Theresia zu Innsbruck, in der Seitencapelle des heiligen Benno in der Hofkirche von Dresden; von Oelbildern mögen hier angeführt werden: drei Altarblätter für die Pianstenkirche zu St. Joseph Calasanz in Wien; das Hochaltarbild in der Kathedrale zu Raab; und Kaiser Joseph II., wie er in Mähren selbst den Pflug führt. Seiner Wirksamkeit nach gehört M. beinahe ausschließlich Oesterreich an, welches ihm zum zweiten Vaterlande wurde; in seiner Heimath, wo man ihn blos dem Namen nach kennt, hat er sich auch nicht durch ein einziges Kunstwerk verewigt. — Außerdem radirte M. Einiges in gelungener Weise, so: Ein Charlatan auf seinem Gerüste, vor ihm rechts viel Volk; ein (in großartiger malerischer Manier ausgeführtes) emblematisches Bild der Duldung; ein Bänkelsänger mit Guckkasten auf einem Gerüste links, rechts mehrere Volksgruppen; und nach ihm stach eine Reihe geachteter Künstler, wie Alberti, P. K. Fellner, Nothnagel, J. Beheim, F. Aßner, J. Schmutzer, C. Kohl etc. — Maulbertsch's Hauptfeld war die Freskomalerei; man rühmt an ihm Größe und Originalität in Composition und Gedanken, Genialität und Lebhaftigkeit in seinen Figuren, reizende, manchmal etwas bunte Farbengebung, welcher man namentlich bei seinen späteren Bildern das eingehende Studium italienischer Meister anmerkt, gute Verkeilung von Licht und Schatten; seine Zeichnung will man dann und wann etwas manierirt gesunden haben; auch sollen seine Arbeiten hin und wieder nicht alle gleich gut ausgefallen und manchmal von verschiedenem Werthe sein. M. war unstreitig ein großes Talent und einer von den Künstlern, die in Deutschland Ende des vorigen Jahrhunderts den Ton im großen historischen Fach angaben. — Ein nicht unbedeutender Schüler von M. war der zu Kreßbronn, einem zur ehemaligen Grafschaft Montfort gehörigen Weiler, im J.1737 geborene (1812 in Langenargen gestorbene) Maler Andreas Brugger, welcher ebenfalls durch die Protection des kunstsinnigen Reichsgrafen Ernst nach Wien kam und hier den Unterricht seines Landsmannes M. genoß. Durch die Munificenz des Grafen Franz Xaver von Montfort wurde es ihm später möglich gemacht, zu seiner weiteren Ausbildung noch nach Rom zu gehen, wo er mehrere Jahre mit Erfolg zubrachte und auch einen Preis errang. Bei seiner Rückkehr in die Heimath, an welcher er mit Leib und Seele hing, war daselbst gerade, wie beinahe in ganz Süddeutschland, die malerische Ausschmückung der Kirchen im damals herrschenden Rococostile im vollsten Gange. Wohl oder übel mußte auch er sich dieser Kunstrichtung oder besser gesagt Kunstverirrung, welcher sich zwar lebendige Composition, virtuose Technik und Farbenpracht nicht absprechen läßl, fügen; eine Reihe von Deckengemälden in Kirchen, so zu Rorschach, Tettnang, Gattnau etc. sind sein Werk; das zu Wurzach im Mittelschiff der Hofkirche, ein mit allen unvermeidlichen Zuthaten der Zopfmalerei ausgschmücktes Parforcestück in der Art des Januar Zick soll er in nicht mehr als zwei Monaten|vollendet haben; in viele andere Kirchen, wie in die von Langenargen, Weissenau, Engerazhofen, Oberdorf etc. lieferte er Oelgemälde von seiner Hand. Doch kann man eben nicht sagen, daß diese Thätigkeit in Verbindung mit der Abgelegenheit seines Wohnortes von den Sitzen der Kunst und mit dem Mangel an jeder Anregung von günstigem Einfluß auf seine künstlerische Entwickelung gewesen wäre; und so kam es, daß er, der sich aus diesem engen Wirkungskreise leider nicht loszureißen vermochte, nach und nach in seiner Kunst eher Rückschritte als Fortschritte machte, und nicht das leistete, was sein nicht geringes Talent einst versprach.

  • Autor/in

    P. Beck.
  • Zitierweise

    Beck, P., "Maulbertsch, Franz Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 689-691 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118579185.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA